USA Reisen
USA Travel
So far away [2015] - US Mainland and Hawaiian Islands
Reisestationen
Ziel | Nächte | Meilen | km | Zeit | Hotel | Stars |
Santa Monica | 2 | 13 | 20 | 00:23 | Le Méridien Delfina | **** |
Santa Barbara | 3 | 242 | 389 | 04:26 | The Fess Parker | *** |
Las Vegas | 3 | 377 | 607 | 07:18 | Vdara Hotel & Spa | **** |
St. George | 4 | 226 | 364 | 04:11 | Hilton Garden Inn | *** |
Page | 1 | 177 | 285 | 04:20 | Marriott Courtyard | *** |
Durango | 2 | 286 | 460 | 04:54 | DoubleTree by Hilton Hotel Durango | *** |
Albuquerque | 2 | 232 | 373 | 04:19 | Hotel Andaluz | *** |
Scottsdale | 3 | 407 | 655 | 06:30 | Hilton Garden Inn Scottsdale Old Town | *** |
Santa Monica | 2 | 397 | 639 | 06:02 | Le Méridien Delfina | **** |
Honolulu [Oahu] | 6 | 264 | 425 | * | Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort | *** |
Hilo [Big Island] | 3 | 701 | 1.128 | * | Hilo Hawaiian Hotel | *** |
Waikoloa [Big Island] | 3 | * | Hilton Waikoloa Village | **** | ||
Wailea [Maui] | 6 | 428 | 689 | * | Wailea Beach Marriott Resort & Spa | **** |
Kapaa [Kaua'i] | 5 | 332 | 534 | * | Courtyard Kaua'i Coconut Beach | *** |
Santa Monica | 1 | 13 | 20 | 00:23 | Le Méridien Delfina | **** |
San Diego | 4 | 135 | 217 | 02:05 | Hilton San Diego Bayfront | **** |
50 |
4.246 |
6.831 |
* Auf den Hawaiianischen Inseln nur Gesamtmeilen
Reiseroute
Reisebericht
Der Berg fühlt sich gut an! Die roten Felsen erstrahlen im ersten Sonnenlicht und nichts, aber auch gar nichts deutet momentan darauf hin, dass es nicht ein fantastischer Wandertag auf den Canaan Mountain werden sollte. Doch die Stimmung ist trügerisch. Links und rechts, dort wo die hohen, rot leuchtenden Wände des Water Canyon die natürlichen Grenzen ziehen, spitzen immer wieder zunehmend dunkler werdende Wolken in das Panorama. Wir steigen den White Domes entgegen, die ihre Leuchtkraft seit dem letzten Jahr nicht verloren haben. Hoch hinaus soll es gehen! Nicht auf dem "Top of the Rock" den Umkehrpunkt markieren! Nein, - weiter, weiter, weiter, viel weiter soll es gehen, denn die Landschaft darüber hinaus verspricht so manche Geheimnisse, möglicherweise weitere Highlights. Als jedoch der ab und an quälende und felsige Anstieg zu den White Domes beginnt, grollt es durch das Hochtal.
6 Stunden später, 3 Meilen Entfernung zum Trailhead:
Alarm in den Bergen! Zwei einsame Hiker stehen im Windschatten eines riesigen Felsens der Vermilion Cliffs. Der Regen versucht die Schwerkraft der Erde außer Kraft zu setzen und kommt waagerecht daher. Ringsum blitzt und donnert es unaufhörlich. Der Donner erschüttert uns in Mark und Bein und der Gedanke an den Abstieg, an die Gefahr einer Springflut unten im Canyon am Ende der Steilwand, ist zweitrangig. Irgendwie wird das schon gehen. Aber die Aussicht, das Auto wieder heil auf den Teer zu bringen, schwindet von Minute zu Minute.
7 Stunden später, 2,4 Meilen vom Trailhead:
Wir müssen zum Auto und das hat uns angetrieben, den Rückweg trotz widrigster Umstände wieder in Angriff zu nehmen. Als wir an den regennassen White Domes, die inzwischen zu den Silver Domes mutiert sind, vorbei sind, hält der nackte Fels gut unter unseren Füßen. Möglicherweise war es dieses Stimmungshoch, das uns zügig in Richtung Tal marschieren lässt. Und möglicherweise war das auch der Auslöser. Nicht nur der Regen steht waagerecht in der Luft, sondern ich nun auch. Und es war kein Erdbeben zu spüren, als mein Körper aus dieser waagerechten Position heraus unvermittelt auf den Felsen knallt. Alle Knochen scheinen in Ordnung, als jedoch der linke Ärmel der Jacke plötzlich eine dunkelrote Farbe annimmt, scheint es sich doch nicht nur um einen kleinen Unfall eines zunehmend älter werdenden Zeitgenossen zu handeln. Aber für die Schmerzen bleibt keine Zeit, der Abstieg zum Auto kann nicht warten!
Sieben Wochen USA, Südwesten und vier Inseln auf Hawaii, werden im wahrsten Sinne des Wortes Spuren hinterlassen. Begleitet uns auf dieser Reise durch einzigartige Landschaften, tiefe Canyons, kilometerlange Wasserfälle, auf den höchsten Berg der Welt und besteht mit uns so manches Abenteuer! Wir brauchen etwas, was uns antreibt, manchmal reicht bereits eine Tasse Kaffee. Aber nicht immer!
Montag
Es ist angerichtet. Entgegen der momentan üblichen Nachrichtenlage streiken keine Piloten, keine Fluglotsen, kein Sicherheitspersonal und keine sonstigen Mädels und Buben, die am Arbeitsprozess unseres USA-Fluges nach Los Angeles beteiligt sind. Also die gewohnte Prozedur: Online einchecken, Koffer zum Flughafen und gemütliches Essen beim Italiener mit einer guten Flasche Wein. Es läuft also alles sehr entspannt an.
Dienstag
Das Taxi wartet. Wir landen in der "charmanten" Business Lounge der Lufthansa am Münchner Flughafen, die mich jedes Jahr erneut an die Kantine meines Großbetriebes erinnert. Und Leberkäs' gab es auch noch keinen. Und dann schaufelst du Dir vor lauter Langeweile das andere Zeugs rein, irgendwann ist Dir schlecht und dann denkst Du Dir: warum?
Der Flug war unspektakulär - aber endlich die neue Business - und wir konnten auch etwas schlafen. Beim Landeanflug der Erstkontakt mit den roten Felsen des Valley of Fire, die von oben alles andere als einen interessanten Eindruck machen. Und nach 11 Stunden und 45 Minuten bricht der Terror los. Raus aus dem Monstrum, Immigration und dabei noch ein Erstkontakt: Die neuen Einreiseautomaten funktionieren wunderbar. Alle Fingerabdrücke sind gespeichert, zwei Zettel bekommen, also alles gut? Von wegen! Der gelangweilt unfreundliche Officer wartet. OK, dann halt nochmal die Finger auf den Scanner, die Zollbescheinigung, die wir noch im Flieger ausgefüllt haben, landet ungesehen im Papierkorb, aber dann! Nachdem wir die zwei Zettel aus dem Automaten am Zoll abgegeben haben, endlich zu den Koffern. Alles da? Yep!
Und für die Interpretation dieses Schildes reichten meine Englischkenntnisse leider nicht mehr. Ab in die rote Zone mit den Hotelshuttles.
Wer nun denkt wir übernachten am Flughafen, der irrt. Ich habe heuer einen absoluten Blödsinn bei der Planung veranstaltet. Das Angebot der Firma Sixt war finanziell gesehen gut, eigentlich sehr gut, aber wir werden es bereuen. Nun gut, der blaue Bus, der bei unserem TÜV vermutlich so was von durchfallen würde, bringt uns zum Renaissance Hotel. Der Schalter von Sixt ist gleich gefunden und wir freuen uns über einen nagelneuen Tahoe.
Ich schleiche dann meistens um das Auto, um zumindest laienhaft eine Prüfung vorzunehmen. Die Reifen waren aber auf Hochglanz poliert und das Profil war so, wie es sich der geneigte USA Wanderfreak wünscht. Aber hinten links war die Luft im wahrsten Sinne des Wortes raus. Es dauerte dann eine gefühlte Ewigkeit, bis ein Ersatzauto da war: Der GMC Yukon hatte ein paar Blechverletzungen, na gut, und wie ich leider erst später feststellte, hingen ein paar Kabel aus dem Body. Der "Faden", der unten aus dem Motorraum hing, war aber im Watercanyon ins Nirwana verschwunden. Grundsätzlich war das Teil wirklich klasse, ich habe noch nie eine so fein abgestimmte Automatik gefahren. Bis auf ein Feature, das war der Horror: Ich fahre die Parkgarage runter und auf einmal vibriert mein Fahrersitz. Ähm nobel, Massagestuhl? Mitnichten, das ist eine Warnung für den Fahrer, wenn 's mal etwas knapp hergeht. Und nachdem die übervorsichtigen Amis das Racing auf den Straßen nicht so mögen und auch nicht können, hat 's bereits bei der ersten Fahrt mehrmals vibriert. Ehrlich gesagt bin ich eher erschrocken, als dass ich es als Warnung verstanden hätte. Mensch Yukon, ich fahre doch immer so, also hör auf mit dem Schmarrn! Tat er nicht ... Lausbub!
Walmarts gibt es in Los Angeles nur einen und der hat einen schönen Cooler und ein paar Getränke für uns. 18 Uhr Ortszeit, wir sind endlich im Hotel, 7. Stock, Blick auf 's Meer, - jetzt tut es gut, wieder hier zu sein! Die Hotelbar hat mein Heineken schon kaltgestellt und das zweite war auch noch kühl - gute Nacht!
Letzte Anmerkung des Tages: Der Walmart (nicht alle, aber inzwischen viele) hat keine Plastiktüten mehr. Umweltschutz! Wie schön und draußen laufen die Monstertrucks, damit es auch wirklich kühl bleibt im Karr'n.
Mittwoch
Anscheinend waren zwei Bier zu wenig, denn es war bereits um 3.30 Uhr "Ende Gelände"! Die Kaffeemaschine gurgelt, die restlichen Dinge werden sortiert und vorbereitet und nach dem Frühstück geht es zur ersten Wanderung.
Um 6.45 Uhr, bei kühlen 65 Grad und bewölktem Himmel, parkt der Yukon im Del Cerro Park südlich von Santa Monica in den Rolling Hills von Palos Verdes. Nur kurz folgen wir der Anliegerstraße bis zum "Palos Verdes National Preserve - Portuguese Bend Reserve" und stellen fest, dass hier keine armen Leute wohnen. Der Portuguese Canyon breitet sich bis zum Meer vor uns aus. Der Burma Road Trail ist einfach zu gehen und breit, die Anwohner treiben bereits Frühsport. Nach 45 Minuten wechseln wir den Trail, der sich nun hinunter in Richtung Meer schlängelt. Die negative Steigung ist zwar unwesentlich, da die Wege aber teilweise auch für Mountainbiker angelegt sind, geht es in schwungvollen Serpentinen abwärts.
Wir sind an der Uferstraße angekommen und müssen leider ein kurzes Stück diese vielbefahrene Road gehen, bis wir zum Sacred Cove View Trail kommen. Von oben sieht die Bucht wie so viele Buchten aus. Wir wandern hinaus auf den Inspiration Point und dann runter zum Strand. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Sea Arch, das interessiert uns natürlich, aber wirklich unglaublich sind die Steine, die hier am Ende der Bucht liegen. Ich denke an Hundertwasser und Gaudi und ich denke an die Kunstkenner, die jeden Pinselstrich, den ein 9-Jähriger auch zustande gebracht hätte, eine halbe Stunde betrachten, um dann eine, zumindest für mich Normalbürger "unglaubliche" Interpretation zum Besten zu geben. Hier hat Herr und Frau Natur ganze Arbeit geleistet.
Als wir dann noch über Seelöwen stolpern, die faulenzend auf Steinen vor dem Sea Arch liegen, und unweit ein paar Delfine durch den Meereshorizont schwimmen, ist die Szenerie perfekt. Ein gelungener Auftakt! Wir gehen noch den Strand zurück und kraxeln über die Felsen an den Fuß des Inspiration Point. Dort an der Stirnseite befinden sich zwei Höhlen. Leider erreicht man nicht die Perspektive, um hineinzusehen.
Es geht den Cliffside Trail hinauf und dann wird es gefährlich! Der Bow and Arrow Trail führt direkt durch eine Pfeil-und-Bogen-Schießanlage. Die Herren üben schon fleißig und wir konzentrieren uns mehr auf möglicherweise fliegende Pfeile, als auf den Weg. Als wir die Küstenstraße hinter uns gelassen haben steigen wir zum Trailhead auf. Diese gemächliche Wanderung hätte viele Alternativen, denn hier kreuzt ein Trail den anderen. Nach 3,77 Meilen sind wir zurück am Auto, das reicht auch für den ersten Tag, denn die Augen werden schon wieder kleiner.
Das Point Vicente Lighthouse, das wir mit dem Auto ansteuern, hat schon bessere Tage gesehen. Es ist auch abgesperrt und ein Schild weist darauf hin, dass nur geführte Touren möglich sind. Viel interessanter sind hier die Wale-Spotter. Auf einer Tafel ist minutiös aufgeführt, welche Walarten, darunter 15 Grauwale, heute schon gesichtet wurden. Die Ferngläser und Fotoobjektive, die die Kameraden hier haben, sind unglaublich und vermutlich auch unbezahlbar.
Vor dem Abendessen spazieren wir durch die 3rd Street Promenade und es fällt auf, dass kaum was los ist. An der Bar des "Del Fresco" freuen wir uns über den wunderschönen ersten Tag an diesem wunderbaren Ort vor den Palmen und dem Meer. Was für eine Kulisse! Gutes Essen und einen fantastischen Rombauer im "Water Grill" beschließen ihn, - den Tag.
Donnerstag
"It never rains in California", - Albert Hammond irrt und zwar gewaltig, das werden wir heute leider erleben. Als wir nach einem IHOP-Frühstück an der CA 60 die 64 Grad Fahrenheit halten können, da der große gelbe Ball noch sichtbar ist, waren das ziemlich die letzten Sonnenstrahlen für den Tag.
Nach 53 Meilen verlassen wir die Interstate 210 beim Exit 52 zur Base Line Road. Das Wetter wird immer schlechter je näher wir den Bergen kommen. Die Mount Baldy Road schraubt sich dem Trailhead entgegen. Immer wieder greift die linke Hand hinter das Lenkrad, um den Scheibenwischer anzustellen und nach 67 Meilen sind wir endlich am Parkplatz. Fee Recreation Area, aber den notwendigen Adventure Pass kann man nicht kaufen, da das Visitor Center im Ort geschlossen hat. Pech gehabt!
Der Yukon hat es schon angezeigt, aber als wir das Auto verlassen, erfahren unsere Körper Gewissheit: Es hat 3 Grad Celsius, die Nebelschwaden ziehen durch die Felsen und die Sicht ist alles andere als gut. Die Planung dieses Tages war davon bestimmt, dass der "Mount San Antonio", die Hiesigen nennen ihn "Mount Baldy", ein Aussichtsberg ist. Was tun? Und als uns ein Bergkamerad mit kurzer Hose und Zelt auf dem Buckel am Trailhead herzlich begrüßt, wollen wir es doch angehen. Jacke an, Regenjacke an, Kapuze rauf, unten rum ist 's etwas kalt, aber die Bewegung wird es schon richten und los!
Das GPS zeigt auf eine abgesperrte Forststraße, der wir nun folgen. Wir sind noch keine 10 Minuten unterwegs, kommt ein Auto. Wie es unter uns Bergbauern so üblich ist, hält der Bursche an, kurbelt das Fenster runter und erzählt uns, dass es oben Schneefall geben wird. Danke, sehr nett, das hebt unsere Stimmung gleich gewaltig. Knapp eine Meile sind wir auf der Straße unterwegs und dann geht es ab auf einen echten Wanderweg. Ohne GPS hätten wir den Abzweig wohl übersehen, denn kein Schild weist darauf hin, dass es hier zum Summit geht.
Der schmale, jedoch gut gepflegte Trail schlängelt sich nach oben und eigentlich sind wir über die Steigung froh, da uns endlich etwas wärmer wird. Die Hoffnung, dass mit zunehmender Höhe der Nebel verschwindet, erfüllt sich nicht. 50 Meter Sicht, von Switchback zu Switchback, sind doch ausreichend, oder? Höhenlinie für Höhenlinie steigen wir auf und als wir ein Geröllfeld queren und der Wald seine Schutzwirkung verliert, kommt ein fieser, kalter Wind dazu. Sport ist einfach schön, nur Handschuhe wären jetzt nicht schlecht.
Nach 3,2 Meilen geben die Nebelschwaden den Blick auf einen Vorgipfel frei, es scheint sogar die Sonne, aber die Freude ist nur von kurzer Dauer. Die nächste Meile hat es in sich, man spürt nun auch die Höhe, der Gipfel liegt auf über 10.000 Fuß. Nach 4,25 Meilen, die Waden brennen schon, erreichen wir den Summit. Hier oben bläst der Wind so heftig, dass wir nach einer sehr, sehr kurzen Pause wieder aufbrechen und statt der Aussicht auf das San Bernadino Valley und die Metropole die Bäume und Büsche bewundern. Der feuchte Nebel ist gefroren und hat Schicht für Schicht Eiskristalle auf jede spitze Nadel aufgezogen.
Als wir auf der langen Traverse des Devils Back Bone Trails angekommen sind, zieht uns der Wind fast die Füße weg und wir sind froh, als es wieder geschützter abwärts geht. Unsere Hände sind blau und klamm, es friert uns furchtbar! Es geht dann ziemlich steil abwärts und wir treffen auf eine alte Forststraße, die an einem Sessellift vorbeiführt. Endlich wieder Zivilisation! Ein Restaurant gäbe es auch und kurz hatte ich die Hoffnung, dass es geöffnet hat. Jetzt ist es auch schon egal, wir hiken auf der Straße weiter dem Tal entgegen.
Wir treffen auf eine Gabelung, nach rechts geht es etwas bergauf, gerade aus weiter dem Tal entgegen. Vorsichtshalber konsultiere ich das GPS und die Lage des nächsten Wegpunkts deutet darauf hin, dass "Strait ahead" die richtige Richtung ist. Die Straße verliert jedoch nach rund einer halben Meile die notwendige Richtung, also wieder zurück und an der Gabel die andere Straße nehmen. Mann, Mann, Mann! Fast statisch gehen wir bald weiter bergab. Die Straße vollführt großzügige Kurven um jeden Einschnitt herum und irgendwann nach gut 10 Meilen sind wir an dem Abzweig, den wir beim Aufstieg genommen haben. Nur noch eine knappe Meile; völlig durchgefroren erreichen wir nach insgesamt 11,2 Meilen (18 Kilometer) und 6 Stunden Schockgefrierung des Körpers das Auto. Es hat noch immer 3 Grad!
Erste Maßnahme: Auto anlassen, Heizung auf Volldampf! Kalifornien kann schön sein. Als wir die Berge verlassen und unsere Körper einigermaßen Normaltemperatur erreicht haben, wird das Wetter besser. Nachdem die obligatorische Zigarettenpause nach einem gelungenen Hike der Kälte zum Opfer gefallen ist, stehen wir jetzt am "San Antonio Dam" und sehen das erste Mal weiter als 200 Meter. Welche Wohltat!
137 Meilen bis Santa Barbara, auf geht's! Um 19 Uhr erreichen wir das Fess Parker. Unser Zimmer ist völlig überdimensioniert, aber die warme Dusche tut gut. Es reicht noch für ein kleines Essen an der Hotelbar, der knappen Erkenntnis "das war ein Tag" und dann ist es gut für heute.
Freitag
7 Uhr, 55 Grad, die Frisur hält! Das Frühstücksangebot lässt keine Wünsche offen, der Koch hat es drauf und mein Omelett schmeckt fantastisch. Wir brechen auf nach Oxnard.
Als wir am Hafen bei den "Island Packers" ankommen, hat die Sonne den Tag mit Wärme erfüllt. Das Schiff "Vanguard" steht bereit und wir tuckern um 9.30 Uhr gemächlich aus dem Hafen. Letztes Jahr im Winter haben wir eine Walewatching Tour auf dieser Route gemacht, nur heute bleiben die Wale auf der Überfahrt zur Anacapa Insel außer Sicht. Ein paar Delfine begleiten uns und nach einer Stunde kommt bereits unser Highlight, der Arch Rock aka. Cabrillo Arch aka. House of Pelicans, in Sicht. Breitbeinig steht er im Meer und wird von den Möwen zugesch... Schön ist er trotzdem, der Bursche, und gewaltig! Das Leuchtfeuer auf der Insel markiert das Ziel; nach einer Stunde und 15 Minuten legen wir auf der Anacapa Island Ost an. Wir sind im Channel Islands National Park.
Man könnte gleich wieder zurück fahren, das hätten wir mal besser gemacht, denn die Insel hatten wir locker in zwei Stunden erkundet. Aber nun haben wir 4,5 Stunden Zeit. Gruppen betrachten jede Pflanze, lassen sich von einer Rangerin alles erklären, aber für so was haben wir weder die Geduld, noch gefällt uns das. Und merken kann man sich im Alter sowieso nichts mehr. Also auf, wir bahnen uns unseren eigenen Weg durch Tausende von Möwen, deren Gestank und deren Geschrei. Sich auf eine Bank zu setzen und die Szenerie zu beobachten funktioniert nicht, denn die Hinterlassenschaften der Viecher lassen keinen Spielraum. Die Tische vor dem Visitor Center haben einen Propeller, ehrlich, der bewegt sich im Wind, damit hier keine Möwe landen kann. Das Problem kann für die Sitzbänke aber nicht gelöst werden.
Es gibt, was ja für die USA sehr ungewöhnlich ist, nichts zu kaufen und vermutlich handelt es sich auch um eine Non-Smoking-Insel. Aber wir schaffen es doch immer wieder an den Aussichtspunkten alleine zu sein. Leider ist der Cabrillo Arch nicht zu sehen, wir haben vieles probiert. Aber durchaus auch schöne Eindrücke und fast drei Inselumrundungen lassen dann auch die viereinhalb Stunden vergehen. Leider sind die letzten Meter zum Leuchtturm gesperrt. Begründung: Das Nebelhorn könnte Gehörschäden verursachen. Das juckt uns aber nicht!
Als unser Boot wieder ablegt, nimmt es Kurs auf den Sea Arch. Sogar eine Umrundung ist drin, - sehr gut! Um nach Walen Ausschau zu halten, war dann wohl keine Zeit mehr, denn wir fuhren mit Vollgas durch bis zum Hafen. Schade!
Santa Barbara stinkt! Wir gehen zum Abendessen durch einige Seitenstraßen, die nicht allzu vertrauenerweckend waren, zum Arch Rock Restaurant in der Anacapa Street. Wie es nur immer so passt, unglaublich! Das Essen war gut, der Wein auch, das Ambiente und die Koordination der Speisen ist aber noch sehr ausbaufähig. Zurück nehmen wir lieber die belebte State Street und dann den Strand entlang, das erscheint uns sicherer.
Als wir zum "Schlürschluck" an der Hotelbar landen, macht sich Muskelkater bemerkbar. Der Mount Baldy zeigt Nachwirkung!
Samstag
Heute Nacht war "Feuer unter dem Dach", ob es am Essen im "Arch Rock" lag, werden wir nie erfahren. Aber es gibt keine Ausreden, zumal uns heute eine wirklich positive Überraschung erwartet. Nach einem wunderbaren Frühstück machen wir uns auf die Reise nach Norden, folgen der 101er bei sonnigen 61 Grad, und biegen bereits nach 35 Meilen in den Gaviota State Park ein.
Der Parkplatz am Start des "Beach to Backcountry Trail" ist noch ziemlich leer, die Wanderstiefel sind geschnürt und der Rucksack geschultert. Am Trailhead-Gatter warnt ein Schild vor Mountain Lions, aber dieses Glück werden wir vermutlich nicht haben. Die Sonne begleitet uns 0,58 Meilen die Straße nach Norden. Im Rücken glitzert das Meer und bildet einen wunderbaren Kontrast mit den braunen, gelben und grünen Hügeln. Hier geht es ab in die Prärie, der Anstieg steigert sich, aber uns hält nur immer wieder der Rückblick auf das dunkelblaue Wasser auf. Es ist schön hier!
Eine entgegenkommende Hikerin warnt uns vor Klapperschlangen. Danke Mädel! Wir sind nun seit 23 Jahren in den USA unterwegs und hatten noch nie das Glück, diese Spezies live zu sehen. Als wir den ersten Aussichtspunkt auf die Felsen der Wind Caves, die Santa Ynez Mountains und auf der anderen Seite den Strand und das Meer erreichen, liegt da mitten auf dem Trail ein so faules Viech. Endlich eine Klapperschlange! Obwohl, es war ein "Schlängelein" oder wie auch immer die Verniedlichung von Schlange heißt. Dieses Babyreptil blockt den Trail so lange, bis ich mit einem Foto durch war. Klappern kann sie wohl auch noch nicht. Dann mal kurz auf den Boden gestampft und weg war sie. Ab zur Mama!
Nach 1,1 Meilen erreichen wir die erste Wind Cave mit einem Triple Arch. Braun, gelb und rot sind die Farben, die diese Höhle in einer wunderbaren Struktur zeigt. Sie ist so groß, dass man durchklettern kann. Wirklich sehr schön! Bald danach kommt die 2. Cave und unmittelbar folgt die Dritte.
Die Wanderung geht weiter nach oben zu einem mächtigen Felsbuckel, der aussieht, wie wenn man ihn mit einer Kanone beschossen und getroffen hätte. Das Eye of Gaviota, fast kreisrund, ist das Ziel und das Ende des Aufstiegs. Nach einer kurzen Pause klettern wir links um den Felsen herum nach oben. Man kommt sozusagen von hinten in das Auge und hat ein natürliches Fernrohr auf die Szenerie. Wasser, Felsen, Strand und die US Route 101.
Die Sonne meint es heute bislang gut mit uns und wenn man an das Wetter von vorgestern denkt, dann kann man sich diesen Wandel fast nicht vorstellen. Auch der Gaviota State Park ist eine sehr angenehme Überraschung. Viele Trails führen auch in das Gebirge des Hinterlandes und sind einen erneuten Besuch in den nächsten Jahren absolut wert. Nach 2,7 Meilen sind wir wieder am Auto und uns einig, dass das eine schöne Wanderung war.
Auf dem Rückweg nach Santa Barbara wird das Wetter wieder schlechter. Aus den Bergen schieben sich dunkle Wolken Richtung Strand. Nach einer kurzen Kaffeepause auf dem Zimmer machen wir uns auf zu einem Spaziergang zur State Street. Das Wetter weiß nicht so recht, was es will, wenn der Wind aufkommt, kann man tatsächlich eine Jacke vertragen. Da wir aber meistens in den Geschäften rumlungern, stört dieses Teil gewaltig. Halber Preis bei Coach, na dann!
Auf dem Rückweg haben wir die Zeit gemessen. Ja, es mag ja sein, dass wir "nicht ganz sauber" sind, gleichwohl hat diese Maßnahme einen guten Grund. Wir haben zum Abendessen im "Seagrass" reserviert und müssen natürlich abschätzen können, wann wir uns "daheim" auf dem Weg machen müssen.
Das Abendessen war sehr gut, das Restaurant hat sich auch etwas differenziert, d.h., das Angebot war ein etwas anderes, als man es von den einschlägigen Lokalen gewohnt ist. Zurück zum Hotel sind wir dann mit dem Taxi gefahren. Das war ein Erlebnis. Die afroamerikanische Fahrerin - ich hoffe, das ist politisch korrekt - hatte einen Sound im Auto, der nicht nur gut, sondern auch sehr laut war. Die Qualität der Stossdämpfer war auf die Musik abgestellt, so dass der Körper keine Anstrengungen unternehmen musste, um sich zur Musik zu bewegen. Lustig war es und an der Hotelvorfahrt haben sie nicht schlecht gestaunt, als nur wir ausgestiegen sind. Ein sehr schöner Tag geht mit einem Paukenschlag zuende.
Sonntag
Wir verlassen Santa Barbara kurz vor Acht. Der Yukon meldet 60 Grad, die Augen sehen Sonne pur. Wir düsen nach Las Vegas, aber nachdem die Fahrt den Tag nicht ausfüllt, sind noch zwei Wanderungen in Kalifornien geplant. Also setzen wir unsere Pneus auf die 101 South und fahren fast nach L.A. zurück. Über die CA 134 erreichen wir die Interstate 15, die bekanntermaßen direkt in das Spielerparadies führt. Aber in Barstow setzen wir den Blinker, die Wüste hat uns wieder!
Als das Schild "Rainbow Basin - Owl Canyon Campground" auftaucht, hat unser Auto Kontakt zu Mutter Erde bzw. Mutter Sand. Gut gepflegt diese Road, ein SUV ist eigentlich völlig überdimensioniert. Nach 3 Stunden und 20 Minuten Fahrt für 214 Meilen sind wir am nördlichsten Ende des Owl Canyon Campground, dort, wo der Head für den Owl Canyon Trail angeschlagen ist.
Der Weg geht immer der Canyon Wash - war hier irgendwann mal Wasser? - entlang. Schöne, farbenfrohe Badlands begleiten uns. Borax-grün, braun, gelb, grau, rot, - ja, Sand, Staub und Felsen können manchmal sehr schön sein. Nach 0,7 Meilen kommt ein interessantes Feature: Ein Loch klafft im Fels. Neugierig wie wir sind, schauen wir hinein. Die Höhle führt nach rechts und wird schnell dunkel: Mama, Angst, böses Tier! Ich liebe Apple und das iPhone: Die an Board befindliche Taschenlampe leuchtet den Raum ziemlich aus. Mutigen Schrittes gehen wir, respektive Monika, voran und siehe da, nach zirka 10 Meter strahlt ein heller Schein entgegen, die Sonne. Wir haben eine Brücke gefunden und nennen sie ganz kreativ Owl Canyon Bridge. Auf der anderen Seite geht es kurz hinauf und dann zurück in den Canyon. Die Neugier und der Abstecher haben sich gelohnt.
Wir gehen die Wash noch ein Stück weiter bis nach 1,14 Meilen große Steine im Weg liegen, die man überklettern müsste. Das machen wir aber nicht mehr und drehen um, denn die interessantesten Felsen haben wir vermutlich gesehen. Nach 2,1 Meilen sind wir zurück am Trailhead.
Direkt in der Nachbarschaft ist jedoch noch eine andere Attraktion: Das Rainbow Basin. Es sind nur 2,5 Meilen und dann erreichen wir die "Rainbow Narrow One Way Loop Road". Diese Rundstraße führt durch das Basin. Wir steigen für einen kurzen Hike nur ab und zu aus dem Wagen. Hier sind die Farben interessanter und kräftiger und es gibt sehenswerte Felsformationen. Ein wunderschöner Ort, aber inzwischen verspüren wir den Drang nach Las Vegas.
