USA Reisen
USA Travel
Hiking Southwest [2011]
Reisestationen
Ziel | Nächte | Meilen | km | Zeit | Hotel | Stars |
Santa Monica | 2 | 10 | 17 | 00:13 | Doubletree Guest Suites | *** |
Borrego Springs | 1 | 276 | 444 | 05:00 | Palm Canyon | ** |
Scottsdale | 2 | 372 | 599 | 08:19 | Doubletree Paradise Valley | *** |
Gallup | 1 | 312 | 502 | 05:42 | Hampton Inn & Suites | *** |
Chinle | 1 | 222 | 357 | 05:24 | Best Western Canyon De Chelly Inn | ** |
Farmington | 2 | 231 | 372 | 05:17 | Marriott Courtyard | *** |
Santa Fé | 2 | 265 | 426 | 06:03 | Inn on the Alameda | **** |
La Junta | 2 | 410 | 660 | 07:29 | Hampton Inn | *** |
Denver | 2 | 485 | 780 | 08:12 | The Curtis | *** |
Grand Junction | 3 | 262 | 422 | 04:38 | Hampton Inn | *** |
Moab | 3 | 128 | 206 | 02:43 | Best Western Canyonlands Inn | *** |
Blanding | 2 | 161 | 259 | 03:02 | Super 8 | ** |
Boulder | 3 | 269 | 433 | 05:14 | Boulder Mountain Lodge | **** |
Springdale | 2 | 176 | 283 | 04:06 | Desert Pearl Inn | **** |
Page | 1 | 116 | 287 | 02:29 | Marriott Courtyard | *** |
Flagstaff | 2 | 199 | 320 | 03:03 | Drury Inn | *** |
Las Vegas | 5 | 252 | 405 | 04:02 | The Cosmopolitan | **** |
LAX | 0 | 281 | 452 | 04:17 | Von Las Vegas direkt zum Flughafen | |
36 |
4.427 |
7.124 |
Reiseroute
Reisebericht
Königlicher Blick vom Royal Arch und Eulenangriff am Boundery Butte Arch
Edmaiers Secret, The Nautilus und gute Sicht am Stud Horsepoint
Der gigantische Eggshell Arch, die Tuba Blues und der Tuba Arch
Prolog
Der Mensch will Grenzen nicht nur dann erfahren, wenn er sie ungefragt zu erleiden hat, wenn sie ihm auferlegt werden, nein, er sucht aktiv nach Grenzen, will sich an ihnen erproben und bewähren, versucht sie zu überschreiten, hinauszuschieben [Reinhold Messner]. Mit zunehmendem Alter jedoch wird der Sicherheitsabstand zwischen Euphorie und Angst immer größer, - bei uns jedenfalls. Nennt man das Vernunft oder zu große Sorge um das eigene Leben?
Wir standen heuer mitten im Südwesten der USA manchmal an der Schwelle zu dieser Grenzerfahrung. Wir haben uns nicht immer überwunden, sondern auch einen Rückzieher gemacht, wenn nach Stunden des Weges der Canyon noch 50 Meter senkrecht unter uns lag und nur die Überschreitung eines 30 cm breiten Absatzes den Weg zum Ziel freigemacht hätte. Natürlich fanden im Nachhinein endlose Diskussionen darüber statt, ob es das Risiko nicht doch wert gewesen wäre. Es ist müßig, - aber wir haben trotzdem Ziele erreicht, die dem ein oder anderen für immer verschlossen sein werden.
Jetzt wird so mancher Leser denken, was das mit dem Südwesten der USA zu tun hat. Gibt es da nicht San Francisco, Las Vegas und verschiedene Viewpoints in der einzigartigen Natur, die gefahr- und fast aufwandslos bewundert werden können? Ja, keine Frage. Auch für uns waren und sind das immer wieder Ziele, die wir mit Freude ansteuern. Aber nach all den Jahren wird es zunehmend komplizierter und aufwändiger, neue Highlights zu erreichen. Das bedeutet: Meilenweite Offroad-Fahrten zu den Trailheads, stundenlange Wanderungen zu außergewöhnlichen Zielen, also hiken bis die Schuhe qualmen und Schweiß und Blut [im wahrsten Sinne des Wortes] in Strömen fließen.
Hiking Southwest, der naheliegende Titel der USA-Story 2011. Das GPS hat 144,03 Wandermeilen, das entspricht über 230 Kilometer, aufgezeichnet. Schon stramm! Wir werden fünf Wochen lang Indianerheiligtümer erobern, uns durch die Fangarme des Nautilus winden, den Arch Canyon endlich bezwingen und einen neuen Bryce Canyon entdecken. Also wandert mit, im einzigartigen Südwesten der USA.
Dienstag
Endlich ist es wieder soweit. Die monatelangen Planungen sind abgeschlossen und der DIN-A4-Ordner ist erneut proppenvoll. Karten, Beschreibungen und Bilder, fein säuberlich geordnet, warten auf ihren Praxiseinsatz. Das inzwischen unverzichtbare elektronische Equipment hat unvorstellbare Ausmaße angenommen, so dass im Handgepäck mehr oder weniger nur noch zwei Bücher Platz finden. Fast hilflos würden wir vor und in den Canyons stehen, wenn die GPS'e ihren Dienst quittierten.
Die Lufthansa verlangt 40 Euro für den zusätzlichen Koffer. Ein verträglicher Preis, aber wie lange noch? Und mit 23 Kilo pro Nase ist es für fünf Wochen kaum zu schaffen. Wir wollen ja nicht Zeit vor einer Waschmaschine verschwenden. Im Dallmayr noch ein kleiner Leberkäs', wir Bayern sind aber auch heimatverbunden, und dann ab zu den Sicherheitskontrollen. Volles Programm sozusagen, - so gründlich waren sie selten. Aber mein Feuerzeug interessiert erneut niemanden. Auch gut, aber im Koffer wäre Ersatz gewesen.
Elfeinhalb Stunden eingepfercht in der Holzklasse; ich hasse es! An schlafen ist im Sitzen nicht zu denken und als wir nordamerikanisches Festland erreichen, mutieren meine Füße zu leblosen Anhängseln. Nur im Stehen lässt sich der restliche Flug ertragen. Gruppenbildung im Flieger ist nicht mehr erlaubt, wie wenn Terroristen sich vorher noch zu einem Arbeitskreis treffen würden. Ich denke kurz an die Italiener, die diese Regel nie durchhalten würden. Na ja, ich unterstütze alle Maßnahmen, die das Fliegen sicherer machen. Und mit den umliegenden, respektive sitzenden Zeitgenossen würde ich eh keine Gruppe bilden wollen. Ab und zu riecht es etwas streng nach dem Essen. Saubären!
18.30 Uhr Ortszeit; willkommen in Los Angeles. Ohne das grüne Formular und nur mit der Zollerklärung bewaffnet, stürmen wir die Einreise. Verlangt der doch tatsächlich eine Kopie des ESTA-Antrages; gut, dass ich ihn noch ausgedruckt habe. Und dann die Koffer. Der Gepäckwagen geht in die Knie und ich freue mich, dass endlich etwas Schweiß aus den Poren kommt. In Windeseile durch die Zoll-Kontrolle und dann nichts wie raus in die frische Luft. Die erste Zigarette auf US-amerikanischem Boden relativiert diese Frische. So soll es sein, der Urlaub hat begonnen!
Bei Hertz ging es recht zügig, aber es ist, da es keine Choice-Line gibt, doch immer ein klein wenig spannend, welches Auto man zugeteilt bekommt. Nachdem das Mietauto einen deutlichen Teil des Urlaubsbudgets verbraucht, ist es sozusagen ersten Bürgerpflicht, bereits zuhause die Autovermietungen USA genau zu vergleichen und zu buchen.
Als wir auf dem Parkplatz sind, donnern die Jets direkt über unseren nagelneuen - zwei Meilen waren drauf - Mitsubishi Endeavor. Allrad, gute Bodenfreiheit, natürlich nagelneue Reifen, was will man mehr. Während einer weiteren Zigarette wird das Auto-GPS angeworfen und es führt uns nach nur 11 Meilen Fahrt zum Hotel. Das Double Tree in Santa Monica ist zwar schon etwas betagt, aber die Suite ist geräumig, zwei große Betten warten auf unsere, inzwischen doch sehr mitgenommenen Körper und viele Handtücher beseitigen die Spuren der Dusche.
Zum Abschluss noch ein Bier an der Hotelbar. Das Radler, in Amerika heißt es "Shanty", und das Heineken zischten nur so. Wenn man sich nach einem so langen Flug in das Bett legt, ist das wie im Paradies!
Mittwoch
Das Paradies entfleucht kurz nach 4 Uhr Ortszeit und die Kaffeemaschine gurgelt als Begleitmusik zum Zähne putzen. Um 5.20 Uhr sitzen wir im Auto, das der Valet-Parker gleich mal mit einer Schramme markiert hat. So ein Depp, er hat 's am Trinkgeld gemerkt.
Als wir kurz vor 6 Uhr schon einige Meilen auf der 101er hinter uns gebracht haben, geht über Kalifornien die Sonne auf. Die Temperaturen sind noch angenehm und es verspricht ein toller Tag zu werden. Erst als wir die ersten Tanken passieren und die Benzinpreise bestaunen, verzerrt sich das Gesicht, - aber nur ein bisschen. In Oxnard gehört uns der Wal Mart bzw. nach der Kasse ein Megaträger Arrowhead Wasser, ein paar Eistee und Mountain Dews. Steht doch da an der Ausfahrt tatsächlich ein iHOP und obwohl ich mir nach dem Flug geschworen hatte, dass heute das Essen etwas reduziert wird, schmeckten die ersten Eier hervorragend.
Nach dieser Stärkung wartet der erste Trail im Norden Santa Barbaras auf uns. Bereits vor zwei Jahren haben wir die Wanderung zum San Roque Arch abgebrochen, weil wir uns verlaufen haben und der nasse Himmel es nicht gut mit uns meinte. Der Weg führt hinab in den Canyon, auf dem wir vereinzelte Jogger treffen. Am Bach teilt sich der Weg und wir nehmen den Arroyo Burro Trail bergauf. Kurz entlang an einer geteerten Straße verabschiedet sich der Wald und der Blick öffnet sich über die Stadt hinweg hin zum Ozean. Schön ist es hier und eine Wanderung nahe der Küste hat was. Hier oben leben Leute, die sich wohl ein wenig Kohle verdient haben. Die San Roque Ranch ist eine Nobelvilla, mit fantastischer Aussicht versteht sich. Gleich hinter der Ranch, wenn es wieder in die Wildnis geht, ist der Arch schon auszumachen, aber nur, wenn man genau weiß wo er ist. Wir keuchen erst mal weiter gen Himmel, den Jetlag im Nacken, und als das GPS die Nähe signalisiert, irren wir noch ziemlich umher, bis das Arch-geschulte Auge von Monika den Steinbogen auf der anderen Seite des Canyons entdeckt. Wir schlagen uns querfeldein zu einem guten Aussichtspunkt durch. Wie gesagt, das eigentliche Highlight der Wanderung ist der Blick auf die Stadt und den Ozean. Den Steinbogen nehmen wir trotzdem und selbstverständlich gerne mit.
Nach 3 Stunden und 6 Meilen erreichen wir wieder unser Auto und es ist schon fast eine Zeremonie, wenn der Cooler geöffnet wird und der eiskalte Eistee den Weg in den Magen findet. Wanderstiefel aus und rein in die Flip-Flops, ist das die Krönung der Glückseligkeit? In diesem Moment mit Sicherheit! Und es ist wieder da, unser USA-Feeling!
Nach der verdienten Dusche machen wir uns auf in die 3rd Street, trinken im Freien ein Bierchen und kurbeln die US-Wirtschaft durch ein paar Einkäufe an. Die gesamte Promenade entlang darf jetzt nicht mehr geraucht werden und so verschwinden die Süchtlinge in den Seitenstraßen. Wie die Junkies stehen sie zusammen, aber ist das nicht die Grundlage aller Kommunikation?
Das Abendessen im Ocean Seafood, Blick auf's Meer, Weinflasche zur Linken, war traumhaft. Um 20 Uhr ging nicht die Sonne unter, aber wir!
Donnerstag
Nach achteinhalb Stunden seligen Schlafs sitzen wir um 20 vor 6 im Auto: Heading East! Ontario, eine der vielen Vorstädte von Los Angeles beherbergt neben der Interstate 10 einen Denny's. Ei, Ei, - scrambled! Der Kaffee ist so schlecht, wie wir ihn kennen, also keine Aufregung.
Als die noch schneebedeckten San Bernadino Mountains an uns vorüber ziehen und die Wahnsinns-Stadt endlich sein Ende nimmt, steuern wir die durch die St. Andreas Falte gebildeten Hügel an. Dank der vielen Niederschläge in den vergangenen Monaten hat die Sonne es noch nicht geschafft, das Grün ganz durch Gelb oder Braun zu ersetzen. Vorbei an den Windrädern im Tal und auf den Anhöhen der Desert Cities geht es nach White Water nördlich, bis wir nach 165 Meilen den Joshua Tree Nationalpark bei Twentynine-Palms erreichen. 15 Dollar knöpfen sie uns ab. Das hat man doch irgendwann für den Grand Canyon bezahlt, oder?
Die unverwechselbare Wüstenlandschaft mit ihren kugel- und kegelförmigen Steinbrocken wird nur durch die gut geteerte Straße durch den Nationalpark unterbrochen. Mit den Flip-Flops machen wir uns auf den Weg zum Skull Rock Arch, - ist ja ganz nett. Und nachdem wir sehr gut in der Zeit liegen, entscheiden wir, einen kleineren Hike in Angriff zu nehmen. Die Geisterstädte- und Minensucher Sandra und Klaus waren unser Leitmotiv, als der Trail zur "Lost Horse Mine" in Angriff genommen wird.
Immer begleitet von Joshuas und blühenden Parry's Nolina Kakteen, führt der breite Weg sanft bergauf. Keine sportliche Herausforderung, eher ein Spaziergang. Nach knapp einer Stunde erreichen wir die Mine. Na ja, - sie ist eingezäunt, so dass man nicht mal viel sehen bzw. erkunden kann. Es ist die Landschaft, die fasziniert. Wir waren dann doch fast zwei Stunden unterwegs.
Als nächstes wartet der Arch Rock auf uns, nichts neues, aber ein durchaus imposanter Arch, von dem ich bislang nur Papierfotos hatte. Ganze Horden von Menschen sind leider schon vor Ort, da er ja sehr leicht und ohne große Schweißausbrüche erreicht werden kann. Als wir noch ein bischen rum kraxeln, entdecken wir den Matterhorn-Arch, der in seiner ungewöhnlichen Form durchaus eine Miniatur des Schweizer Originals sein kann. Schön! Und nun ist's auch gut mit dem Touri-Feeling. Wir machen uns auf den Weg.
Wir verlassen den Park über die Box Canyon Road, vorbei an interessanten Felsen, bis zum Salton Sea. Hier entsteht die größte Tiefe der westlichen Hemisphäre. Voraussetzung, der See ist bis auf den Grund ausgetrocknet. Aber das wird dauern, so dass wir in unserem Leben sicher mit Badwater zufrieden sein müssen. Auch gut! Es wir plötzlich grün, wo vorher nur Stein- und Sandwüste war. Man glaubt sich in einem anderen Land, - aber das ist der Westen. Meilenweit bepflanzte Äcker, woher nehmen die nur das Wasser? Vielleicht gibt es irgendwo Entsalzungsanlagen und wir treffen uns doch wieder hier, um Fotos der tiefsten Stelle zu machen. Wer montiert nur das Schild in Badwater ab?
Als wir in den Anza Borrego State Park einfahren, wird aus der Auto- eine Achterbahnfahrt. Die Verwerfungen hier in der Gegend heben und senken die Straße wie es gerade kommt. Ist ja auch mal ganz nett. Um 16 Uhr erreichen wir die Megacity Borrego Springs. Gut, Escalante ist vermutlich größer, aber man hängt hier nicht so über den Zaun. Schuld sind die Golfplätze, die insbesondere im Winter gut frequentiert sind. Und dann tummeln sich hier die Offroader in den endlosen Gräben und Hügeln. Check-in im Borrego Springs Hotel. Die Rezeption im Haupthaus mutet an wie ein Saloon,- sieht echt cool aus. Aber das Restaurant hat bereits eine Sommerpause eingelegt. Bei über 40 Grad rentiert es sich wohl nicht, ein warmes Essen zuzubereiten. So sieht auch das Hotel aus, als wir unser Zimmer ansteuern. Wir sind zwar nicht die einzigen Gäste, aber mehr als 3 Autos habe ich nicht gesehen. Also doch eine Geisterstadt?
Pumpkin Patch, ähm ja, noch nie gehört? Ich vorher auch nicht. Die Steinkürbise liegen mitten in der Wüste. Also erste Offroad-Fahrt - auf geht's! Wir fahren den Palm Canyon Drive zurück, im Ort haben sie sogar einen Kreisverkehr, bis zum Milemarker 34. Und danach geht es in den Sand. Diese Sandpiste ist eigentlich eine Wash, aber der letzte Niederschlag, der zu einem fließenden Gewässer führte, ist wohl schon einige Zeit her. Es geht gut voran und nach 7,5 Meilen verwirrt uns unser GPS. Das Ziel ist rechts, die Wash führt nach links. Ok, wird schon irgendwann eine Biegung machen. Denkste! Also zurück, Auto parken und die Stiefel geschnürt. Die letzte Meile wird aber dank der noch immer brennenden Sonne und ob des Sandes durchaus herausfordernd. 18 Uhr: Es hat eine Brutshitze!
Ja wo sind sie denn, die Kürbisse? Am Ausgang einer weiteren Wash liegen sie. Bowlingkugelgroße Steinbälle! Nichts für Fußballer. Interessant sehen sie aus, aber irgendwie haben wir uns mehr davon versprochen. Monika lässt sich zu dem Ausdruck "ganz nett" hinreißen. Ich finde sie, wie gesagt, interessant. Nett hin, interessant her, wir durchstreifen das überschaubare Gebiet bis die Sonne kurz vor dem Horizont steht. Nachts will ich nicht zurück fahren. So schaffen wir es gerade noch, den Teer bei einigermaßen Lichtverhältnissen zu erreichen.
Nächstes Problem,- wo gibt es in dem Kuhdorf noch was vernünftiges zu Kauen? Carlees ist nicht der richtige Name für dieses Lokal. Borrego Bar oder so wäre treffender. Die Hiesigen sind alle da, wir mitten drin, und die Rippen sind hervorragend. Und so findet ein anstrengender Tag ein verdientes Ende.
Freitag
5.40 Uhr ist wohl jetzt unsere Zeit; los geht's Richtung Julien. Ein herrlicher Sonnenaufgang begleitet unseren Weg gen Osten. Meilenweit fahren wir alleine durch die Wüste, hier ist einfach nichts, außer der außergewöhnlichen Natur. In Brawley gehört uns der Brownies Diner, leider war das Frühstück nicht so toll.
Die Imperial Sand Dunes werden von der Interstate 8 und dem Colorado jäh durchbrochen und rechts der Fahrbahn lugt der überdimensionale Grenzzaun zu Mexiko hervor. Aber wir Deutschen kennen das ja. Als wir die Ausfahrt nach Winterhaven nehmen, knallt die Sonne bereits erbarmungslos auf den Planeten. Die angenehme Kühle der Klimaanlage wird bald nur noch in den Gedanken und Wünschen latent sein und als ich auf der ungeteerten Straße nach dem Cocopah Canal die Fühler in die Luft strecke, ist mir klar, was uns erwartet. Ungeteert geht es zur Piacho State Recreation Area. Die Straße ist ganz ok und die letzten Meilen durchaus interessant, als sie durch eine Wash führt und die dunkelroten, felsigen Seitenwände immer näher an den Lack rücken. Keine Angst, es ist genug Platz, auch für den fettesten Amischlitten.
Fünf Dollar Eintritt, rechts am Trafohaus vorbei und die jetzt wirklich enge Straße entlang, bis das GPS eindeutig darauf hinweist, dass nun die Zeit für die Wanderschuhe gekommen ist. Querfeldein geht es weiter. Hoch oben stehen doch tatsächlich zwei Maultiere und beobachten uns. Bizarr sieht es aus, denn von hier unten ist kein Weg zu erkennen, der auf die durchaus beachtenswerte Anhöhe führt. Wer aber als Bayrischer Gebirgsjäger ausgebildet ist, der weiß, dass die Viecher besser klettern können, als so mancher Mensch. Aber nun los.
Bereits nach 15 Minuten entdecken wir rechts oben in einer Wand den Candle Arch und als ein paar Fotos von diesem Teil her müssen, finden wir einen kleinen Pfad, der wohl von den Tieren benutzt wird. Auf alle Fälle ist es die richtige Richtung. Es geht hinunter in eine Wash, die kurz zum Slot mutiert, und wir folgen diesem, dann wieder breiter werdenden Canyon eine gute halbe Stunde. Als eine Schleife kurz vor dem Ziel sehr eng wird, vermute ich eine Abkürzung, steige kurz auf, um am anderen Ende wieder in die Wash abzusteigen. Der Wunsch war der Vater des Gedankens, denn auf der anderen Seite war nur ein 3-Meter-Absatz. Just in dem Moment, an dem wir am "Gipfel" der "Abkürzung" stehen, braust ein Hubschrauber heran. Nachdem die Border-Control nur nass geschwitzte T-Shirts und Rucksäcke entdeckt hat, und wir in keinster Weise aussehen wie Mexikaner, haben sie uns zweimal überflogen und sind dann, nachdem ich das auch getan habe, mit einem fröhlichen Winken abgezogen. This land is your land, this land is my land, from California to the Whitley Bridge ...
Nach einer Stunde erreichen wir die Whitley Brücke, die durchaus als gewaltig bezeichnet werden darf. Wir sind ganz alleine, das ist schön, und wir können uns auch nicht vorstellen, dass es noch andere Verrückte gibt, die bei über 40 Grad hier wandern. Wir steigen auf die Brücke und natürlich wird sie von allen Seiten auf die Speicherkarte des Fotos gebannt. Das Gebiet ist interessant und sehr schön. Die Felsen sind bunt und rau, das sieht man selbst, wenn die Sonne senkrecht am Himmel steht. Vier schwitzige Meilen insgesamt und schon zischt der Eistee, respektive zischen die Snapples. Einen Arch hätten wir noch in petto, aber ... gut Ding will Weile haben und bis Scottsdale ist es noch ein Stück.
Zurück auf der Interstate: Bei Yuma verlassen wir Kalifornien und erreichen Arizona. Nichts Bemerkenswertes, außer, dass das Benzin gleich um mehr als 25 Cent die Gallone billiger wird. 3,75 USD pro Gallone, in CA 4 + x. Ja, Kalifornien braucht Geld. Der Arnie war das aber nicht alleine, gell!
Unser Hotel in Scottsdale wartet auf uns und es ist überraschend schön. Eine nette Hotelbar, in der wir bald sitzen, aber leider nur ein Restaurant, das wir fast gezwungenermaßen probieren. Gut war der Wein und der Salat, das andere war nur teuer. Der Clou war, dass der Ober 23 % Service-Charge auf die Rechnung gesetzt hat. Alleine der Umstand ist ja eine Frechheit, aber die Höhe ist nur noch unverschämt. Und dann war da noch eine Leerzeile für den Tip, also das Trinkgeld. Strich, Strich, manueller Gesamtbetrag inkl. 18 Prozent, - mehr gibt es nicht. Übermorgen werden wir aber dahingehend noch eine Überraschung erleben. Auf in den Kampf!
Samstag
Heute ist es schon 7 Uhr als wir im Auto sitzen, - ja unglaublich! Der erste Trailhead wartet, wir wollen zum Sunrise Arch. Die Sonne ist zwar schon aufgegangen, aber gut, jetzt wäre zunächst mal ein Frühstück fällig. Aber nachdem sie die Interstates in Phoenix nahezu eingemauert haben, kommt keine entsprechende Lokation in Sicht, es lugt kein verdammtes Dennys-Schild darüber, als wir uns auf der 202 in Richtung Saguaro Lake bewegen. Kurz vor dem Salt River stellen wir unser Auto am sogenannten Blue Point ab und wandern los.
Wir sind angenehm überrascht, dass es deutlich sichtbare Wege gibt, die in die Richtung führen, die das GPS vorgibt. Aber die Herrlichkeit ist bald vorbei. Nachdem wir einen Berg, na ja, sagen wir mal es ist ein sehr großer Hügel, zu bezwingen haben, schnaufen wir gen Himmel. Manchmal verläuft die Tour etwas im Zick-Zack, denn Myiarden von Bienen meinen, genau auf dem Weg ihre Erdlöcher zu bauen. Teilweise sind wir gespurtet, um dem Unvorstellbarem zu entfliehen. Heil oben angekommen, ging 's jetzt eigentlich nur noch bergab und am See entlang zum Arch.