Kurzer Tankstopp in Baker, alle Zapfsäulen stehen auf über 4 Dollar pro Gallone Regular. Kurz vor dem Primm Outlet leuchten zwei Türme in blendendem, gleißendem Licht. Was ist das? Wir haben es noch nicht gesehen, denn letztes Jahr sind wir auf anderen Strecken an- und abgereist. Eine tolle, futuristisch anmutende Solaranlage verrichtet seinen Dienst. Die unzähligen Spiegel leiten die Sonnenstrahlen zu den angesprochenen Türmen, die Clark Mountain Range im Hintergrund ist nur noch "halb" wahrnehmbar und Fassade. Endlich ein ausreichend ausgeleuchteter Ufo-Landeplatz. Ihr könnt "nach Hause" kommen Jungs. Obwohl, - nachts dürfte es so dunkel wie eh und je sein, also bleibt wo ihr seid.
Wir kommen so entspannt und ohne Stau wie noch nie in Las Vegas im Vdara an. Da das Hotel kein Casino hat, sind die Wege zum Check-in sehr kurz. 25. Stock, tolle Suite mit Blick auf die Fountains des Bellagio, was will man mehr. Erst als wir unser Bier an einer Bar im Aria genießen, erschrecken wir einigermaßen. Das Heineken kosten inzwischen 9 USD, letztes Jahr 8, also über 10 Prozent mehr. Gut, dann trinke ich noch eins.
Auf dem Weg zum Caesars entdecken wir im Bellagio ein neues Lokal neben dem Hyde, das Lago (früher Circo). Es ist sehr modern, mit hellen Farben und das Bier kostet ... Das Abendessen im Spago war gut wie immer, es waren wenig Gäste da. Aber das haben wir die letzten Jahre schon bemerkt. Nur vorne im Bistro ist immer volles Haus.
Auf dem Heimweg genießen wir das wunderbare Klima, nicht zu warm, nicht zu kalt, kein Wind, so angenehm hatten wir es hier lange nicht mehr. Mit diesem, fast mediterranen Gefühl sagen wir: Good night Las Vegas, CU tomorrow!
Montag
Zwei Kaffee im Starbucks über 10 USD, also die Preise haben auch hier angezogen. Für den schlechten Eurokurs können die Burschen ja nix.
Der Pool im Vdara ist nicht besonders prickelnd und die Fashon Show Mall, der Frontbereich ist gerade Baustelle, hat nur, was wir auch haben bzw. nicht gefällt. Also beginnt der fast bewegungslose Tag bei einem Bier und einer Strawberry Margharita an einer Bar im Bellagio. Das ist für uns noch altes LV-Feeling! Das Abendessen im Blue Ribbon war wieder so lecker und der Rombauer erst ;-)
Dienstag
Schluss mit der Faulenzerei, bereits nach einem Tag geht uns so etwas inzwischen dermaßen "auf den Senkel"! Der Kaffee vom "Market Café"
ist zwar auch sauteuer, schmeckt aber nicht. Egal, es geht los, wir setzen uns auf die Interstate 15 nach Norden.
Der bekannte Valley of Fire-Exit 75 gehört uns. Und dort wo die Valley of Fire Road nach drei Meilen einen Knick nach links macht, düsen wir gerade aus weiter in den Backcountry Byway. Die Staubfahne hinter dem und das Gepolter im Auto signalisiert Fuß vom Gas. Nach zirka zwei weiteren Meilen wird die Dirtroad noch schlechter und nach 4 Meilen weist ein Schild darauf hin, dass es noch 2 Meilen bis zu den Buffington Pockets sind. Eine Meile fahren wir noch; hier ist auch mit unserem High Clearance Mietfahrzeug Schluss. Dass das eine gute Entscheidung war, haben wir bald festgestellt.
Als wir bei strahlendem Sonnenschein die Dirtroad weiter wandern, begegnet uns bereits links oben das "Eye of the Buffington Pockets" und beobachtet uns. Es ist durchaus ein großes Auge und die NSA wäre froh, wenn sie so gut sehen könnte. Wir sind nur eine halbe Meile unterwegs und schon beginnt der Fels den Sand der Straße zu verdrängen. Hellrosafarbener Slickrock, wunderschön gezeichnet mit eingelassenen Moquis, die aussehen wie Regentropfen.
Als wir nach 0,9 Meilen rechts in die Wildniss abdüsen, wird die Gegend immer erstaunlicher. Unvermittelt kommt ein kleiner Damm in Sicht, der einem engen Canyon die Luft zum Atmen nimmt. Er ist auf der rechten Seite leicht zu umklettern und als wir mitten in dieser engen Wash wandern, führen die rot-braun gestreiften Wände über einige Wasserlöcher hinaus in die Pockets. Das Auge wandert die nahegelegene Gegend und den fernen Horizont ab. Südwesten pur soweit das Auge reicht. Selbst an den Berghängen wurden Taschen mit rot und gelb leuchtenden Skulpturen, von Felsen will ich nicht mehr reden, geöffnet.
Nach 1,25 Meilen halten wir uns wieder rechts, aber nur weil das GPS es "sagt". Aber schau mal da links oben! Wir verlassen unsere Route und tauchen ein in diese unglaubliche Landschaft, die kaum zu beschreiben ist. Squirls, überdimensionierte Klodeckel, Burger, wie sie McDonalds noch nie geformt hat, Henkel, die in jeder Straßenbahn Aufsehen erregen würden. Wir hangeln uns von einer Attraktion zur anderen. Der Mikrokosmos dieser Steintaschen ist nicht weniger schön. Mandelbaumgrafiken kennt man von früher als Performanceindex für Grafikkarten. Diese Felszeichnungen haben durchaus Ähnlichkeit damit. Die Farben reichen von Weiß über Rot, Braun und Gelb bis zum Violett. Klare Strukturen vervollkommnen das Bild. Der Bildschirm auf dem GPS hat die Route längst verloren - der Foto glüht!
Steinbogen für Steinbogen, Alkoven für Alkoven, - es nimmt kein Ende, aber wir müssen es trotzdem finden. Der Out-Knopf am Handgerät zeigt, dass wir einen riesigen Umweg gemacht haben, die Richtung stimmt jedoch noch! Erst als das Gehirn keine Eindrücke mehr aufzunehmen scheint, wandern wir nach 3,5 Meilen zurück zur Route in ein Tal der Muddy Mountains. Etwas farbloser machen wir querfeldein Strecke. Die 4WD-Straße ist nicht weit, wäre aber ein riesiger Umweg. Hier funktioniert das wunderbar die Wash entlang! Am Ende des Tals geht es moderat hinauf und die Dirtroad hat uns wieder.
Es geht nach rechts bis der Berg den Weg versperrt, dann zapfig abwärts in das nächste Tal. Die Freude währt nur kurz, denn dann ist ein Bergrücken zu queren, um sich über die "Prärie" weiter zur Mountain Wilderness Road durchzuschlagen. Dort, wo sie für alle Allradfreaks gesperrt ist, beginnt der Trail. 5,2 Meilen sind wir unterwegs!
Wir folgen dem gut sichtbaren Wanderweg hinauf auf einen Kamm. Und dort oben öffnet sich erneut ein Paradies. Das vor uns liegende Tal der Muddy Mountains leuchtet uns mit weiteren Pockets entgegen. Im Hintergrund bauen sich die schoko-braunen Berge als Leinwand auf, die im übrigen partiell auch eine wunderbare, interessante Struktur haben. Die Sonne macht aus dem milka-braun violett, aber jetzt, nachdem wir den Abhang nach rechts runter gegangen sind, sitzen wir in einem feuerroten Alkoven, blicken auf das Tal und machen Brotzeit!
Das Feuerwerk der Gefühle und die leuchtenden Augen sind noch nicht vorbei! Am Talboden entlang wandern wir von Felsformation zu Felsformation. An den Hang gelehnt begrüßt uns "Old Joe", der an seiner Pfeife zieht und zu fragen scheint, was wir denn hier wollen. T'schuldigung, aber wir versprechen, dass heute keiner mehr kommt. Auf einem Felsen ist ein Barhocker aufgebaut, aber nachdem die Getränke fehlen, wird er nur digital abgelichtet. Die Felszeichnungen, die wir bereits in den Buffington Pockets gesehen haben, werden in Struktur und Klarheit noch übertrumpft.
Wir sind jetzt 4 Stunden und 7,3 Meilen unterwegs, als das GPS mahnt, auf den Felsrücken zu steigen. Oben thront nämlich das Windy Windows, ein netter Steinbogen, der als Aussichtspunkt absolut geeignet ist. Mit seinem braun kommt er etwas schmucklos daher. Wir gehen hindurch, steigen wieder ab und folgen der Wash. Plötzlich wird diese aber zur Schlucht und es braucht die mitgebrachte topographische Karte, um zu entscheiden, welchen Weg wir nehmen. Eigentlich ist der Rundweg durch diese tiefe Spalte geplant, aber die Höhenlinien verraten nichts gutes. Wir entscheiden uns deshalb rechts nach oben zu gehen, um querfeldein unseren Hinweg wieder zu erreichen. Aber auch das ist nicht so einfach. Die moderaten Hügel haben sich in Berge verwandelt, deren Abhänge durchaus steil sind. Dank der Karte und der Steuerung auf einen GPS-Punkt des Hinweges klappt es jedoch dann. Nach knapp 8 Meilen sind wir zurück auf unserem Weg. Wir waren einigermaßen froh, dass es funktioniert hat, denn alles zurück wäre vermutlich weder schön, noch unanstrengend gewesen. Wir sind im übrigen jetzt auch nicht mehr die Frischesten.
Nach knapp 7 Stunden für 12 Meilen stehen wir am Auto. Unsere Füße ziert inzwischen der Flip-Flop und die Kehle hat den ersten, kalten Eistee wunderbar vertragen. Das war alles fast unglaublich!
Gegen 17 Uhr sind wir wieder in Las Vegas und können uns den Sand und Schweiß vom Körper waschen. Das Bier an der Lobbybar zischt und kann den Durst immer noch nicht so recht löschen, aber es tut gut. Das Abendessen im Jean Georges war nur ärgerlich, da total überteuert und schlecht. Die Dame am Empfang war schon nicht sehr freundlich und unser Ober war nur arrogant und unsympathisch. Schade, so ein toller Tag mit einem "schlechten", jedoch unbedeutendem Ende!
Mittwoch
Um kurz vor 8 Uhr verabschieden wir uns von Las Vegas bei sonnigen 74 Grad mit der Erkenntnis, dass das Vdara echt empfehlenswert ist. Mit seinen kurzen Wegen, da es kein Casino gibt, einem angemessen Zimmerpreis und schönen Räumen, ist das Hotel eine echte Alternative zu den umliegenden Resorts.
Die Interstate 15 bringt uns nach Nordosten. Bei Mesquite erreicht die Autobahn den Virgin River. Den braucht sie dringend, denn ansonsten wäre an der Staatsgrenze zu Arizona kein Durchkommen. Die Beaver Mountains stellen sich mächtig in den Weg, aber "The Narrows", die der Fluß gegraben hat, bieten einen schmalen Durchschlupf. Und dann sind wir gleich in Utah. Kurz vor Saint George stellt sich die Uhr eine Stunde vor.
Über Hurricane fahren wir weiter nach Virgin und dann die Kolob Terrace Road. Nicht zur Subway, sondern zur Hoodoo City soll es gehen. Aber leider ist die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Erst um 12 Uhr ginge es weiter. Aber nachdem für nachmittags weitere Sperrungen angekündigt sind, machen wir kehrt und fahren in den Snow Canyon State Park. Unser Ziel sind die White Rocks, die wir über die Red Hills Road und den Highway 18 erreichen.
Der Trailhead liegt ausserhalb des Parks, 0,7 Meilen nach dem Abzweig zum Snow Canyon. Dieser Parkplatz unterliegt auch der State Park Fee, die man aber hier nicht bezahlen kann, sondern nur am Park Eingang. Pffffffff ... - wir wandern auf die weißen Felsen zu, es ist nicht weit, und dann geht es nach rechts in einer Schleife nach Südwesten in das Amphitheater aus weißen Brainrocks. Ein kleiner Damm staut das vermutlich nicht sehr reichlich fließende Wasser zu einem kleinen Teich, der auf der Nordseite durch viel Sand bedroht ist. Der grüne Saum, der sich durch das Wasser bilden konnte, trennt die Kontrahenten, aber wie lange noch. Das Ganze ist aber eine sehr nette und interessante Szenerie, getrieben von farblichen Gegensätzen, die von den im Hintergrund liegenden schwarzen und braunen Bergen komplettiert wird. Eine halbe Meile vom Parkplatz und Trailhead genießen wir diese Natur bei einer kurzen Pause.
Auf dem Hinweg haben wir entdeckt, dass sich der Trail gabelt und wir beschließen, den Lava Flow Trail zu erkunden. Ahnungslos darüber, wie der Weg beschaffen ist, ahnungslos darüber, wohin er führt, stürzen wir uns in das Abenteuer. Nein, das Risiko ist kalkulierbar, denn die Wanderwege links und rechts der Parkroad sind sozusagen Spaziergang-geeignet. Und so denken wir uns nichts, als wir uns mit den Turnschuhen auf den Weg machen. Doch schon bald geht es über tiefen Sand abwärts. Leise rieselt der Sand, - und das im Snow Canyon. Na gut, dann ist die Fußpflege inklusive, auch nicht schlecht.
Pechschwarze Lavafelsen kommen in Sicht, dahinter leuchten gelbe und rote Massive. Der Trail führt das Panorama des Snow Canyons vor Augen. Schön ist das, ehrlich! Nach dem kleinen Abstieg kommen wir hinaus auf die Ebene und spazieren in südwestlicher Richtung an den Bergmassiven vorbei. Im Süden leuchten orange, versteinerte Sanddünen vor rot-braunem Gebirge. Ganz hinten öffnet sich das Tal der Santa Clara Bench in dem Ivins, Santa Clara und auch St. George liegen. Nach 1,5 Meilen treffen wir auf eine Lavahöhle. Es ist Zeit kehrt zu machen, aber den tiefen Sand aufwärts wollen wir uns nicht antun. Wir nehmen deshalb einen Weg, der verspricht die Parkroad zu treffen. Und so ist es dann auch. Der Lava Flow Overlook Trail führt uns dorthin. Auf der Parkstraße geht es nun 0,8 bergauf dem Parkeingang entgegen. Kurz danach sind wir am Highway 18 und folgen auf dem breiten Pannenstreifen der Straße bis zum Tailhead. 3,27 Meilen sind es dann nochmal geworden, schön war's!
Wir checken im Hilton Garden Inn ein. Zugegeben, unser Zimmer ist schon etwas abgewohnt, aber hier oben im 5. Stock hat man eine gute Sicht und das Hotel ist wunderbar. An der kleinen Hotelbar, die den Charme einer Küche aus den 80er Jahren versprüht, trinken wir ein Bier und ein Radler. Die Preise haben sich gegenüber Las Vegas halbiert. Gegenüber liegt ein Restaurant, das Rib and Chophouse, - wir haben Fisch bestellt und das war ein Fehler. Der Wein war aber gut, ehrlich!
Donnerstag
7.00 Uhr, die Zeit rennt, aber Frühstück muss sein! Und das ist für 9,95 USD mit Omelett und Eiern und allem drum und dran wirklich super.
Wir machen uns das dritte Mal auf den Weg in den Water Canyon auf den Canaan Mountain. Als wir das leichte Gefälle nach Hurricane unterwegs sind wird klar, dass auf das Wetter heute nicht Verlass ist. In den Bergen sieht es gar nicht gut aus. Aber plötzlich haben wir ein ganz anderes Problem. Das umfassende Warnsystem des Yukon meldet Verluste. Dem Reifen vorne links geht die Luft aus. So ein Scheiß! Rechts ran, - der Halt bringt Gewissheit. Eine Schraube hat sich in den Pneu gebohrt. Also mit letztem Druck nach Hurricane und bereits an der Ortseinfahrt die Rettung: Beard Hurricane Tire. Sir, I need your help! Nach einer halben Stunde und bezahlten 17 Dollar war alles wieder gut, - weiter geht's.
Um 9 Uhr stehen wir nach 46 Meilen endlich am Trailhead, das Wetter sieht mittlerweile wieder besser aus, und schultern unsere Rucksäcke. Zwei Tour-Autos sind auch da und wir befürchten schon das Schlimmste. Hoffentlich hat die zunehmende Popularität des Spots nicht dazu geführt, dass irgendwann mal Busse vorfahren. Aber dann müssten sie schon die Water Canyon Road teeren, was nicht zu erwarten ist, denn die Wanderung durch den Canyon ist nicht für Weicheier, also Busfahrer, geeignet. Es waren dann nur Kletterer, die es hier schon immer gab, - nette Bergkameraden. Die haben wir auch getroffen, als uns der sandige Anlauf die erste Luft nimmt. Anett und Christian, Servus Ihr zwei, how is it? Sie haben den Roundtrip Water Canyon - White Domes - Squirrel Creek geplant. Ein netter Auftakt.
Wir sputen uns, denn es soll heute weiter als zu den White Domes gehen. Viel weiter, denn der Berg verspricht schöne Lokationen und Überraschungen. Und nachdem im Netz nicht viel über den Summit des Canaan Mountain zu lesen ist, werden wir ziemliches Neuland betreten.
Als wir in die Westwand einsteigen ist das Wetter herrlich und die Gegend wird wie gewohnt immer schöner, je weiter wir nach oben kommen. Nach eineinviertel Stunden, 2,1 Meilen, sitzen wir auf dem Brotzeitfelsen oberhalb der Wand, genießen leider nicht den Ausblick, denn wir müssen zusehen, wie die Wolken wieder zunehmen und dunkler werden. Der obere Teil des Water Canyon ist nun auch durchquert und der Fels löst den Sand ab. Die White Domes spitzen hoch oben in strahlendem Weiß. Ein Wiesel ist ein schnelles Tier, aber nichts im Vergleich zu diesem Gewitter. Völlig unvermittelt grollt es durch das Hochtal, der Donner fährt uns in die Glieder. Natürlich fängt es auch zu regnen an. Regenjacke raus, Rucksackschutz aufgezogen, ein paar Blitze abgewartet und dann geht es über den Fels zu den White Domes, die wir nach gut zwei Stunden erreichen.
Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln. Vernünftiges Handeln wäre jetzt umzukehren, ins Tal hinabzusteigen und sich in der Erinnerung zu freuen, welche einzigartige Stimmung, welche tollen Bilder und dramatischen Naturschauspiele sich hier oben abgespielt haben. Theoretischer Quatsch! Mein Fotoapparat will nicht zurück, denn er will versuchen, diese wunderbare Natur in dieser Situation festzuhalten. Die White Domes erstrahlen heute in Silber, der Regen hat die Grundfarbe der Felsformation verstärkt. Das umgebende Rot hat sich verdunkelt und die schwarzen Wolken im Hintergrund bieten einen noch nicht gesehenen Kontrast. Drüben im Zion werden die wuchtigen Felsen von der Sonne angestrahlt. Wenn man in die richtige Richtung blickt, zeigt sich auch etwas Blaues. Wir ignorieren, dass diese Richtung nicht die richtige Richtung ist, denn das Wetter kommt von der anderen Seite. Und da, die rote Butte, schau mal, die Sonne strahlt sie an. Zu kurz, um den Auslöser zu drücken, aber Hauptsache, es brennt sich in das Gehirn ein. Fantastisch, einzigartig, ein Traum, aber bereits jetzt geht mir durch den Kopf ... who's gonna drive you home, tonight. Und noch eine Textzeile dieses Liedes wird im weiteren Verlauf eine Rolle spielen: Who's gonna pick you up, when you fall?
Es hört immer wieder auf zu regnen und wird heller und so marschieren wir weiter in ein neues Gebiet, auf einem sehr sandigen Trail. Immer wieder nehmen wir Reißaus nach links und rechts, um uns diese atemberaubende Landschaft hier oben auf dem Canaan Mountain anzusehen. Wir überqueren ein Felsplateau mit Millionen von Moquis, ein kleiner Vulkan scheint sie in ferner Vergangenheit als eine Art letztes Zucken auf die Erde gespuckt zu haben. Feuerrote Butten stehen Wache und die Zeichnung des Felsens gibt nur eine Richtung vor: weiter dem Gipfel entgegen!
Wir sind auf unserem "Top of Canaan" und werden von einem gigantischen Rundblick über die Zion Massive und diese wunderschöne Gegend belohnt. Nun sind wir 4,5 Meilen unterwegs, als sich links plötzlich ein riesiges Gap in den Vermilion Cliffs auftut. Ein weiterer Zugang zum Berg? Mitnichten, denn als wir am Abgrund stehen wird klar, dass nur ein technischer Hike mit Seil und Haken hier rauf führen würde.
Nach gut 5 Meilen treffen wir auf ein Hochtal, das rot und weiß die Farben der Wave annimmt. Vermilion Cliffs, sag ich doch! Der Blick ist frei nach Nordosten zu den Lower Mountains. Es ist wunderschön hier. Wir beschließen abzusteigen, um auf der gegenüberliegenden Seite ein paar Einschnitte zu erkunden. Diese Gaps führen zu der Sawmill Spring. Neue Perspektiven auf blankem Fels sind die Belohnung. Leider verkürzen sich nun die Frequenzen bis es wieder regnet und nach gut 6 Meilen beschließen wir vernünftig zu werden.
Jetzt kommt ein Teil, der mich zu dem bekannten Spruch hinreißt: Kinder, bitte nicht nachmachen! Der Regen peitscht nun permanent waagerecht von rechts auf unsere Körper. Na klar sind wir durch entsprechende Kleidung gut geschützt, aber mit zwei trockenen Augen nach vorne zu sehen ist nicht mehr möglich. Obwohl es schon spät ist, müssen wir einen Unterschlupf finden, um das Dramatischste abzuwarten. Eine riesige Butte steht bereit, wir zittern im Windschatten dieses Felsens und selbst die Zigarette tut sich schwer, die Glut aufrecht zu erhalten. Wir kommen schon runter, keine Frage, aber unten im Water Canyon ist es notwendig, knapp am Wasser vorbei zu gehen. Und diese Stelle macht mir Sorge, denn die Wassermassen könnten dazu führen, dass eine Passage unmöglich wird. Der Lehmboden vom Trailhead bis zum Teer. Meine Herren, das könnte ein weiteres Problem werden. Ruhe bewahren und ein Problem nach dem anderen lösen. Es hilft nichts, wir müssen weiter.
Die Schönheit der White Domes ist ob der Sorgen etwas sehr verblasst, aber der Fels ist griffig und führt uns weiter ins Tal. Dort wo er endet und vom Sand am oberen Water Canyon zugedeckt wird, ist die Navigation etwas "tricky", um den Einstieg in die Wand zu finden. Vorausschauend blicke ich auf das nasse GPS und plötzlich passiert's. Unvermittelt zieht es mir die Beine weg und mein Körper befindet sich in einer horizontalen Lage. Scheiß Erdanziehung, bummmmmm! Gute 70 Kilo plus 10 Kilo Rucksack finden ohne Umweg den harten Fels. Momentan kenne ich mich nicht mehr aus, die Orientierung ist weg. Erst ein paar bekannte Bilder, hier meine ich meine Frau, führen mich zurück in die Realität. Stück für Stück wird der Körper gecheckt. Der linke Arm und die linke Hüfte wurden am meisten in Mitleidenschaft gezogen. Aber das Prüfprogramm meldet, dass offensichtlich nichts gebrochen ist. Es gibt ja den Witz, in dem sich der Luftballon einem Kaktus nähert und und voller Freude schreit: Uiii, ein Katuschschssssssssss... Ja, so ein abgestorbenes Teil lag da am Boden. Uiiii, ein Kaktus konnte ich aber nicht schreien, denn ich habe ihn nicht gesehen. Näher in Augenschein nehmen will ich mir das Drama auch nicht, - keine Zeit. Beim Abstieg merke ich aber schon, dass der Arm nicht nur von außen nass wird.
Als wir am Brotzeitfelsen vorbei sind und in der Wand absteigen, erwartet uns eine noch dunklere Wolkenwand und wir beeilen uns, nach unten zu kommen. Stellenweise ist der Trail schon schmierig, aber viel Sand sorgt immer wieder für glückliches wandern. Die Wasserstelle im Canyon ist Gott sei Dank, jedoch nassen Fußes wunderbar zu passieren und jetzt ist nur noch die Frage, wie wir das Auto retten. Einen kleinen Vorgeschmack bekommen wir ziemlich am Ende des Trails, den wir nach 8 Stunden und 14 Minuten erreichen. Schlittschuhfahren in den Bergen, wie schön.
Auf dem Parkplatz steht tatsächlich ein PKW, das gibt Mut. Dass die Leute drin sitzen und offensichtlich auf eine trockene Straße warten, zerstört diesen umgehend. Probleme müssen gelöst werden, also auf. Als ich meine Regenjacke ausziehe, erneut ein zumindest visueller Schock: 5 cm oberhalb und 10 cm unterhalb hat meine Wärmejacke rundum von grau auf rot umgeschaltet. Egal, das Fahrzeug muss auf den Teer. Volle Fahrt voraus!
Am See entlang verläuft die Straße ziemlich eben, alles ohne Probleme, aber hinten spritzen die dunkelroten Lehmbatzen von den Pneus. Der Unterboden prasselt bereits. Dann kommen die tiefen Rillen, die keiner nehmen will, aber das umliegende Gelände ist ziemlich schräg. Die ersten 10 Meter funktionieren und dann will der Yukon eigenständig auf den tiefsten Punkt der Dirtroad. Ok, Rillenfahrt, nun aber Gas, denn ansonsten stecken wir hier fest. Es geht noch voran, aber irgendwie wird der Kasten immer langsamer. Ich versuche aus den Rillen zu kommen, reflexartig schlage ich den Lenker ein, aber es geht nach wie vor gerade aus. Wird diese Fahrt zum Albtraum?
Nach einer gefühlten Ewigkeit entkommt der Yukon den Rillen, aber das war ein Fehler, denn so unvermittelt, wie er vorne raus kommt, dreht es ihn hinten in die andere Richtung. Kleiner Touch der Frontpartie am hier sandigen Abhang und das Fahrzeug steht. Das will jeder vermeiden, aber mit ein bisschen hin und her sind wir erleichtert, als wir wieder in der Spur sind. Der Rest ist hoffen und bangen und wir haben uns noch nie so sehr auf Zivilisation gefreut, als jetzt. Gas rein, der Mist muss aus dem Profil. Und irgendwann hört das Prasseln am Boden auf und wir sind ziemlich froh darüber. Stille!
Wir befinden uns jetzt 1195 West Utah Avenue Hildale, UT 84784. Der Parkplatz des Subway scheint für Notoperationen wie geeignet. Ob denen ihr Sandwich noch besser geschmeckt hat, als ich mit freiem Oberkörper auf dem Parkplatz des Subway stehe und Monika unser Notfallset auspackt, um mich zu verbinden? Glaube ich nicht, ist mir auch wurscht, der Druckverband war aber nötig! Monika diagnostiziert, dass keine der drei Fleischwunden genäht werden muss. Also, alles ist gut!
Die Car Wash hatte leider zu, dann nur noch zum Subway und Ende des schönen, jedoch sehr turbulenten Tages. Das Leben ist ein Abenteuer oder gar nichts!
Freitag
55 Grad, Wolken! Obwohl der Weather Channel kein schlechtes Wetter voraussagt, pritschelt es unaufhörlich, als wir zum Zion National Park fahren. Die hohen Berge sind frisch verschneit, aber an die Skiausrüstung haben wir nicht gedacht. Die Wettervorhersagevögel sind auch nicht besser als die unseren. Als Voralpenlandbewohner sind wir es jedoch gewöhnt, dass die Aussichten für die Ebene in der Regel andere sind, als sie sich dann in den Bergen zeigen.
Jetzt stehen wir erst mal im Stau. Die Park ist inzwischen echt der Horror. Spureinweiser fuchteln mit ihren Armen, wie wenn es dadurch schneller ginge. Und dann hat natürlich immer wer noch eine Frage. Bei 25 Dollar Eintritt darf er die auch stellen, der Depp, aber in der Regel sind das keine Fragenden, sondern Wichtigmacher, die sich gegebenenfalls nicht richtig vorbereitet haben. Es hat schon seinen Grund, warum man in National Parks keine Waffen tragen darf.
Nach dem zweiten Stau vor dem ersten, langen Tunnel, parken wir im 1. Pullout nach der zweiten, kurzen Röhre und gehen zu einer kleinen Brücke zurück. Gleich rechts daneben beginnt der Trail. Der Plan ist, über das sog. Center of the Universe zum Jughandle Arch aufzusteigen. Schön, dass es regnet. Damit aber nicht genug. Der Creek ist so voller Wasser, dass die Querfeldeinquerung einer steil ansteigenden Ridge nur mit Schwimmflügeln möglich wäre. Das Nass schwappt aus dem Zentrum des Universums in den Clear Creek. In meiner Verzweiflung stelle ich mal eine Frage.
Ich will doch nur wissen, ob es eine Alternative Route zu meinem Ziel gibt. Mit tränenerstickter Stimme und ehrfürchtiger Haltung erzählt mir der Hanswurscht, dass ein paar Meter weiter so schöne Petroglyphen sind. Ein junger Kerl, tztztz, der hat aber so was von einem an der Klatsche. Ok, dann schauen wir uns wenigstens die Zeichnungen an, die aber auch bei uns in jedem Kindergarten an der Wand hängen. Ich werde alt, ungerecht und sehr, sehr eigen. Ich denke mir in diesen Situationen immer, wie unsere Welt eigentlich noch funktionieren kann, wenn junge Leute, die unsere Gesellschaft nach vorne bringen und weiterentwickeln müssten, so sind. Man kann dem Indianerkinderzeichnungsliebhaber nur wünschen, dass er nie ein Problem bekommt. Er könnte es nicht lösen, sondern würde daran zugrunde gehen. Jetzt aber, reg' dich ab - es ist keine Frage, es liegt nur an mir!
Ein Stück weiter wagen wir noch einen Versuch, zumal der Regen aufgehört hat. Der riesige Steinbogen thront hoch oben auf einer Ridge und ist sichtbar. Wir klettern durch eine enge Wash auf einen Viewpoint, vor dem sich das ganze Center of the Universe ausbreitet. Ein schönes Tal! Der Trail führt steil nach unten und würde sich dann den Weg aufwärts bahnen. Heute kein Drama wie gestern, auf in den Walgreens, nur noch raus aus dem Zion. Auto waschen lassen, gut!