Eigentlich, denn uneigentlich wird die stachlige Natur jetzt so dicht, dass es nicht nur keinen Weg mehr gibt, sondern eine Machete notwendig wäre, um voranzukommen. Das kommt davon, wenn man die Wanderungen am PC plant, dort wo es keinen Trail gibt, sich an den Höhenlinien orientiert und keine Ahnung davon hat, was die Natur dazu meint. Das geschulte Auge schweift über die Landschaft und macht zwei Alternativen ausfindig. Also entweder links runter und in den Bergen zum See, respektive Fluss absteigen oder rechts runter und gleich am Fluss entlang wandern. Als der Blick in Richtung Felsen schweift kommt John Wayne hoch zu Ross aus dem Nirgendwo. Gut, es war nicht der John, sondern der wie auch immer, aber es macht Eindruck, als er sich lässig auf dem Rücken seines Pferdes gibt und auf uns zureitet. Der Mann kennt sich aus, also her damit. Ohne Zweifel, so führt er aus, geht am Fluss unten ein Weg. Ja wunderbar, aber einen Ami nach etwas fragen, gleicht in der Regel einem Lotteriespiel.
Wir bedanken uns artig, gehen abwärts und trauen unseren Augen nicht. Der Bursche reitet doch glatt an die Kante und beginnt das Ufer abzusuchen, ruft uns zu, dass das Wasser wohl ein bisschen hoch sei und war von dannen (1. Buch Mose, 26:22). Vollpfosten, sehr hilfreich. Von einem Weg weit und breit nichts zu sehen, das Wasser roch wie in Großlappen, einer Kläranlage im Norden Münchens, und wir stehen unverrichteter Dinge da.
Als wir nach zwei Stunden wieder im Auto sitzen, fahren wir am Fluss entlang und versuchen vom gegenüberliegenden Ufer aus den Arch zumindest zu lokalisieren. Aber nachdem es fast eine Meile bis zum Arch ist, reicht das Augenlicht bei weitem nicht aus. Wir schauen uns noch den Saguaro Lake an und nachdem heute Samstag ist und die Menschenmassen inzwischen auf den Beinen sind, machen wir uns aus dem Staub.
Wir versuchen unser Glück erneut und brechen auf zum Horseeye Arch. Auch hier geht alles wieder gut los. Parkplatz, Trail, nur da, wo unser GPS den Arch anzeigt, da war er leider nicht. Wir irren noch ein wenig rum und vergleichen dann die GPS-Daten der Elektronik mit den manuellen Angaben auf Papier. Da hast Du nicht sauber gearbeitet mein Freund, zurück und ab ins Auto und zum richtigen Trailhead. Ja, wir haben ihn auch ohne GPS gefunden, den Start zumindest. Leider müssen wir erkennen, dass der Steinbogen rund 4,5 Meilen von uns weit hinten in den Bergen liegt. Schicksal oder Vorhersehung? Der Körper ist von den letzten Hikes doch ein bisschen müde und so ärgerlich der Tag auch verlaufen ist, wir machen einfach eine Pause.
Und die beginnt mittags im McDonalds. Frustessen! War gut. Nachdem aller guten Dinge drei sind, meldet sich mein Reise-PC, dass er eine illegale Windows-Kopie beherbergt. So ein Schmarrn, ich habe zwar vor dem Urlaub auf eine andere Version umgestellt, aber Bill Gates hat die Installation fehlerfrei genehmigt. Workaround gefunden, aber nun sitzt uns auch noch ein technisches Problem im Nacken. Ich hab mir vorsichtshalber noch eine große Speicherkarte gekauft, falls die Fotos nicht mehr gesichert werden könnten. Eine Lösung für die GPS-Routen habe ich nicht gefunden, nur, dass alte Routen sofort gelöscht werden, um, solange das Teil funktioniert, neue Routen auf das Handgerät zu überspielen. Letzte Meldung: Bis zum Urlaubsende alles im Griff!
Den Rest des Nachmittags hätten wir gerne am Pool verbracht, aber die wenigen Schattenplätze waren natürlich schon weg. Gott sei Dank haben wir einen schönen, großen Balkon. Aperitif an der Hotelbar, Abendessen beim Mexikaner im Clarion Hotel, ein paar Meter weiter. Alles wird gut!
Sonntag
Das Auschecken wird spannend, und als die Rechnung über den Tresen wandert, wen wundert 's, steht natürlich die volle Summe des Abendessens drauf.
Wer kennt noch das HB-Männchen? Völlig fassungslos standen da zwei Menschen hinter der Rezeption und ich war über mich selbst erstaunt, dass die englischen Worte offensichtlich alles ausdrückten, was mein Körper so fühlte. Die Rechnung wurde korrigiert, die Leute waren ein bisschen pikiert, aber das war mir so was von egal.
7.30 Uhr Abfahrt! Der Tag beginnt mit Dennys, die Tonto Natural Bridge wartet. Der Highway 87 hat tolle Kurven, ein Genuss für jeden Motorradfahrer. Nur nicht für die amerikanischen Biker, denn die können in der Regel nicht Kurven fahren und halten die Autos auf. Auch diesbezüglich ist die USA einzigartig. Ich kenne kein Land der Erde, wo Autos die Mopeds überholen.
Die Landschaft ist schön und typisch. Eingerahmt von Bergen, die aussehen, als ob sie mit Pfeilen der Indianer beschossen wurden - ein Saguaro steht neben dem anderen -, windet sich der Teer. Er scheint fast den Halt zu verlieren, als es wie in den großen Alpen hinunter zum Tonto Natural Bridge State Park geht. 5 Dollar kostet der Spaß, aber er ist es wert.
Einige Viewpoints eröffnen bereits erstaunliche Blicke auf die gewaltige Naturbrücke und der Gowan Trail führt kurz, aber heftig bergab. An der südwestlichen Öffnung spritzt das Wasser in die Schlucht und unten angekommen, staunt man vor dem riesigen Loch nicht schlecht. Wir gehen hinein in die überdimensionale Kathedrale. Die nassen und damit sehr schlüpfrigen Steine verursachen die ersten blauen Flecken. Aber es ist toll hier! So eine große Brücke haben selbst wir noch nicht gesehen. Manchmal übertrifft die Wirklichkeit die Vorstellung.
Als wir an der Zufahrt zum nächsten Ziel, dem Willow Valley Arch, stehen, schickt uns das GPS auf eine vierstellige Forest Road. Und nach kurzer Zeit merkt man ihr die vier Stellen an. Nun gut, eine Hauptstraße haben wir nicht erwartet, aber dass unser Mitsubishi plötzlich mitten im Wald steht, das war dann doch zuviel. Karte studiert und an der nächsten Forststraße die Flucht zum Asphalt angetreten. Wieder Karte studiert und die CR 3 entdeckt, die wiederum eine Abzweigung zu einer sehr vernünftigen Waldstraße hat. NF196 und 122a, die Richtung stimmt! Die letzten Meilen waren dann aber nicht vom Feinsten, aber unser Wagen krabbelt über Wurzel und Steine wunderbar. Wir kommen bis zum Trailhead, der an einem umgefallenen Baum, der quer über dem Weg liegt, beginnt. Straße wird zum Weg, sozusagen. Der Trail ist sogar markiert und so sind wir in 20 Minuten im Willow Valley, das eigentlich kein Tal, sondern ein ausgewachsener Canyon ist.
Der Willow Valley Arch, streng genommen ist es ja eine Brücke, erinnert mich an den Steinbogen im Maple Canyon, den wir letztes Jahr auf unserem Weg nach Salt Lake City besucht haben. Er thront oben am Canyonrand. Poison Ivy, die tödliche Umarmung, soll hier wachsen. Ich habe auf meinem Buschtrail, um ein paar andere Perspektiven für die Fotos zu erarbeiten, keinen gesehen. Liegt wohl daran, dass ich gar nicht weiß, wie der aussieht bzw. könnte ich ihn ohne Brille eh nicht identifizieren. Habe es überlebt und die Freude über den schönen Steinbogen hätte sowieso sämtliches Gift aus meinem Körper verbannt. Monika wollte doch tatsächlich Abstand halten, geht aber nicht, denn die Track-Aufzeichnung muss unter den Arch führen. Doch klar, oder?
Schön, dass es heute so gut geklappt hat mit den zwei kurzen Hikes und tollen Zielen. Mit diesem Gefühl checken wir in Gallup im Hampton Inn ein. Wir haben heute noch eine Stunde verloren, aber das wird die nächsten Wochen nun unsere Zeit sein. Einen kleinen Fußmarsch entfernt gibt es ein Applebees, - das Essen war erstaunlich gut. In der Nacht stört uns nur noch der Zug, den man bei offenem Fester deutlich wahrnimmt. Warum müssen die eigentlich immer hupen?
Montag
Das Frühstück im Hotel war echt ok. Frischer Obstsalat und Eier mit Bacon, was will man mehr. Da ist für die Alternativen und die Bodenständigen alles dabei. Es ist bewölkt und nicht mehr so warm. 50% der Zehrer's brauchen eine lange Hikerhose. Kindergeburtstag!
Auf zu den White Cliffs. Die Anfahrt erschien nicht schwierig, als wir aber vor Ort waren, war kein Durchkommen. Nicht die Straßenverhältnisse waren das Problem, sondern das GPS führte uns mitten in den Vorgarten, eigentlich sah es mehr wie eine Müllhalde aus, eines Indianers. Gut, dass der noch geschlafen hat. Wir haben dann mehrere Varianten probiert, aber immer wieder waren wir von bellenden Hunden umgeben und fanden keinen Weg zu den Cliffs. Auch gut, wir haben ja heute noch einiges vor.
Als wir uns auf der 566 Richtung Norden bewegen, kommen rechts neben der Straße bereits gigantische Hoodoos, es waren wirklich ausgewachsene Steinsäulen, in Sicht. Die lassen wir mal da liegen und fahren weiter zur Bia 11. Mein rechtes Auge nimmt ganz kurz etwas war, was nach einem Detour-Schild aussah. Keine Ahnung, warum es nicht bis in mein Hirn gelangt ist. Auf alle Fälle stehen wir jetzt an der Kreuzung, wollen abbiegen, und siehe da, die Straße war gesperrt. Rund 100 Meter weiter Brückenarbeiten. Es ist zwar niemand zu sehen, was ja in den USA nicht so unüblich ist, und man könnte locker irgendwie rüber. Aber die Sperre war wasserdicht, so dass wir uns nicht durchdrängen konnten. Also zurück und da war es wieder, das Detour-Schild. Ok, es geht ungeteert weiter, aber die Indianer haben so ein Tempo drauf, da habe ich mich nicht lumpen lassen.
Ein durchaus lesbares Schild markiert den Abzweig zur 2nd Canyon Road. Blinker und rein! Links oben sind bereits nach kurzer Fahrt die ersten Hoodoos zu sehen. In Gruppen stehen sie da und natürlich haben wir eine Auswahl getroffen und natürlich war da ein Arch dabei. Wir steigen auf und klettern durch die Steinsäulen. Schön sind sie und gewaltig. Die Sonne hat inzwischen ein bisschen Wärme ins Land gebracht und so genießen wir Hoodoos und Aussicht. Nach der dritten Gruppe reicht 's und wir nehmen erneut Fahrt auf.
Als wir wieder zurück auf der 566 sind, kommen die Gallup Hoodoos wieder in Sicht. U-Turn und rein in die Prärie. Das hätte ich mir lieber vorher überlegt. Auf dieser kurzen Dirt-Road ist wohl schon lange keiner mehr gefahren. Es knirscht und kratzt an den Seitenwänden des Mitsubishis und ich hoffe, dass der südkoreanische Lackierer seine Arbeit ordentlich verrichtet hat. Ok, jetzt stehe ich mal 100 Meter im Nirwana und packe den Foto aus. Rosa und weiß sind die hervorstechenden Farben dieser gewaltigen Steinsäulen. Das Auto wenden ist nicht drin und die Kratzgeräusche treffen nun erneut von der anderen Richtung auf meine empfindlichen Ohren. Vor der Ausfahrt eine verdiente Zigarette, den Finger mit Spucke benetzt und über die Kratzspuren gefahren. Der Lack hat gehalten. Und jetzt sage noch einer, dass sie in Südkorea keine guten Autos bauen.
Der Window Rock ist ein gewaltiger Steinbogen im gleichnamigen Ort. Ein Indianerheiligtum, das touristisch angehaucht, eingezäunt und in Szene gesetzt ist. Aber schön ist er schon, der Arch; und riesengroß! Wir umrunden den Gedächtnisplatz oder was immer es darstellen soll, und betrachten das Loch. Ich denke mir dabei, dass die Euphorie wesentlich größer gewesen wäre, wenn wir vorher einen 10-Milen-Hike hätten machen müssen, um dieses Teil zu sehen. Also zum Fazit: Wenn man schon vorbei kommt, sollte man auch hinfahren.