Auf den Wetter-Kanal ist Verlass, die Gebiete westlich der Hurricane Cliffs sind fast wolkenfrei, und schon stehen wir mitten im Snow Canyon State Park, mangels echter Alternative versteht sich. Der Petrified Dunes Trail gehört uns mit vielen anderen, aber es ist wie immer. Nur ein paar Meter weiter gehen und schon lässt man die Massen hinter sich. Von den versteinerten Sanddünen haben wir einen schönen Überblick auf die umliegenden, farbenfrohen Felsen. Der Snow Canyon ist wirklich schön. Eine knappe Stunde spazieren wir von Düne zu Düne.
Pionier Names Arch, aha, das hört sich zumindest danach an, als ob es uns interessieren könnte. In der dem Parkplatz gegenüberliegenden Wand sind zwei junge Burschen zu beobachten, die in einer durchaus nicht geringen Höhe Rock-Jogging betreiben. Fast wie Katzen springen sie die Felsen hoch, an denen wir vermutlich ohne Bergführer nicht zurecht kämen. Wir gehen darauf zu und kommen zu dem Steinbogen, der ziemlich an der Wand klebt, aber eine durchaus große Öffnung hat. Cool, das gefällt uns! Jetzt haben wir aber nach zweimaligem Besuch alle Standardtrails des Snow Canyon durch. Sicherlich gäbe es längere Hikes in die wunderbare Bergwelt, aber darauf sind wir nicht vorbereitet.
Auf dem Weg ins Hotel passieren wir einige Neubaugebiete, die sehr schön sind, jedoch die zu gleichförmigen Häuser passen nicht in unser Bild von den USA, Schachtelhausen. Egal, wir sind in unserer Küche, ähm, ich meine die Hotelbar des Hamptons, trinken ein Bier und ein Radler und dann wird es im Players Sports Grill so richtig amerikanisch. Rippen, Chicken, Steaks - gut!
Samstag
Es ist schon 9 Uhr, als wir uns auf den Weg machen. Die Sonne lacht nicht, aber ab und zu lächelt sie schon. Die Interstate 15 führt uns nach Norden bis zum Exit 42, Kanarraville, und dann zum Kanarra Falls Parking (10 USD Gebühr). 42 Meilen, 40 Minuten, Bergschuhe an und los!
Wir wandern die für Autos gesperrte Dirtroad entlang nach oben, nach unten und wieder nach oben. Die erste Querung des Kanarra Creek droht, wird aber durch ein kleines Gitter unterstützt, so dass die Füße momentan noch trocken bleiben. Links am Bach entlang, immer weiter in den Canyon hinein. Irgendwann scheitert jeglicher Versuch, trockenen Fußes weiterzukommen. Spätestens als der Creek so eng wird, dass auf beiden Seiten nur noch steile Felswände sind, ist es an der Zeit.
Wir haben uns Neoprensocken zugelegt und jetzt probieren wir mal, wie das wirkt. Und es wirkt. Nach 1,7 Meilen vom Trailhead entern wir die Narrows, der Bach ist der Weg. Die Umgebung hier ist traumhaft und interessant. Die roten Felsen scheinen uns zu erdrücken. Hoch oben dringt die Sonne nur spärlich ein und das GPS hat seinen Dienst schon lange quittiert. Nach einer Stunde und 15 Minuten erreichen wir den ersten Wasserfall des Slots. Eine Leiter muss her und sie ist da. Baumstamm mit Eisenschienen, ist wohl eine treffendere Beschreibung, aber dieses Gebilde führt uns sicher auf den kleinen Wasserfall. Eine tolle Stimmung ist hier. Das Wasser rauscht durch die Felsen und die geben die Richtung vor. Der zweite Absatz, über den das Wasser quillt, markiert auch schon das Ende des kurzen Slots. Hier benötigt man keine Hilfsmittel, denn die kurze Kletterei ist nicht schwierig. Wir stehen nun sozusagen am Ausgang und genießen dieses Naturschauspiel. Licht und Grün ergänzen nun das Bild des engen Canyon. Hier könnte man weiter gehen und über den Red Rock Trail eine Rund machen, aber wir wollen dieses kurze Stück Canyon noch einmal genießen. Die Pause ist nicht lang, bevor wir wieder aufbrechen, denn die Masse kommt.
Da hatten wir wieder einmal Glück, dass wir relativ früh dran waren. Auf dem Rückweg kommen uns Menschenmassen entgegen. Vermutlich ist eine U-Bahn angekommen. Ich denke an den Mount Everest, den Second Step. Die Leute stehen an, damit sie hoch kommen und der Sauerstoff wird immer knapper. Nun gut, dieses Problem dürfte man im Kanarra Creek nicht haben, aber an dieser Leiter auf den Top des ersten Wasserfalls warten, ist bestimmt nicht so prickelnd. Nach gut zwei Stunden und 3,65 Meilen sind wir zurück am Auto und freuen uns, dass wir nur von unten nass geworden sind.
Der Tag ist noch jung, also Zeit, um noch etwas zu versuchen. Die Beaver Dam Mountains sind hier die natürliche Sperre zwischen Nevada und Arizona und reichen bis nach Utah hinein. Der Virgin River hat nicht nur den Zion geformt, sondern ist auch hier dafür verantwortlich, dass es einen Durchbruch durch dieses durchaus mächtige Gebirge gibt. Nun steht unser Auto bei einer Affenhitze rund 18 Meilen von St. George im Gebiet der Cedar Pockets auf dem Virgin River Canyon Recreation Area Camp Ground. Diese Pockets entdeckt man von der Interstate und zumindest von weitem scheinen sie sehr schön und interessant.
Auf dem Trail zum Sullivan Canyon, der mit 2 Meilen ausgeschildert ist, versuchen wir, die Pockets zu erreichen. Nachdem der Weg kurz runter führt, geht es sandig weiter, bald in die Uferbüsche und dann stehen wir vor dem Fluss. Wenn es nun so wäre, dass wir sagen könnten, das Wasser reicht bis zu den Knien oder wenn wir ganz mutig sind, vielleicht auch bis zu den Oberschenkeln, dann wären wir durchmarschiert. Aber der Regen der letzten Tage hat wohl für steigende Wasserstände gesorgt, so dass wir uns das nicht antun. Damit bleiben aber die Pockets nicht nur wo sie sind, sondern für uns heute unerreichbar. Wir schlendern deshalb relativ enttäuscht weiter am Fluss entlang und finden nach nicht einmal einer Meile einen netten Aussichtpunkt auf das Tal und den Virgin River.
Es ist ein seltenes Bild: Wir liegen am Pool, lesen und faulenzen. Wie öde! Abendessen gibt es erneut im Chophouse. Der zweite Versuch war von der Hoffnung getrieben, dass vorgestern Fisch einfach die falsche Wahl war. Wären wir doch nochmal in den Sports Grill gegangen.
Sonntag
When I was a little pretty baby, my mama would rock me in my cradle ... Ja, auf diesen Tag habe ich mich fast wie ein kleines Kind gefreut. Es gibt zwar zwischen Page, Arizona, und Kanab, Utah, kaum einen "wichtigen" Fleck, den wir noch nicht erkundet hätten, jedoch zieht es uns immer wieder in diese einzigartige Natur zurück. So auch heute!
Wir verlassen Saint George bei sonnigen 64 Grad und fahren über Hurricane, Colorado City/Hildale, also vorbei am Canaan Mountain, Fredonia und Kanab zur Cottonwood Canyon Road. Nach 127 Meilen biegen wir links ein. Riesige gelbe Blumenwiesen bilden einen wunderschönen Kontrast zu den grauen Badlands und die CCR ist auch an der Nahtstelle zum Paria River wunderbar und sicher zu befahren. Nach 12 ungeteerten, jedoch gut zu befahrenen Meilen stellen wir den Yukon am Paria Box Trailhead ab.
Als nach einer halben Meile der Cottonwood Canyon Abschied nimmt und wir in die Box wandern, müssen die Schuhe und Strümpfe runter. Der Schlamm drängt sich durch die Zehen und bald sehen unsere Füße nach einem kostenlosen Schlammbad aus. Mehrmalige Querungen sind nötig, die rote Spitze leuchtet ab und zu zwischen den Felswänden durch. Ab und zu ein Aufschrei, denn nicht nur die Steine drücken unter die Hornhaut. Nein, auch so fiese stachelige Kugeln bohren sich permanent in das Fleisch. Und als wir dann nach einer guten Meile endlich am Aufstieg zur Red Top sind, stellt sich die Frage, wie wir die Füße wieder sauber bekommen. Fußpeeling im reichlich vorhandenen Sand, oberflächliche Säuberung mit den Strümpfen, Schuhe an und dann nach oben.
Der Ausstieg aus dem Box Canyon ist mit Cairns gekennzeichnet und führt ziemlich rasch nach oben. Bald verlassen wir den Trail nach rechts und schlagen uns nach Südosten zur Red Top durch. Es ist nur ein kleiner Spalt, der unmittelbar links von der großen Ridge einen vernünftigen Zugang auf ein gelbes Plateau gewährt. Bis zum Ende, teilweise durch Sträucher, und dann hilft eine kleine, unbedeutende Klettereinlage. Die Sicht wird frei!
Trotz der inzwischen hoch stehenden Sonne sind die Farben einzigartig. Das hellgelbe Plateau ist sozusagen die Landepiste, auf der man der roten Spitze immer näher kommt. Ein Wunder der Natur. Aber wie wenn das nicht ausreicht, erscheint eine Luftspiegelung in Regenbogenfarben und macht das Bild fast surreal. Sandkristalle brechen das Licht am Himmel und lösen dieses Phänomen aus. Wunderschön!
Ziemlich nahe der Red Top steigen wir in das Yellow Valley hinunter. Der Yellow Rock spitzt von hinten wie ein Leuchtfeuer. Und als Wolken das Tal verdunkeln, der gigantisch gelbe Felsen aber noch durch den Planeten beleuchtet wird, ist die Szenerie perfekt. Einsam sitzen wir hier in dieser überwältigenden Natur, machen eine kleine Pause und betrachten das Schauspiel. Wo sind nur RayLu?
Wir folgen der Hauptwash des Yellow Valley rund 0,8 Meilen nach Nordosten. Aber irgendwann fordert das GPS eine nördlichere Richtung einzuschlagen. Umringt von hohen Felswänden sind die Alternativen rar. Die einzige Entscheidung die zu treffen ist, ob wir einer Seitenwash am Boden oder auf dem Felsrücken daneben folgen. Wir probieren mal den Fels und das war vermutlich die richtige Entscheidung. Zwar stehen wir am Ende zwischen zwei Einschnitten und beide machen auf dem notwendigen Weg auf das Plateau nicht den Eindruck, als ob sie leicht zu überwinden sind. Aber als wir rechts etwas runter und dann über Felsblöcke in einen kleinen Kamin aufsteigen, kommt bald die Erlösung und die Gewissheit, dass wir den Durchstieg zum Yellow Rock gefunden und geschafft haben. Der Durchstieg war nicht gefährlich!
Nach drei Stunden sind wir sehr glücklich, dass wir das schwierigste Stück des Hikes gemeistert haben und der gelbe "Felsbrocken" majestätisch vor uns liegt. Es ist einfach unglaublich schön hier oben,wir genießen die Einsamkeit und der Foto glüht. Auch das Wetter spielt mit, die Lücken zwischen den Wolken schalten immer wieder die Scheinwerfer auf tolle Spots an. Die Temperaturen sind mit 70 Grad sehr angenehm.
Wir steigen zum Fuß des Yellow Rock und dann runter in den Cottonwood Canyon. Querfeldein durch die Büsche erreichen wir die Cottonwood Canyon Road. Jetzt kommt der ekelhafte Teil des Roundtrips. Wir gehen die Straße bis zu unserem Trailhead. Und das sind rund 2,5 Meilen. Gespräche über die einzigartige Landschaft vertreiben die Zeit. Und ab und zu muss ich ein paar neugierige Kühe vertreiben. Leider haben wir Ray und Lu nicht getroffen, aber sie haben uns eine Nachricht auf dem Auto hinterlassen, das wir nach knapp fünf Stunden und 7,7 Meilen erreichen. Wir haben beide Ziele, Red Top und Yellow Rock, bereits einzeln erwandert, aber in der Kombination war es noch schöner, denn das Yellow Valley, sozusagen als Verbindungsstraße, ist der Hammer!
Das Essen im Hotelrestaurant des Courtyard war hervorragend. Der Umbau der Hotelbar ist zwar alles andere als gelungen, aber das Bier und das Shanty schmeckten trotzdem.
Montag
Das Frühstück im Dennys in Page war furchtbar, das Lokal noch mehr verdreckt, als man es bei Dennys gewohnt ist und die Mitarbeiter standen lieber im Gespräch vertieft um die Kasse rum, als einen zu bedienen. Die bestellten Eier gingen zurück, da das Weiß noch durchsichtig war. Winnetou sorgt nicht für Ordnung!
Wir fahren vorbei an den Antelope Canyons, wo Massen von Menschen auf ihre Abfertigung warten, erreichen die 160er, die wir nach Osten nehmen und bestaunen aus dem Auto heraus die wunderbare Natur links und rechts der Straße. Kurz vor Cortez, nach 215 Meilen, biegen wir auf die County Road G ab. Es geht am Flughafen vorbei und nach 2 Meilen finden wir uns auf einer guten, jedoch ungeteerten Straße wieder. 12 Meilen waren es bis zum Parkplatz und Trailhead der Canyons of the Ancients. Skeptisch beobachten wir das Wetter und entscheiden uns nach einer Zigarettenlänge es zu wagen.
Der Lower Sand Canyon Trail (orange-blazed) führt uns an die Gabelung, rechts geht es in den Sand Canyon und nach links beginnt ein sogenannter Connection Trail (blue-blazed) zum Rock Creek. Ja, da müssen wir hin. Leider hören die Kurven nicht mehr auf und das Vorwärtskommen ist mehr als ineffizient. Kein Wunder, denn dieser Trail ist gleichzeitig eine Mountainbike-Strecke. Nach gut einer Meile erreichen wir den East Rock Creek Loop Trail (green blazed) und dann geht es auf diesem Jeeptrail schnurstracks in den östlichen Teil des Rock Creeks.
Die dunkelrote Farbe der "Fahrbahn" zieht sich bis zur Mitte in die aufragenden Felsen, die dann zur Spitze hin weiß werden. Wie Hochöfen sehen diese riesigen Hoodoos aus. Wir gehen auf den Big Point, eine Hochebene, die sozusagen der Scheideweg zwischen dem Rock Creek und dem Sand Canyon ist, zu. Leider werden die Wolken immer dunkler. Die Canyons sind sehr schön, schade, dass wir so durchhetzen, aber das Wetter sieht nicht gut aus.
Eilenden Schrittes erreichen wir die Westwand des Big Point. An ihr klebt das riesige Felsentor, der Rock Creek Arch. Wie ein gewaltiges Tor einer längst untergegangen Stadt sieht er aus. Wir steigen zum Steinbogen auf, bewundern ihn und auch die Aussicht auf den Creek. 3,5 Meilen war es bis hier her.
Bald sind wir auf dem Rückweg und nehmen den oberen Connecting Trail, der an der Nahtstelle Big Point unmittelbar vorbei führt. Der Abstieg in den Sand Canyon ist weder steil, noch schwer und so sind wir nach 1,25 Meilen heil auf dem Lower Sand Canyon Trail angekommen. Der Weg ist, wie alle Trails hier, sehr gut zu finden und wunderbar gekennzeichnet. Auf der Strecke gibt es viele weiß markierte Abstecher zu Viewpoints und sogenannte Spurs zu alten Indianerbehausungen. Nach insgesamt 6,38 Meilen sind wir zurück, der Regen hat uns nur zweimal kurz erwischt, aber das Gewitter hält sich hartnäckig in den Bergen.
Durango hat uns nach längerer Abstinenz wieder. Die letzten Jahre machten wir ob der kürzeren Wege zu den Wandergebieten immer in Farmington Halt. Aber die Infrastruktur dort ist nicht so gut bzw. nicht so gut erreichbar, wie hier in der Cowboystadt. Das Doubletree Hilton ist ein schönes Hotel, unser Zimmer kann sich sehen lassen.
Nach einem Bier an der Bar, wo nichts los war, außer einem Gast aus Phoenix, der uns erzählte, dass das Wetter auch dort verrückt spielt. Im Restaurant waren auch nur vier Tische belegt. Wir sitzen am Fenster und blicken auf den Animas River, der ziemlich aufgewühlt daherkommt. Abgesehen davon, dass der Ober 15 Minuten brauchte, um unseren Wein zu finden, war alles andere sehr gut. Und dann war da noch die Wettervorhersage: Für morgen sieht es leider nicht gut aus, aber unser Zimmer war nicht mehr zu canceln und das Andaluz in Albuquerque war ausgebucht.
Dienstag
Wir wachen bei strahlendem Sonnenschein auf und genießen ein gutes Frühstück mit Blick auf den Animas River. So kann der Tag beginnen, herrlich! Aber der Wolf kommt im Schafspelz daher.
Als wir uns nach 9 Uhr in das Auto schwingen und auf den Weg machen, ziehen schon wieder diese ekelhaften Wattebälle in den blauen Himmel. Es hat 50 Grad und das ist nur in Celsius viel. Die Erinnerung an die Wanderung zur Snake Bridge wird wach, als am Ende die Canon nur noch Hochkantbilder machte, weil ihr der Regen zu tief in die Eingeweide gedrungen ist. Aber noch ist die Stimmung gut.
Als wir über die 160er Durango verlassen und nach zwei Meilen in den Wild Cat Canyon einbiegen, bolzen wir in eine Bergstrecke. Freie Fahrt. Volldampf voraus, hier in der Einöde steht kein Sheriff. Nach 11 Meilen geht es links auf die Colorado 140 und nach 30 Minuten sind wir in New Mexico. Auf der nun mit NM 170 bezeichneten Straße wird es wärmer und allen Unkenrufen zum Trotz brettern wir jetzt auf dem sogenannten Bisti Highway nach Süden. Nach kapp 100 Meilen wird sich die Wahrheit zeigen.
Die bekannte CR 7650 ist noch in Ordnung, obwohl es auch hier schon aufgeweichte Stellen gibt. Steffi versucht uns dreimal nach rechts abbiegen zu lassen, aber die ersten beiden Straßen sind offensichtlich im Nirwana verschwunden. Ja, das geht bei den Indianern oft sehr schnell, dass eine Straße aufgegeben wird und die Natur die Oberhand gewinnt. Erst im dritten Versuch klappt es. Die 7870 sieht aber so was von gut aus. Plötzlich bricht der Yukon hinten weg, fröhliches Schlittschuhfahren. Die Dirtroad ist unter der Oberfläche nicht trocken, mit den letzten Körnern meistert der GMC eine lächerliche Steigung. Das hat keinen Sinn!
Gute Ideen habe ich ab und zu und so beschließen wir das Valley of Dreams nicht vor, sondern als Hikeende nach dem King of Wings zu machen. A Hund bist scho, Franze! Also zurück und bis zur Abzweigung zum Windrad war es zwar etwas labil, aber ungefährlich. Nachdem die letzten Meter zum Trailhead einen sehr nassen Eindruck machen, die tiefen Spurrillen spiegeln dank des hohen Wasserspiegels, parken wir, wo wir im Winter auch schon geparkt haben, nämlich direkt an der Kreuzung. Um das Ganze etwas abzukürzen: Nach 0,5 Meilen Fußweg bin ich ungefähr 10 Zentimeter größer. Gut, vielleicht waren es auch nur zwei, aber die Washes hier sind heute weder befahr-, noch begehbar. A rechter Scheißdreck is', des is Spatzl!
Wir stehen mitten im San Juan Basin, in einer wunderschönen Natur mit wunderschönen Stein- und Sandskulpturen und kommen an das Schöne nicht ran. Wir erinnern uns aber, dass die Bistis nicht so lehmig sind, die Zufahrt sogar steinig ist. Und den Weg dorthin finden wir locker. Also parken wir bald ungefähr 10 Meilen weiter nördlich an der South Unit der Bisti Wilderness. Mittlerweile gibt es am Trailhead eine Übersichtskarte, auf der alle Highlights und Fotomotive eingezeichnet sind. Auch gut, Tourismus muss gefördert werden, wir marschieren los.
Die Szenerie ist fantastisch und das Wolkenspiel am Himmel sorgt für Tiefe und wunderschöne Eindrücke. Aber mal ehrlich, Planungen aufzugeben und Alternativen, die man schon kennt, anzusteuern ist nicht so der Hit. Dieser psychische Eindruck, den vielleicht nur wir haben, lassen die tollen Hoodoos als ganz nett erscheinen. Und ganz nett ist zumindest für uns überhaupt nicht so nett, also nicht so spannend, allenfalls nett. Egal, wir sind nach knapp 5 Meilen wieder im Auto, fahren zurück und machen uns einen schönen Abend.
Wenn schon mal Zeit ist, kann man im Hotel die Dinge erledigen, die man so immer vor sich her schiebt. Aber lange hält es uns nicht auf, wir stürmen die Old Town. Auch hier in Durango ist zu erkennen, wie wenig los ist. Der Barkeeper erzählte uns gestern, dass das Geschäft erst nach dem Memorial Day Weekend so richtig los geht. Wir schlendern durch die Main Avenue, nicht ohne Ziel, denn heute wollen wir im Cosmopolitan Restaurant essen. Wir kennen es seit vielen Jahren und es war immer schön und gut dort. Aber "it's gone" und heißt jetzt Eolus Bar and Dining. OK, probieren wir mal die Bar und es war wunderbar. Also Tisch reserviert und dann vorzüglich gespeist.
Mittwoch
Der Schnee auf den hohen Bergen im
Norden von Durango im San Juan National Forest hat die letzten Tage zugelegt. Blitzblank, fast wie eine Bedrohung, spiegelt er sich in unserem Rückspiegel. Wir brechen auf in den Süden, es reicht mit Kälte und Niederschlag, und entfliehen auf der US 550 hoffentlich den tiefen Temperaturen.
Nach 21 Meilen sind wir in New Mexico. Das klingt schon irgendwie wärmer, den Rest besorgt die behutsam eingestellte Klimaanlage. Kurz hinter San Ysidro, 174 Meilen notiert der Tageszähler, nehmen wir die ungeteerte Cabezon Road nach rechts. Die Fahrbahn ist bis auf ein kleines Stück trocken und sehr gut befahrbar. Durch einige Arroyos, übersetzt heißt das Bach, gemeint sind aber die kleinen Täler, die von selbigen gegraben wurden, vorbei am San Ysidro Anticline Trailhead und den White Mesa Bike Trails geht es in die Wildniss. Die Straße führt nach 9 Meilen über einen engen Zugang in einen schönen Canyon, die Felskulisse wird interessant. Links und rechts der Straße staunen die Kühe über den Besuch, - eigentlich schauen sie blöd und gelangweilt, wie eine Kuh eben schaut. Wir kommen in die Ojito Wilderness und nach 9,5 Meilen stellen wir den Yukon an einem kleinen Parkplatz an einer Nebenstraße ab.
Die schöne Gegend rund um uns herum sieht nicht spektakulär aus. Hohe Mesas mit dunkel-gelb, ins orange abgleitenden Kronen. Grüne Wiesen mit viel Sand durchsetzt rahmen die Felskolosse ein, nur vereinzelt stehen Juniper Bäume. Blickt man nach Osten stehen die San Ysidro Grant der Zia Indian Reservation im Hintergrund. Wie gesagt, unspektakulär, aber wir werden heute und morgen lernen, dass diese Wilderness fantastisches in ihrem Mikrokosmos zu zeigen hat. Heute wollen wir uns einen ersten Überblick verschaffen.
Gegenüber der Straße beginnt der Trail zum Ojito Wilderness Overview. Es geht eine alte Road entlang, sandig, stellenweise steinig, hinauf auf eine der unzähligen Mesas. Versteinerte Bäume säumen den Weg und nach einer Meile stehen wir oben mit Blick auf das weite Land. An den Flanken der Mesa-Berge wurde der Boden durch Wind und Wetter abgetragen, Hoodoos blieben zurück. Ab und zu blitzt ein besonders gelbes oder rotes Stück Fels. Schwarze Lavaasche bildet einen schönen Kontrast.
Wir steigen vom Overview an einer anderen, steilen Seite ab, den langweiligen Hinweg wollen wir nicht nehmen. Unten warten Hoodoos und nachdem der kurze Weg in das Tal hinter uns liegt, entdecken wir sozusagen im Rückblick ein Felsengesicht. Über die Arroya La Jara finden wir querfeldein zurück zum Trailhead. Eine Stunde ist seit Aufbruch vergangen, es waren nur gut zwei Meilen, und die Temperaturen sind mit 70 Grad mittlerweile sehr angenehm.
Es geht 6 Meilen zurück zum San Ysidro Anticline Trailhead und wir parken neben großen Trash Containern. Fahrzeuge der University of New Mexico stehen da, junge Leute, vermutlich die Studenten, die auf ihren Prof warten, vertreiben sich die Zeit.
Wir wandern auf der anderen Seite der Straße querfeldein in einen kleinen Canyon, dessen farbenfrohe und interessant strukturierten Felsen förmlich in die Landschaft leuchten. Über eine Wash geht es links an einem Zaun entlang, vorbei an gelben Hügeln, in das sogenannte San Ysidro Anticline. Cooler Name, coole Landschaft! Just by the way: Eine Antiklinale, Antiklinorium oder geologischer Sattel ist eine durch Faltung erzeugte Aufwölbung geschichteter Gesteine. Im Hintergrund ein knallharter Sound von den Sprengungen auf der White Mesa (Gipsförderung).
Je näher wir dem Einschnitt kommen, umso schöner und farbenprächtiger werden die Felsen und die Umgebung. Es sieht aus, als ob jemand verschiedene Farbtöpfe umgeschüttet hätte. Grelles Weiß, zartes Gelb und Rosa, Lila, - der Maler hat ganze Arbeit geleistet. Wir klettern am Rand des Canyonbodens gegen den Uhrzeigersinn von Formation zu Formation, kraxeln hinein und hinauf und sind begeistert. Bunte Badlands signalisieren leider das Ende und es geht zurück zum Auto. Das war eine schöne Meile, für die wir eine Stunde gebraucht haben.
Das Andaluz Hotel existiert seit 1939 und wurde damals von Hilton gebaut und in Betrieb genommen. Die wunderschöne Eingangshalle im mexikanischen Stil und das ganze Hotel haben Charme. Wir sind gerne und nicht das erste Mal hier. Willkommen in Albuquerque.
An der Hotelbar lernen wir einen Schweizer kennen, der drei Monate kreuz und quer durch die USA reist. Als wir ihm ein paar Tipps zu Hikes im Südwesten geben, war er aber eher verzweifelt, denn er merkte, dass seine Zeit bei weitem nicht reichen wird.
Das Essen im Hotelrestaurant Mas war mal wieder ausgezeichnet und jetzt hoffen wir, dass uns morgen das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Die Ojito Wilderness wartet!
Donnerstag
Es war weder die Nachtigall, noch die Lerche, die heute Nacht um die Ecken pfiff. Unser Eckzimmer im 8. Stock wurde ziemlich durchgeschüttelt, denn der Wind fegte offensichtlich mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch Albuquerque. Die Wende im Wetterdrama? Mal sehen! Wir sitzen am Frühstückstisch, aber es interessiert niemanden. Nachdem uns die Empfangsdame freundlich platzierte, kam kein Ober, um unsere Bestellung entgegen zu nehmen. Erst ein böser Blick und ein paar passende Worte sorgten dann für Kaffee und Eier.
Das Wetter sieht ganz anständig aus, einen durchschlagenden Erfolg hatte der Luftstrom heute Nacht jedoch noch nicht. Wir fahren erneut auf die 550 und kurz vor San Ysidro geht es wieder auf die Cabezon Road. Nach 11 Meilen sind wir am Parkplatz.
Der Wanderweg, der 0,1 Meilen östlich des Parkplatzes beginnt, führt uns nach Norden an den Fuß der Bernalillito Mesa. Unmittelbar, nachdem wir die Felswände erreicht haben, das erste Highlight. Der sandige Boden wechselt unvermittelt zu gelbem Fels und aus dem erwachsen wunderschöne Hoodoos. Über dem Boden schichten sie sich zuerst in Weiß, dann in Gelb und weil das noch nicht reicht, kündigen rote Linien die rotbraune Hoodoo-Kappe an. Zwischen den kleinen Felssäulen schwingen sich kleine Wellen in den gleichen Farben. Die roten Elemente sehen aus wie vergossenes Blut. Es ist fantastisch hier. Eine unbeschreibliche Farbintensität prägt sich in das Auge und in das Hirn. Wir sind erst 0,6 Meilen unterwegs und würden am liebsten stundenlang verweilen, aber es gibt viel mehr zu sehen.
Immer an der Wand entlang treffen wir nach 1,15 Meilen auf eine gewaltige Hoodoogruppe. Sie hat sich anders gekleidet, der Mantel der versteinerten Menschen ist weiß-rosa. Zirka 3 Meter ragen sie in die Höhe, sie sehen aus wie die "dicke Berta" oder ein Känguru. Sid, das tölpelhafte Faultier von Ice Age hält über einer kleinen Wash Ausschau. Oder ist es gar Otto Waalkes selbst? Der geheime Ort wird von Kurt und Agnes - wir haben ihnen einfach Namen gegeben - genutzt, um weiter an Verschwörungstheorien zu basteln. Das Ganze ist gut abgeschirmt, Bäume und Sträucher, die diese Hoodoo-Gruppe eingekreist haben, bieten Schutz.
Die steile Wand der Bernlillito Mesa gibt weiter die Orientierung und die Richtung vor. Links und rechts des Wegrandes stehen immer wieder Hoodoos und andere eigenartige Gebilde. Wer sich jedoch zu sehr auf die Highlights neben dem Trail fokussiert, versäumt rechts unten im Tal sehr schön gezeichnete Badlands, in der Wand eine Kanonenkugel aus Stein, die bald das Gleichgewicht verlieren könnte, und fein strukturierte Felsschichten, die der Standardstruktur gelb-rot-organge ein schwarz-weißes Gesicht aufgesetzt haben.
Zwei abwechslungsreiche und unglaubliche Meilen sind wie im Flug vergangen, obwohl die permanenten Stopps zu einer sehr entschleunigten Wanderung führten. Hier erreichen wir einen Lagerplatz. Den Blick nach Norden gerichtet erspähen wir einen Damm. Dahinter ein Windrad und ein kleines Haus. Kühe komplettieren die Idylle. Weiter hinten thront eine Butte, deren Höhe mit schwarz-lilanem Lavagestein ihre Höhe gewinnt. Das gelbe Fundament schraubt sich ziemlich einsam in die Höhe, die mit einem rot-braunen Abschluss endet. Die auf der kleinen Fläche wachsenden Bäume komplettieren das Gebilde. Damm und Butte geben Orientierung vor, wir steigen ab in die Marquez Wash.