Wir pfeifen weiter nach Norden auf der 12er und kommen an grandiosen Felsformationen vorbei. Nicht nur der Red Lake ist feuerrot. Und plötzlich, mittendrin, ein grünlich schimmernder Berg. Er gibt das Signal zum Abbiegen, immer die N31 entlang, bis die Venus Needle in Sicht kommt. Zapfen ist in Bayern der Ausdruck für einen Berg, der in der Regel schlank geformt nach oben zeigt. Ein gewaltiger Zapfen, diese Needle, - man kommt sich ziemlich klein und verloren daneben vor. Als wir rund eine Meile wieder zurück auf den Teer fahren, parken wir unser Auto rechts neben der Straße, wechseln die Flip-Flops mit den Wanderschuhen und machen uns auf zur Cleopatra's Needle. Relativ unspektakulär geht es an einer Felswand entlang, hinunter und hinauf, als eine Wash im Weg liegt, und dann zur Nadel. Sie ist kleiner und graziler als ihre Nachbarin. Den Rückweg versuchen wir abzukürzen und treffen alsbald auf die Teerstraße. Das Vorankommen ist hier natürlich einfacher, ob es aber kürzer ist, weiß nur der liebe Gott.
Die N 12 ist wirklich eine landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Strecke. Ich wiederhole mich hier gerne. Leider ist es sehr windig inzwischen. Das fing gestern schon an, als der Jetstream meinte, die Gegend um Gallup zu überfliegen. Die Wolken sind da, aber immer noch ziemlich vereinzelt am Himmel zu sehen.
Unser letztes Ziel für heute haben wir schon 2006 besucht. Der Hope Arch ist einer der schönsten Steinbögen, die ich kenne und nachdem wir vor 5 Jahren hier bei Chinle nur durchgefahren sind, was natürlich heißt, dass der Arch um die Mittagszeit herum besucht wurde, haben wir uns heuer eine Übernachtung im Nobelort gegönnt. Wir versuchen es zurerst über die uns bekannte Zufahrt, aber die war inzwischen so mit Sand zugeweht, dass an ein Durchkommen nicht zu denken ist. Der Sand pfeift nur so über die Ebenen und Chinle ist in Staub gehüllt.
Ich erinnere mich an Beschreibungen, die irgendwie proklamierten, dass am Krankenhaus vorbei eine sehr breite Dirt Road zum Ziel führt. Also erst mal das Krankenhaus suchen, was ja in so einem Kuhnest nicht so schwierig ist. Wir fahren mitten durch die Notaufnahme, na gut, es war nur der Parkplatz davon, hinten wieder raus und die breiteste Dirt-Road genommen, die in Richtung des GPS-Signals führt. Es war dann wirklich kinderleicht. Diese Autobahn führt ziemlich nah an den Arch. Noch eine kleine Offroad-Fahrt und wir stehen wieder exakt an dem Punkt, an dem wir vor Jahren schon geparkt haben. Es sind nur noch 0,3 Meilen bis zum Steinbogen.
Er ist einfach unbeschreiblich schön. Die Herzform, gebildet von feuerroten Felsen, gezeichnet mit weißen Streifen und obwohl wir keine Fans des FC Bayern sind, diese Farbkombination ist in der Natur einfach herrlich. Die Sonne beginnt sich langsam zu verabschieden und der Schatten ergreift den Arch auch auf der Westseite von Minute zu Minute mehr. Es ist Zeit, den Magen zu füllen und das indianergeführte Lokal des Best Western Canyon de Chelly zu stürmen; selbstverständlich erst nach dem Duschen. Ich finde es ja eigentlich amüsant, ein besseres Wort dafür fällt mir nicht ein, wenn sie das offensichtlich vorhandene Alkoholproblem so vieler Indianer dadurch lösen wollen, indem sie in den Lokalen keinen Alkohol ausschenken. Wir haben trotzdem gut geschlafen!
Dienstag
Die Navajos haben hier keine Sommerzeit und so ist es schon 9 Uhr, als wir unser Auto gepackt haben und losdüsen. Es ist frisch und bewölkt, kein Wunder, der Jetstream hat sogar Phoenix und Las Vegas Kälte beschert. Als wir auf der N 13 nach Osten fahren, wird es gebirgig. Die roten Felsen strahlen in der Sonne und die grünen Sträucher und Bäume bilden einen schönen Kontrast. Die Straße führt einen Pass hinauf und die Automatik muss der Gangschaltung weichen. Oben angekommen, schlägt das GPS an und möchte, dass wir links auf eine Dirtroad abbiegen. Auf die Technik ist Verlass, gleichwohl, als die Straße dermaßen ins Nirgendwo führt, haben wir die Karte zu Hilfe genommen. Irgendwo am Big Lake stehend, beschließen wir die Umkehr. Und das war die richtige Entscheidung. Das Navi hat zwar die kürzeste Strecke ausgewählt, also kein Vorwurf, aber schneller geht es anders. Und irgendwann sind wir dann auf der Bia 33, die uns zur Dirt Road führt, die wir brauchen.
Schräglage! Die kleinen Knochen in meinem Ohr signalisieren Gefahr. Schluss mit lustig, ich will nicht auf dem Kopf landen. Und so steht unser Auto mitten in den Büschen im Indianergebiet. Pfeil und Bogen sind nicht in Sicht, aber leere Patronenhülsen signalisieren nichts Gutes. Irgendwie habe ich in solchen Situationen immer ein ungutes Gefühl. Man weiß ja nie, wer in welchem Zustand hier vorbei kommt. Egal, das nächste Ziel ist es erneut wert, auf Navajo-Land zu parken. Wir wandern zum Royal Arch.
Querfeldein, immer dem lieben Gott entgegen, winden wir uns im Zick-Zack nach oben. Loser Fels erschwert das Vorankommen, Hände werden zuhilfe genommen, der Schweiß fließt in Strömen. Eine Flash-Flood lösen wir nicht aus, aber als wir nach einer 3/4 Stunde oben am Arch stehen, sind wir pitschnass.
Es ist unbeschreiblich hier. Der majestätische Steinbogen ist eine Wucht, riesig und wunderschön. Und die Aussicht auf das darunter liegende Indianerland ist wahrlich königlich. Wir staunen und genießen, ich hetze nach Perspektiven für Fotos und gönne mir vor dem Abstieg eine atem(be)raubende Zigarette. Nach 30 Minuten sind wir wieder am Auto. Es ist unbeschädigt, Häuptling Silberlocke hat es nicht entdeckt. Als wir dem Dickicht weiter entkommen, richtet sich der Blick immer wieder zurück auf diesen königlichen Arch.
Unser Weg führt uns nach Osten. New Mexico und der Shiprock kommen in Sicht. Dieser Felsen fasziniert uns immer wieder und auch heuer haben wir uns zum x-ten Mal vorgenommen, in der Abenddämmerung die Mystik dieses Felsens einzufangen. Aber noch steht die Sonne hoch am Himmel und wir besuchen nicht unweit des Shiprocks den gleichnamigen Arch Cluster. Diese Ansammlung von kleinen Löchern befindet sich an einer kleinen Wand, die zum Shiprock führt. Direkt neben der Straße (Bia 13) parken wir und bewundern Rock und Arche.
Es ist noch nicht genug für heute. Einer geht noch! Der Boundery Butte Arch kommt näher, als wir uns vom Teer auf der 160er verabschieden. Es geht weiter gut voran und wir überfahren mitten in der Prärie, nein, es ist Wüste, die Staatsgrenze von Arizona nach Utah. Die Dirtroad ist in gutem Zustand. Als wir eine gute Perspektive zum Fotografieren erkennen, wechseln wir die Pferde. Es ist nur gut eine viertel Stunde querfeldein. Die Orientierung ist kinderleicht, da der gewaltige Steinbogen auf einem in der Ebene stehenden Felsen wie ein Leuchtturm thront. Natürlich steigen wir auf, denn das Loch muss ja von vorne und von hinten begutachtet werden. Just in dem Moment, als ich den Arch durchsteige, gefriert mir trotz der immensen Hitze das Blut in den Adern. Zwei Meter vor mir macht sich eine Riesen-Eule mit Getöse auf den Weg, denn sie erschrickt genau so wie wir. Es ist der schriftstellerischen Freiheit zu verdanken, dass ich jetzt mal behaupte, die hat mich berührt. Auf alle Fälle war ich ganz schön fertig und das lag nicht am Aufstieg.
Auf dem Weg nach Farmington sehen wir die hohen Berge der Rockies am Horizont, auf denen noch mächtig viel Schnee liegt. Die Sonne verabschiedet sich und wir sitzen an der Bar im Marriott Courtyard, trinken ein Bier und denken an viele königlichen Ziele, die wir heute erreicht haben.
Mittwoch
Für die nächsten drei Tage sind immer wieder Schauer angesagt. Während des Frühstücks sieht es aber noch ganz gut aus. Ein paar Wolken, ja, aber das Blau des Himmels ist noch deutlich erkennbar. Auf zur Snake Bridge!
Als wir auf der 491 Richtung Sanostee unterwegs sind, tröpfelt das Nass bereits auf unser Auto. In den Bergen ist Dunkelgrau die vorherrschende Farbe. Die Dirtroad zum Trailhead ist noch ok, aber als die Höhenunterschiede drastischer werden, beschließen wir, das Auto in eine Wiese zu stellen. Das Problem ist, dass wir bei stärker werdendem Regen nicht mehr den Berg hinaufkommen würden. Und hier im Indianergebiet im Auto zu übernachten erscheint schrecklicher, als eine Meile länger zu hiken. Wir wollen auch in diesem Fall den Karren noch sicher auf den Teer bringen.
Immer wieder richtet sich der Blick gen Himmel, als wir eine Wash entlang immer tiefer in die Berge wandern. Und als das Gesicht vom Regen nässer ist als vom Schweiß, kommt ein sehr ungutes Gefühl auf. Gut, die Wash ist ziemlich breit und ich habe mehrere Plätze ausgemacht, auf die wir uns im Falle einer Flut retten könnten. Aber es gibt angenehmere Dinge, als beim Wandern den Notfall zu planen. Es wird zudem immer kälter und der durchsichtige Regen wird weißer und weißer. Und dann passiert auch noch, was einem erfahrenen Hiker nicht passieren sollte. Wir sind nach gut zwei Stunden des Weges oben auf einer Mesa. Die Brücke liegt nur noch einen halben Kilometer weg, aber leider unter uns im Canyon. An einen Abstieg hier ist nicht zu denken. Wenn wir die Karte vernünftig studiert und uns nicht nur am GPS orientiert hätten, wäre klar, dass die Snake Bridge direkt an einem Fluss liegt. Fluss ist tiefer, gell!
Zurück in die Wash, - wir beenden den Umweg von 1,6 Meilen. Der Wasserstand hat zugenommen, aber die notwendigen Überquerungen sind noch gut machbar. Es trommelt inzwischen, denn es hagelt. Die Kapuzen der Regenjacke tief ins Gesicht gezogen tagt der Familienrat. Jetzt sind wir aber schon so weit, dass die Aufgabe des Vorhabens zwar vernünftig wäre, aber nicht in Frage kommt. Wie gesagt, die Gefahren scheinen noch kalkulierbar. Nach knapp drei Stunden stehen wir an der Snake Bridge. Sie ist, nachdem die NABS viele chinesische Arche vermessen hat, inzwischen "nur" noch die Nummer 14 der größten Arche der Welt.
Die nächste Überraschung wartet, denn mein Rucksack ist zum Wassertank mutiert. Der Plastiküberzug weilt in München, denn ich nehme das Teil immer zum Moped fahren für den Tankrucksack. Da liegt er jetzt sicher friedlich und warm eingepackt im Keller und denkt an uns Deppen, wie wir ..., Ruhe! Gut, dass ich den Foto immer in einer Plastiktüte eingewickelt habe. Der Metzger vom Marienplatz hätte seine höchste Freude, wenn er wüsste, wo seine Tüten rumgeistern. Die Tüte hat aber ein großes Loch, na bravo, der Foto ist klitschnass. Ich versuche trotz starkem Regen ein paar Aufnahmen hinzubekommen. Die Bildvorschau lässt nichts Gutes erahnen. Querformatige Bilder werden im Hochformat angezeigt. Die Elektronik spinnt! Wir werden sehen, ob sich die Canon wieder erholt. Wir sind auf alle Fälle durchgefroren, nass bis auf die Haut und selbst diese gigantische Brücke kann unsere Stimmung nicht ins Euphorische heben. Nach einer viertel Stunde brechen wir wieder auf. Schnell, schneller, schneller, - wir wollen warm werden und der zunehmende Wasserstand treibt außerdem zur Eile. Als die Wash den Bergen den Rücken zuwendet, wird das Wetter wieder besser. Kein Regen mehr! Und als wir am Auto sind, ist alles wieder trocken. Aber unsere Stiefel, jetzt sind es Stöckelschuhe, waren nicht mehr vom Lehm zu befreien.