Als wir auf der Damm-Krone nach Nordosten wandern, nehmen wir dieses diametral andere Bild in Augenschein. Das aufgestaute Wasser hat ein Sumpfgebiet geschaffen, das nun übersät von gelben Blumen, grünen, roten und lilanen Sträuchern den Sand und Fels verschluckt. Diese Heidelandschaft ist wunderschön. Doch schon ein paar Meter weiter, die Butte bildet nach wie vor die Orientierung, ein erneuter Wechsel der Szenerie. Wir sind nach 3,4 Meilen in einer Kiesgrube gelandet. Kiesgrube ist nicht das richtige Wort dafür, denn eigentlich sind es farbenfrohe Badlands, die die Heimat für Lavasteine und -scherben bieten. Gips bildet die Grundlage für Mini-Hoodoos, die an den Flanken dieser Vertiefung "wachsen".
Unser Hike geht querfeldein zurück durch die Arroyos Bernalillito und La Jara. Auch hier treffen wir immer wieder auf Hoodoos, Badlands und fein strukturierte Gipswände. Das Licht hat uns leider verlassen, die Sonne wird von dunklen Wolken verdeckt und das Wetter mahnt zur Rückkehr. Bereits von oben war zu erkennen, dass die Hauptwash durch einen tiefen Graben geteilt ist. Das Wasser hat sich rund vier Meter in den sandigen Boden gebohrt. Und nun stehen wir vor dieser Herausforderung und es dauert ein bisschen, bis wir einen gefahrlosen Ab- und Aufstieg finden. Hier ist wirklich Vorsicht angeraten, denn die Ufer sind ziemlich labil. Irgendwann steckte mein linker Fuß bis zur Hüfte in einem Loch und es bedurfte durchaus einem begnadeten Körper, um wieder auf beiden Beinen zu stehen.
Nach 5,8 Meilen, für die wir dreieinhalb Stunden unterwegs waren, sind wir wieder am Auto. Obwohl schon bei der Recherche für den Hike klar war, dass es hier schön ist, übertraf die Wirklichkeit alle Erwartungen. Selten war eine Wanderung so abwechslungsreich, so gespickt von Highlights und schönen Dingen.
Eigentlich wollten wir ins Hyatt Restaurant zum Abendessen, aber es schüttet in Strömen, so dass wir erneut im Mas landen. Das Essen war sehr gut, aber vielleicht sollte jemand den Amis mal sagen, dass es spezielle Espressolöffel für die kleinen Tassen gibt. Mit den Suppenlöffeln wird das nix, mindestens sind sie stillos und unpraktisch! Die letzte Erkenntnis dieses tollen Tages: Die Wettervorhersage für Phoenix sieht sehr gut aus!
Aber es gab noch einen Anruf im Zimmer, denn offensichtlich war die Freude über das Erlebte so groß, dass ich beim Endbetrag, also inklusive Tipp, bei der ersten Stelle des Rechnungsbetrages eine Ziffer zu nieder gegriffen habe. Das Tagebuch schließt auf zu viel Wein, was ich überhaupt nicht verstehen kann ;-).
Freitag
Wir verlassen Albuquerque, heute ist Memorial Day, die Interstate 40 bringt uns nach Westen. Wir warten stündlich darauf, dass es wärmer wird, aber es tut sich nichts.
Und wir warten auf den Feiertagsstau, aber auch hier Fehlanzeige. Die Gegenrichtung ist sehr stark frequentiert. Bei Holbrook hat Steffi aber trotzdem die Schnauze voll, schickt uns von der Autobahn über Land, es geht mitten durch den Tonto National Forest. Aber auch das funktioniert hervorragend. Die 377 ist mit 60 + X zügig befahrbar und der Weg ist deutlich kürzer. Payson hat einen Subway und wir haben Hunger, wie es nur immer passt!
Als wir auf der 87er dann endgültig nach Süden donnern, wird es warm. Die Saguaros blühen im wahrsten Sinne des Wortes an allen Ecken und Enden und der Vorhof von Phoenix und Scottsdale ist heuer besonders grün. Nach 6,5 Stunden haben wir unser Hotel erreicht. Skeptisch war ich schon, aber das Hilton Garden Inn ist zwar etwas abgewohnt, aber die einschlägigen Scottsdale Resorts sind das inzwischen auch. Es ist nahezu billig und liegt praktisch mitten in der Altstadt. Hier im 7. Stock habe ich mein Zimmer online ausgesucht, das ursprünglich zugeteilte Zimmer wäre im Erdgeschoss gewesen, direkt neben der Hotelbar und der Ice-Maschine. Manchmal piep, piep oder wie?
Es ist endlich schön warm (81 Grad Fahrenheit = 27 Grad Celsius), aber insgesamt spielen das Wetter und die Natur heuer wirklich verrückt. Texas wird vom Regen zugeschüttet, in Las Vegas war ein Erdbeben - was nichts, aber auch gar nichts mit meinem Sturz im Water Canyon zu tun hat - und das beschädigte den Highway 95. Aber was wäre so ein Südwest-Urlaub ohne etwas Abenteuer.
Unser Spaziergang geht zur Waterfront, die wir bereits im letzten Winter kennen und lieben gelernt haben. Wir sind inzwischen ganz begeistert von Scottsdale (und den umliegenden Wandergebieten). Wir genießen zwei Bier in einer der vielen Bars, lassen ein paar Dollar im Shopping Center und sitzen das dritte Mal im Wildfish bei einem fantastischen Essen und für amerikanische Verhältnisse ausnehmend angenehmen Ambiente. Highly recommended!
Samstag
Das Frühstück im Hotel ist gut und so starten wir gestärkt zum Echo Canyon Trail, dessen Head wir über den McDonalds Drive erreichen. Es ist kurz nach 9 Uhr und wir stehen fast am Trailhead, finden uns aber zuerst mal in einer Schlange wieder, die auf freie Parklücken wartet. Wie ich das liebe. Und es hat dann noch über 20 Minuten gedauert, bis wir unseren Yukon abstellen konnten.
Hier sind Menschenmassen unterwegs, alleine ist man am Camelback zwar grundsätzlich nie, aber am Memorial-Day-Weekend ist es natürlich besonders schlimm. Jeder will in die Höhe. Letztes Jahr im Winter sind wir von der anderen Seite über den Cholla Trail aufgestiegen, nachdem der Echo Canyon wegen Bau- und Renovierungsarbeiten geschlossen hatte. Aber eigentlich wollen wir heuer nicht zum Summit, sondern zum Camels Eye. Uneigentlich kommt es aber anders, - aber von vorne.
Bereits nach ein paar Schnauferern, keine 0,2 Meilen sind wir vom Trailhead entfernt, nehmen wir Reißaus nach rechts. Vorbei an einem Picnic Shelter geht es auf den Bobby's Loop Trail. Er gibt uns die Richtung zum Steinbogen vor. Wir bleiben ziemlich nahe am Berg und bald öffnen sich tolle Aussichten auf die Großstadt und unglaubliche, vermutlich auch unbezahlbare Häuser. Nach gut einer Meile müsste es rauf in die Wand gehen, um den Arch zu erreichen. Geht es auch, aber nicht für uns. Wir versuchen mehrere Varianten, aber es klappt nicht. Zu schwierig, zu steil, Pech gehabt. Außerdem ist der Arch nicht sichtbar und deshalb könnte es natürlich sein, dass wir die falsche Route wählen. Auf der topografischen Karte ist nichts zu erkennen. Nach einer Meile drehen wir um, nachdem wir die Einsamkeit und die Aussicht noch ausgiebig genossen haben.
Als wir zurück am Haupttrail mit Feiertagsverkehr sind, entscheiden wir uns, nun doch auf den Gipfel zu steigen. Wenn man schon da ist, gell! Wir haben Ende 2013 bereits die Erfahrung gemacht, dass dieser Stadtberg ganz besondere Herausforderungen bereit hält. Und auch auf dem Echo Canyon Trail geht es unglaublich nach oben. Eine Stunde steiler Anstieg, es gibt kaum eine Verschnaufpause. Teilweise sind sogenannte Handrails angebracht, damit die Hände den Körper unterstützen können. Der Schweiß fließt in Strömen, - warum ist es eigentlich so warm? Unglaublich ist auch, welche unsportlichen, durchaus schwergewichtigen Leute diese Tortur auf sich nehmen. Unterhaltsam ist es auch, denn jeder zweite streamt Musik und lässt die Gemeinde teilhaben.
Nach 1,18 Meilen sind wir oben, der Rundblick von hier ist gigantisch. Wir suchen uns ein "ruhiges" Plätzchen, rauchen eine Zigarette (also natürlich nur ich), und genießen. Runter geht es dann doch einfacher als gedacht und nach dem ersten sehr steilen Stück finden wir doch noch ein Loch im Berg, die Camels Cave. Hier sind wir alleine, denn das interessiert keinen Amerikaner. Leider wird diese Höhle als Toilette mißbraucht, es stinkt gewaltig, innen kann man sich praktisch nicht aufhalten.
Nach knapp vier Stunden und insgesamt 3,8 Meilen sind wir zurück und uns einig, dass der Cholla Trail bei weitem nicht so anstrengend war wie der Echo Canyon Trail. Aber was hilft uns das?
Es hat mittlerweile 82 Grad, was ja für Phoenix eigentlich eine Wintertemperatur ist, und wir machen einen Spaziergang durch die Old Town. Es ist sehr nett hier und es gibt einige ansprechende Lokale. Eines merken wir uns für übermorgen. Dann ist es doch an der Zeit, eine Ladung zu waschen, insbesondere die Hikerklamotten werden knapp. Abendessen? Wild Fish! Lecker!
Sonntag
Bei uns heißen die Superstition Mountains die freundlichen Berge. Der Name ist uns spontan vor Jahren gekommen, denn diese teilweise durchaus mächtige Landschaft ist in wunderschöne zarte, eben freundliche Farben getaucht. Also nehmen wir bei Traumwetter Anlauf in die freundlichen Berge.
Der 101-Loop führt uns über den Exit 55 zum US Highway 60, der auch Superstition Highway heißt. Ich finde das ja unheimlich genial, dass die Amerikaner ihre Straßennamen in einen Bezug zum Ziel setzen. Das gab es bei uns früher auch, denn die als Wasserburger Landstraße bezeichnete Straße führt eben nach Wasserburg, wie auch die Rosenheimer Landstraße nach Rosenheim geht. Inzwischen ist das ja anders und wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, dann nehmen sie den Namen irgendeines Hanswurschten, der vielleicht und maximal noch einen Wikipedia-Eintrag hat.
Egal, wir sind nach 37 Meilen auf der Peralta Road, die nach einer Meile nicht mehr geteert ist. Die Straße ist aber nahezu perfekt und selbst mit einem PKW problemlos befahrbar. Es geht durch eine wunderschöne Wüstenlandschaft mit herrlichen Kakteen und im Hintergrund die freundlichen Superstition Mountains. Nach 12,1 Meilen ab der US 60 sind wir am Tonto National Forest Peralta Trailhead. Der Parkplatz ist schon fast voll.
Der Peralta Canyon Trail No. 102 bringt uns gemächlich, jedoch stetig nach oben in den Canyon hinein. Der Weg ist steinig und wenn es in Senken geht, in denen Wasser floss, auch manchmal dicht bewachsen. Links oben begrüßen uns braune Hoodoos, die sehr an die City of Rocks in Idaho erinnern. Auf der rechten Seite hingegen überwiegen die Gelbtöne, auf blankem Fels haben sich Flechten ausgebreitet, und mittendrin thronen einige Saguaros in leuchtendem Grün immer dort, wo sie ein Stück Erde oder Sand gefunden haben, um zu wachsen. Fast schon ganz oben begrüßt uns eine steinerne Schnecke mit Haus und kündigt die Ankunft am Fremont Saddle an.
Nach 2,3 Meilen sind wir oben und die Szenerie wechselt. Still sitzen wir auf einem Felsen und genießen den Ausblick auf die Weavers Needle, ein mächtiger Vulkanschlot, der Wind und Wetter überlebt hat. Ein fantastischer Blick in die Bergwelt der Superstition und Goldfield Mountains schließt sich an. Vor uns liegt nun der East Boulder Canyon, in den wir absteigen. Es geht Richtung Eye of the Horse weiter nach Norden. Wir hoffen jedoch, dass wir eine Querverbindung noch vor der Needle zum Dutchmans Trail finden. Der East Boulder Canyon Trail, der mangels Massenandrang immer schmäler wird, zeigt uns diese Verbindung nicht auf. Eine Querfeldeinquerung kommt nicht in Frage, denn die auf der Topomap so harmlos wirkenden Höhenlinien zeigen sich in der Praxis als ziemlich steiler Berg, durchwachsen mit Felsblöcken, Gestrüpp und Kakteen. Diese explosive Mischung wollen wir uns nicht antun und machen nach 3,65 Meilen kehrt.
Das Abenteuer ist aber noch nicht vorbei. Am Fremont Sattel zurück, nehmen wir nach links den Cave Trail. Name ist Programm, es geht zu einer Höhle, der Geronimos Cave. Der Weg ist kompliziert, die Navigation ebenfalls, aber nach 0,94 Meilen stehen wir vor dieser Höhle, die eigentlich ein kleiner Alkoven ist. Auf alle Fälle ist der Aus- und Rundblick fantastisch. Und weil wir wissen, dass der Weg weiter und zurück zum Trailhead führt, wandern wir wieder los. Es wird immer steiler und gefährlicher, es geht zapfig in die Tiefe. Die Hände müssen her, aber irgendwann sind wir vernünftig und beschließen, nach 1,25 Meilen umzukehren und zum Sattel zurück zu gehen.
Der Abstieg im Peralta Canyon wird von der tollen Szenerie begleitet. Das Licht ist inzwischen sehr gut und so erstrahlen die gelben, grünen und braunen Farben noch prächtiger. Nach 10 Meilen und 6 Stunden sind wir zurück am Auto.
Das Abendessen im Tommy V's war sehr gut und der Rombauer so günstig wie nie! Nur der Espresso: randvoll und bäh!
Montag
Dieses Hilton Garden Inn war ein Glücksgriff. Mit dieser Erkenntnis verlassen wir Scottsdale über die Interstate 10 nach Westen. Nach 155 Meilen werden wir zu Schmugglern, der eingepackte Apfel interessiert niemanden an der Agriculture Control nach Kalifornien. Ab Indio schlägt der Memorial-Day-Feiertagsverkehr zu, wir stehen endlos im Stau. Zeit, um einen Subway zu besuchen. Erst als wir die CA 60 erreichen fließt der Verkehr einigermaßen normal. Das Le Meridien hat uns um 17 Uhr wieder. Als wir auf dem riesigen Balkon mit Blick auf das Meer stehen, tritt Ruhe ein. Frische 74 Grad, in der Wüste waren es noch 94, hüllen uns bei einem Spaziergang am Strand ein. Nach einem Bier im Season 52 muss der Water Grill nochmal sein. Gutes Futter!
Dienstag
Der letzte Tag auf dem US Mainland bricht an. Um 9 Uhr geht es über die Interstate 405 nach Norden und dann über die CA 14 Richtung Palmdale. Wir nehmen den Exit 15 auf die Agua Dulce Canon Road, die sich zum Vasquez Rocks County Park schlängelt. Unser Auto stellen wir direkt am berühmten Pacific Crest Trail ab.
Der breite, ausgetretene Weg bringt uns sozusagen auf die Rückseite der Rocks. Die Felsen wachsen uns in Schichten entgegen. Ab und zu gibt es einen Durchbruch, der die Blicke auf den Agua Dulce Canyon freigibt. Wir passieren einen riesigen Rastplatz und wechseln, an einem Rim angekommen, die Richtung auf den Agua Dulce Canyon zu. Von hier könnte man in den Canyon runter, aber die Ausblicke auf die geschichteten Vasquez Rocks und die vernarbten Felsenwände des Canyons sind wunderbar. Mitten im Bild wachsen die Agaven in hellem Gelb in den Himmel. Einige sind schon verblüht und haben eigenartige grüne Früchte entwickelt. Eine Stunde hat unser 1,67 Meilen langer Loop gedauert und wir konnten diese wundbare Felsenlandschaft von allen Seiten betrachten. Ein netter Ausflug.
In Palmdale, wo wir kurz und vergeblich die berühmten Tankstellen gesucht haben, erledigen wir die letzten Einkäufe. Zurück im Hotel ist packen angesagt. Unser ganzes Gepäck würde die Hawaiian Airline überfordern, so dass wir unsere riesige Wäschetasche mit allem vollpacken, was auf Hawaii nicht gebraucht wird. Inklusive des Coolers kommt das Zeugs für dreieinhalb Wochen in den Gepäckraum des Le Meridien.
Das bemerkenswerteste am Abendessen im Season 52 war, dass es einen Mann vom Barhocker gepfeffert hat. Lustig. So, - und jetzt, nach fast vier abenteuerlichen Wochen auf dem Festland, können die Hawaiianischen Inseln kommen. Honolulu wartet. Gute Nacht Santa Monica!
Mittwoch
Da sitzen wir nun im Terminal 2 des Los Angeles International Airport mit Myriaden von anderen Menschen, die auf ein paar Inseln zwischen Japan und den USA mitten im Pazifischen Ozean kommen wollen. Es sind noch zwei Stunden bis zum Boarding, nachdem die Autorückgabe, der Transfer und der Check-In bei der Hawaiian Airlines wunderbar schnell gegangen sind. Dieser schmucklose Terminal, in keinster Weise vergleichbar mit dem inzwischen sehr schönen Tom Bradley, erzeugt eher Depressionen als Vorfreude. Tote Zeit, sie muss mit Essen gefüllt werden. Allerdings heißt es vor dem Starbucks erst mal warten und die Arbeitsprozesse der Kaffeebude belächeln. Irgendwann hatte ich dann endlich einen Zitronenkuchen zwischen den Kiemen und das hat selbst mich in diesem ungemütlichen Ambiente beruhigt.
Im pünktlich abgeflogenen Flieger geht es zu, wie es vermutlich auf einer Heizdecken-Verkaufsfahrt zugeht. Decken, Kissen, Kopfhörer, Filme, - alles nur gegen Bezahlung! Und als wir nach fünfeinhalb Stunden in Honolulu landen, laufen wir erst mal über einen Kilometer bis zu unserem Gepäck. Nun gut, es hat den Vorteil, dass die Koffer nicht lange auf sich warten lassen. Hertz, ich liebe dich, in drei Minuten hatte ich den Schlüssel in der Hand und starte einen nagelneuen Chevrolet Traverse mit den besten Reifen, die ich je an einem Mietauto gesehen habe.
Ein Walmart war schnell gefunden und um 15 Uhr Ortszeit waren wir im Hotel. Mallorca, der 17. Bundesstaat der Bundesrepublik Deutschland, lässt grüßen. Der Aufmarsch ist gewaltig, die Vorfahrt im Hilton Village proppenvoll. Einchecken ist ein Drama, aber kein Wunder, da an alle Gutscheine für das Frühstück und sonstige Werbepräziosen verteilt werden. Das Zimmer entschädigt, liegt jedoch nur im 3. Stock des Rainbow Towers. Wir machen uns zu einem kleinen Strandspaziergang auf. Schön ist es hier, unzweifelhaft! Und die vielen kleinen Augen, ein freundliches Volk diese Japaner!
Als wir um 19 Uhr im hoteleigenen, völlig überteuerten (wir wissen noch nicht, dass es ggü. dem Festland grundsätzlich 20 - 30% teurer ist, - bei gleicher Leistung versteht sich) Bali Steak and Seafood Restaurant sitzen, merken wir die zusätzlichen drei Stunden Zeitunterschied. Der Chardonnay war gut und befördert uns dann direkt ins Bett. Mit dem Blick aufs Meer, einem offenen Fenster und der Erkenntnis, dass diese Lokation ein Traum ist, wird es dunkel.
Donnerstag
Um 5.30 Uhr ging nichts mehr, der kleine Jetlag hat zugeschlagen. Das Frühstück war gut, der Kaffee ungenießbar. Trotz der Netze haben es einige Spatzen in den Frühstücksraum geschafft und werden wohl bald an Herzverfettung
sterben.
Es ist herrliches Wetter und wir begrüßen den Tag endgültig bei sonnigen 76 Grad. In den Bergen hängen jedoch die Wolken, was für Hawaii eher Normalzustand ist. Normal sind auch die relativ kurzen Wege zu den Trailheads, so dass wir bereits nach 4,8 Meilen am Ende der Manoa Avenue stehen. Hier mitten im Regenwald, der sozusagen an der Stadtgrenze von Honolulu beginnt, tut sich der Planet schwer, durch die dichten Bäume und Sträucher einen Weg auf den Erdboden zu finden. Eine unheimliche, düstere Stimmung ist am Parkplatz.
Wir marschieren kurz die Straße weiter, doch bald signalisiert das Schild "Manoa Falls" den Beginn des Trails. Es geht hinein in diese faszinierende Natur. So alle 15 Jahre schaffen wir es in München in den Botanischen Garten, ab sofort werden wir täglich damit konfrontiert. Immer tiefer und höher in den Urwald, der Weg wird inzwischen zur kleinen Rutschpartie, wechselt die Szenerie permanent. Lianen hängen von den kräftig grünen Bäumen, ein Kakadu turnt rum und will mich offensichtlich verarschen, denn immer wenn der Foto kurz vor der Auslösung steht, hüpft oder fliegt er ein paar Meter weiter. Da lobe ich mir die Pflanzen, die einigermaßen stillhalten. Plötzlich Bambuswälder links und rechts des Trails. Die Dinger sind so eng aneinander gewachsen, dass man nicht weit hineinsehen kann, diesen Hain zu betreten ist sowieso unmöglich, so dürr kann man gar nicht sein!
Bereits nach 0,85 Meilen sind wir an den Manoa Falls. Das Wasser pritschelt in die Tiefe und Schilder weisen darauf hin, dass hier Gefahr droht. Das offene Gebiet vor dem Wasserfall ist jedoch so nah und so eng, dass es Unsinn ist, weiter nach vorne zu gehen. Gut, dass wir früh hier waren, denn auf dem Rückweg kommen uns jede Menge Leute entgegen. Nach einer Stunde sind wir wieder am Auto.
Auf zum nächsten Ziel, wir wollen uns in der Hanauma Bay das Blowhole ansehen. Leider war der Parkplatz schon voll. Das ist das Los aller touristischen Spots auf Hawaii, oftmals heißt es anstehen. Gut, dass wir Hiker sind, die anderen Highlights bereits 1999 gesehen haben. Also auf zu einem kleinen Hike, aber auch am Makapu'u Lighthouse Trail bekommen wir gerade noch einen Platz für den Traverse.
Hier ist die Natur völlig anders. Die Weite und Ferne des Meeres und die nur spärlich bewachsenen Wände des Koko Kraters und der umliegenden Hügel geben die Blicke frei. Es geht eine alte Teerstraße hinauf und die Zwischenstopps sind nicht einer mangelnden Kondition geschuldet. Vielmehr genießen wir die wunderbaren Ausblicke. Das Lighthouse, besser den Blick darauf, erreichen wir nach 1,21 Meilen. Es klebt an der Steilküste und bringt wunderbare Farbtupfer in das Grün und das Blau. Oben am Makapu'u Point sind kleine Aussichtsterrassen, aber auch daneben ist genügend Platz, um die Rundumsicht auf sich wirken zu lassen. Wir steigen weiter zum Gipfel auf. Dort oben sind Verteidigungsanlagen und Schießbunker einer längst vergangenen Zeit. Sie haben für uns nur einen Zweck: Hinsetzen! Nach 2,73 Meilen insgesamt sind wir wieder am Parkplatz, die Nächsten warten schon ungeduldig. Bitte, ich will nur kurz meine Flip-Flop anziehen, - danke!
Wir fahren zurück nach Honolulu zum Diamond Head State Monument. Nach dem Tunnel, der direkt in den Krater führt, kommt der große Parkplatz mit Besucherzentrum. Wir zahlen 5 Dollar und reihen uns neben den orange-weißen Hütchen ein. Zwei Parkplatzmanager - ja, in den USA und in Österreich sind alle Manager, Supervisor, Geheimräte, Ingenieure und was weiß ich noch alles - erkennen mit ihrem geschulten Auge sofort, wenn ein Parkplatz frei ist und winken dann den Ersten in der Schlange heran und hinein. Wir sind auch bald dran!
Dann geht es in Serpentinen nach oben. Menschenmassen begleiten uns oder kommen uns entgegen. Aber der Trail ist sehr abwechslungsreich und er wird anstrengend. Am Ende führen Stufen steil in die Höhe zu einem Tunnel und sozusagen durch Schießscharten erblicken wir wieder das Licht der Welt. Auf den angelegten Terrassen ist der Rundblick fantastisch. Auf der einen Seite schrauben sich die Wolkenkratzer von Honolulu direkt neben dem Strand von Waikiki in die Höhe, rechts die Berge der Koolau Range. Auf der anderen Seite der Koko Head, ein hoher Kraterkegel aus Tuff. Direkt unter uns steht das wunderschöne Diamond Head Lighthouse. Das dunkelblaue Meer ist in den Dimensionen so groß und weit, dass es fast schon beängstigend wirkt.
Zum Abschluss des Tages fahren wir den Round Table und den Tantalus Drive. Die Schleife ist toll. Toll in den Ausblicken, die von den Pullouts zu erhaschen sind und toll von der Strecke, die einem ausgewachsenen Alpenpass manchmal in nichts nachsteht. Wir genießen die Blicke, machen aber auch Halt im Ualoka'a State Park, um zu wandern. Wir gehen den gleichnamigen Trail in Richtung Moleka Stream und Maliki Springs - die Namen sind zum verzweifeln, ehrlich. Der Wald hat Tore gebildet, die Luftwurzeln der Banyanbäume ranken sich geschickt über den Wanderweg. Nach einer Meile Rundweg haben wir genug gesehen, eigentlich zu wenig. Auf der Übersichtskarte haben wir gelernt, dass es hier 16 Trails gäbe.
Nach einem abwechslungsreichen Tag ärgern wir uns erneut über das Chaos beim Valet Parking. Die Infrastruktur ist für die vielen Leute einfach zu eng. Die Arbeit wurde sicherlich auch wonanders erfunden und dann gab es noch einen kleinen Aufreger, da wir die Papiere im Auto vergessen haben. Es dauerte ewig, am Trinkgeld ist es nicht gelegen, bis ein Valet Parker unseren Rucksack brachte.
Wir versuchten dann erfolglos einen Platz für das Abendessen zu reservieren. Tropic Bar and Grill nimmt keine Vorbestellungen an, das Steakhouse auch nicht, also landen wir wieder im Bali Steak and Seafood. Auch recht!
Freitag
Wir sind etwas spät dran heute, schon 7 Uhr, die Strafe ist ein hinterer "Parkplatz" im Frühstücksraum. Gut, dass wir noch nicht zittern, denn der Weg vom Buffet zum Tisch war nicht unweit. Der Kaffee wird jedoch serviert und die Kanne steht jetzt mal da. Aber bereits die ersten Schlucke offenbaren, dass er seit gestern nicht besser geworden ist. Liegt wohl an der Kanne, - er schmeckt nach Blech!
Bei sonnigen 77 Grad geht es auf die Interstate Hawaii No. 1 nach Westen, kurz I-H1W. Die Pendler sind Gott sei Dank auf der gegenüberliegenden Seite im Stau und so läuft es recht zügig aus Honolulu hinaus. Beim Kalaeloa Airport endet die Autobahn und der Highway 93 führt weiter an der Küste entlang. Grattlerdorf, dieses Nanakuli, mit gefühlten 100 Ampeln, entsprechend langsam geht es voran. Nach gut 40 Meilen sind wir aber an der Yokohama Bay, zu hawaiianisch Keawa'ula Beach, und biegen nach rechts in die Satellite Tracking Station Road ab.
Unvermittelter Stopp! Die Schranke der US Air Force verringert unsere Fahrgeschwindigkeit auf null. Die Burschen sitzen wohl gerade beim Frühstück bzw. bereiten ihren sicherlich sehr anstrengenden Tag mit einem netten Plausch vor. Plauschen tun wir jetzt auch, mit einem Soldaten. Ein anständiger Junge, aber wie es in den USA oft so ist, er kennt seine eigene unmittelbare Umgebung nicht. Wir wollen durch bzw. hinauf zum Kuaokala Trail. Hmmmmm, er meint, der sei die Straße zurück, dann nach rechts und zeigt auf einen Berg in Richtung Kaena Point. Lieber Mann, wir müssen hier durch, denn diese Straße führt hinauf zum Trailhead. Ich zeige ihm meine Permit und dann war ihm die Diskussion wohl zu anstrengend. Schranke auf und ab.
Ziemlich steil führt die Satellite Tracking Station Road zwei Meilen nach oben zu den weißen Kugeln, hinter denen sich die Horchgeräte der Air Force verstecken. Oben angekommen kommt noch ein Gate, das jedoch offen und ohne Kontrolle ist, die Straße führt nach rechts. Eine halbe Meile weiter passieren wir das nächste Gate und dann ist gleich rechts der Parkplatz und Trailhead. 45 Meilen, 1,5 Stunden von Honolulu entfernt schnüren wir unsere Wanderschuhe.
Der Trail beginnt auf einem Waldweg, der bedeckt ist mit langen, dünnen Nadeln der Norfolk Pinien. Weich, wie auf einem Teppich gehen wir nach oben. So stellt man sich einen Elbenwald vor, die Äste der Pinien bilden einen durchsichtigen Vorhang für die Szenerie dahinter. Nach einer halben Meile geht es links eine alte Forststraße weiter hoch auf die Kuaokala Ridge. Der Blick weitet sich, man sieht das Meer, das sich in wunderschönstem Blau von dem nicht enden wollenden Grün absetzt. Vorbei an einem Picnicshelter werden die Blicke immer schöner. Ein Tal liegt vor uns wie eine grüne Hölle, abgegrenzt durch einen Bergrücken, dessen Falten durch den dicken Bewuchs wie ein von Christo verpacktes Kunstwerk aussieht.
Nach 1,2 Meilen ändert sich die Natur, wir tauchen in einen feuchten Wald ein, die Straße nach oben bleibt jedoch breit und gut begehbar. Farbige Schleifen aus Plastikband, meist pink oder orange, sind die Trailmarker, die man auf vielen Wanderwegen der Inseln findet. Nach 1,3 Meilen geht es nach links hoch und ein paar Meter weiter führt nun ein echter Trail nach rechts hinauf. Die Ausblicke werden immer besser, Hawaii pur. Wir sind nun gut eineinhalb Meilen unterwegs und der Fels verdrängt zunehmend die grüne Natur. Braun und rot zeigt sich das Gestein, das sich zum Kraxeln und vor allen Dingen zum Hinsetzen eignet. Kleine Pause mit garantiertem Aus- und Rundblick.