Jetzt heißt es nur noch, den Teer ohne Unfall zu erreichen. Aber selbst bei der kleinsten Steigung stellt sich der Mitsubishi quer. Es prasselt unter den Pneus, der Lehm frisst sich in das Profil und in den Radkasten. Als wir den Teer dann doch ohne Unfall erreichen und das Adrenalin abgebaut ist, merken wir, wie uns friert. Heizung, und zwar volle Pulle, bis wir rot im Gesicht werden. Das tut gut! Ein Blick zurück zeigt, dass es in den Bergen noch dunkler geworden ist und wir sind froh, dass wir uns wieder auf sicherem Terrain bewegen. Der Abenteuerurlaub im Indianergebiet geht zu Ende.
Kurz vor Farmington steuern wir eine Waschanlage an. Unser Auto muss vom Lehm befreit werden, denn ansonsten wird das Zeugs so hart, dass man es selbst mit einem Hochdruckreiniger kaum entfernen kann. Als wir am Abend gemütlich im Restaurant sitzen, geht es uns wieder gut. Auch die Kamera funktioniert wieder, so dass bleibende Schäden in Folge gänzlich ausbleiben.
Donnerstag
Die Zahl der Nacht ist 7,04 und wer jetzt denkt, dass die Zehrer's wohl gestern etwas abbekommen haben, dem sei gesagt, dass wir auf diese Zahl sehr lange gewartet haben. Neugierig, hilft nix, Insiderwissen ist ab und zu notwendig.
Das Frühstück gibt es heute im Wal Mart, richtig ekelhaft. Als wir um 8.30 Uhr wieder Fahrt aufnehmen, hat es 49 Grad Fahrenheit. Sommer in New Mexico ist was Schönes! Aber, hört, hört, es regnet nicht. Glückskinder! Und so bleibt das Auto auf der IR 7500 mitten auf der Straße. Beschleunigen und zack! Wir sind an der De-na-zin-Wilderness, eines der vielen Badlands im San Juan Basin.
Hoodoos und Farbenspiele, ein helles Grün mischt sich mit schwarz und weiß. Gelbe Flecken unterbrechen rotbemalte Steinsäulen. Hoodoos wachen über das Tal und ausgeschwemmte Gipsschichten sehen aus wie Saurier-Skelette. Wir wandern durch das schlechte Land, das tief von eng stehenden Erosionen zerschnitten ist. Auf den lehmigen Hügeln kommen wir nur schwer voran. Die Pampe ist feucht und unsere Wanderschuhe scheinen wie ein Magnet darauf zu reagieren. So wird es die gut 4,5 Meilen ab und zu sehr anstrengend. Als wir an der Nordseite kehrt machen, dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir einen Abstieg finden. War ein netter Spaziergang, aber ehrlich gesagt, können die De-na-zin mit den Bistis nicht mithalten. Subjektiv, keine Frage!
Das Tagebuch vermerkt ergänzend: Es ziehen dicke, dunkle Wolken auf, es bleibt aber trocken. Nur der Wind ist furchtbar kalt, man könnte echt Handschuhe vertragen. Zitat Ende.
Wir fahren weiter zum Talus Arch und als wir nach 122 Meilen auf der NM 96 sind, hat es noch 34 Grad und Schneefall. Auf einer Höhe von 7.700 Fuß Schneesturm vom Feinsten, Zigarettenpausen sind nicht mehr drin. Als wir am Arch ankommen wird klar, dass er sich nicht wie vermutet direkt an der Straße, sondern etwas im Hinterland befindet. Ok, wären nur ein paar Meter gewesen, aber wir beschließen im warmen Auto zu bleiben und auch unseren Wanderschuhen diese Wärme zu gönnen.
In Los Alamos regnet es und unser Hike zum Phoenix Arch fällt buchstäblich ins Wasser. Wir beschließen um 15.30 Uhr die direkte Fahrt in die Zivilisation. Santa Fé ruft. Die Empfehlung des Tages lautet: 315 Restaurant and Wine Bar am Santa Fé Trail. Ein Nachbartisch von hiesigen Frauen beschwert sich lautstark, dass sie die verstaute Winterkleidung wieder hervorholen mussten.
Freitag
Da stehe ich nun, ein Parkplatz mitten im Kuhnest Espanola, und rauche friedlich eine Zigarette, bevor wir zum Trailhead unserer nächsten Wanderung aufbrechen. Monika bleibt im Auto sitzen und beschwert sich zu Recht über mein Geschick, wirklich die hässlichsten Plätze des Planeten für Pausen zu finden. Außerdem ist es ihr noch zu kalt. Weil man ja in diesen Situationen nicht viel mehr zu tun hat, als an der Zigarette zu ziehen, umrunde ich immer unser Auto, um nach dem Rechten zu sehen. Und obwohl ich weitsichtig bin, entdecke ich im linken Hinterreifen einen Nagel. Mist, der steckt wohl schon länger und sehr tief im Gummi, denn er ist bis zum Profil abgefahren. In diesen Dörfern gibt es nichts, außer viele, viele Autowerkstätten. Der Erste hat sich auf Auspuffe spezialisiert, aber er weiß, wo ein Reifenspezialist ist. Es sind nur ein paar hundert Meter. Rein in die Werkstatt und auf den Mann eingeredet. Mit Gestik versucht er mir begreiflich zu machen, dass er kein Englisch spricht. Ich winke und führe ihn zu meinem Reifen und dann wird er unternehmerisch, denn er wollte ihn gleich austauschen. Nein, nein mein Freund, erst eine Zange, dann rausziehen und warten, ob es zischt. Cheffe parkt vor der Werkstatt, komische Situation, und wird sogleich von meinem mexikanischen Freund hinzugezogen. Das Wort für Zange fällt mir nicht ein, aber zwei Minuten später hatte ich eine in der Hand. Jetzt musst du ganz mutig sein. Everything is ok, 5 USD Trinkgeld, und nix wie weg!
Je näher wir den Bergen kommen, um so dunkler wird die Angelegenheit. Na toll, jetzt tröpfelt es schon. Aber als wir das Auto neben der 85er parken, scheint die Sonne. Aber ein anderes Geräusch klingt alles andere als vertrauenswürdig. Wir stehen unter einer Stromleitung und dort oben schlagen die Funken nur so herum. Der Abstand zwischen Auto und Leitung wird vergrößert und dann rein in die Wanderschuhe.
Der Trail führt uns in die Arroyo de las Lemitas Wash, ist das nicht ein cooler Name. 1,4 Meilen sind wir unterwegs, das Wetter hält, und endlich können wir das sandige Flussbett verlassen. Eine alte Dirtroad wird unser Guide. Eine kleine Steigung und dann schlendern wir sozusagen immer an den Rücken der zahllosen Hügeln entlang. Sehr angenehm und schön. 3 Meilen sind vorbei und das Fenster kommt in Sicht. Mitten in den Hügeln eine Felsenwand in der an höchster Stelle das Lemitas Window steht. Nach 4,2 Meilen haben wir den Arch erreicht. Nachdem der Felsen sehr exponiert in der Landschaft steht, ist der Rundblick atemberaubend. Dieses Window ist echt super, aus braunen, zerklüfteten Felsen mit einer herrlichen Aussicht auf die Ebene und die dahinter liegenden Berge. Hier würde man keinen Steinbogen vermuten, denn das Umland sind ausschließlich sandige Hügel. Nur diese eine Ridge, in der das Fenster entstanden ist. Wir lieben es: Eine schöne Wanderung, keine Menschen zu sehen und ein tolles Motiv. Als wir nach 8,5 Meilen wieder am Auto stehen ist der Eistee noch sehr kalt und die Stromleitung pritzelt weiter vor sich hin, ohne Schaden anzurichten.
Auf der Rückfahrt kommen uns hunderte von Harleys entgegen. Die Polizei sperrt alles ab, damit die Burschen und Mädels ja nicht bremsen müssen. Es donnert gewaltig und das ist schon ein toller Sound. Aber mit Moped fahren hat das nichts zu tun. Egal, - wir bremsen nur für Hoodoos und so stoppen wir kurz am sogenannten Camel Rock. Ganz nett und wenn man schon vorbei kommt, dann sollte man ihn ansehen. Übrigens, liebe Monika, ist das nicht ein toller Platz um eine Pause zu machen?
Unser Auto steht im Hotel und wir ziehen los, um Santa Fé zu erkunden. Eine nette Kleinstadt, bisschen sehr alternativ angehauchte Einwohner und natürlich viele Touris. Eine alte Bar, ziemlich im Zentrum, nichts wie hinein. Abends sind wir dann im Rio Chama, ein sehr nettes Restaurant, gutes Futter, guter Wein, was will man mehr.
Samstag
Die Sonne strahlt auf new-mexikanischen Boden. Stechend blauer Himmel begleitet uns nach dem Frühstück in die Rockies. Selbst hier keine Wolke zu sehen. Auf der Interstate 25 führt uns die Straße wieder durch weites, ebenes Land bis Raton. Kurz darauf erreichen wir Colorado und schon kommen erneut die Berge. Wir sind in Trinidad, eine schöne alte Stadt, die aus der Ferne an Durango erinnert. Und obwohl so ein Fahrtag keinerlei körperliche Anstrengung bedeutet, stürmen wir den Burger King.
Die US 160 führt nun ins Grasland. Weit und breit nicht einmal ein Hügel. Eigentlich könnte man bis Chicago sehen, denn gen Osten kommen nur noch die Ebenen in denen die kalte Luft der Rockies auf die warmen Winde der Golf Region trifft. Tornado Alley! Aber hier ist nichts los. Man kann sich nicht vorstellen, dass noch etwas anderes kommt, als flache Steppe. Im Rückspiegel erheben sich die schneebedeckten Rocky Mountains. Kim, eine gottverlassene Ortschaft, in der es nicht einmal eine Tankstelle gibt, dient als Zigaretten-Pause-Lokation. Echt spannend hier, aber Menschen gibt es, wir haben sie nur nicht gesehen.
Nach 300 Meilen sind wir an einer Straße, die wir noch 33 Meilen fahren müssten, um unser nächstes Ziel, den Wisdom Tooth Arch, zu erreicht. Zurück müssen wir auch wieder und als wir so 66 mal 1,609 rechnen, strecken wir die Nase in den Wind und lassen den Steinbogen dort, wo er ist. Kurz vor La Junta bröckelt die Ebene in tiefe Canyons hinab. Es sind nur die Ränder zu erkennen, aber morgen werden wir einen dieser Canyons durchwandern.
La Junta, ein Eisenbahnknotenpunkt, auch wunderbar! Schön, dass wir mal hier Station machen. Die Innenstadt besteht aus Läden, deren Fenster mit Spannplatten vernagelt sind, keine Restaurants, nur Fastfood. Pepperoni Lover im Pizza Hut, dazu ein eiskaltes Sprite, - ein Traum! Am Abend im Hampton Inn, übrigens ein nettes Hotel, erkundige ich mich bei den Hiesigen an der Rezeption nach der Anfahrt für morgen. Man hat mir bestätigt, dass meine Planung stimmt und dies der einzige Weg sei, um den Picketwire Canyon zu bezwingen. Also, bitte merken, denn morgen werden wir dahingehend eine ernüchternde Überraschung erleben.
Sonntag
Als wir kurz nach 8 Uhr von der 109er in die ungeteerte 802 in Richtung Vogel- und Picketwire Canyon einbiegen, sind es noch 17 Meilen bis zum Trailhead. Nur die letzte Meile war etwas ruppig, aber vor Ort stehen bereits Autos und das waren auch PKWs.
Ein gut gekennzeichneter Trail führt vom flachen Land in den Canyon hinunter. Und unten angekommen geht es ohne nennenswerte Höhenunterschiede zügig voran. Es ist schön hier. Wir treffen Mountain-Biker, die wir immer wieder einholen, da sie sich einen Stein nach dem anderen ansehen. Zu guter Letzt haben sie dann noch einen Reifenschaden und wir erarbeiten uns einen massiven Vorsprung. Der Fluss Purgatoire begleitet uns, bringt jedoch keine Kühlung. Von Stunde zu Stunde wird es wärmer.