Es geht im Anschluss nochmal steil nach oben und man erkennt nun auch auf der östlichen Seite der Ridge das Meer. Kleiner Überholvorgang. Drei Arbeiter mähen links und rechts des Wanderweges die Natur ab, die den Trail zu verschlingen droht. Dann liegen überall Absperrgitter rum, - wir haben keine Vorstellung, wer da was sperren will. Nach 2,25 Meilen sind wir oben und blicken auf der östlichen Seite in ein Tal und auf das Meer. Wir treffen doch tatsächlich zwei andere Hiker, die den Trail über eine Road, die offiziell in der Karte eingezeichnet ist, zurückgehen wollen. Nach 2,45 Meilen stehen wir vor einem Zaun. Das wäre eigentlich unser Zielpunkt. Ein kleines Gatter ist jedoch geöffnet und dahinter beginnt eine Dirtroad, die wir weiter gehen.
Tatsächlich haben wir nach 2,75 Meilen Sicherheit, dass wir über diese Variante zurück zum Auto kommen. Ein Schild zeigt die Richtung zu unserem Parking Lot auf. Inzwischen ist es links und rechts der Straße ziemlich feucht, Tausende von Farnen wachsen an den kurzen Hängen. Dann folgen rote Erde und eine tolle Felswand in braun, rot und gelb und bald darauf übernehmen die verschiedenen Grüns erneut die Herrschaft. Nach 4,3 Meilen zeigt sich das Meer in seinen schönsten Blau- und Türkistönen.
4,88 Meilen, wir stehen vor einem Problem. Es besteht aus der Gabelung unserer Straße in drei Dirtroads. Die Entscheidung fällt aber nicht schwer, denn, auch wenn anzunehmen ist, dass die "Hauptstraße" rechts die längere Variante ist, bleiben wir auf dem Hauptweg. Keine Experimente bitte! Wir sind noch frohen Mutes, aber eineinhalb Meilen weiter passiert das Malheur in zwei Stufen. Stufe 1 ist ein Cairn, also ein Steinmännchen, das vor einem Weg nach links steht. Bedeutet das nun, dass wir links gehen müssen? Die Richtung wäre auf unseren Hinweg zu. Ich erkunde das Terrain ein paar Meter und winke uns weiter, um auf der Dirtroad zu bleiben. Aber nach insgesamt 6,4 Meilen verschärft sich das Problem mit der Stufe 2: Ein großes Warnschild der US Air Force weist darauf hin, dass diese Militärinstallation (Army Installation) nur mit Genehmigung des Commanders betreten werden darf. Die Schranke ist zwar auf, aber wir fürchten um unser Leben.
Diese Drecksä..e, das hätten sie oben auch hinschreiben können, aber so etwas haben wir schon öfter erlebt. Mist, alles zurück? Wir erinnern uns an das kleine "Steinmännchen" und nehmen jetzt mal an, dass es hier doch diesen Trail zurück gehen wird. Also zurück! Und obwohl uns dieser Weg immer mehr unwahrscheinlich erscheint, steigen wir über eine bunte Wash aus Lavaasche auf. Der Loop ist perfekt, wir stehen nur wieder an der Dreier-Gabelung, alles auf Anfang! Der mittlere Weg kann es nicht sein, den hätten wir gekreuzt, der Linke und Rechte führt wieder hinunter zum Cairn und damit letztendlich zur verbotenen Zone. Ganz hinauf und zurück über den Hinweg ist keine Option an die wir glauben wollen. Also auf die Gefahr hin, dass wir im Armee-Gefängnis landen oder gar angeschossen werden, können die uns jetzt mal.
Wir stehen wieder am Schild und lesen erneut aufmerksam, vermutlich noch aufmerksamer als vorher, denn das Hirn arbeitet jetzt anders und besser. Die Straße, die nun geteert ist, führt an der Installation vorbei, also nicht hinein, also betreten wir sie auch nicht, also brauchen wir auch keine Genehmigung, also landen wir nicht in der Zelle. Manchmal ist das Alter schwierig, hätten wir mal gleich vernünftig nachgedacht, dann wären uns die 1,5 Meilen Umweg erspart geblieben. Immer noch Kopf-schüttelnd und fast entsetzt über uns selbst, erreichen wir unser Fahrzeug. Dort steht ein kleines Schild, das darauf hinweist, dass ein anderer Trail eben diese Straße runter führt. Oh Mann!
Es geht den Berg wieder hinunter, motorisiert versteht sich, und unten nach der Kontrollstation - die Ausfahrtsschranke ist offen - nach rechts in den Farrington Highway bis zum Ka'ena Point State Park. 4 Meilen sind es bis zum Ende der geteerten Straße. Der Parkplatz dort markiert gleichzeitig den Trailhead.
Wir gehen diese Küstenwanderung an und erfreuen uns nicht nur des Lebens, sondern an der wunderbaren Luft und an dem Meer mit seiner schroffen, teilweise pechschwarzen Lavaküste. Durch kleine Blowholes spritzt das Nass in die Höhe und gibt dabei komische Geräusche von sich. Nach 1,28 begrüßt uns der Black Hawk Double Sea Arch am Meeresrand, kurz danach der große Black Eagle Sea Arch. Ein abgestürztes Auto zeugt von der Befahrbarkeit dieser Dirtroad, die ja eigentlich eine alte Eisenbahnstrecke ist. Nur ab und zu sieht man Reste alter Eisenbahnschwellen. Knapp zwei Meilen sind es bis zum Blackbird Arch. Schön ist es hier, links das Meer und rechts eine typisch hawaiianische Ridge.
Aber nach gut zwei Meilen trauen wir unseren Augen nicht. Sind wir an der mexikanischen Grenze? Ein riesiger Zaun, der aussieht, als würde er ein Militärgebiet begrenzen, stellt sich uns in den Weg. Ein Sliding Gate, der Ausstieg öffnet sich nur, wenn das Einstiegstor zu ist, führt durch die Befestigungsanlage. Die Schuhe sollen mit angeschraubten Bürsten gereinigt werden. Aha!
Bald klärt sich das Mysterium auf. Der Zaun schützt sogenannte Sturmtaucher (Sherwater Birds), die hier brüten. Wie heißt der Spruch? Mit Kanonen auf Spatzen schießen oder so ähnlich. Also gut, wir gehen nun auf Sand sehr andächtig an den Vögeln vorbei, die den Eindruck machen, als ob ihnen das ziemlich egal ist. Sie schreien Gott sei Dank nicht so laut, wie die Möwen auf Anacapa Island. Nach zweieinhalb Meilen erreichen wir den Ka'ena Point mit seinem Beacon, also einem sogenannten Leuchtfeuer.
Knapp zwei Stunden hat es gedauert, bis wir wieder am Auto sind und uns anschließend zurück nach Honolulu quälen. Es ziehen immer dunklere Wolken auf, kurzzeitig regnet es, aber in der Stadt ist schönstes Wetter.
Mit dem Taxi geht 's zum futtern. Hier im Marriott Hotel haben wir vor 16 Jahren schon gewohnt, es hieß damals Hawaiian Regent. Die Poolbar ist noch so wie wir es in der Erinnerung haben, das Bier wunderbar und der Blick auf das Meer mit der untergehenden Sonne fantastisch. Das Sansei Steak and Seafood Restaurant ist sehr ursprünglich in der Einrichtung, aber das Essen war gut.
Samstag
Gute Stimmung im Hause! Insbesondere die schöne und fast einsame Ridgewanderung von gestern
hat uns hier ankommen lassen. Der anfängliche Schock über die Menschenmassen ist fast verflogen, obwohl bereits sehr früh am Tag zu beobachten ist, dass die ersten Surfer und Strandspaziergänger die Spots bevölkern. Die Menschen hier stehen zeitig auf. Alle die vom Festland kommen, haben 3 Stunden Vorsprung und das merkt man.
Das Wetter ziert sich ein wenig, es ist bewölkt, als wir zum Koko Crater aufbrechen. Es geht nach Osten, nur kurz, und wir stehen bald auf dem Parkplatz am Halona Blowhole Lookout neben der Sandy Beach. Das Hole blowed zwar, aber unser Interesse gilt einer kleinen Ridge des Koko Kraters, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite bis knapp vor den Teer ausbreitet. Dort, wo die Leitplanke ihr Ende findet, steigen wir auf. Zwei Meter vertikal nach oben, - problemlos, da die Gesteinsschichten fast eine Treppe bilden, zumindest sitzen alle Griffe und unsere zwei Körper hieven sich auf die Rocky Ridge.
Der gewaltige Koko Crater Arch ist bereits zu sehen. Der Anlauf dazu verläuft zunächst moderat, aber dann geht es kräftig in den Himmel. Kurz vor dem Felsentor brauchen wir schon ab und zu die Hände und der letzte Aufstieg in den Bogen hinein, er geht rechts herum über ein schmales Geröllfeld, ist nicht einfach. Doch bereits nach 30 Minuten sitzen wir unter dem Arch, genießen ihn und den Ausblick auf die Küste und das Meer. Glück haben wir auch noch, denn eine Gruppe von zirka 10 Leuten, hat sich kurz vorher verabschiedet. Unten schlängelt sich der Kalanianaole Highway durch die Ausläufer des Kraters. Als wir wieder aufbrechen wollen, vermissen wir einen treuen Begleiter. Das GPS ist weg. Ok, ich habe es beim Aufstieg irgendwann auf einem Felsen abgelegt, aber wo? Die letzten Schritte nochmal abgegangen, aber nichts. Monika hat es dann gefunden, Gott sei Dank, denn das Handgerät ist für unseren Urlaub inzwischen alternativlos, wie unsere Kanzlerin ab und an zu bemerken pflegt.
Auf dem Rückweg, seltsame und wunderschöne Blüten stehen am Wegesrand, finden wir eine einfachere Variante, um über die Rocky Ridge abzusteigen. Der Nachteil ist, dass wir nun an der vielbefahrenen Küstenstraße länger zurück zum Parkplatz gehen müssen. Inzwischen sind Busse angekommen und die erste Menschenreihe vor dem Blowhole ist bereits dicht geschlossen.
Wir fahren weiter zum Kuli'ou'ou Ridge Trailhead. Ou, Ou, jetzt wird der Name klar, denn - Ou, Ou - wir finden keinen Parkplatz mitten in diesem Wohngebiet. Die Anwohner stellen ihre Fahrzeuge sehr geschickt zwischen den Einfahrten auf, so dass kein Raum mehr für uns Touris bleibt. Ich verstehe das! Nach 20 Minuten ist es uns dann doch gelungen den Traverse auf zulässigem Terrain abzustellen. 0,35 Meilen sind es bis zum Trailhead, es geht schon bergauf.
Ein sogenannter Wendehammer markiert den Beginn der eigentlichen Wanderung auf die Kuli'ou'ou Ridge. Beide Trails, Ridge und Valley, sind auf einem unübersehbaren Schild angeschlagen. Ein geteerter Weg führt kurz bis zum Abzweig in die Prärie. Lediglich ein auf den Teer aufgesprühter Pfeil weist darauf hin, dass es hier nach rechts geht. Den haben wir gleich mal übersehen, aber nach einem kleinen Ausflug dann doch noch gefunden.
Ein Schild Hunting Area steht zurückversetzt am Wegsrand und bald darauf teilt sich der Weg ins Valley und auf den Berg. Wir halten uns rechts und gewinnen in Serpentinen wandernd schnell an Höhe. Durch Schilf und Felsen ist nur ab und zu das Meer zu erkennen und nach einer Meile stehen wir mitten in einem Pinienwald. Auch hier ist der ganze Boden wie mit einem Teppich aus Nadeln bedeckt und es sieht aus wie in einer verwunschenen Welt. Dass wir nicht im Paradies sind, beweisen die Menschenmassen, so viele hätten dort nicht Platz. Kurze Rast!
Bald wechselt der Trailuntergrund und besteht fast nur noch aus Wurzeln, die wie Schlingpflanzen das Erdreich einhüllen. Eine große Lichtung im Elbenwald, vorbei an bunter Lava, steigen wir auf zu einem Picnic Shelter. Gut eineinhalb Meilen sind wir unterwegs. Ab hier wird es steil, immer steiler. Nur gut, dass nach 1,7 Meilen eine Bank steht, von der man den Blick auf das Meer und in das Valley genießen kann, bevor die letzten Meter zum Summit drohen. Der farngesäumte Weg mit toller Aussicht ist nur ein Zwischenspiel zu den hohen Stufen, die notwendig sind, um die Höhe zum Gipfel zu gewinnen. Das Herz pumpt, der Schweiß fließt. Auch die jungen Leute schnaufen gewaltig - gut so!
Nach 2 Meilen sind und stehen wir am Ende und an einem Abgrund. Der Lohn ist ein gigantischer Rundblick vom Koko Krater bis zum Diamond Head, über Honolulu und das Meer. Wolkenfetzen ziehen von links über die Ridge und verzaubern die Szenerie. Ein kräftiger, eiskalter Wind pfeift über und in unsere Körper, nicht sehr heimelig. Diese Wanderung ist durchaus anstrengend, aber schön. Immer wieder entdeckt man andere Pflanzen und Blüten. Die Wälder bestehen aus unterschiedlichsten Baumarten, neben eigenartig aussehenden Nadelbäumen stehen Pinien und Gummibäume, unglaublich.
Nach unten sind die Stufen wesentlich einfacher und schneller zu gehen. Das Wort schnell trifft aber nur zu, wenn sich auf dem engen Trail kein Stau bildet, was heute der Fall ist. Gut, es ist Samstag und der ist möglicherweise dafür verantwortlich, dass der Wanderweg mehr als voll ist. Schön war' s, - nach drei Stunden sind wir wieder am Auto.
Wir machen bei uns zuhause einen Strandspaziergang. Badehose an und auf geht 's, - nur, damit die anderen Körperteile auch etwas von der strahlenden Sonne abbekommen.
Das Abendessen im Outrigger Reef Hotel war nicht gut und obwohl uns der italienische Kellner versprach, dass wir einen Lavazza Espresso vom feinsten, besser als in Italien, bekommen, konnte man beides vergessen, - den Espresso und den Italiener.
Sonntag
Der Tag des Herrn, wir schlafen etwas länger und kommen erst um 9 Uhr bei 79 Grad Fahrenheit in die Gänge. Auf dem Weg zum Maunawili Trail
Pali Side regnet es nicht, es schüttet, und wir beschließen erstmal ein anderes Ziel anzusteuern. Als wir dann nach zwei Tunnels auf dem Pali Highway 61 keinen Tropfen mehr am Himmel sehen, bremse ich den Traverse in einer pfiffigen Linkskurve doch noch ein und schieße auf den Parkplatz, der gleichzeitig der Trailhead ist, raus. Es mag ja sein, dass Monika etwas erschrocken ist, aber man muss die Chancen nutzen, wenn sie sich bieten. Und so beschließen wir die Wanderung doch gleich anzugehen. Wer weiß, wie das Wetter nachmittags wird.
An der Einfahrt des kleinen Parkplatzes steigt man durch oder über die Leitplanke zum Trailhead. Ein Schild Maunawili Trail / Maunawili Falls kennzeichnet den Beginn des Wanderweges, der sogleich in den Wald führt. Das Terrain ist flach, zumindest was die Höhenunterschiede auf dem Trail betrifft. Und so kommen wir zügig voran, auch wenn es Dank des Regens ziemlich batzig ist. Rutschgefahr besteht aber nur auf den Wurzeln.
Nachdem wir rechts herum Ausläufer der Ko'oalau Range überwunden haben, führt uns der Pfad in das Maunawili Valley. Mehrmals sind Creeks zu queren, was aber wunderbar über Steine zu meistern ist, zumal sie nicht breit sind. An den rechts und gegenüber liegenden Steilhängen ziehen sich Wasserfälle wie Spinnfäden in die Tiefe. Es ist einsam, grün und unglaublich. Man wandert durch den Regenwald, der immer wieder Blicke frei gibt. Diese wunderschöne und bemerkenswerte Natur ist die einzige Begleitung, die wir gerne ertragen. Die Hügel rechts des Trails bestehen aus Urwäldern von Farnen, deren Größe die eines Baumes annehmen. Die Stämme sind gut 10 bis 15 Zentimeter dick: Monsterfarne sozusagen!
Wolkenverhangene Berghänge, unterbrochen durch das dunkle, fast unheimlich wirkende Grün und die hellgrauen Fäden, die das Wasser im freien Fall in die Range zeichnet, prägen das Bild, erinnern an Jurassic Park und bedeuten Hawaii pur. Bei Sonne kann jeder, aber hier und jetzt regnet es auch zur rechten Zeit wieder. Das Wasser prasselt auf die Blätter und übertönt fast das Rauschen der Bäche, die aus dem Berg sprudeln. Die diesige Luft gibt aber immer wieder Blicke auf das Meer frei, - an den Stränden scheint die Sonne.
Nach knapp zwei Meilen sind wir am Abzweig des Maunawili Falls Trail. Der Trail hat den Namen nicht mehr verdient, denn wir müssen uns durch dichtes Farngestrüpp durchschlagen. Die eisernen Schwellen aus Eisenbahnschienen sind kaum mehr auszumachen. Rutschig ist es hier auch noch, so dass wir bereits nach 0,1 Meilen aufgeben. Das wollen wir uns nicht mehr weiter antun, auch, nachdem jetzt unsere Kleidung völlig durchnässt ist. Wir sind den Maunawili Trail Pali Side noch ein Stück weitergegangen, nach 5 Meilen waren wir dann patschnass zurück am Auto. Schön war' s trotzdem.
Vorbei an Moli'i Island, bekannt auch als Chinamans Head, führt uns der Küstenhighway 83 nach Norden. An der Laniloa Halbinsel verlassen wir den Kamehameha Highway nach rechts und fahren bis zur Inselspitze. Vor ihr liegt eine kleine, langgezogene Insel, die ein Loch hat, den Kukuiho'olana Arch. Ein recht netter Aussichtspunkt, aber das Wetter spielt nicht mit. Die Luft ist milchig, dunstig und ungemütlich. Wir verweilen nicht lange und fahren dann zurück ins Hotel.
Das Abendessen im Tiki's Grill and Bar war echt gut und reichlich. Nur schade, dass es in Honolulu alle hundert Meter einen ABC-Store gibt. So endet der, eigentlich jeder Abendspaziergang mit Almonds oder ähnlichem Zeugs. Nicht gesund, nicht nötig, aber schön ;-).
Montag
Unser letzter Tag auf Oahu. Wir wollen heute nicht hiken, sondern machen uns auf den Weg zu einem 4-stündigen Stadtspaziergang durch Honolulu.
Die Richtung nach Norden gibt der Ala Moana Blvd. vor. Immer die Küste entlang, vorbei an der Mamala Bay und dem Ala Moana Park, erreichen wir den Hafen von Honolulu. Ein paar alte Frachtschiffe und Ausflugsyachten stehen im Becken vor dem Aloha Tower. Unten im Turm sitzt ein älterer Mann, der uns nach Schußwaffen fragt. Heute nicht, Sir! Der Aufzug bringt uns nach oben. Rund- und Weitsicht ist garantiert. Rund um den Tower ist große Baustelle, der Marketplace hat geschlossen.
Wir kommen über eine Fußgängerzone durch die Downtown nach China Town. Die üblichen Viecher hängen in den Auslagen, davor ein Gewirr an Waren und Menschen. Die üppigen Obststände haben sogar einen Radi (für Norddeutschland: Rettich).
Zurück geht es über die King Street, vorbei an dem sehr schönen Iolani Palace, dem Supreme Court, vor dem der König in dunkelbraun mit einem goldenen Umhang steht. Und eine Freiheitsglocke haben sie ein paar Meter weiter auch. Alles sehr nett! Wir erreichen die Ala Moana Mall und schlendern durch die Geschäfte.
Nach einer kurzen Abkühlung im Hotel drehen wir noch eine Runde durch Waikiki, um ein paar Mitbringsel zu kaufen. Mittlerweile sind wir für morgen eingecheckt, The Big Island of Hawaii kann kommen.
Nun sitzen wir in einer Micro-Brewery, das Weißbier war ok. Abendessen gibt es schräg gegenüber bei Tony Roma's, das Futter war gut.
Dienstag
Ein kurzer Blick auf's Meer beendet den Oahu-Stopp nach dem Frühstück. Also ab zum Flughafen. Bei Hertz ging es unkompliziert und schnell und dann heißt es wieder warten. Der Hiker braucht Futter, aber möglichst wenig Wandergepäck. Deshalb haben wir seit Jahren ein winzig kleines Taschenmesser an Bord, das selbst die fiesen Kontrollen der "Discover the Exponential power of One World Trade Center-Tour" in New York überstand und auch bei allen Flügen kein Problem war. Jetzt kramt ein Grenzer in Monikas Rucksack. Er hätte auf dem Röntgenbild was gesehen. Schön für Dich, also such mal mein Freund! Mist, der Hund war hartnäckig, hat das kleine Messer gefunden und entsorgt. Große Trauer macht sich breit! Stinkig waren wir sowieso schon und zwar über uns selbst. Ein Koffer hatte massives Untergewicht - hätte ich auch mal gerne - und die zwei anderen waren knapp über dem Limit. Nochmal löhnen, aber umräumen war uns dann auch zu blöd. Für das Geld hätten wir aber locker noch ein weiteres Gepäckstück aufgeben können.
35 Minuten Flugzeit und wir sind auf Big Island, Hilo, HI (ITO): Wie mir diese esoterische Schungelmusik inzwischen auf den Zeiger geht. Musik für die Seele? Mitnichten, für meine Gesundheit ist das nichts, der Blutdruck steigt. Hertz ruck-zuck, Traverse in Silber! Dieser Aufwand für diese kurze Strecke. Andererseits haben wir sie gesehen, den Langen und den Weissen, und wir werden sie noch näher kennenlernen.
Wir verstehen nicht, warum es keine Autofähren gibt. Durch die Warterei und das Drumherum ist der Tag selbst bei einem kurzen Flug eh schon fast hinüber. Dann muss im Auto alles wieder so sein, damit das, was man nur zum wandern braucht, im Auto bleibt und vor allen Dingen, dass man es wieder findet. Wie schön wäre eine Fahrt auf dem Meer, mit einem aufgeräumten Auto, etwas Whalewatching, etwas Inselskylineviewing und etwas Glut vor den Kiemen. Der Tag wäre zwar auch hin, aber wesentlich gemütlicher, möglicherweise schöner und interessanter. Nun ja, es wird seinen Grund haben; einen wirtschaftlichen, ist zu vermuten.
Nach dem obligatorischen Walmartbesuch schleichen wir die Hawaii Belt Road 19 zum Akaka Falls State Park. Der 0,5 Meilen lange Roundtrip führt durch einen wunderbaren Regenwald mit riesigen Bambusstämmen. Die durchaus mächtigen Fälle stürzen sich abrupt in die Tiefe und zaubern ein wunderbares Weiß in das allgegenwärtige Grün. Die Kahuna Falls sind nur schlecht und von der Seite zu sehen, der Regenwald wächst sich ins Blickfeld.
Zurück auf der Hawaiian Belt Road steuern wir nach Hilo. Dort liegt der Waikulu River State Park. Die schönen Waianuenue Falls, die unter uns Touris als Rainbow Falls bekannt sind, haben im Laufe der Zeit einen großen rückwärtigen Alkoven geschaffen und fallen über diese Klippe breit in einen Pool. Wir gehen abseits des Teers in einen Wald. Zwei weitere Fälle, kleinere versteht sich, gäbe es zu sehen. Da der Trail aber feucht ist und wir nur Flippies tragen, war bald Schluss.
Das große Zimmer im Hawaiian Hotel im 6. Stock hat Blick auf's Meer und den Mauna Kea. Schön! Freies Internet gibt es nicht, also 10 Dollar, her damit! In der Lobby wäre es kostenfrei, aber das probieren wir lieber an der Hotelbar aus. Abendessen gibt es im Hotelrestaurant; war o.k., Kendall Jackson auch!
Mittwoch
Es schüttet in Strömen, als wir zum Frühstücken gehen. Das Buffet kostet 22 USD pro Person, dafür gab es einen Gutschein über 5 USD. Wir sind uns nicht mehr ganz sicher, aber die Gutscheindollars konnte man dann für das Restaurant und die Bar verwenden. Das ist schon o.k., denn leider gibt es in der unmittelbaren Nähe sowieso keine Alternativen in "walking distance".
Um 8 Uhr starten wir. Der Himmel hat nach wie vor kein Einsehen und schickt die Tropfen nur so und geballt vom Himmel. Als auf der Chain of the Craters Road die Lava den Regenwald ablöst, ist Licht im Tunnel zu sehen. Der Regen wird leichter. Und als wir dann nach 50 Meilen das Ende der Road erreichen, hat es tatsächlich aufgehört, - brav!
Erster! Wir stellen unser Auto neben den Toiletten und dem Kiosk ab und wandern kurz zum wunderschönen Holei Sea Arch. Der dunkle Felsen hängt sich an einer steilen Lavaklippe ins momentan sehr gelangweilte Meer. Nur ab und zu schäumt es, die Brandung ist vergleichsweise gering, und wir wünschen uns Wind, damit die Regengefahr vorbei geht. Im Hinterland zum Holei Pali, von dem die Straße hier herunter führt, ist es dunkel, aber isolierte weiße Stellen signalisieren ausgeprägte Regengüsse.
Wir folgen der gesperrten Kalapana Road nach Nordosten. Nach 0,6 Meilen endet der Teer und es geht auf einer nagelneuen Schotterstraße weiter. Es kann angenommen werden, dass hier bald der Teer die Verbindung zur Road 130 herstellt. Dann haben wir Touristen es leichter und müssen nicht per pedes durch die schöne Gegend laufen. Sarkasmus aus! Erwähnenswert, für mich jedenfalls, ist, dass an der zweiten Schranke ein Aschenbecher steht. Waldbrandgefahr? Wohl kaum, denn links und rechts der Straße stapelt sich die Lava in den schönsten Formen. Und die beginnt von einer Zigarette nicht zu brennen, richtig? Schwarze Ungetümer wachsen aus dem Boden und nur vereinzelt haben es hellgrüne Pflanzen geschafft, diese Unterwelt zu durchbrechen. Immer wieder bleiben wir stehen und bestaunen die pechschwarzen Skulpturen. Leider beginnt es ab und zu zu regnen.
Richtung Meer hat sich ein Palmenhain breitgemacht, die Synchronität der Pflanzung lässt jedoch erahnen, dass hier Menschen im Spiel waren. Nach 3,5 Meilen Fußmarsch verlassen wir die Straße und schlagen uns querfeldein durch die Lavafelder. Die Sonne ist da und bringt die monotone Welt zum Strahlen. Es glänzt und glitzert überall. Goldfarben, stechendes Blau, Rot und Gelb, es sieht aus wie Öl, das in einer Pfütze liegt. Hügel für Hügel grasen wir ab, immer wieder neue Eindrücke, man könnte einen Geologen brauchen, der einem die Entstehung erklärt. Und da liegt eine Frau am Boden, das zerbrochene Herz daneben und hier findet sich auch noch ein Fuß. Wer nun an ein Verbrechen glaubt, der irrt. Die Lava war Baumeister und Künstler dieser Torsi und Gliedmaßen, einfach toll. Immer wieder erkunden wir auch die Kracks im Boden und halten Ausschau nach Dampf und hoffen, dass uns ein leuchtendes Orange entgegenstrahlt, das sich bewegt. Das wird aber nichts mit fließender Lava und so verabschieden wir uns nach einer Pause an das Meer.
Inzwischen peitscht der Pazifik gegen die Steilküste - es hat aufgefrischt - und versucht zu verhindern, dass ihm noch mehr von seinem Raum durch neue Lava genommen wird. Nur Mut mein Junge und irgendwann wirst du das auch schaffen, aber da tut mir kein Zahn mehr weh. Das hellblaue Meer, die schwarze und rostbraune Lava und die nur vereinzelt auftretenden Wolken, eine Szenerie die uns gefällt.
Wir sind wieder am Auto, mittlerweile ist alles zugeparkt und die Leute warten schon auf unseren Parkplatz ganz vorne. Knapp 9 Meilen Lavahike liegen hinter uns. Schön war das!
In Mountainview haben wir endlich Zeit uns Briefmarken zu besorgen, jetzt brauchen wir nur noch Postkarten. Die Leute zuhause sollen sehen, wo wir uns rumtreiben, dann können sie die Dinger getrost wegschmeißen.
Zwei Bier an der Bar und Essen im Hotelrestaurant. Doch bald verschwinden unsere Körper im Reich der Träume. Gut so, denn morgen wird es hart.
Donnerstag
Als wir sehr früh aus dem Fenster sehen, ist der Mauna Kea, obwohl das weißer Berg heißt, wolkenfrei und Schnee sehe ich auch gerade keinen. Ein gutes Zeichen, wenngleich wir einen anderen Berg im Visier haben, den Mauna Loa, den langen Berg. Um 7.20 Uhr brechen wir auf und die Saddle Road bringt uns in 30 Minuten zwischen diese zwei Monster. Links abgebogen pfeift der Traverse über die Mauna Loa Observatory Road ziemlich einsam in die Höhe. Die Einsamkeit ist schon mal gut, denn die Straße ist eigentlich nur einspurig. 17 Meilen sind es bis zum Observatorium. Wie ein Wurm schlängelt sich der Teer durch die Halden aus Lava nach oben. Erst zum Ende hin wird die Road etwas schlechter, aber insgesamt ist die Fahrt doch sehr komfortabel.
Seit 1950 untersucht das Observatorium die Atmosphäre der Erde, eine lange Zeit. Etwas angestaubt sieht es auch aus, das Innenleben dürfte jedoch "state of the art" sein. Nach eineinviertel Stunden stehen wir auf einem Parkplatz unterhalb der Forschungseinrichtung. Es hat 56 Grad, der Himmel strahlt, wir starten unseren Hike auf 11.055 Fuß über NN, das sind immerhin schon 3.370 Meter. In meinem Kopf drückt es schon etwas, kein Wunder, denn wir sind ja in Hilo auf Meereshöhe losgefahren. Der Ratschlag ist, sich zu akklimatisieren, jedoch die Zeit drängt, so dass nur noch eine Zigarettenpause drin ist. Wir stehen nun aufrecht, wacker und voller Vorfreude bereit, um diese Wanderung anzugehen. Leichte Zweifel, ob wir das schaffen, ob das Wetter hält, sind jedoch im Hinterkopf verankert.
Ein Schild mit 6,0 Meilen eröffnet den Gipfelsturm. Wir folgen der nun ungeteerten Straße eine halbe Meile weiter und dann geht nach links der Trail auf die Lavafelder nach oben. Psychologisch ungeschickte Menschen haben erneut ein Schild platziert und das gibt die Entfernung des Summit wieder mit 6,0 Meilen an. 0,5 Meilen umsonst, bäh, aber geschenkt! Nun gut, durch Hinweisschilder wird der Weg nicht kürzer oder länger, also bleibt, es zu ignorieren.
Auf der mehr braun als schwarz aussehenden Lava beginnt das Treppen steigen. Riesige Cairns stehen in kurzen Abständen, um auch bei Nebel die Navigation zu ermöglichen. Höhenmeter für Höhenmeter, Absatz für Absatz steigen wir dem Himmel entgegen. Verschnaufpausen sind in kurzen Abständen nötig, denn die Luft ist für uns Mitteleuropäer mehr als dünn. Nach 1,6 Meilen stehen Riesensteinmännchen am Trail. Eine Mauer und eine Höhle könnten im Notfall oder für die Backpacker als Unterschlupf dienen. Die aufgequollenen Lavaschichten sind dunkelrot, werden dann hell-orange und enden letztendlich in einem lilanen Streifen. Das Panorama in Richtung Mauna Kea und ins Tal ist schon sehr bemerkenswert. Der strahlend blaue Himmel deckt den Weißen und die Wolken ein, die sich hie und da um den Gipfel formieren, als ob sie ihm den Hals abdrehen möchten. Unser Ziel, der Gipfel des Mauna Loa, ist bis zum Ende der Wanderung nicht zu sehen.
Je höher wir kommen, um so dunkler wird die Lava, sie beginnt zu bröseln und zeigt sich nach knapp zweieinhalb Meilen als grober Schotter, der sehr undankbar zu gehen ist. Undankbar sind inzwischen auch meine Kopfschmerzen. Sie zwingen mich immer mehr die Pace herauszunehmen, um einigermaßen erträglich weiter zu kommen. Wir treffen auf ein Trail-Schild und kurz danach - wir sind 2,3 Meilen unterwegs - auf die Dirtroad, die nur von echten Offroadern befahren werden sollte. Erneut ein Trail-Schild, - der Weg folgt kurz darauf der Straße, die, wir sind knapp 2,7 Meilen unterwegs, für das normale Volk endet. Eine Schranke stellt sich in den Weg, ab hier fährt nur noch Parkpersonal. Ein Schild weist darauf hin, dass hier die Grenze des Hawaii Volcanoes National Park und der Wilderness ist.
Es herrscht absolute Stille hier oben, kein Wind pfeift um die Ecke, kein Vogel flattert durch das Bild, Insekten gibt es nicht, keine Menschenseele teilt mit uns den Berg. Unwirklich, aber wir genießen es und natürlich auch die tolle Aussicht auf die anderen Vulkane.
Die Szenerie am Berg und der Trail ändern sich. Die harte Lava und der Schotter sind momentan Vergangenheit. Es geht in einem sandigen Kessel ohne Felsstrukturen, man nennt es wohl Fissure, weiter nach oben. Der Trail ist endlich gut zu laufen. Die Landschaft bekommt Farbe, die Hänge der Lavahügel sind gelb. Abseits unserer Route fläzen sich die schwarz-braunen Lavafelder in den Blick, die mit orange-roten Steinen durchzogen sind.
Nach 3,3 Meilen kreuzt der Weg erneut die Jeep Road. Die Schneefelder werden größer und in den kleinen Spalten, deren Wände tief rot und orange sind, ergänzt das gefrorene Nass die Farbpalette mit weiß. Die jetzt wieder vorhandene Lava glitzert zunächst in blau, wird aber dann wieder eintöniger und ist mit hellbraunem Odel überzogen. Odel? Ja genau so sieht der Überzug aus.
Die Sicht nach oben weitet sich und die riesigen Steinmännchen stehen aufgereiht wie Signalfeuer an einem Ufo Landeplatz. Nach 3,8 Meilen sind wir sozusagen fast am Kraterrand, der North Pit. Ein Unterschlupf für Gestrandete oder Backpacker markiert dieses Zwischenziel, zwei riesige Cairns signalisieren seine Lage. Der Weg teilt sich nun. Nach links geht es zur Mauna Loa Cabin, nach rechts zum Summit. 2,8 Meilen sind es laut Schild noch und ich bin schon so was von fertig. Das Kopfweh wird zwar nicht schlimmer, lässt jedoch auch nicht nach.
Es geht am Kraterrand entlang und Gott sei Dank wechselt der Untergrund immer wieder, denn über den Schotter läuft es sich am schlechtesten. Nach 4,8 Meilen postuliert ein Schild die Entfernung zum Gipfel mit 2,0 Meilen. Die ersten tollen Blicke auf und in diesen gigantischen Krater. Der Boden schimmert in einem grünlichen Grau. Der Weg wird zur echten Qual, die Luft immer dünner und inzwischen signalisieren Instrumente des Observatoriums, dass man vermutlich auch mit dem Hubschrauber nach oben käme. Wie albern, jetzt heißt es Disziplin und Kampf, den wir über den inneren Schweinehund unbedingt gewinnen wollen und gewinnen werden. Immer wieder denken wir, das müsste das höchste Ende sein und immer wieder werden wir enttäuscht, denn es geht noch weiter.
Aber irgendwann nach 6,54 Meilen und 4,5 Stunden sind wir am Ziel und ziemlich stolz, dass wir es geschafft haben. Der momentan höchste Punkt des Mauna Loa ist erreicht. Hier ist unser Dach der Welt! Der Gipfel ist schmucklos wie die meisten der US-amerikanischen Summits; kein Kreuz, nicht mal ein Schild, sondern nur ein Steinhaufen, ein Gipfelbuch und ein Vermessungsmarker, das war's. Wir sind jetzt auf 13.680 Fuß, das entspricht 4.170 Meter. Da der Vulkan unterhalb des Meeresspiegels weitere 5.000 Meter in die Tiefe geht, spricht man auch vom höchsten Berg der Welt.
Der Blick in die Caldera ist ein Blick in die Hölle. Rote Wände fallen bis zum Boden und rechts liegt der gelb, braun, rot und grau gefärbte Schlackenkegel, der Lavadome. Die Freude währt aber nicht lange, denn auch unter den Hikern gibt es viele Arschlöcher. Direkt am Gipfelbuch, das in einer Blechbox verstaut ist, liegen die Reste der Gipfelmahlzeiten und die stinken nicht nur vor sich hin, sondern ziehen selbst in dieser Höhe Fliegen und anderes Getier an. Wir ergreifen die Flucht und nehmen weiter unten eine Pause, selbstverständlich auch am Kraterrand. Mittlerweile sind Wolken aufgezogen, die den Mauna Kea gnadenlos verhüllen. Wir stoppen nochmal an einem Aussichtspunkt und lassen diese riesigen Ausmaße des Kraters auf uns wirken, bevor der Abstieg droht.
Runter geht es schnell, zumindest schneller als hinauf, aber der Trail erfordert bei jedem Schritt höchste Konzentration. Mit jedem Meter, den wir an Höhe verlieren, verliert sich auch mein Kopfweh. Dafür drängen nun die Wolken herauf aus dem Tal. Die Fetzen fetzen über die Lavafelder, die Sicht nimmt dramatisch ab. Das sieht sehr mystisch, aber durchaus bedrohlich aus. Leider wird es auch immer kälter und wir ziehen unsere Wind- und Regenjacken an.
In 3,5 Stunden waren wir unten und uns einig, dass wir die Höhe etwas unterschätzt haben. Völlig fertig sind wir froh, endlich im warmen Auto zu sitzen und etwas anderes als Wasser zu trinken. Ein Abenteuer geht zu Ende, eines an das wir sicherlich noch lange denken werden.
Und weil wir so durstig sind, gibt es das Abendessen, Sandwich und Burger, gleich an der Bar.
Freitag
Heute ist Umzugstag, - wir wechseln von Hilo im Osten nach Waikoloa im Nordwesten von Big Island. Die Insel ist dann doch so groß, dass sich das rentiert, gegebenenfalls, je nach Ziel, auch notwendig ist. Aber wir machen es nicht so einfach "schwuppdiwupp" über die Saddle Road, sondern fahren zunächst über den Volcanoes National Park an den South Point.
Bevor die Kalea Road den Southpoint erreicht, geht es nach links zur Green Sands Beach. Vor der Kaulana Bay ist an einem Parkplatz Schluss mit Auto, meinen wir zumindest. Hier versammeln sich aber "schöne" Typen, um die Touris an den Strand und zur Mahana Bay zu bringen. Die Pickups, mit denen sie das tun, sind gleich noch schöner als die Typen. Keine zehn Pferde würden mich in diese Gefährte bringen. Und diese Hundlinge postieren sich so geschickt vor einer Zufahrt direkt zum Strand, dass man sie nicht erkennt. Erst als wir an deren provisorischen Behausungen vorbei gehen, wird klar, dass wir noch 0,4 Meilen weiter fahren hätten können. Obwohl die Zufahrt zur Dirtroad wird, sind PKWs nicht überfordert. Hier steht dann auch ein Schild, dass Offroadfahren verboten ist, aber das interessiert keinen der semiprofessionellen Kutschierdienste.
Das ist eine wunderschöne Küste, an der wir nun möglichst nahe am Meer entlang wandern. Das dunkelblaue Meer mutiert zum leuchtend weißen Schaum und klatscht dann mit voller Wucht an die Küste. Sandbuchten und Lavaklippen wechseln sich munter ab. Die Ebene ist durchzogen von Sandpisten, auf denen man leider immer wieder von den Pickups überholt und gestört wird. Nach 1,85 Meilen kommen wir an eine kleine Bucht mit schönem dunkelgrünem Sand, der die schwarzen Lavasteine umrahmt. Der Kontrast und die Farben sind toll. Und nachdem München dort ist, wo der Münchner Urlaub macht, ist jetzt hier mitten im Pazifik München. Die bayrischen Farben Weiß und Blau und das Grün wird einfach toleriert. Ironie aus, es ist wirklich sehr schön hier.
Als wir die Wanderung fortsetzen, kommt in der Ferne ein großer Felsen in Sicht, sozusagen das Wahrzeichen der Mahana Bay. Als wir nach knapp 2,8 Meilen an dem Felsen ankommen, wimmelt es von Leuten, die mit den Pickups hergebracht wurden. Hinuntersteigen zum Strand müssen sie aber alleine und obwohl das kein großes Problem darstellt, stellen sich manche ziemlich an. Hier soll es grüne Pebbles geben, wir haben sie nicht gefunden. Selbst Hiesige konnten dazu nichts sagen. Vermutlich haben die Steinesammler zugeschlagen und nichts mehr übrig gelassen. Auch egal, die Bucht ist schön. Das dunkelblaue Wasser wird immer heller, je näher es dem Becken kommt. Kleinste Wellen erobern das Halbrund ziemlich gemächlich, was trotz des Trubels sehr beruhigend wirkt.
Auf dem Rückweg entdecken wir den netten Long Sea Arch, zu dem man leicht hinuntersteigen kann. Leider liegt an diesen versteckten Orten viel Müll rum. Angeschwemmt oder liegen gelassen, egal, das stört in den USA sowieso niemanden. Nach insgesamt 5,6 Meilen sind wir zurück. Das waren schöne, sehr gemächliche zweieinhalb Stunden.
Als wir wieder im Auto sitzen, entscheiden wir uns, an den South Point zu fahren. Aber da gibt es nur ein Navigation Light, ein paar Angler und Plattformen, von denen Mann oder Frau über die Klippen ins Meer springen kann. Schätzungsweise mehr als 15 Meter geht es in die Tiefe. "The Southernmost Point" in Key West, Florida, - denkste! Hier ist der südlichste Punkt der Vereinigten Staaten. Das ist zwar auch nichts, was zur Steigerung der Spannung beiträgt, aber gut, auch das einmal gehört zu haben. Hier sehen wir leider auch, wo die grünen Pebbles gelandet sind. Die Einheimischen haben Schmuck daraus gemacht und verkaufen ihn.
Nun geht es auf der 11er weiter. Schöne Landschaften begleiten uns auf dieser Küstenstraße, aber es zieht sich gewaltig. Bei Kona fahren wir auf die 19er, die uns dann nach 7,5 Stunden endlich ins Hilton Village Waikoloa bringt. Diese Hotelanlage ist so weitläufig, dass es eine Bahn gibt, um die verschiedenen Hoteltower zu erreichen. Auch mit dem Boot könnte man diese Strecken überwinden. Und nachdem kein Bellman zu sehen war, sitzen wir jetzt in der klimatisierten, proppenvollen Bahn mit unseren Koffern. Es dauert ewig, bis wir endlich im Ocean Tower im 7. Stock auf unserem schönen und großen Zimmer landen. Komischerweise lassen nur die Bäder in den Hilton Villlages zu wünschen übrig; sie haben eher Best Western Standard. Balkon und Blick auf das Meer und den Golfplatz sorgen für eine entspannte Zigarettenpause, die nach dem Aufmarsch absolut nötig war.
Zum Abendessen gehen wir zu Fuß durch diese wunderschöne Anlage mit einigen Restaurants, Bars, Wasserwegen, Brücken und Pools und erreichen am anderen Ende der Lagune unser Lokal, die KPC-Kamuela Provision Company. Wir kommen gerade recht zu einem traumhaften Sonnenuntergang, der wunderbar von unserem Tisch zu beobachten ist. Auf dem Rückweg zu unserem Zimmer sind wir in der Malolo Lounge hängen geblieben. Eine Kona Colada und ein Heineken bitte!
Samstag
Das Gegenteil von konziliant
sind wir. Apodiktisch beharren wir darauf, wenn die Öffnungszeiten eines Frühstücklokals mit 6.30 Uhr festgelegt sind, dass wir auch um 6.30 Uhr frühstücken können. Ok, das Lokal hat um 6.30 Uhr geöffnet, aber wir mussten ewig auf den Kaffee warten. Den haben wir uns dann selbst geholt, aber Milch gab es keine auf dem einsam umherstehenden Servierwagen. Als die Bedienung das nach langer Zeit bemerkte, wurde sie scheißfreundlich und wollte dauernd nachschenken. Dieses USA-übliche Ritual schenkt der Tatsache keine Bedeutung, dass man dadurch eine böse Schwiegermutter bekommt, mal abgesehen davon, dass es uns nicht schmeckt. Dafür gab es kein Trinkgeld! Frechheit! Der ganze Ärger hat natürlich einen praktischen Hintergrund, denn die Parkplätze am Waipi'o Valley sind rar, zumindest unmittelbar am Trailhead.
Und so fahren wir ziemlich verspätet durch hügelige Landschaften, die mit ihren saftigen Wiesen und braun-weißen Kühen im Vordergrund und dem Mauna Kea im Hintergrund den Eindruck erwecken, als wäre man im bayerischen Voralpenland unterwegs. Dichte Wälder mit riesigen Bäumen zeigen aber dann doch, dass man woanders ist, denn diese Dimensionen gibt es wohl nur hier. Gedrängte Zivilisation treffen wir in Waimea und Honoka'a. Und nach 42 Meilen, für die wir eine Stunde brauchen, ergattern wir den 2. Parkplatz von vielleicht 10 für die Wanderer in das Waipi'o Valley. Der Lookout gegenüber erlaubt nur 30 Minuten Standzeit. Ein größerer Ausweichparkplatz oder parken am Straßenrand garantiert mindestens einen verlängerten Hike oder möglicherweise auch Ärger mit den Anwohnern.
Das Tal der Könige liegt vor uns. Bereits der erste Eindruck von hier oben ist gewaltig. Die Steilküste, die sich von Nordwesten her nähert, macht unten im Tal Pause, respektive haben der Wailoa und Hiilawe Stream dafür gesorgt, dass nichts mehr von ihr außer Strand geblieben ist. Das schäumende Meer kreiert einen weißen Rahmen um den dunklen, wenn er nass ist fast schwarzen Sand. Die Bäume im Vordergrund ragen in das Panorama des endlos blauen Meeres, das am Horizont mit einem dunkelblauen Saum eingefasst ist.
Eine sehr steile Teerstraße führt hinunter; Knieprobleme sollte man keine haben. Die meisten Autovermieter verbieten es, die Straße zu befahren. Aber das würde sowieso keinen Sinn machen, denn unten kann man auf vernünftigem Untergrund nicht parken. Nur vorne am Strand gibt es Möglichkeiten, aber die Dirtroad dorthin ist in der Regel sehr schlammig und hat tiefe Wasserlöcher. Nach einer dreiviertel Meile sind wir unten; rechts geht es zum Strand, links hinein in das Tal und diesen Weg nehmen wir zunächst.
Nach rund einer Meile sind die gewalten Wasserfälle Hiilawe und Hakalaoa bereits auszumachen. Mit 396 Metern sind sie die Höchsten auf Big Island. Nur eine viertel Meile weiter kommen wir an einen wunderbaren Viewpoint auf die parallel ins Nichts stürzenden Wassermassen. Ein tiefgrüner Trichter zwängt beide Fälle in den Hiilawa Stream und sie suchen das Weite bis zum Meer. Nur am frühen Morgen lassen sich die Beiden einigermaßen vernünftig ablichten. Der Trail zum Boden der Fälle ist inzwischen gesperrt: Privat Property! Die Touristen müssen die Anwohner massiv geärgert und genervt haben, denn oft sieht man Schilder, die vor fliegenden Steinen warnen.
Wir gehen zurück zur Einstiegsroad. Hellbraune Pferde weiden auf Halbinseln, die von ruhigen Flußläufen, die den Himmel wunderbar spiegeln, umschlungen sind. Es geht geradeaus weiter zum Strand und es wird dunkel. Dichter Baum- und Strauchbewuchs läßt das Licht nur noch spärlich zur nassen Dirtroad durch. Rechts oben liegt ein völlig demolierter Jeep, der wohl von der Zufahrtsstraße abgekommen und abgestürzt ist. Dort, wo es sandig wird, wird es auch heller, der Blick auf das Meer weitet sich und vor dem Strand stehen großwüchsige Bäume, die auch Heimat für Esel sind. Wenn der Esel nicht wäre, würde man sich wie im Paradies fühlen.
Wir halten uns rechts und kraxeln über die Felsenküste nach Osten, denn hier müssen zwei weitere Wasserfälle sein. Der Weg ist beschwerlich, aber immer am Rand der Steilküste ist er kein großes Problem. Und es sind nur 0,2 Meilen, bis wir Sichtkontakt zu den Kaluahine Falls haben. Das Wasser kommt aus dem nicht enden wollenden Grün, um dann über eine steinige Klippe direkt ins Meer zu stürzen. Ein Blick auf die Klippen, die sich auf der anderen Seite, also nordwestlich am Strand in die Höhe erheben, lohnt, denn auch dort fällt unvermittelt Wasser zu Boden. Sehr schön!
Um auf die andere Seite des Strandes zu kommen, müssen wir den Creek queren. Das Wasser reicht bis zu den Knien, die Strömung ist nicht zu unterschätzen. Also Schuhe aus und rüber! Das gelingt ganz gut und erst am Ende des Strandes versuchen wir die Treter wieder anzuziehen. Das ist durchaus ein Prozedere, denn bis man den Sand von den Beinen hat, um wieder einigermaßen vernünftig in die Socken zu kommen, dauert es etwas und es erfordert durchaus ausgeprägten Gleichgewichtssinn. Da ich den nicht habe, dient ein einsam stehender Felsen als Hilfsmittel.
Die vor uns stehende Wand hat eine Tätowierung, denn ein Trail, der bis zum Waimanu Valley führt, hat ein "Z" mit seinem Zick-Zack-Verlauf in die Wand geprägt. Wir steigen auf und werden mit einem unglaublichen Blick auf das Tal, das Meer und die Wasserfälle belohnt. Das Tal der Könige ist auch eine Begräbnisstätte und Schilder weisen hier auf dem Trail darauf hin, dass man sich Mönchen nicht nähern sollte. Ich frage mich, wie das auf einem schmalen Wanderweg möglich sein soll, aber wir haben Gott sei Dank keine Geistlichen getroffen.
Nach einer kurzen Rast am Strand gehen wir es an und es ist hart. Zapfig wie der Bayer sagt, die Waden brennen und besonders ärgerlich ist, wenn sich die uralten Jeeps an einem vorbeiquälen, ohne dass sie ein Angebot der Mitnahme abgeben. Aber egal, wir sind ja keine Weicheier. Aber oben angekommen waren wir dann doch ziemlich froh, dass es vorbei war. Als wir um 13 Uhr nach 6,78 Meilen und 4,5 Stunden zurück am Auto sind, ist hier die Hölle los. Selbst die Straße ist kilometerweit zugeparkt, die Anwohner können einem leid tun.
Nach einer kleinen Einkaufstour im Village Shopping Center freuen wir uns auf ein Bier und ein Radler an der Bar der Boat Landing Cantina. Das hoteleigene Schiff bringt einen sozusagen direkt an den Tresen. Und weil es dort nicht häßlich ist, haben wir gleich das Abendessen bestellt. Den heutigen Abend werden wir kurz gestalten und ganz gemütlich ausklingen lassen, denn morgen droht ein weiterer Megahike auf der Vulkaninsel.
Sonntag
Die Warterei auf das Frühstück kommt für uns heute nicht in Frage. Das treibt uns in den Wahnsinn, vor allen Dingen, da wir erneut etwas vorhaben, was Zeit und einen frühen Start braucht. Deshalb gibt es im Coffeeshop eine Kleinigkeit, das muss und wird reichen. Die erste kleine Wanderung, bewaffnet mit einer vollen Kühlbox, führt zur Hotelrezeption, denn es ist weder ein Zug, noch ein Schiff zu sehen. Das dürften schätzungsweise schon mal 500 Meter sein, bevor wir unser Auto "satteln" können.
Es ist 6.35 Uhr, hat 74 Grad und die Sonne scheint. Wir gleiten im frühen Morgen über die 190er durch Big Island. Der weiße Berg zeigt sich von seiner besten Seite. Durch wunderschöne Natur kommen wir dem Mauna Kea immer näher. Als wir auf den Daniel K. Inouye Highway, der rechts ab geht, treffen, kommt mir die Sache schon etwas komisch vor. Er würde in die Richtung führen, in die wir müssen. Aber Garmin zuckt nicht und schickt uns weiter geradeaus. Um es abzukürzen, Steffi kennt die Straße einfach nicht und leitet uns über einen Umweg. Erst etliche Meilen weiter geht es auf die alte Saddle Road. Das ist zwar sehr idyllisch und es ist schön hier, aber grundsätzlich ist es eine Unverschämtheit von Garmin. Da kauft man sich für sehr teures Geld immer die neuesten Karten und hat völlig veraltetes Material. Irgendwann sind wir dann auf der Mauna Kea Access Road, die uns 6,4 Meilen lang bis zum Visitor Center, das gleichzeitig der Trailhead ist, führt. Eine Stunde waren wir bis zum Mauna Kea State Park unterwegs. Wir füllen die Permit aus und hinterlegen sie in dem dafür vorgesehenen Briefkasten, das Visitor Center hat ja auch noch zu.
Gegenüber dem Visitor Center ist eine kleine Zeltstadt aufgebaut. Einheimische demonstrieren gegen die US-Regierung. Die will auf dem Mauna Kea Observatorium ein neues 30-Meter-Teleskop installieren, die Demonstranten und möglicherweise auch andere sind dagegen. Die Sache eskalierte später, so haben wir es erfahren, bis zur Sperrung des Visitor Centers und der Road, die bis zum Observatorium führt. Und ein paar Verhaftungen von Demonstranten soll es auch gegeben haben.
Wir gehen es an, der Humu'ula Trail wartet und beginnt bei 9.165 Fuß, d.h. 2.793 Meter über dem Meer. Nur kurz steigen wir die Straße weiter auf, aber bereits nach 0,2 Meilen zweigt der Weg auf eine alte Dirtroad nach links ab. Nach 0,6 Meilen wird die Straße zum Trail, der sandig und steil seinen Weg nach oben findet. Im Rücken erheben sich rot gefärbte Vulkankegel, die mit einer dünnen, durchsichtigen Schicht von hellgrünen Pflanzen bedeckt sind. Dahinter führt die Mauna Kea Access Road herauf. Die nach vorne gerichteten Augen erspähen ein diametral anderes Bild. Karge, bis zum Sand zerfallene braune Lava bedeckt den Boden so dicht, dass es kaum eine Pflanze wagt, nach oben zu wachsen. Der bei schönem Wetter gut sichtbare Trail ist zusätzlich mit Stangen markiert. Von hartem Lavagestein wie auf dem gegenüber liegenden Mauna Loa ist keine Spur.
Ab zwei Meilen erheben sich rechts die Vulkane des Pu'ukeonehehe'e. Wir sind inzwischen in der Mauna Kea Ice Age Natural Area Reserve gelandet. Der Trail hat nun ein Einsehen, dass die extreme Steigung etwas zurückgenommen werden muss. Aber es geht nach wie vor zügig nach oben. Zwei rote Aschekegel tauchen auf - wir sind gut dreieinhalb Meilen unterwegs - und geben uns erstmals eine Vorstellung, wo das Ziel liegt bzw. liegen könnte. Man sieht die Straße, wie sie sich über Switchbacks zick-zack zum Observatorium hocharbeitet. Mittlerweile befinden wir uns oberhalb eines Wolkenbandes und haben freien Blick auf den Mauna Loa.
Nach rund viereinhalb Meilen zweigt nach links der Weg zum Lake Waiau ab, ein hawaiianisches Heiligtum. Das soll es auch bleiben, wir werden den See nicht entehren. Etwas unterhalb dieses Abzweigs sieht man einen Parkplatz an der Straße, an dem auch Leute parken, um von hier aus etwas zu wandern. Immerhin!
Mittlerweile brennen die Beine und das Atmen fällt schwerer; wir sind auf über 13.000 Fuß. Dank der langsamen und sukzessiven Akklimatisierung habe ich heute kein Kopfweh, alles läuft normal. Plötzlich tauchen die Kugeln und Kuppeln des Observatoriums auf. Ein unglaublicher Anblick in dieser unwirtlichen Gegend. Vor den roten Aschekegeln wirkt diese Technik sehr spacig; so kann man sich eine Marslandung vorstellen. Es bleibt Zeit, sich die Szenerie ausgiebig zu betrachten, denn der Weg wird sogar kurzzeitig abschüssig. Nach 5,2 Meilen sind wir oben an der Straße, aber bis zum Gipfel ist es noch etwas.
Eine Meile folgen wir dem Teer weiter in den Himmel, bis wir am oberen Teil des Observatoriums angekommen sind. Ein Schild weist darauf hin, dass man nicht zum Gipfel wandern und Respekt zeigen soll. Ja freilich, die haben wohl einen an der Klatsche! Wir strengen uns doch nicht viereinhalb Stunden an, um dann kurz vor dem Gipfel wieder umzudrehen. Wir steigen die letzten Meter hoch, das Gipfelglück ist perfekt und die Aussicht intergalaktisch und grandios. 4.205 Meter über dem Meeresspiegel genießen wir jede Perspektive auf diese unwirkliche Landschaft, die durch die moderne Technik und der umgebenden Architektur noch surrealer wirkt. Das GPS zeigt 6,35 Meilen und wenn mich jetzt jemand gefragt hätte, ob ich in seinem Auto zurück zum Visitor Center fahren will, hätte ich dankend angenommen. Es fragt bloß keiner - Mist! Monika meint, dass wir Hiker und keine Hitchhiker sind, - die ist aber auch streng.
Wir schaffen den Abstieg recht zügig, denn der größtenteils vorhandene Sand ist ein ideales Terrain, um schnell nach unten zu gehen. Knieschonend ist es auch noch. Leider kommt uns auf halber Strecke eine Nebelwand in die Quere und die letzten zwei Meilen regnet es so gewaltig, dass wir nach 7,5 Stunden trotz Regenjacke völlig durchnässt am Auto ankommen. Ich habe uns dann kurz im Visitor Center abgemeldet und der Ranger hat doch tatsächlich auf uns gewartet und sich herzlich bedankt, dass ich den Weg zu ihm gefunden habe.
Die Heizung im Auto läuft auf vollen Touren. Der Regen ist so stark, dass die Normalgeschwindigkeit nicht erreicht werden kann. Und er begleitet uns auch auf fast der kompletten Heimfahrt. Erst in Strandnähe kommt die Sonne. Unser Balkon wird zum Wäschetrockner.
Vor dem Abendessen haben wir noch zwei Bier in der Malolo Bar getrunken, um uns dann erneut in das KPC aufzumachen.
Montag
Heute lassen wir uns mal schön Zeit mit dem Frühstück, das war durchaus angenehm. Es ist schon fast halbzehn, als wir mit gepackten Koffern nach Kona fahren. Ein schöner Ort! Wir schlendern durch die Straßen, vorbei an kleinen Geschäften, Bars und Restaurants und versuchen festzustellen, was noch aus dem Jahr 1999, als
wir hier genächtigt haben, übrig geblieben ist. Das HardRock gibt es anscheinend nicht mehr, aber auch sonst ist alles nach den vielen Jahren fremd. Unsere Postkarten sind wir endlich losgeworden und ein nettes T-Shirt haben wir auch noch gefunden.
Die Fahrt nach Hilo über die 190er und die Saddle Road erfolgt dieses Mal ohne Umweg. Zwischen den zwei riesigen Vulkanen hindurch, die das Tagebuch als unsere Berge klassifiziert, erreichen wir in Hilo ein Shopping Center, um die letzten Einkäufe zu erledigen. Am Parkplatz haben wir unsere Koffer gepackt und zwar so, dass kein Übergepäck zu zahlen ist.
Der Flug ging überpünktlich, war halb leer und dauerte nicht einmal 30 Minuten. Aber die Aussicht war ein Traum. Über den Wolken spitzten die zwei Gipfel hindurch und irgendwie fanden wir es cool behaupten zu können, dass wir vor einigen Tagen auf beiden Summits gestanden haben. Der Flughafen in Kahului auf Maui ist gar nicht so klein, die Koffer waren aber schnell da und auch der Shuttle zu Hertz wartet wie bestellt. Als wir bei Hertz ein paar hundert Meter weiter aussteigen, war unser Name auf der elektronischen Anzeige und daneben stand die Parkplatznummer unseres etwas älteren Tahoe. Schlüssel rein und los, perfekt!
Im Safeway besorgten wir die Grundnahrungsmittel, also insbesondere Wasser, für die nächsten Tage. Kurz vor 19 Uhr waren wir dann in Wailea im Marriott. Unser Zimmer im obersten Stock, es waren jedoch nur EG+2, hatte einen schönen Balkon, vor dem der Ozean in einer kleinen Bucht an den Sandstrand donnerte. Die Preise für eine kleine Brotzeit und zwei Bier an der Bar sind intergalaktisch! Aber irgendwer muss diese dramatischen Sonnenuntergänge ja auch bezahlen. Herzlich Willkommen in Maui!