Nach knapp vier Meilen stehen wir vor einem alten Friedhof. Die kleine Kapelle ist zerfallen, das Kreuz nur noch teilweise sichtbar. Die Grabsteine sind gut erhalten. Na ja, nicht so unser Ding, aber die Wanderung ist sehr schön und abwechslungsreich. Und dann kommt bald der Hammer. Es geht noch eineinhalb Meilen voran. Wir freuen uns, dass das Ziel in greifbare Nähe rückt und zwei besondere Steinbögen auf uns warten. Und dann passiert 's. Unmittelbar vor dem Window Rock, dort, wo vor Jahrtausenden Dinosaurier ihre Spuren hinterlassen haben, stehen Nachweise der modernen menschlichen Zivilisation. Nassgeschwitzt und durchaus erschöpft blicken wir in die Kühlergrills von fünf Autos. Ich glaube ich spinne! Das ist ungefähr so, als wenn du mit letzter Kraft vom letzten Höhenlager am Gipfel des Mount Everest ankommst und oben wird gerade der Kiosk aufgemacht, an dem sie Wiener Schnitzel und Bratwurst verkaufen. Oh Mann! Man könnte sich nun auf den Standpunkt stellen, dass man das, was man nicht erwandert hat, auch nicht richtig gesehen hat. Da bin ich aber momentan ganz anderer Meinung.
Der interessante Window Rock steht auch unmittelbar an der Dirtroad und nachdem ich mit dem Fotografieren fertig war, haben wir uns eine kleine Pause gegönnt und mussten schon wieder darüber lachen. Erstens wollten wir ja wandern und zweitens interessiert sich hier kein Schwein für die Arche. Alle gehen zu den Saurier Tracks und ich wünsche ihnen, dass es sich um Tritte von Kühen handelt, die vor 80 Jahren durch einen frisch betonierten Estrich gewandert sind. Was sagen die Heinis von der Nationalparkverwaltung oft: Nobody knows! Wir ziehen weiter zum Picture Window, ein ebenfalls aus schönem Felsen geformter Bogen. Ich nehme an, dass es Lava ist.
Na ja, wir schauen uns jetzt mal die Kuhtritte an und finden sie ganz nett. Aber ehrlich gesagt kann das alles sein und wenn ich die Abstände zwischen den Spuren sehe, dann sind das vielleicht 50 Zentimeter. Dinosaurier und 50-Zentimeter Schrittmaß? Ok, ich bin jetzt sehr subjektiv und denke noch kurz an die gute Frau an der Rezeption. Es ist unvorstellbar, dass die das nicht wusste. Obwohl, ... Es bleibt zu erwähnen, dass wir in Flussnähe noch einen dritten Steinbogen entdeckt haben. Wir taufen ihn Little Picketwire Arch.
Als wir nach fast 20 Kilometern vor der Steigung zum Canyonausgang stehen, sind wir doch ziemlich am Ende. Der Schweiß fließt in Strömen und nur der Gedanke an das kalte Getränk im Auto sichert das Vorankommen. Nach gut 6 Stunden sind wir zurück. Eine tolle Wanderung, trotz allem, zu zwei wunderbaren Steinbögen.
Wir waren wieder sehr früh im Hotel und bevor wir uns nochmal das Abendessen in diesem Nest antun, entschließen wir uns, lieber 65 Meilen nach Pueblo zu fahren. Die Hoffnung war, dass wir an der Interstate bestimmt ein vernünftiges Restaurant finden. Das Essen im Red Lobster war gut. Es mag ja sein, dass es verrückt ist, zwei Stunden dafür zu fahren. Aber so sind wir halt ;-)
Montag
Kendall in Kansas ist die erste Lokation, an der wir bei einem USA-West-Urlaub Central Time erreichen. Äcker, Felder, Grasland, einige Fabriken und Futterfarmen mit tausenden von Rindviechern, die stinken wie die Pest. Fast die Hälfte hätten wir schon, aber New York ist noch weit und auch nicht unser Ziel.
Nach 213 Meilen stehen wir mitten in der Pampa, das Land ist flach wie die Racetrack Playa und mitten drin ein paar Gipszacken. Willkommen bei den Monument Rocks. Selbst bei grellem Mittagslicht strahlt das Weiß mit gelb-braunen Streifen einen Kontrast zum Umland und Himmel aus, es ist unglaublich. Steinsäulen, Löcher und ein riesiger Arch, den man ebenerdig wie ein Tor durchschreiten kann. Einfach toll! In den oberen Etagen hausen hunderte von Schwalben und auf den Fotos sieht es fast so aus, wie wenn Staub auf dem Objektiv ist, wenn sie durch das Bild pfeifen. Im Hintergrund geben die Ölpumpen ihre unverwechselbaren Geräusche ab.
Mit den Flip-Flops - ist das schön, mal nicht die Wanderschuhe zu tragen - umrunden wir die weißen Gebilde, inspizieren jeden Zentimeter. Abends oder früh am Morgen wäre es natürlich der Hit, aber wer will schon abseits jeglicher Zivilisation und mangels alternativer Sehenswürdigkeiten hier in der Nähe übernachten? Wir jedenfalls nicht und darum nehmen wir gerne ein paar Meilen mehr in Kauf. Der Besuch hat sich gelohnt.
Nach einigen Meilen erreichen wir die Interstate 70 und es gibt erst einmal eine verdiente Brotzeit im Subway, bevor wir nach Denver durchrauschen. Es sind noch 250 Meilen bis zur Mile-High-City. Kurz vor der Stadt geraten wir in ein Mega-Gewitter. Die schnellste Scheibenwischereinstellung, die der Mitsubishi hergibt, ist zu wenig. Tempo runter! Als wir an einer Tanke stehen, wird der Vorteil klar: Das Auto ist blitz-blank. Waschanlage gespart, aber meine Zigarette brennt irgendwie schlecht.
Eine Blechlawine schiebt sich hinein, wir sind mitten drin, und der andere Stau kriecht uns entgegen. Wo kommen denn die vielen Autos her? Schlange nicht nur auf der Interstate, sondern auch beim Check-in im Curtis. Irgendwas ist los in dieser Stadt. Wir werden es aber nie erfahren, egal.
Der erste Spaziergang tut gut, nachdem wir nach der langen Fahrt doch etwas viereckig sind. Aber weit war es nicht mehr. Am Larimer Square suchen wir uns ein Restaurant, das Ocean Prime Denver, und warten in der Bar, bis wir Hunger haben. Prost! Das Essen war ganz gut, aber der Ober war nervig.
Morgen wird ein ruhiger Tag: kein Hike, keine Autofahrt, - die Pause ist seit langem überfällig. Ob wir das überhaupt aushalten? Wir werden sehen.
Dienstag
Denver wäre ja durchaus eine nette Stadt, die jedoch zwei Nachteile hat. Das Wetter ist oftmals miserabel, da es viel regnet und kalt ist. Und dann wäre noch die zentrale Einkaufsstraße (16th Street Mall) zu nennen, die jedes Jahr mehr von Pennern bevölkert ist. Irgendwie bekommen sie das Problem nicht in den Griff oder sie wollen halt nicht.
Das Curtis ist ein sogenanntes Boutique-Hotel und es gehört zur Gruppe unserer verrückten Paris H.. Stadthotels haben ja so ihren eigenen Charme, um es mal positiv auszudrücken. Einen Stern muss man immer selbst dabei haben, damit das Qualitätssiegel erfüllt ist. Und diese Boutique-Hotels meinen, wenn sie irgendwo in die Ecke eine rote Kommode stellen, dann ist das stylisch und Grund genug horrende Preise zu verlangen. Lange Rede kurzer Sinn, wir haben uns viel mehr von diesem Hotel erwartet.
Und da stehen wir nun unter der überdachten Hotelanfahrt und blicken auf die Straße, wo immer noch der Regen auf die Fahrbahn pinkelt. Der Blick nach oben verspricht Besserung und so ziehen wir unsere Regenjacken über und es geht los. Als sich auf der 16. Straße die Schleusen des Himmels erneut öffnen, verschwinden wir im Starbucks. Aber kaum haben wir den ersten Schluck Kaffee genossen, ertönt ein unüberhörbarer Feueralarm. Das gesamte Gebäude wird geräumt. Gegenüber hat ein Geschäft eine Markise und wir stehen darunter. Der Regen hört heute wohl nicht mehr auf und so beschließen wir, das größte Einkaufszentrum in Denver zu finden. Cherry Creek Shopping Center, es war riesig und wir sind fast drei Stunden unterwegs. So geht ein Regentag auch vorbei.
Ein, zwei oder drei Bierchen im HardRock und danach wären wir gerne noch eine Runde auf der 16ten gegangen, aber man wird alle paar Meter von den Pennern angehauen, das macht keinen Spaß. Vor allen Dingen sind sie dann auch noch frech, wenn man ihnen nichts gibt. Das Abendessen im Marlowe war mindestens genauso gut wie gestern und kostete nur die Hälfte.
Mittwoch
Heading West! Früh morgens tauchen wir in die Rockies ein, die noch leicht verschlafen links und rechts der Interstate 70 gewaltig in die Höhe ragen. Noch ist es trocken und nur leicht bewölkt, aber als wir in Idaho Springs das Auto verlassen, scheinen die kurzen Hosen völlig unangebracht. Das Wildfire, nicht die Naturgewalt, sondern ein Restaurant, bringt die Eier trotzdem zum Kochen.
Es geht immer weiter hinauf, welch ein Gegensatz zu den Grasslands auf der anderen Seite von Denver. Am Loveland Pass, der immerhin über 11000 Fuß hat, schneit es. Icy Road und wir wollen gar nicht wissen, wie kalt es draußen ist. Nach 108 Meilen sind wir am Eagles Eye Arch, der direkt neben der Straße auf dem Weg in eine Schlucht, der Eagle River Gorge, steht. Dieser kleine Arch ist nicht besonders schön, aber angeblich berühmt. Tucker Smith hat ihn in einem Gemälde verewigt, das kein Schwein kennt. Wir jedenfalls nicht. Und so ziehen wir weiter Richtung Westen.
Die Felsenlandschaft vor Glenwood Springs wird immer schöner. Hier hat sich der Colorado durchgefressen und einen schmalen, faszinierenden Canyon geschaffen. Am Milemarker 118,5 entdecken wir einen großen Steinbogen. Leider gibt es keinerlei Möglichkeiten anzuhalten. Je weiter wir die hohen Berge hinter uns lassen, desto besser wird das Wetter. Und trotzdem werden uns die Regenfälle der letzten Tage einen fetten Strich durch die Rechnung machen. Wir wollen zur South Shale Ridge, aber bereits bei der Einfahrt in die Dirtroad bei De Beque sieht es nicht gut aus. Und nach knapp 2,5 Meilen stehen wir alles andere als in Fahrtrichtung. Die Reifen sind zu und wir ackern unverrichteter Dinge zurück. Es wird Zeit, dass Sand anstatt Dreck unter die Räder kommt.
Vorbei an gewaltigen und schönen Hoodoos (MM 41 bis 39) erreichen wir nach Grand Junction die Westeinfahrt des Colorado National Monuments bei Fruita. Wir stellen erneut fest, wie schön es hier ist. Gewaltige rote Felsen, tiefe Canyons und massive Steinsäulen. Der Südwesten hat uns wieder.
Freundlich, jung, aber ahnungslos sitzt das Mädl in ihrem Kassenhäuschen am Eingang des National Monuments. Gute Frau, wir wollen keinen Eintritt zahlen, da wir nur durch das Monument fahren, um uns die Dirtroads in der McInnis Wilderness anschauen. Zwei Gebiete, die McInnis Canyons Conservation Area und die Black Ridge Canyons Wilderness sind ohne Eintritt möglich. Ich weiß das verlässlich, da ich einen Einwohner von Glade Park kenne. Jetzt will sie telefonieren, die Gute. Komm, lass es sein. Ich spende die 10 Dollar und habe auch die nächsten zwei Tage keine Diskussionen darüber.
Die Straße windet sich durch die roten Schluchten nach oben und ungefähr in der Mitte der Scenic Road, also zwischen Fruita und Grand Junction, zweigt die Black Ridge Road ab. Sie führt nach Glade Park und hinauf zu den Ebenen, die in mehreren tiefen Canyons hin zum Colorado ihr Ende finden. Vor Jahren waren wir im Rattlesnake Canyon, aber heuer wird der Mee Canyon zweimal unser Wanderrevier sein. Bereits morgen soll es gewaltig in die Tiefe gehen. Und das wird es auch, versprochen. Es bleibt die Erkenntnis, dass die Dirtroads einwandfrei zu befahren sind.
Die neu gestaltete Main Street in Grand Junction ist für drei Nächte unsere Heimat. Was nicht zu erwarten war ist, dass viele tolle Restaurants das Hikerleben verschönern. Und so führt uns unser erster Weg mal in die Brewery, wo wir einen aus Indien stammenden Apotheker mit seiner südkoreanischen Angestellten an der Bar kennenlernen. Die Geschichten sind ganz interessant und sie empfehlen uns einen Italiener. Essen und Wein waren gut!