Dienstag
Die intensiven und anstrengenden Hikes auf Big Island waren wohl zuviel oder, was wahrscheinlicher ist, die Schnupfenviren wurden durch die Klimaanlagen im Flugzeug, Flughafen & Co. sozusagen direkt in den Körper geblasen. Alles halb so schlimm, Aspirin hilft immer.
Oh, wir haben eine Kaffeemaschine im Schrank gefunden, nur her mit der Brühe! Im Starbucks, den sie gleich neben der Hotellobby platziert haben, ist eh die Hölle los. Das wundert mich bei den Preisen im Restaurant nicht. Wir wissen aber vom gestrigen Einkauf, dass ganz in der Nähe, also wenige Autominuten entfernt, noch ein Starbucks ist. So gesellt sich zum Kaffee auch noch etwas handfestes.
Ruhig und gemächlich klappern wir heute ein paar sogenannte Highlights der Insel Maui ab. Kurz vor 8 sind wir auf dem Weg zur Iao Needle. Fünf Dollar für den Parkplatz, Bezahlung nur mit Kreditkarte. Gut, wie beim Tanken halt! Der Trail durch das Iao Valley ist ein betonierter Weg und nicht einmal 0,2 Meilen lang. Absolut barrierefrei! So stehen wir bald am Viewpoint. Die Needle ist schlechter zu sehen, als vom Parkplatz oder sagen wir einmal nicht wesentlich besser. Sie sieht vor dem im Gebirge durchziehenden Nebel ziemlich mystisch aus, das war es aber dann auch schon. Auf dem Rückweg nehmen wir an der Brücke einen kleinen Trail nach links. Wir müssen über einen Zaun steigen - böse Buben - und wandern runter in den Creek, dem wir flussaufwärts durch die Sträucher folgen. Nach einer drittel Meile ist Schluss, wir müssten das Wasser queren. Nein, heute nicht! Als wir wie aus dem Nichts wieder über den Zaun auf den Touristentrail stoßen, kommen wir uns erneut vor, wie Aliens. Ok, Turnschuhe haben wir inzwischen auch oft an, aber an unsere Rucksäcke kommt keiner hin. Bis zum Notfallalarm alles an Bord. Manchmal möchte ich schon wissen, was die Handy- und Flip-Flop- tragende Bevölkerung von uns denkt.
Weiter geht es auf dem Kahekili Highway 340. Der ist der Hammer! Teilweise einspurig, quält er sich und unseren Tahoe an der steilen und kurvigen Küste entlang. Jede Linkskurve wird zum Abenteuer, ob nicht doch einer unkontrolliert ums Eck kommt. Manchmal hupe ich vorher, das haben die uns vor 40 Jahren schon in Italien beigebracht. Das Schilf kratzt an den Türen, teilweise muss man auf die andere Seite der Bucht schauen, ob nicht einer kommt. Pullouts stehen bereit, wer zögert hat verloren. Wie gesagt, abenteuerlich und dort wo es dann rechts in die Tiefe geht, könnte es auch sehr gefährlich werden. Gut 10 Meilen geht das so, bevor die Straße wieder zivilisierte Formen und Ausmaße annimmt.
Wir fahren bis zum Ohai Trail, der am östlichen Ende der Poelua Bay rechts von der Straße beginnt. Eine angenehme Brise weht über das Land am Ozean, die Pflanzen beugen sich allesamt in die Windrichtung und bekommen nur ab und zu die Chance, sich wieder aufzurichten. Weicher Untergrund führt uns an der Küste entlang. Abstecher direkt zur Steilküste bieten sich als wunderbare Beobachtungsposten an. Eine Bank lädt zum Verweilen ein, ist aber nicht notwendig, da es keinerlei Anstrengungen gibt. Wir spazieren Richtung Papanalahoa Point, genießen Sonne, Meer und das Hinterland, das neben den grünen Küstenhügeln auch ausgewachsene rot-braune Ridges zeigt. Der Roundtrip führt uns über leuchtend grüne Wiesen zurück zum Auto. Das waren schöne, relaxte 1,4 Meilen, - und sehr einsam waren sie, wir haben keinen Menschen getroffen.
Das Nakalele Blowhole ist das Gegenteil und ohne jegliche Kenntnisse der Lage wunderbar auszumachen, denn oben am Parkplatz ist die Hölle los. Wir finden keine Lücke und stellen uns an den Abhang neben der Straße. Die Flip-Flops ziehen wir nicht aus, aber neugierig sind wir trotzdem. Wir gehen bis zum Sichtkontakt, den steinigen Abhang runter zum Blowhole sparen wir uns. Das Hole blowt nur spärlich, aber alle haben die höchste Freude, wenn ein paar Spritzer durch die Luft segeln. Wunderbarer Zeitvertreib!
Wir sind froh, dass man den gut ausgebauten Highway 30 weiterfahren kann, so müssen wir uns diese abenteuerliche Fahrt nicht nochmal antun. Wer also stressfrei am Ohai Trail oder am Blowhole ankommen möchte, der sollte über Lahaina anreisen. Die Rückfahrt geht hauptsächlich an der Küste entlang und wir halten manchmal an, wo uns der Strand gefällt. Man kann heute gut die Inseln Lanai und Molokai sehen. Starker Wind vertreibt den Dunst und macht die Sicht frei. In der Honokohau Bay steht eine Armada von Katamaranen, die Taucher und Schwimmer in diese kleine, schöne Bucht brachten; ich vermute gegen gutes Geld. Dort geht es dann entsprechend zu, wie in einem Münchner Freibad am Sonntag nachmittags. Was werden die Schnorchler durch ihre Taucherbrillen nur sehen? Hoffentlich nicht nur Füße.
Als wir am sehr frühen Nachmittag zurück im Hotel sind, fragen wir bei Enterprise nach unserem Auto für morgen. Wir brauchen ein zweites Fahrzeug und das möglichst sehr früh. Die Öffnungszeit der Autovermietung um 7.30 Uhr ist eindeutig zu spät. Sehr freundlich bat mich der Angestellte doch kurz vor 17 Uhr vorbeizuschauen, dann könnte er mir sagen, ob ich das Auto bereits heute in Empfang nehmen kann.
Wir machen einen Spaziergang durch unsere Anlage und weiter am Strand entlang. Zurück geht es über die Straße und die Shops at Wailea. Die sind nur einen Katzensprung von unserem Hotel entfernt, praktisch über den Parkplatz, und dort gibt es Gott sei Dank auch Restaurants und, man höre und staune, einen ABC-Store.
Kurz vor 17 Uhr nehme ich einen Autoschlüssel, es wird morgen eine große Rolle spielen, und die Papiere in Empfang. Ich könnte das Auto schon benutzen, die offizielle Rental-Period beginnt um 23 Uhr. Top der Mann und top ist auch das Pferd, das noch bis morgen auf seinen Ausritt warten muss.
Die Cheeseburger Island hat eine wunderbare Bar. Dort sitzen wir nun vor einem frisch gezapften Bier und warten auf das Abendessen im Tommy Bahamas Restaurant. Das Essen war der Hit, wirklich fantastisch und die Preise waren angemessen. Und die Nachspeise? A und B und C!
Mittwoch
Als die Sonne die Insel noch nicht erreicht hat, steht das schwarze Pferd einsam und verlassen im Parkhaus und wartet auf seinen Reiter. Das Frühstück fällt aus und endlich gegen 6.30 Uhr ist es soweit. Brrrrrrom! Brrrrrrom! Der schwarze Ford Mustang wiehert nicht, er röhrt wie ein Hirsch und als ich ihm auf der
Landstraße die Sporen gebe zeigt sich, dass er durchaus kraftvoll nach vorne will. Die Serpentinen auf der Crater Road, dem Haleakala Highway, nimmt er geschmeidig wie eine Katze und Monika hat mit ihrem Tahoe nur deshalb nicht das Nachsehen, da sie das Navi an Board hat, das die Richtung vorgibt. Zweimal Eintritt für den Haleakala National Park. Jetzt lasse ich auch das Fenster runter, für ein offenes Verdeck ist es zu kalt, lasse den Ellenbogen locker flockig über die Reling hängen und die Szene ist perfekt. Angeber!
Spaß beiseite, wir sind nach 50 Meilen am Halemau'u Trailhead angekommen und parken den Mustang. Es geht mit dem Tahoe weitere 6 Meilen bis zum Parkplatz des Haleakala Visitor Center nach oben. 48 Grad, lange Hose und Jacke sind angesagt. Und just bevor wir die Wanderung beginnen, passiert etwas, was nur älteren Menschen passiert. Merken werden wir es eine Meile später, was wir angerichtet haben.
Der riesige Haleakala Krater, in den der Sliding Sands Trail führt, breitet sich unter unseren Füßen aus. Eine gewaltige Szenerie wird in der frühen Morgensonne angestrahlt. Die Sonnenaufgangshungrigen haben den Berg bereits verlassen und wir sind voller Vorfreude auf diese Wanderung. Eine Meile sind wir unterwegs, die Kraterwände ragen links und rechts schon namhaft in die Höhe, als es mich wie ein Blitz trifft und in Mark und Bein erschüttert. Rund 3.800 Meilen Luftlinie sind wir von Houston, Texas, entfernt und haben ein Problem, das oben am Parkplatz verursacht wurde. Houston, we’ve had a problem! Also, die Familie Bröselmeier hat den Autoschlüssel des Mustang akribisch im Tahoe versteckt, nur damit es der Dieb nicht so leicht hat. Wir wandern jetzt auf dem Mustang zu, der ungefähr 6 Meilen vom Tahoe entfernt steht und wollen dann mit dem Mustang wieder zum Tahoe fahren. Aber mit welchem Schlüssel?
Seit langem spielen wir mit dem Gedanken unsere Joggingkarriere mit Bergläufen anzureichern. Das wäre eine konsequente Weiterentwicklung, denn wir laufen gerne und wir wandern gerne. Und es gibt keine ungünstige Zeit, diese neue Karriere zu starten. Monika sitzt einsam am Trail, genießt die Kulisse und ich renne. Gott sei Dank ist es nur eine Meile, aber die Bergstrecke ist durchaus schweißtreibend. Und ein Wanderschuh ist nicht das richtige Gerät für diesen Sport. Egal, in 30 Minuten war der Fehler wieder ausgemerzt.
Der Sliding Sands Trail führt weiter nach unten. Links formiert sich die Lava zu einem unglaublichen Farbenspiel. Roter und schwarzer Sand mit hellbraunen Übergängen wellen sich vor einer in zartem Grün abfallenden Wand. Der sandige Trail wird begleitet von Steinen, die hellbraun und schwarz als Überbleibsel einer turbulenten Zeit neben dem Weg liegen. Aus der dunklen Vulkanasche wachsen die Silverswords. Vereinzelt und in Gruppen zeugen sie davon, dass selbst in einer Mondlandschaft noch Platz für die Natur ist. Weiter unten scheint die Feuchtigkeit zuzunehmen, denn sogar Farne haben ihren Platz gefunden. Die Kraterränder säumen den Kessel ein und sind entweder noch steinig oder sie haben sich der Zeit ergeben und bröseln sich sukzessive in die Tiefe.
Nach vier Meilen kreuzt der Halemau'u Trail, wir müssen nach links. Ein Lavafeld führt mitten in ein Gewirr von Aschekegeln. Die Lavadomes mit ihren unaussprechlichen Namen zeigen sich in knalligem Rot oder ödem Braun. Die silbernen Schwerter, versuchen den rutschenden Sand aufzuhalten, was ihnen aber nicht gelingt, denn sie sind zu wenige.
Je weiter wir in das Gewirr von Felsen vordringen, umso grüner wird das Land. Eine vermutlich andere Klimazone zaubert zunehmend neue Farbe auf die Hänge der Berge. Der sandige Trail wird durch steiniges Geläuf abgelöst, das aber jederzeit vernünftig zu gehen ist. Immer höher werden die Planzen links und rechts des Wanderweges und nach 6,5 Meilen erkennt man das Zick-Zack des Weges in einer Felsenwand, das zum Mustang führt.
Knapp 8 Meilen sind wir unterwegs und sitzen nun an einem Picknick-Tisch der Holua Cabin. Die ersten Wolkenschwaden finden den Weg herauf, noch hält aber die Sonne dagegen. Als wir den Fuss des Aufwärtskanals erreichen, entern wir gleichzeitig das Paradies. Idylisch breiten sich rote Farne an den Hängen und in den Spalten aus. Das Grün ist inzwischen so saftig geworden, dass der Kontrast schon fast kitschig wirkt. Ein Gatter, das auch vor einer bayrischen Almwiese stehen könnte, verschließt den Zugang zum Weg nach oben. Knarrend öffnet es sich und knallt dann hinter uns die Türe zu als ob es uns sagen möchte, dass wir jetzt eigentlich genug gesehen haben.
Aber es ist noch nicht vorbei. Der, dank der Steine graue Weg schlängelt sich mit uns in der grünen Natur nach oben. Es sieht aus wie im Hochgebirge. Die Blicke runter ins Tal werden zunehmend von Wolken verhangen. Stützwände aus Lavasteinen sind oft nötig, um das Überleben des Trails zu garantieren. Immer weiter, nur gestört von den Wolkenfetzen, die nun unmittelbar an unseren Gesichtern vorbeiziehen, quälen wir uns dem Mustang entgegen. Und nach 11,16 Meilen ist es dann soweit. Das Pferd steht nach 6 Stunden inklusive Berglauf gewohnt ruhig da und wir haben sogar einen Schlüssel, um es zu bewegen. Das Sitzen tut gut!
Wir holen den Tahoe ab und fahren zurück zum Hotel. Das war heute eine unserer schönsten Wanderungen, ein absolutes Highlight dieser Reise. Highly recommended!
Donnerstag
Seit fast sechs Wochen sind wir nun unterwegs, die Knochen sind schon etwas müde und brauchen heute eine Pause. Der Schnupfen muss auch auskuriert werden, eine Eskalation wäre schlecht, denn wir haben noch einiges vor.
Ein gemütliches Frühstück leitet den Pausetag ein. Am Pool bekommen wir einen schönen, schattigen Platz und das iPad verrichtet anstandslos seine Dienste. Es hat nicht lange gedauert: Mann ist das langweilig! Soviel Ruhe beruhigt uns nicht, ganz im Gegenteil. So ziehen wir bald wieder los und schlendern durch das Shopping Center.
Das Abendessen im Longhi's war eine teure Zumutung.
Freitag
Erneut beginnen wir den Tag mit einem reichlichen Frühstück, selbst der Kaffee hat Qualität! Die Statik unserer Körper ist wieder hergestellt, es kann weiter gehen.
Acht Uhr fünfzehn, wir beginnen unsere kleine Inselrundfahrt. Über den State Highway 37 passieren wir den westlichen Abhang des Haleakala Vulkans. Als wir auf dem Kula Highway sind, verengt sich die Straße fast auf eine Spur. Der Tahoe kurvt durch grüne Gras- und Buschlandschaften, die auch in Irland oder Schottland ihren Platz finden würden. Der Piilani Highway beginnt und bald erreichen wir die Südküste Mauis. Wunderbare Aussichten auf das Meer und die Insel Kahoolawe erzwingen immer wieder einen Stopp. Mitten im Nirwana, hier ist wirklich fast nichts, steht plötzlich ein Schild auf einem Grundstück: Freistaat Bayern! Herrlich, ein Stück Heimat in der Einsamkeit.
Nach dem Milemarker 28 erblicken wir unten am Strand einen kleinen Sea Arch. Alles läuft wunderbar entspannt, aber dann drohen die letzten sieben Meilen, bevor die Hana Road beginnt. Es wird abenteuerlich, die Straße ist in einem sehr schlechten, ja elendem Zustand, einspurig und teilweise ungeteert. Wenn der Teer auftaucht, dann ist es ein sehr holpriger Flickenteppich. Gott sei Dank hält sich der Gegenverkehr in Grenzen. So wird schnell aus einem Highway ein Feldweg und auch die letzen 3,5 Meilen auf dem Süd Hana Highway sind nicht viel besser.
Über zwei Stunden haben wir für 68 Meilen gebraucht, aber es war ja eine Spazierfahrt, eine "Motorized Sightseeing Tour". Jetzt stehen wir auf dem riesigen Parkplatz des Kipahulu Visitor Center, von wo aus die Trails zu den Seven Sacred Pools, den Pools of Oheo, den Makahiku und den Waimoku Falls beginnen.
Erstes Ziel sind die Wasserfälle. Der Pipiwai Trail beginnt oberhalb des Parkplatzes auf einer Wiese, dann überqueren wir die Straße und kommen auf einen schattigen Waldpfad. Es geht immer am Oheo Stream entlang. Nach 0,5 Meilen überschattet den Wanderweg ein mächtiger Banyou Tree. Diese Bäume sind fantastisch, sie stützen ihre ausladenden Äste am Boden ab, indem sie Luftwurzeln bilden, die auch wieder so dick wie Äste werden und sich in den Boden rammen.
Die großen Makahiku Falls sind verschwunden. Kein Tropfen Wasser ist zu sehen. An einer Brücke über den Oheo Stream, kurz vorher haben sich die Bäche Palikea und Pipiwai verbunden, kommen wir zu den kleinen Makahiku Fällen, die aber auch ganz nett sind. Der Weg führt weiter durch ausgedehnte Bambushaine. Mystische Dunkelheit befällt den Trail. Der leichteste Wind erzeugt ein knarren, krächzen und klappern der Bambusstangen, die eng aneinander stehen.
Kurz vor dem Waimoku Wasserfall gewinnt der Regenwald die Oberhand. Nach 1,9 Meilen erreichen wir die herabstürzenden Wassermassen. Fast 122 Meter verlieren sie abrupt an Höhe. Wasser, das den großen Sprung nicht ganz geschafft hat, rinnt in mehreren Rinnsahlen herunter, toll sieht das aus. Ein Verbotsschild warnt vor Steinschlag und verbietet uns, nahe an den Wasserfall zu gehen. Und tatsächlich hören wir ganz vorne die Felsen, die fast permanent vom Wasser mitgenommen werden und gegen die Erde trommeln.
Nach 3,9 Meilen, zwei Stunden waren wir unterwegs, sind wir kurz vor dem Parkplatz und schlagen den Trail zu den Pools of Oheo, den Seven Sacred Pools, ein. Menschenmassen erfreuen sich dieser schönen Umgebung und des Wassers. In den Pools kann man wunderbar baden. Am Ende der Poollandschaft thront eine Brücke. Sie ist Teil der Road to Hana und vom Trail aus kommt man dank eines Maschendrahtzaunes nicht hin. Schade, der Über- und Weitblick wäre sicher sehr gut gewesen.
Die nächsten 11 Meilen bleibt die Straße bis Hana sehr schmal. One Lane Bridges mahnen permanent zur Rück- und Vorsicht. Dann sind endlich wieder zwei Fahrspuren sichtbar, aber die Straße windet sich in endlosen Kurven nach Norden. Schmittchen Schleicher sind einige unterwegs, überholen ist zumindest schwierig. Aber die Zeitgenossen sind unfähig, einen der vielen Pull-Outs zu nehmen, um die Schumachers dieser Welt durchzulassen. Vermutlich haben sie ihren Rückspiegel sowieso nur um sich selbst zu begutachten.
Nach 7,5 Stunden Inselrundfahrt mit zwei kleinen Hikes sind wir zurück im Hotel. Im Cheeseburger Island weiß man, was man bekommt. Und es war ok. Zurück im Hotel haben wir noch die blaue Stunde erwischt, die auf Maui besonders schön ist - es war eine tolle Wolkenstimmung am Himmel.
Samstag
Der Himmel, der gestern Abend so schöne Farben in das menschliche Auge gezaubert hat, ist dunkelgrau. In den Bergen sieht es nicht gut aus.
Es geht auf der 340er bis zur Mendes Ranch. Dort, unmittelbar nach der scharfen Linkskurve, fahren wir erneut nach links auf den Waihee Ridge Trail, der hier noch eine befahrbare Straße ist. Eine knappe Meile sind es noch zu einem großen Parkplatz. Dort beginnt etwas zurückversetzt der Wanderweg.
Der kurz geteerte Pfad führt nach einem Anstieg in den Wald. Auf der einen Seite stehen andere Bäume als auf der anderen. Wie mit dem Lineal gezogen trennt der Wanderweg die unterschiedliche Flora. So etwas haben wir auch noch nicht gesehen, interessant. Interessant wird auch der Trail, je weiter wir nach oben kommen. Feuchtigkeit wohin man sieht und man spürt sie unter den Füßen. Der Weg ist ausgewaschen, batzig und rutschig. Aber die immer tollere Aussicht treibt uns weiter nach oben.
Diese grünbewachsenen Klippen haben etwas besonderes und wenn dann noch Wolken und Nebel in die Täler zieht, sieht es schier einzigartig aus. Die Sonne schafft es gerade noch, mit ein paar Spots die Landschaft zu beleuchten. Dort, wo das Meer auf die Küste trifft, ist Sonnenschein. Ein typisches Hawaii-Ambiente möchte man fast sagen; das hat was.
Das Waihee Valley, das relativ verhalten auf das Meer zuläuft, ist in einer gigantischen Schlucht gefangen. Die umgebenden Bergriesen schotten es ab. Steile und teilweise senkrechte Wände zeigen den ein oder anderen Wasserfall, der sich selbstmörderisch in die Schlucht stürzt. Als wir hoch oben am Trailende stehen, es waren nur gut zwei Bergmeilen herauf, ist die Aussicht weg. Wir stehen mitten in den Wolken. Der Summit bekommt immer mehr menschlichen Nachschub, d.h., es ist an der Zeit, um aufzubrechen und Platz zu machen.
Nach gut 4 Meilen stehen wir wieder auf dem nun proppenvollen Parkplatz. Eine kleine Mittagspause wird fällig. Subway für zwischendurch ist schon ok. Wir haben noch am Parkplatz davor alles eingepackt, um es für unseren Flug morgen in die Koffer zu schlichten.
Und dann bemerkt das Tagebuch noch: Nach fast drei Wochen Hawaii bin ich endlich mal im Meer geschwommen. Ich war es nicht, bemerke ich!
Das Abendessen im Tommy Bahamas war wieder fantastisch. Unsere Bedienung kam doch tatsächlich aus Kaua'i und hat uns gleich einen Tipp gegeben. Einen nicht sehr wertvollen, wie sich herausstellen wird. Egal, morgen geht es auf die sagenumwobene Insel, die Heimat von Jurassic Park. Wir freuen uns! Good bye Maui!
Sonntag
Wir lassen das Frühstück sausen und verlassen mit gut gepackten Koffern das Hotel um 7.15 Uhr. Bei Hertz dauert es 30 Minuten, gewohnt perfekt, und im Starbucks am Flughafen wird das Frühstück nachgeholt.
Dann treffen wir auf ein besonderes Exemplar eines Vollidioten. Ich habe mich schon gewundert, warum ein Mann akkurat neben dem Einsteigegate steht, obwohl alle anderen Passagiere das Flugzeug entern. Und vor uns sitzt nun eine einsame Frau, die permanent nach ihrem Mann fragt, aber so genau haben wir das nicht mitbekommen. Auf alle Fälle stellte sich heraus, dass dieser unverschämte Kerl auf einen Sitz am Notausgang wartet und erst dann einsteigen will, wenn er frei ist. Die Stewardessen haben es nach 15 Minuten geschafft, einen Platz freizuräumen, der Wohltäter sitzt jetzt vor uns. Ich hatte so was von Lust ..., aber da war ich nicht der Einzige im Flieger. Ich hätte ihn draußen gelassen, von Maui nach Kaua'i kann man auch schwimmen, also genügend Bewegungsfreiheit für den Kerl. Das Flugzeug hatte natürlich Verspätung!
Nachdem wir einen Traverse gepickupt haben und die Getränkevorräte aufgefüllt sind, stehen wir bereits eine Stunde nach der Ankunft am Head des Nounou East Trails, um auf den Sleeping Giant, genannt Nounou, zu steigen. Eine Familie hat sich vor dem Parkplatz postiert und verkauft Limonade. Also her damit!
So gestärkt geht es durch lichten Wald auf weichem Boden in Serpentinen hoch. Stellenweise ist der Trail zwar ausgewaschen, aber nachdem alles trocken ist, taucht kein Problem auf. Aber nach einer Meile kommt eine Schlüsselstelle. Der Trail verläuft in verschiedenen Richtungen weiter. Es geht rechts nach oben über Felsen, nicht der einfachste Weg, denn eine kleine Kletterei ist inklusive. Oben führt er erneut nach rechts. Man darf sich jetzt nicht verwirren lassen, etwas unsicher waren wir schon, denn der Trail führt abwärts. Doch bald geht es in Serpentinen wieder hoch. Wald, aber trotzdem immer wieder Aussichtspunkte auf den Sleeping Giant, das Meer und auf den Flughafen begleiten die moderate Wanderung. Oben, sozusagen am Kinn des schlafenden Riesen erspähen wir einen Arch. Auf der Spitze, also darüber, verrenkt sich eine Frau in Jogaübungen, - Sachen gibt's!
Nach einer Meile steht eine Bank, die zu einer kurzen Rast einlädt. Wir nehmen diese Einladung gerne an, denn es ist schwül und der Schweiß läuft in Strömen. Nach eineinhalb Meilen sind wir auf einem Zwischenplateau angekommen, hier steht ein Picknicktisch. Bald wird klar, warum diese aufwändige Infrastruktur gerade hier eingerichtet wurde. Ein paar Meter später kommt ein Schild, - "End of Trail". Wir entschließen uns die Verantwortung zu übernehmen und auf einem gut sichtbaren Weg weiter nach oben bis zum Summit zu steigen. Klettereinlagen sind jedoch kurz vor dem schmucklosen, jedoch eine grandiose Aussicht garantierenden Gipfel notwendig. Nach 1,6 Meilen, für die wir eine Stunde gebraucht haben, genießen wir das Panorama. Die Sonne strahlt, das Meer glitzert, die Insel, die von hier oben fast zur Hälfte zu sehen ist, leuchtet in grün. Es lässt sich aber nur erahnen, welche Naturwunder Kaua'i bereit hält.
Nachdem wir vom Gipfel kurz abgestiegen sind, wandern wir auf das Kinn des Riesen zu. Monika steigt über den Mund hinauf, unter ihr der Arch, den wir links am Bergrücken vorbei erreichen. Der Nounou Double Arch bildet einen schönen Rahmen, um auf das Meer hinauszuschauen, spätestens jetzt hat sich die Wanderung gelohnt.
Nach 3,3 Meilen, wir sind insgesamt 2 1/4 Stunden unterwegs, sind wir wieder am Auto. Das war ein toller Kaua'i-Einstieg. Aber es geht gleich weiter. Nur ein paar Meilen sind es zu den Ho'opi'i Wasserfällen. Wir parken am Straßenrand einer Sackgasse und suchen gleich mal den Beginn des Trails, der sich sehr gut versteckt hat. Mädels und Jungs, bewaffnet mit einer Kühlbox, kennen sich aus, also hinterher!
Eine ehemalige Straße, die als solche nicht mehr zu erkennen ist, geht hinunter in den Creek. Bereits nach 10 Minuten stehen wir am Wasser. Folgt man dessen Verlauf direkt am Ufer, kommt man zu den Upper Falls. Wir gehen aber zuerst rechts hinauf und stehen bald in einem Gewirr von Bäumen, die kreuz und quer durch die Gegend wachsen. Dann nimmt die Natur wieder Normalmaße an. Die Baumstämme bleiben zwar krumm, jedoch wachsen sie eindeutig wieder in die Höhe. Der Boden ist grün, bedeckt von nieder wachsenden Pflanzen, die sich wie ein Teppich auf dem Waldboden ausbreiten.
Nach 20 Minuten stehen wir an den Lower Falls. Na ja, ein Rinnsal und für die hiesigen Verhältnisse eher ein Nichts. Schon anders präsentieren sich die Upper Falls. Zwei Zuflüsse speisen einen tiefen Pool, in den die Jungs waghalsig von den Klippen springen. Nichts für uns, für heute ist es genug.
Das Courtyard at Coconut Beach in Kapaa ist ganz nett, nicht so überkandidelt wie die Resorts. Wir sitzen an der Bar im Freien, Monika schmeckt der Gutschein-Maitai und Heineken haben sie auch. Das Essen im Hotelrestaurant war durchwachsen.
Montag
Es ist 6.45 Uhr, wir sind bereits auf dem Teer und donnern - na gut, etwas übertrieben - nach einem Keksfrühstück aus dem Supermarkt über die Hauptstadt Lihue und Hanapepe nach Norden. Auf der 50er kommen wir nach Waimea, biegen dort in den Waimea Canyon Drive ab und erreichen nach weiteren 6 Meilen den Waimea Canyon State Park. Zwischen den Milemarkern 8 und 9, nach 8,7 Meilen, um genau zu sein, parken wir am Trailhead des Kukui Trails. Nur ein Fahrzeug steht mit uns an der Straße und es sieht nicht so aus, als ob es einem Wanderer gehören würde.
Ein kleiner, jedoch ausgetretener Erdwall versteckt den Trail, der zuerst einmal nach rechts durch eine Nature Area verläuft. Pflanzen sind mit Schildern benamst, aber ehrlich, wen interessiert das, wenn der Waimea Canyon kurz vor einem liegt. So kommt Gott sei Dank bereits nach 0,2 Meilen der Hinweis auf den Kukui Trail und es geht in die Schlucht zügig hinunter.
Der Waimea Canyon, bekannt als Grand Canyon des Pazifik, breitet sich in seiner Schönheit gewaltig vor dem Auge aus. Die Kulisse ist einzigartig. Roter Felsen und grüne Vegetation, dunkelgrün mit einigen hellgrünen Spots, halten sich die Waage. Das Auge wandert und hält inne am Eye Catcher, den Waia'alae Falls. Einsam zieht der Wasserfall in sprudelndem Weiß zweistufig in die Tiefe und wird von einer Schlucht, die er sich selbst gegraben hat verschluckt. Abhängig davon, wo man hinschaut, gewinnt die ein oder andere Farbe die Oberhand. Oben, an den noch intakten Bergspitzen, hat die grüne Natur noch Halt, aber die Abhänge kommen immer näher und wenn die Erosion es will, dann verschluckt sie das Grün und wird zu Rot oder Orange oder Hellbraun oder Gelb. Es ist einfach herrlich hier!