Donnerstag
Es gibt keine Fragen, sondern nur ein flinkes Auge auf den Kassenzettel, der hinter der Scheibe klebt. Und schon geht es die Rim Road entlang der roten Felsen und Canyons. Um die Zeit sind nur die Einheimischen unterwegs, so dass an die Einhaltung des Speed-Limits nicht zu denken ist. Es geht zügig voran. Das war so zügig, dass wir erst mal an der Abzweigung zur Black Ridge vorbeigeschossen sind.
Als der feste Untergrund die Reifen verlässt, kommen wir trotzdem gut voran. Die Upper Road, die ja im Sommer gefahren wird, im Gegensatz zur Lower Road, die im Winter geöffnet ist, präsentiert sich in einwandfreiem Zustand. Und so dauert es nur 45 Minuten, bis wir nach gut 7,7 Meilen am Trailhead stehen. Die Sonne scheint und wir sind alleine. Spaßig ist, dass am Parkplatz ein grünes Rennrad eingesperrt sein Dasein fristet. Die Kette ist bereits etwas angerostet und ich hoffe, dass der Besitzer nicht irgendwo unten im Canyon liegt. Schwarze Gedanken, ich weiß, aber irgendwie war es das Erste, an das ich denken musste.
Der Trail führt auf einer alten Dirtroad die ersten Gefälle hinunter. Moderat und ohne Probleme geht es voran. Zwischen Sträuchern und durch Blumenwiesen erinnert das Ganze an einen gemütlichen Spaziergang in den bayerischen Alpen. Wenn die Blicke jedoch in die Ferne schweifen, sind die mächtigen Canyons der McInnis Wildernis erkennbar. Immer näher rückt die Kante des Mee Canyons. Und als wir just vor diesem Loch stehen, entscheidet Monika ihre Wanderstecken mal stecken zu lassen, um die Hände für die Kletterei frei zu haben. Eine gute Entscheidung.
Abrupt ändert sich das Layout des Hikes. Aus dem gemütlichen Spaziergang wird Bungee-Jumping. Nein, ganz so schlimm ist es nicht, aber man hangelt sich von Absatz zu Absatz. Das erste Highlight droht. Der Trail verengt sich auf ein ungefähr Quadratmeter großes Loch. Ja, schon richtig gelesen, denn nun führt der Weg durch den Mee Canyon Trail Arch nach unten. Wir setzen uns in die Höhle und staunen die ringsum senkrecht abfallenden Canyonwände an. Aber es scheint alles noch kalkulierbar. Unter dem Steinbogen ist eine Leiter angebracht, die hilft, einen 2,50-Meter Absatz zu überwinden. Interessante Variante!
Ein Schutthaufen garantiert, dass auch die nächsten 30 Höhenmeter an einer Wand entlang gut, jedoch etwas rutschend gemeistert werden. Die Käselöcher an der Wand sind zwar interessant, aber unsere ganze Aufmerksamkeit gehört dem Trail, der nun über Boulder hinweg nach unten führt. Bis zum Alcoven ist es jedoch noch weit. Nicht weit an Meilen, aber an Höhenmetern. Es wird nicht einfacher, denn ein Felsgebilde, praktisch zwei Hoodoos, deren Abstand zueinander nicht geeignet ist, um meinen Alabaster-Körper durchzulassen, versperrt den Weg. Stutzend schweifen unsere Blicke 360 Grad, denn momentan können wir es uns nicht vorstellen, dass der Weg über diese "Gipfel" führt. Doch, meine Freunde, hier geht es lang. Hoch oben hat ein fürsorglicher Zeitgenosse Steinpyramiden platziert. Ok, let's try it! Schon etwas zitternd überwinden wir diese Hürde. Es mag ja sein, dass das Blut an den Knien echt ist, aber komm, sei tapfer!
Nach eineinhalb Stunden sind wir ungefähr noch 50 Meter über dem Canyonboden. Leider wissen wir, dass uns noch etwas erwartet, nämlich ein kleiner Absatz, der in der einzigen Quelle im Internet als das schwierigste Stück des Hikes beschrieben ist. Wir sind da. Und eigentlich trauen wir unseren Augen nicht. Es sind ungefähr 30 Zentimeter, die der Weg breit ist und diese Stufe hängt auch noch dem Canyonboden entgegen. Und es sind nur vielleicht 50 Zentimeter einsehbar und dann geht es um eine Kurve, deren Ende nur erahnt werden kann. Zefix ist ein bayrischer Fluch, der zum Ausdruck bringt, dass etwas schief läuft bzw. schief gelaufen ist. Grenzerfahrung! Die linke hadert mit der rechten Gehirnhälfte und man versucht die Dinge zu objektivieren. Das gelingt immer nur kurzzeitig und ein Anlauf zur Überwindung des Hindernisses endet dann, wenn sich der Verstand zu Wort meldet. Aber der Ehrgeiz will nicht aufhören anzuklopfen. Ich suche nach einer Möglichkeit, unser Seil anzubringen. Leider gibt es nichts, was anschließend das Risiko als kalkulierbar einstufen könnte. Zigarettenpause! Wir erkennen unsere Grenzen. Vor 20 Jahren wären wir einfach gegangen, so zumindest die theoretische Sicht der Dinge. Heute kommen wir selbst nach 20 Minuten der Überlegung zu dem Schluss: Wir lieben das Leben und so soll es noch möglichst lange bleiben. Es ist unfassbar, denn ein Bild im Internet zeigt einen relativ erfahrenen und schwergewichtigen Mann, wie er da so lässig mit einem Stecken auf diesem Absatz steht. Ziemlich geknickt kehren wir zurück und als wir wieder am Durchstieg des Steinbogens sind, wird der kurzerhand als Highlight des Tages deklariert. Und alles ist gut, - fast. Es war eine schöne, abwechslungsreiche Wanderung und plötzlich spüre ich meine aufgeschürften Knie und Ellenbogen.
Wir sind nun natürlich zu früh und beschließen neue Ziele zu definieren. Zuerst fahren wir mal durch die Ebene bei Glade Park. Ein paar sehr schöne Häuser gäbe es hier, viele stehen zum Verkauf. Selbst hier im Nirgendwo hat die Krise zugeschlagen.
Durchfahrt verboten! Nicht an einer Straße prangt diese Schild. Nein, wir stehen vor dem Thoroughfare Canyon Trail. Das ungewöhnliche Wort trifft es nicht ganz, denn man könnte praktisch den kompletten Canyon 8,5 Meilen durchwandern. Und einen Ausgang gäbe es auch. Aber das ist zuviel für heute. Und so wandern wir den Canyon hinunter bis zu einem großen Brotzeitfelsen. Hier, wo man dem Buschwerk des Canyons entflohen ist, könnte man in der Abendstimmung ein herrliches Essen veranstalten. Ein Apfel tut's aber auch.
Über die Little Park Road fahren wir zurück nach Grand Junction und wundern uns am Ausgang, dass es hier keine Zahlstation gibt. Man könnte also ins Monument ohne Kontrolle, müsste aber dort auch wieder hinaus fahren, um der Prüfung des Tickets bei der Ausfahrt zu entgehen. So was macht man nicht! Zum Abendessen versuchen wir es heute mit der Winery an der Main Street. Sehr empfehlenswert, - und als das zweite Glas Wein den Weg in den Körper findet, wäre der Absatz von heute ein Klacks.
Freitag
Auf ein Neues! Aber bevor wir uns auf den Weg zu einem Megahike machen, möchte ich einmal die Hampton Inns loben. Ich finde die Hotels sehr ok und vor allen Dingen das inkludierte Frühstück macht Spaß. Nix Continental, sondern Pfannkuchen und/oder Eier mit Bacon/Würstel, also alles, was ich so vor einer Wanderung brauche. Genügend Platz zum Sitzen, was ja oftmals bei diesen Frühstücksräumen ein Problem ist. Und wenn ich bedenke, was ein Frühstück im iHOP inzwischen kostet, dann kann man meines Erachtens auch den Zimmerpreis akzeptieren. Nein, ich habe keinen Werbevertrag, es war mir nur ein Bedürfnis.
Wir nehmen erneut Anlauf auf die Black Ridge Road, fahren aber weiter nach Norden bis zu einem Parkplatz, der vor dem Beginn der Elendsstrecke zum Rattlesnake Canyon ist. Eigentlich parke ich schon früher, ich Schisser, weil ich dachte, dass die "echte" 4WD-Strecke schon früher beginnt. Auch egal, wird der Hike halt eine Meile länger. Den Gesichtsausdruck von Monika möchte ich nicht schildern. Ich habe ihr verschwiegen, dass es mehr wie 1609 Meter waren.
Wir folgen einer alten Dirt-Road, die parallel des Mee Canyons verläuft und nach Nordwesten führt. Fast dreieinhalb Meilen sind wir unterwegs, begleitet von Bobcat Spuren, die manchmal sehr nervöse Zuckungen in meinem Gesicht verursachten. Wir verabschieden uns vom Trail und schlagen uns nach links in die Prärie. Es geht Richtung Canyonrand und die Hoffnung stirbt zuletzt, dass das GPS-Datum des Abstiegs stimmt. Als wir just an dieser Stelle stehen, ist nix mit runter. Ziemlich konsterniert, eigentlich sind wir innerlich fast zusammengebrochen, stehen wir nun da und uns bleibt nichts anderes übrig, als entweder zurück zu gehen oder den Canyonrand weiter abzusuchen. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, bleibt nur noch die Frage, in welche Richtung? Vorwärtsstrategie, also weiter des Weges in die Richtung, in die wir gehen. Aber von gehen kann jetzt keine Rede mehr sein. Immer wieder müssen wir nach oben, um riesigen Felsbrocken auszuweichen. Es ist eine Quälerei! Und wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt - nicht immer - irgendwo ein Lichtlein her. Nach zwei Stunden finden wir einen, vermutlich den einzigen Abstieg über ein Geröllfeld.
Die ersten Steinbögen sieht man schon von oben, so dass die Navigation nun keinerlei Schwierigkeiten macht. Wir sind unten auf dem ersten Absatz des Mee Canyons und haben in unmittelbarer Nähe den Porthole und den Two Feathers Arch. Letztgenannter ist sogar ein doppelter Steinbogen, der sich seine Löcher durch den knallroten Felsen gebannt hat. Wir wandern querfeldein weiter, einen Weg gibt es hier nicht, was natürlich das Vorankommen etwas erschwert. Entweder Büsche oder Sand oder Felsen oder gleich alles auf einmal. Der Crown Arch ist mit Abstand der schönste Steinbogen des heutigen Tages. Hoch oben thront er majestätisch auf einem Felsen, der hier gelb ist. Wie Gold halt, das passt! Er sieht wirklich wie eine Krone aus und hat mehrere Öffnungen. Der nächste Arch, Tubloc, war ebenfalls sehr gewaltig und sehenswert.
Bis hierher sind wir nun sechs Meilen unterwegs, haben aber aufgrund der Suche und Bodenbeschaffenheit drei Stunden gebraucht. Die Pausen waren nicht üppig und der Rückweg droht. Klar, dank der Trackaufzeichnung werden wir sicher schneller zurück sein und uns einige Kraxlarbeit ersparen. Aber wir beschließen, dass es für heute reicht. Es wären noch weitere Steinbögen mit einigen Zusatzmeilen zu erreichen, nachdem aber die mitgebrachten Fotos von den Teilen nicht unbedingt zu einem "Must see" reichten, machen wir kehrt.
Beim Aufstieg zu unserem Ausgangspunkt genießen wir die tolle Aussicht ins Tal und auf den Colorado River. Immer wieder drehen wir uns um, denn es ist einfach fantastisch. Nach insgesamt 12 Meilen und knapp 6 Stunden sind wir wieder am Auto. Für Gas und Bremse reicht es noch, aber momentan bin ich richtig fertig, denn es war zudem sehr warm heute.
Beim Feierabendbier in der Brewery sind wir uns einig, das war perfekt: Einsam, herausfordernd, schön! Sehr gut ist auch das Abendessen in der "Wine and Bar", doch leider 20 % Service Charge, respektive Tourist Fee. Forget it, Buddy!
Samstag
Zwei einprägsame, vermutlich unvergessliche Tage an den Kanten und in den Tiefen des Mee Canyons gehen zu Ende. Wir sind auf dem Weg weiter nach Westen. Moab, die Hikerhochburg, wird die nächsten Tage unser Wanderrevier
sein.
Interstate 70, Exit 193, Blinker rechts und ab auf eine wunderbar zu befahrene Dirtroad. Die Wildcat- und die Highland Road steuern uns immer den La Sal Mountains entgegen. Ein tolles Panorama: rechts die roten Felsen und Steinbögen des Arches Nationalparks und die leuchtenden Schneeberge im Vordergrund. Salziges, dann sandiges Land. Wir sind am Trailhead, aber einen Weg gibt es nicht, so dass wir uns querfeldein durch die Büsche, über Sand und über felsigen Untergrund kämpfen. Wir kommen dem Schluchtenland rund um Moab immer näher. Und nach 45 Minuten stehen wir mitten in dieser gewaltigen Natur. Kein Strauch, kein Gras, versperren mehr die Sicht. Nur Felslandschaften und Canyons soweit das Auge reicht. Unsere Sinne erfassen den gewaltigen Steinbogen. Der Covert Arch steht im Norden, knapp 300 Metern Luftlinie auf der anderen Seite des Lost Spring Canyons, der hier über 100 Meter senkrecht unter uns liegt. Er sieht gewaltig aus, der Steinbogen.