Täler und Berge im Überfluss, soweit das Auge reicht eine einzigartige Gebirgs- und Canyonlandschaft. Die Struktur der Felsen ist in den oberen Teilen der Felshänge von Querrillen geprägt. Je weiter nach unten man die steilen Hänge verfolgt, desto sandiger, bröseliger und damit glatter wird sie. In den Spalten quillt die Vegetation ins Unermessliche. Es muss ein permanenter Kampf zwischen Pflanzen, Sand und Gestein sein. Und er spielt sich nun direkt vor unseren Augen ab. Die Felsen leuchten durch das satte Laub der Bäume und wir müssen uns fast zusammenreißen, damit wir nicht permanent stehen bleiben.
Je tiefer wir in den Canyon nach unten kommen, desto sandiger wird die Umgebung und der nun teilweise ausgewaschene Weg. Auf feuerrotem Terrain führt der gut sichtbare Trail nach 1,25 Meilen weiter dem Canyonboden entgegen. Einzelne Lavabrocken erzeugen nicht nur einen schönen Kontrast, sondern sind wohl Indiz dafür, dass hier ein schneller, gewaltiger Erdrutsch stattgefunden hat. Eine rote Schlammlawine fläzt sich in die Gegend.
Nach 1,7 Meilen haben wir den Wald erreicht. Riesige Agaven mit 5 Meter hohen Blüten erzeugen fast Urwald- und Urzeitstimmung. Links und rechts der Trails knackt es gewaltig und immer wieder schrecken Wildschweine, Steinböcke und Niederwild auf, springen über unseren Weg und erschrecken uns fast zu Tode. 2,19 schönste Meilen sind wir jetzt unterwegs und erreichen das Wiliwili Camp mit Picknicktischen und Grillplatz. Gleich dahinter beginnt der Waimea Canyon Trail, dem wir nach links folgen. Er ist eine Forststraße, wie unpassend.
Der Waimea Stream gräbt sich rechts weiter in die Tiefe, kleine Pfade führen an das Wasser heran. Nach 2,65 Meilen geht es das erste Mal über das Nass. Steine garantieren momentan, dass man trockenen Fußes an das andere Ufer kommt. Aber auch die nächsten Querungen verlaufen problemlos. Am Fluss, dem tiefsten Punkt des Canyons, sind die Felswände fast erdrückend. Weit hinten quält sich eine gewaltige Ridge in den Himmel, fast pockennarbig sieht die Höhenlinie aus. Zwischendrin eine große Pocke, die das Innere verloren hat und zu einem Felsentor mutiert ist. Selbst aus dieser Entfernung, ich schätze mal 1,5 Meilen Luftlinie, ist er gut erkennbar. Erkennbar ist aber auch, dass wir mit unseren Bordmitteln und unserem Hikergeschick den Arch nicht erreichen werden.
Nach 3 Meilen nehmen wir den Koal'e Canyon in Angriff. Der gleichnamige Trail führt uns nach rechts in dieses Seitental. Wir folgen dem Wanderweg 0,9 Meilen bis zum Hipalau Camp. Dort ist erstmal Pause, aber auch Umkehrpunkt. Direkt am Stream ist ein Hubschrauberlandeplatz für Notrettungen, das wollen wir aber jetzt mal nicht hoffen und es ist auch nicht der Grund, warum wir umkehren. So schön es ist in einen tiefen Canyon runter zu gehen, genau so anstrengend ist leider auch der Aufstieg.
Als wir nach dem Wiliwili Camp erneut in den Wald eindringen, haben sich noch mehr Tiere versammelt, um uns zu erschrecken. Ganze Horden galoppieren uns in affenartiger Geschwindigkeit vor der Nase rum. Gut, dass die Viecher genauso viel Angst vor uns haben. Aber irgendwie sind wir dann doch froh, als wir den Wald auf das rote Plateau verlassen können. Langsam aber stetig gehen wir nach oben und treffen zum ersten Mal auf andere Wanderer. Die Backpacker sind schon drei Tage unterwegs. Nachdem das Wetter inzwischen nicht mehr sehr gut aussieht, manchmal beginnt es auch leicht zu regnen, sind wir ganz froh, dass unser Ziel die Zivilisation ist. 7,8 Meilen, fünfeinhalb Stunden, wir sitzen im Auto.
Wahoo ist keine neue Internet-Suchmaschine, sondern ein Restaurant in Kapaa mit hiesiger Küche. Das war lecker!
Dienstag
Wir haben gelernt, denn als wir um 6.30 Uhr lostigern, ist ein Frühstück an Bord. Es geht nach Norden in Richtung der Hauptstadt von Kaua'i. Princeville, die Umgebung und der Kuhio Highway, - das ist Karibik pur. Rechts liegt das türkise, hell- und dunkelblaue Meer, Palmen säumen den Straßenrand, die Häuser sind in Pastellfarben gehalten, stehen größtenteils auf Pfählen und links droht die schier unendlich grüne Hölle. Pflanzen, die man versucht im Wohnzimmer zum Überleben zu bringen, wachsen hier wie Unkraut auf engstem Raum.
Nach 31 Meilen ergattern wir nach 45 Minuten Fahrzeit gerade noch einen Parkplatz vorne am Trailhead. Zurückversetzt wäre noch eine größere Abstellmöglichkeit gegeben, aber dann verlängert sich der Hike vermutlich um knapp eine Meile. Wir stehen am südlichen Ende der Na Pali Coast, die Wanderschuhe sind angelegt, der Rucksack ist geschultert.
Der Kalalau Trail geht anfangs über große Steine hinauf und erinnert hier an eine alte Römerstraße. Das ist jedoch bald vorbei, der Weg wird erdig und natürlich sorgt vom Berg kommendes Wasser dafür, dass manche Stellen etwas rutschig sind. Der Blick auf die Küste entschädigt. Es geht nun abwärts. Das Meer hat eine fast unglaublich intensive Farbe und das Grün, hier ist es mit rotem Boden untermalt, zieht sich in das Landesinnere in die einrahmenden, so typischen Berge. Palmen wachsen aus den Farnen heraus und ergänzen das Bild.
Nach 1,5 Stunden, rund 2 Meilen sind wir gegangen, erreichen wir die Hanakapi'ai Bucht. Eine Streamquerung über Bretter erfordert viel Geschick, wir ziehen lieber die Schuhe aus, um auf die andere Seite zu kommen. Vom Wasser rundgeschliffene Steine bilden den Strand und nur ganz vorne am Meer liegt der Sand. Palmen hängen sich in das Blickfeld und bieten Schatten. Selbst ernannte Künstler haben die Findlinge zu Skulpturen gestapelt, - das sieht recht nett aus. Etwas unnett ist, dass hier offensichtlich der Sammelpunkt aller Kurzzeitspaziergänger ist. Es ist unheimlich was los und es ist gerade mal die Nacht vorbei. Jetzt ist es an der Zeit, das Frühstück auszupacken. Bäh!
Hier teilt sich der Trail, der Kalalau geht weiter die Küste entlang und der Hanakapi'ai Weg führt in das gleichnamige Tal und zum gleichnamigen Wasserfall. Wir nehmen uns den Ratschlag unserer Bedienung zu Herzen und folgen den sehr nassen Spuren zum Wasserfall. Bambushaine stehen am Trail, undurchdringlich wie eh und je, und Gott sei Dank wird das Geläuf nun etwas trockener. Aber dann kommen einige, teils abenteuerliche Wasserquerungen. Seile sind gespannt und die Leute, die auf die "Überfahrt" warten, sind auch gespannt, ob derjenige, der an der Reihe ist, trockenen Fußes die andere Seite erreicht. Die zwei Meilen bis zum Wasserfall ziehen sich, der Weg ist nicht einfach, aber nach eineinviertel Meilen stehen wir vor dem Monstrum.
Der Hanakapi'ai Fall stürzt sich vor unseren Augen über 90 Meter in die Tiefe und hat an seinem Fuße einen großen Pool ausgegraben. Die Menschen staunen oder sie baden im Pool. Mit Selfie-Stangen fotografieren sie sich und was nicht alles bei drei auf dem Baum ist. Hier ist es zwar sehr schön , aber auch sehr crowded, so dass wir bald beschließen, den Rückweg anzutreten.
Als wir wieder an der Trailkreuzung auftauchen, sind wir 6 Meilen unterwegs, aber es dauert nicht lange, bis eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise getroffen ist. Ursprünglich wollten wir den Kalalau Trail soweit, wie es an einem Tag möglich ist, gehen. Der ablenkende Wasserfall hat uns Zeit gekostet, aber er soll uns nicht das Ziel vollends zerstören. Also auf geht's, auch wenn es inzwischen ziemlich warm ist, wir gehen weiter nach Norden.
Es zieht nach oben und zwar ziemlich, aber die Ausblicke belohnen die kleine Qual. Zudem ist der Menschenstrom hier wie abgerissen. Wir treffen nur drei Backpacker, die fünf Tage den kompletten Trail wandern wollen. Nach über einer Meile erreichen wir das "Hono o na Pali Natural Area Perserve". Kurz nach dem Zaun mit Durchstieg öffnet sich der Blick in ein weiteres Tal, das der Ho'olulu Stream gegraben hat. Eine Felsformation gleich rechts ist ein hervorragender Rast- und Aussichtsplatz. Wir nehmen die Einladung an und genießen.
Auf dem Rückweg sind die Menschenmassen ab der Hanakopi'ai Bucht so gewaltig, dass es zu einem massiven Stau vor der Flussquerung kommt. Wer aber nicht zu faul ist, um die Schuhe auszuziehen, der kann sich vordrängeln. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht gezischt hat, als ich meine nackten Beine mit dem Wasser in Berührung brachte.
Nach 7 Stunden und gut 10 Meilen sind wir am Parkplatz. Autos stehen an und warten auf eine Gelegenheit, die ein Abreisender bietet. Man bekommt gleich ein schlechtes Gewissen, wenn man in der gebotenen Ruhe seine Schuhe auszieht. Gut, ich habe noch eine geraucht, sorry! Auch an der Straße entlang und an der zusätzlichen Parkmöglichkeit ist alles voll, ein Wahnsinn. Wir möchten nicht wissen, wie es da am Wochenende zugeht.
Nein, wir fahren noch nicht heim. In Kilauea setzen wir den Blinker nach links und erreichen bald das Kilauea National Wildlife Refuge am Kilauea Point, um uns den Beacon anzusehen. Der Leuchtturm ist ganz nett, Vögel gibt es hier auch, und der Küstenabschnitt ist sehr interessant. Wir haben es gerade noch geschafft, unsere 5 Dollar Eintritt zu zahlen, denn der Park schließt bereits um 16 Uhr.
Ein sehr schöner Tag geht mit einem sehr guten Essen im Hotelrestaurant zu Ende. Gute Nacht, träumt von der faszinierenden Na Pali Coast, sie ist es wert!
Mittwoch
Wir wollen uns heute mehr Zeit lassen, aber bereits um 6 Uhr morgens wurde uns sozusagen in die Seite gegrätscht. Sunrise Experiences! Am Strand, also 50 Meter von unserem Zimmer, ertönt hawaiianische Musik und ein gut gefülltes Mädel tanzt, bis die Sonne den Horizont hinter sich gelassen hat. Geschätzte 10 Menschen stehen fasziniert umher und auch unsere Nacht endet mit dem Spektakel.
Nach dem Frühstück brechen wir zu unserem letzen Hike auf Kaua'i auf. Der Maha'ulepo Heritage Trail liegt bei Poipu am südlichen Ende der Insel. Über Lihue und den Kuhio Highway erreichen wir die sogenannte Tunnel Tree Road. Die hohen Bäume saugen die Straße wie ein Schwarzes Loch auf. Wie in einem unterirdischen Gang fahren wir Poipu entgegen. An einem Parkplatz neben dem Grand Hyatt beginnt die Wanderung.
Der sandige Trail führt durch einen lichten Wald aus Norfolk Pinien zum Strand und dann an der Küste entlang. Was anfangs den Eindruck eines schönen, jedoch normalen Küsten-Hikes macht, wird bald zur interessanten geologischen Erkundungsaktion. Immer wieder verlassen wir den Weg, bleiben möglichst nah an den scharfkantigen Klippen und steigen immer wieder kurz hinunter in eine Zauberwelt aus Lavaformationen. Höhlen, Hoodoos und kleine Arche versuchen dem permanent an die Klippen donnernden Wasser standzuhalten. Kleinere Blowholes sind die Vorboten, denn irgendwann wird die Küste den Kampf gegen das Wasser verlieren. Völlig unerwartet stehen wir immer wieder vor Kunstwerken der Natur in einem Labyrinth aus Felsen.
Wir sind noch keine Meile unterwegs, dann beginnt es, Gott sei Dank nur kurz, zu regnen. Der Weg führt am Rand des Golfplatzes weiter in die nächste Bucht. Die Küste wird etwas "ruhiger", anders, relaxter und dazu passt ein roter Sessel an einem exponierten Aussichtsplatz. Schade, dass er so dreckig ist, ich hätte mich gerne auf eine Zigarettenlänge hingesetzt und in die Ferne geschaut. Die interessantesten Küstenabschnitte sind nach insgesamt 2 Meilen vorbei und wir nehmen für den Rückweg meist die von der Küste entfernten Wege aus Sand.
Wir versuchen den Makahu'ena Point Arch zu erreichen, aber es gelingt uns nicht, denn wir finden in dieser dicht besiedelten Gegend keinen Zugang zum Meer.
Auf der Rückfahrt setzt erneut der Regen ein und wir fahren mit dem Auto zu den Aussichtspunkten auf die Opaekaa und den Wailua Falls. Insbesondere die Wailua Falls sind sehr schön. Zwei Wasserfontainen stürzen in einen großen Pool. Um die Fälle komplett vor das Objektiv zu bekommen, steige ich auf und über eine Mauer. Nicht erlaubt, Lausbub!
Da es noch sehr früh ist, fahren wir weiter in die Historic Kapaa Town. Dort gibt es ein paar nette Läden, aber so der Hit ist es dann auch nicht.
Heute lassen wir es uns nochmal im Wahoo schmecken, gut war's, und wir hoffen nun auf gutes Wetter für unseren morgigen Hubschrauberflug.
Donnerstag
Heute ist der Tag, auf den wir uns auf Hawai'i am meisten freuen, - Na Pali Coast per Helikopter. Wir wollen Jurassic Park Feeling! Als wir aufwachen, sieht das Wetter allerdings gar nicht gut aus. Aber es sind ja noch ein paar Stunden bis zum Abflug.
Das Frühstück lassen wir ausfallen, wir sind noch zu voll von gestern Abend und so fahren wir um 9 Uhr bei bewölktem Himmel los. Da wir noch etwas Zeit haben, besuchen wir nochmal die Opaekaa Falls, da kommen wir auf dem Weg zum Heliport praktisch direkt vorbei. Und gestern hat es dort geregnet, aber der Viewpoint bietet nun einen zwar trockenen, aber nicht unbedingt besseren Blick auf die Fälle.
Dann auf zum Flughafen. In der kleinen Wartehalle der Blue Hawaiian Helikopters geht es schon ziemlich rund. Eine Einweisung und dann steigen wir pünklich um 11 Uhr in die Luft. Leider sitzen wir in der zweiten Reihe und obwohl bereits auf dem Voucher darauf hingewiesen wird, dass man keine helle, bunte Kleidung wegen der Spiegelung in den Fenstern tragen soll, hat die amerikanische Frau grell orange lackierte Fingernägel. Leider haben etliche Fotos dieses störende Signal.
Der Heli gewinnt an Höhe und überfliegt nach Südwesten die ersten Ridges. Der Wind treibt die Wolkenschwaden über die Berghänge und rüttelt den Hubschrauber mächtig durch. Sehr schön! Die grüne Hölle unter uns endet abrupt am Strand, gegen den das Meer peitscht. Braunrote Felder und Wege arrangieren die Insel zu einem Kunstwerk. Je weiter wir nach Westen vordringen, um so zerklüfteter und felsiger wird die Natur.
Der Hubschrauber schwenkt in den Waimea Canyon ein und zeigt uns die Gegend, die wir vor drei Tagen erwandert haben, von oben. Die roten Wände des Canyons leuchten aus dem Grün heraus, obwohl das Wetter sehr düster ist. Wasserfälle sausen nach unten an den Scheiben des Fluggeräts vorbei. Unser Pilot erklärt die Details.
Und dann schwappen wir raus aus dem Canyon und hinaus auf die Küste. Wir sind an der Na Pali Coast. Die Bilder vor unseren Augen sind fantastisch. Genau diese Bilder von der Küste sind es, die man so im Kopf hat. Und die grünen Jurassic Park Abhänge fallen fast senkrecht dem Meer entgegen. Der ausgeschwemmte rote Sand sieht aus wie Zungen, die versuchen das Wasser aufzulecken. Dazwischen liegen immer wieder kleine Buchten mit unberührten Sandstränden.
Der Helikopter ist inzwischen in Richtung Nordwest unterwegs und biegt beim Na Pali-Kona National Forest rechts ins Inland ab. Der Mount Waiʻaleʻale, ein Schildvulkan, ist der "Second Wettest Place on Earth", angeblich gibt es nur in Indien einen Punkt, an dem es noch mehr regnet. Das Ergebnis ist fast unbeschreiblich. Die "Wand der Tränen", die "Wall of Tears", transportiert permanent das Wasser ab. Und das tut sie in unzähligen Wasserfällen, die senkrecht über die grünen Steilwände nach unten donnern. Wie in einen Kessel, der permanent überschwappt, zieht sich das weiß schäumende Nass in Fäden nach unten. Das ist, wie gesagt, fast unbeschreiblich schön.
Leider geht es anschließend ziemlich direkt wieder nach Westen dem Flughafen entgegen. Obwohl es keine billige Unternehmung war sind wir uns einig, dass es jeden Cent wert war. Der Flug war einfach fantsastich, diese Insel ist schwer zu überbieten, auch von oben. Nach 45 Minuten war der Traum vorbei und am liebsten wären wir nochmal die Insel abgeflogen.
Wir fahren erneut in den Waimea Canyon, den Kohua Ridge Trail hätten wir noch im Angebot. Leider wäre die Anfahrt über eine unpaved Road 4 Meilen weit gewesen und nachdem das Wetter nach wie vor nicht stabil ist, wollen wir uns das nicht mehr antun. So sind wir wenigstens noch ein paar Viewpoints abgefahren. Auch hier gibt es gut ausgebaute und entsprechend frequentierte Aussichtspunkte, aber es gibt auch direkt neben der Straße fantastische Einblicke in den Canyon, an denen sich niemand ausser uns tummelte.
So, das war die schönste Insel - Garden Island -, die wie ein großer botanischer Tropengarten unglaubliche Dinge bietet. Dieses vorweg genommene Fazit begleitet uns bei einem schönen Abendessen im Hotelrestaurant.
Dreieinhalb Wochen Hawaii gehen zu Ende. Für uns war es das letzte Mal, wir wüßten momentan auch nicht, was wir uns noch ansehen würden. Wir haben tolle und anstrengende Hikes gemacht und eine wunderschöne und interessante Natur erlebt. Es war teilweise unbeschreiblich schön, jedoch auch sehr aufwändig. Immer wieder Flüge, neue Mietautos und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten. Auch der finanzielle Aufwand war enorm. Mahalo!
Freitag
Wir frühstücken in aller Ruhe im Hotel und sind trotzdem viel zu früh am Flughafen. Die Rückgabe des Autos dauerte keine fünf Minuten. Unser Flug in die Hauptstadt Honolulu hatte dann noch 15 Minuten Verspätung, also genau die Hälfte der Flugzeit auf die Insel Oahu. Wir sind 4 Stunden unterwegs und nur ein paar Kilometer vom Ausgangspunkt unserer Reise entfernt.
Der Honolulu International hat wenigstens ein paar Geschäfte, aber es war nicht lange Zeit, denn bereits nach einer Stunde beginnt das Boarding. Der Flug war ok und auch nicht so langwierig wie befürchtet, aber es war dann doch schon fast Mitternacht, als die Boeing ihre Räder auf die Landebahn von Los Angeles setzte. Und dann kam das Chaos und es kam gewaltig.
Dass zur Geisterstunde ein Flughafen so voll sein kann, das hätten wir nicht im Traum gedacht. Das Inlandsterminal 1 gleicht einem Ameisenhaufen. Es grenzte fast an ein Wunder, dass wir nach einiger Zeit unsere Koffer hatten. Und dann raus. Wer meint, schon vorher mal ein Verkehrschaos erlebt zu haben, der hat das noch nicht gesehen. Wir müssen wieder zu Sixt und das geht nur mit dem Hotelshuttle. Alle einschlägigen Autovermietungen steuerten ihre Busse in kurzen Frequenzen an uns vorbei. Unser Bus kam nicht. Es ist inzwischen nach Mitternacht, ich habe die Schnauze voll und will in ein Taxi. Aber alle Fahrer haben sofort abgewunken, als sie unsere drei Koffer gesehen haben. Die vermeintliche Erlösung kommt, - rein in den Bus.
Und dann? Stillstand! Gehupe, Motorengeheul, mittendrin Menschen, die wie Gestrandete auf ihr Beförderungsmittel warten. Zentimeter für Zentimeter, Meter für Meter quält sich der Fahrer von Terminal 1 - 6. Eine Meile, 20 Minuten Fahrzeit! Dann endlich etwas freie Fahrt und um 0:30 Uhr stehen wir am Schalter von Sixt. Und dann kam noch die gestylte Sixt Counter-Tussi mit Ihren Krallen und nervte. Sie findet unsere Reservierung nicht. Nachdem sie fehlerfrei den Bestätigungscode unserer Buchung eingegeben hat - die Erleichterung. Aber jetzt braucht sie noch unsere Ausweise und unsere Führerscheine und nochmal die Kreditkarte. Sixt, ein deutscher Autovermieter mit us-amerikanischen Arbeitsprozessen, eine schlechte, gar ungesunde Mischung. Die Uhr zeigt 1:00, die Geisterstunde ist vorbei, jetzt wird es laufen. Tut es aber nicht. Als ich auf die Knöpfe des Schlüssels unseres wunderbaren und nagelneuen Tahoe drücke, blinkt es, aber der Tahoe läßt sich nicht bewegen. Ein Fahrzeug steht davor, zwei daneben, er ist gefangen und eingesperrt. Also zurück zum Schalter. Mit einer Kiste an Autoschlüssel bewaffnet probiert sie einen nach dem anderen. Der richtige ist nicht dabei. Also, zurück, auf ein neues und um 1:15 Uhr starte ich endlich in die Freiheit. Nur Steffi will sich nicht vernünftig melden, sie denkt wohl, dass sie immer noch auf Hawaii ist. Irgendwann ist sie aber dann auf Touren gekommen.
Nach 17 Stunden sind wir im Hotel - gute Nacht!
Samstag
Wir haben gar nicht so lange geschlafen, vermutlich war es die Vorfreude auf ein gutes Frühstück. Gestern haben wir nur Schotter gegessen, obwohl wir das Flugzeugzeugs links liegengelassen haben. Dann holen wir unsere Tasche und die Kühlbox aus dem Lockerroom und verlassen um 10.30 Uhr Santa Monica nach Süden.
Auf der 405 stehn wir im Stau, aber das ist ja nichts ungewöhnliches, für Samstag sowieso nicht. Es geht auch ziemlich stockend weiter, aber am frühen Nachmittag sind wir dann in San Diego. Überraschung! Das Hilton hat uns eine Hospitality Suite spendiert. Besprechungstisch und ein zweites Schlafzimmer, alles da, ich weiß nur nicht wofür wir das gebrauchen könnten. Egal, Raum kann man nie genug haben und die Aussicht auf San Diego und die Bay ist fantastisch. Ausserdem gab es Gutscheine für Starbucks, - jeden Tag Kuchen und Getränke. Die wissen wohl, dass wir es hier mit einem Erholungsurlaub ernst meinen.
Obwohl, - wir haben uns dann gleich auf die Socken gemacht und San Diego erkundet. Wir waren schon lange nicht mehr hier. Zwei Stunden sind wir an der Uferpromenade entlang und durch die schönen Straßen des Gaslamp Quarters marschiert. San Diego wird nicht zu unrecht als America’s Finest City bezeichnet. Toll ist es hier!
Toll war auch das Abendessen in Sallys Seafood on the water.
Sonntag
Anstehen beim Frühstück kommt nicht in Frage, wir gehen lieber ein Haus weiter und landen im Hard Rock Hotel. Das kleine Restaurant Mary Janes hat ein wunderbares Tagesstartmenü.
Bummeln, einkaufen, Mittagskuchen und Kaffee im Starbucks, umsonst versteht sich, und dann warten wir auf einen Anruf, der nicht kommt. Um 15 Uhr haben wir Christian dann eher zufällig getroffen. Wir spazieren gemeinsam zur Union Station, sehen uns seine ehemalige Wohngegend an und essen im Pier Cafe zu Abend. Es ist immer wieder nett mit dem Burschen und nachdem er ja schon fast ein Ami ist, erfährt der gewöhnliche Tourist ein paar Hintergründe.
Montag
Ein gemeinsames Frühstück und ein kleiner Ratsch und dann schwingt sich Christian auf sein Moped und düst nach Huntington Beach, um zurück nach Texas zu fliegen.
Wir schwingen uns in den Tahoe und fahren zur Valley Fashion und noch weiter zur Park Valley Mall. Jetzt ist es aber gut! Einen kleinen Aufreger gab es bei der Übergabe des Autos. Ich stelle fest, dass im kompletten Innenraum weiß schimmernde Flecken auf dem Leder sind. Wie wenn ein Maler nach der Arbeit das Auto benutzt hätte. Nach einigem Hin und Her lasse ich mich überzeugen, dass das alte Flecken sind, die nur bei einem bestimmten Sonnenstand auffallen.
Bier und Abendessen gibt es im Greystone Restaurant im Gaslamp. Überteuert! Und auf dem Nachhauseweg nehmen wir noch einen Schlürschluck an der Hotelbar im Hilton Gaslamp.
Dienstag
Genug gefaulenzt, heute wird gewandert!
Wir fahren auf der Interstate 5 nach Norden bis zum Exit 28 B und biegen nach der Ausfahrt nach links auf den La Jolla Village Drive ab. Es geht weiter bis zur La Jolla Farms Road. Unglaublich schöne Häuser säumen die Straße. Der Trail beginnt zwischen zwei Grundstücken und ist nicht so einfach zu finden.
Der Weg ist sandig und wird immer steiler und schräger. Es geht in den Ho Chi Minh Canyon. Interessante Felsformationen links und rechts an den Canyonwänden begleiten uns. Über einen Balken überwinden wir das Bachbett und durch einen sehr schmalen weißen Slot Canyon geht es weiter nach unten. Der Weg ist nicht leicht zu gehen, teilweise ist er nass von den barfuß laufenden Surfern, die dort immer wieder mit ihren Surfbrettern auf- und absteigen.
Wer nun glaubt, dass es deshalb nicht so schwer sein kann, dem Trail bis zum Strand zu folgen, der täuscht. Teilweise ist der Weg sehr schmal und es geht auf der rechten Seite ein paar Meter in die Tiefe. Ausrutschen wäre vermutlich "ungesund". Am Ende, kurz vor dem Strand, war ein Seil gespannt, damit man den Canyon nach unten überhaupt bezwingen kann. Wir schlendern nun nach links den wunderschönen Strand entlang, beobachten die Surfer, die Küstenlinie und die oben stehenden Häuser. Nach knapp 0,5 Kilometer führt uns eine geteerte Straße wieder nach oben.
Über die Interstate 8, vorbei an Seaworld, erreichen wir den Sunset Cliffs Blvd. Wir öffnen die Autotüren und stehen bereits unmittelbar vor einem Highlight. Nur kurz ist der Weg zu den Klippen und dann steht er da, der Sunset Cliff Arch. Sehr schön! Weiter nach Süden, die Orientierung bilden immer die Klippen. Manchmal müssen wir auf die Straße ausweichen, um labilen Abbruchkanten auszuweichen. Rechts treffen wir auf wunderschöne Küstenformationen und Sea Arches und auf der linken Seite rücken tolle, vermutlich unbezahlbare Häuser ins Visier. Am Sunset Cliffs Natural Park machen wir kehrt! Ein sehr schöner Spaziergang.
Als wir zurück im Hotel sind, ist erneut packen angesagt. Morgen wird es vorbei sein. Noch ein Bier an der Palace Bar im historischen Grand Hotel Horton und das letzte Abendessen auf us-amerikanischem Boden im Bice. Der Italiener war wirklich gut.
Mittwoch | Donnerstag
Nachdem wir die letzten Gutscheine bei Starbucks verprasst haben, nehmen wir um 10.30 Uhr Abschied von San Diego, dem schönen Hilton und unserem tollen Zimmer. Wir kommen gut vorwärts, so dass wir uns noch einen kleinen Abstecher nach Laguna Beach leisten. Kuchen am Strand und letzte Blicke auf's Meer, das wunderschön in der Mittagssonne glitzert.
Je näher wir Los Angeles kommen, umso dichter wird der Verkehr und rund um den Flughafen haben sie das Chaos offensichtlich weiter aufrecht erhalten. Im Renaissance Hotel bei Sixt war auch ein totales Durcheinander, man musste den Leuten nachlaufen, damit sie einem das Auto abnehmen, - nie wieder!
Die kurze Busfahrt zum Flughafen ist schweißtreibend. Vier ziemlich schwere Gepäckstücke wollen bewegt werden, in den Bus, aus dem Bus, zum Schalter, der Gott sei Dank schon offen war. Aber danach auf dem Weg zu den Gates ging das Chaos weiter. Die Leute standen in Schlangen vor dem Securitiy Check mindestens 200 Meter an. Dreimal wurde der Pass und die Bordkarte kontrolliert. Gut, dass es eine Business Line gab. Aber der Flughafen ist der Wahnsinn und steht unseres Erachtens kurz vor dem Kollaps.
Die Lounge der Lufthansa im Tom Bradley Terminal ist wirklich super. Gutes Essen, es ist alles da, was man so braucht. Nur der Aschenbecher fehlt. Als wir im Jumbo in der oberen Etage sitzen, bittet uns die Stewardess gleich mal den Platz zu tauschen, denn eine Familie hat es wieder mal versäumt sich rechtzeitig um gemeinsame Sitzplätze zu kümmern. Eigentlich sollte man diese Schlamperei nicht unterstützen, denn in der heutigen Zeit ist das wirklich keine Doktorarbeit mehr. Egal, - wir schlafen jetzt und der Kranich bringt uns nach Frankfurt.
In Frankfurt noch ein kleiner Marathon zum Anschlußflug nach München und natürlich sind wir zur besten Zeit hier, denn alle Geschäftsreisenden wollen auch heim.
Ein wunderschöner, manchmal etwas stressiger Urlaub auf dem US Mainland und auf Hawaii ist vorbei. Viel gesehen, viel erlebt, viel gewandert, viel gegessen, viel getrunken, - es war herrlich!