Nach einer kleinen Pause nehmen wir den Arch in Angriff. Der mögliche Weg scheint erneut eine Herausforderung zu werden. Irgendwann stehen wir über dem Arch, aber an einen Abstieg ist hier nicht zu denken. Aber wir erkennen einen Abbruch, der möglicherweise auf den ersten Absatz führt. Und so umrunden wir den tiefen Einschnitt mit Respekt und als wir an dem gesichteten Abstieg stehen, ist es kein großes Problem. Auf den Hosenboden gesetzt, Füße nach vorne und hopp! Und rauf werden wir schon wieder kommen. Links die Schlucht, 100 Meter unter uns der Canyonboden, das heißt immer möglichst im maximalen Abstand rechts halten. Das klappt wunderbar, aber nur, wenn man den Mut hat, nicht nach links zu schauen. Nach 0,2 Meilen sind wir wohlbehalten an diesem überdimensionalen Arch. Einsam sitzen zwei Menschen in einer Natur, die seinesgleichen sucht. Man kommt sich klein und unbedeutend vor, es ist einfach nur toll. Und es gibt momentan keinen Fleck auf der Erde, der besser für eine Brotzeit geeignet wäre. Ein riesiger Alkoven am südöstlichen Ende des Steinbogen bietet Unterschlupf.
Wir fahren die Dirtroad einige Meilen zurück und finden eine Offroad-Strecke, die uns direkt zum La Boca Arch führt. Auch ein schönes Exemplar, mittendrin ein Baum, der den Schatten dieser durchgebrochenen Höhle genießt. Von innen sitzt man vor einem Fenster, das den Blick auf die La Sal Mountains freigibt. Es sieht fast wie ein Gemälde aus. Ist es auch, der Künstler heißt Natur. Der Harolds Arch ist gleich in der Nähe, aber wir verlaufen uns in den sandigen Flußläufen, sind oft nur 200 Meter vom Steinbogen entfernt, nur erreichen wir ihn nicht. Nachdem es inzwischen prügelheiß ist, geben wir auf. Es genügt für heute.
Nach einer Stunde sind wir in Moab und es ist immer wieder schön, entlang der roten Wände der Gold Bar in den quirligen Ort zu kommen. Dieses Wochenende ist auch noch Memorial Day. Das heißt, dass das immer volle Moab noch voller ist. Aber nachdem wir uns tagsüber in der Einsamkeit tummeln, tut Leben gut.
Nach feinen Rippen im Zax führt uns ein kleiner Spaziergang zum ehemaligen Dreamkeeper Inn und Dave putzt gerade seine BMWs. Kim werkelt im Garten und wir haben uns dann sehr, sehr lange über dies und das unterhalten. Sie sagten, dass heute der wärmste Tag im Jahr war und das Wetter inzwischen verrückt spielt. Moab becomes Ireland, das war die zentrale Aussage und ja, es ist wirklich grüner als die Jahre zuvor.
Sonntag
Der noch immer durchziehende Jetstream hat heute den Vorteil, dass das Wetter schön bleibt. Gleichwohl ist es eine sehr windige Angelegenheit, als wir auf der Interstate 70 nach Westen unterwegs sind. Es war aber nicht dem Wind geschuldet, dass wir am Ranch Exit 131 vorbeigeschossen sind. Obwohl wir wussten oder hätten wissen müssen, dass der im Internet meistens mit 129 bezeichnete Exit bei Milemarker 131 ist und auch so heißt, haben wir es in dem Moment verschlafen. Wäre ja kein Problem, wenn nicht der nächste Exit ewig weit weg wäre und ein Umweg von 25 Meilen das Ergebnis ist.
Wir sind angekommen und fahren die Frontage Gravelroad 20 Meilen bis zum San Rafael River. Gleich hinterm Wasser geht es nach rechts etwas unruhige Meilen auf der Mexican Mountain Road voran. Genau gesagt waren es noch 14 lächerliche Meilen. Das satte Grün der Bäume vor den roten Felsen genießen wir trotzdem. Die Camps, die links und rechts neben der Straße aufgebaut sind, sind mit Zetteln gekennzeichnet. Hier geht es zu John und Laura, Pfeil: Matterhorn Straße! Remember, es ist Memorial Weekend und die Familien und Freunde treffen sich selbst hier im Outback.
Bei angenehmen Temperaturen, eingerahmt von hohen Felswänden, wandern wir dem Spring Canyon entgegen. Hier, im San Rafael Swell, wechselt die Farbe der Felsen von rot nach gelb. Der breite, sichtbare Trail endet auf einem Landing Strip, also einem Flugplatz. Schilder sagen: Dreh' Dich auch mal um, Du kleiner Wanderer, denn es könnte ein Flugzeug kommen. Und in der Tat sind Spuren von Kleinflugzeugen auf der kiesigen Landebahn sichtbar, die so alt nicht sein können. Das wäre doch eine Gaudi, wenn der CB [Insider-Code] zur Landung ansetzt und wir mit einem Sprung zur Seite unser Leben retten. Aber soweit kommt es nicht. Die volle Windhose gibt das Zeichen, in den Spring Canyon abzubiegen und durch skelettartige Steinfelder zu wandern. Monster Rocks nennen wir sie, denn sie sehen aus wie überdimensionale Kreaturen, die sich uns mit Löchern und Armen entgegen stellen. Kraken, Haie, Bullen, Vögel, Frösche - alles ist möglich - man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Wir kommen in die anfangs breite Wash des Spring Canyons, es wird ekelhaft sandig und dann passiert, was so oft in solchen trockenen Flußläufen passiert. Dort, wo noch Wasser ist, türmen sich die Sträucher und Bäume auf und wollen partu verhindern, dass du zügig vorwärts kommst. Macheten haben wir nicht dabei, aber die Hände tun es auch. Nach eineinhalb Stunden erblicken wir den Delicate Arch zum ersten Mal. Um ihn zum allseits bekannten, gleichnamigen Steinbogen im Arches Nationalpark zu unterscheiden, hat er den Zusatz II. 4,6 Meilen haben wir hinter uns, hier schlagen wir unser Lager auf. Hoch oben steht das riesige Teil und doch beugt sich sein Spann filigran auf den Felsen. Jetzt wäre es möglich, über ein Geröllfeld nach oben zu gehen, wobei vermutlich gehen der falsche Ausdruck ist. Krabbeln wäre schon richtiger, aber aus diesem Alter sind wir momentan mal raus. Zudem würde sich die Sicht kaum verbessern, denn ganz nach oben kommt man hier sowieso nicht. Aber wir haben ja einen Feldstecher dabei. Die schöne und abwechslungsreiche Wanderung durch phantastische Felsenlandschaften soll hier ihren Höhe- und Umkehrpunkt erfahren.
Auf der Heimfahrt verwandelt der Jetstream die San Rafael Desert in eine Staubwand, - kein Wunder, dass das Bier in der Moab Brewery erst beim zweiten Glas so richtig ankommt.
Montag
Der Boulder, also der gemeine Felsblock, an sich, liegt in der Regel ziemlich faul in der Gegend rum und stört kein Schwein. Wenn dieses Teil jedoch in einem schmalen Canyon Platz gefunden hat und der Gipfelstürmer oder der Canyon Hiker nach oben oder unten will, kann er ganz schön lästig sein. Er ist dann auch noch härter als der eigene Körper und das kann zu vielem führen. Heute wird wieder ein blutiger Tag!
Der Respekt vor dem Hike ist uns anzumerken. Wir haben die GPS-Koordinaten von zwei tollen Steinbögen, Mystery und Camelhead Arch, aber die Planung der Wanderung dorthin, ist nur auf der Basis einer verbalen Beschreibung zustande gekommen. Das geht in der Regel schief, so meine Erfahrung, und insbesondere dann, wenn es keinen Trail gibt. Zudem liegen die Ziele mitten im San Rafael Reef und wer es kennt, kann sich kaum vorstellen, dass man dort als Otto Normalhiker überhaupt hoch kommt. Egal, wir verlassen die Interstate 70 bei Milemarker 147,2 direkt auf eine Dirtroad. Da musst Du schon sehr mit dem Rückspiegel fahren, damit dich der nachfolgende Verkehr nicht über den Haufen rennt, wenn ein Formel-1-gleiches Bremsmanöver notwendig wird, um eine Autobahn im rechten Winkel auf eine ungeteerte Straße zu verlassen.
Der Ranch Bypass führt 3,6 Meilen entlang des wunderschönen Riffs, das wie ein Dinosaurierrücken schräg in den Himmel ragt. Gelbe und graue Felsen nehmen Anlauf und ganz oben sind die roten Kumpanen. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine für uns akzeptable Route auf und in diese Felsen gibt. Ich denke an die Huber Buam, die im Sprint diese Klippen erobern würden. Positiv denken!
Wir suchen den Eingang, der damit beschrieben wurde, dass die Basis gelb wird. Nur, der erste Lappen dieser Felsenwand ist immer gelb. Aber zum Glück ist einer besonders gelb und wir hoffen mal, dass hier der Einstieg ist. Gemächlich quälen wir uns über ein Schotterfeld zum Riff. Eine kleine Ridge, die sich uns in den Weg stellt, kann nicht so einfach überquert werden. Da braucht es schon ein wenig suchen, um in den Slot Canyon zu kommen. Aber gut, wir sind am eigentlichen Einstieg und staunen nach oben. Es dauert nicht lange, bis die erste schwierige Stelle erkennbar ist. Ein riesiger Boulder stellt sich in den Weg. Aber siehe da, unsere Freunde von der NABS haben eine Leiter aufgestellt. Ohne wäre es nur mit Seil und Haken zu schaffen. Also für uns schon vorbei, aber auch mit diesem Hilfmittel ist es nicht leicht. Das Aluteil wackelt und lässt sich nicht so platzieren, dass ein fester Stand für Trittsicherheit sorgt. Mein Seil wäre im Rucksack, aber irgendwie festbinden ist nicht. Try and Error! Im dritten Anlauf schwinge ich mich auf den ungefähr drei Meter hohen Felsen und bin mir im Nachhinein nicht mehr sicher, wer mehr gezittert hat - die Leiter oder ich. Seil ausgepackt, Monika eingepackt und hochgezogen. Nein, nur gesichert, Späßle g'macht!. Das erste Blut klebt am Felsen, aber der Weg geht weiter. Auf allen Vieren schnaufen wir nach oben. Der teilweise nur ein Meter breite Slot weitet sich, aber das Geröll breitet sich aus. Drei weitere Stellen sind zu meistern, die über Steinquader hinweg nach oben führen. Das Problem der Schwerkraft zu entfliehen ist nicht nur die Anstrengung. Vielmehr liegen die Schwierigkeiten der Kletterei darin, dass es aufwärts immer leichter ist, als dann anschließend wieder gesund oder überhaupt runter zu kommen. Diese Gedanken schwingen - bei mir zumindest - immer mit, wenn wir solche Wanderungen machen. Aber nach mehr als einer Stunde stehen wir jetzt mal mitten im San Rafael Riff und planen die weitere Route. Blanker Fels löst die Schotterfelder ab, was für ein Segen! Aber es bleibt sehr steil, so dass das nächste Lager erst nach 1,5 Stunden erreicht wird. Wir sind schon ziemlich fertig und ein Blick in die Landschaft und auf die Karte verrät nichts Gutes. In einigen hundert Metern wartet das nächste Geröllfeld auf uns und wir haben noch nicht mal die Hälfte der Wanderung geschafft. Die Beschreibung lässt nicht zu, dass ein "jetzt wird es dann leichter" die Motivation hebt. Da steht so etwas komisches wie "über einen Kamin geht es hinauf zu nächsten Ebene". Die aufgeschürften Ellenbogen und Knie ruhen, das inzwischen dreckverschmierte Gesicht hat zwar noch saubere Stellen, nämlich dort, wo der Schweiß in Strömen herab rinnt, aber als sich unsere Blicke begegnen ist sofort alles klar. Fast telepathisch beschließen wir die Umkehr. Der Rückweg wird auch nicht einfach und hey, wir haben Urlaub und keinen Wettkampf! Der Abstieg ging dann besser als befürchtet, aber wir waren froh, als wir unbeschadet unten waren. Es ist zwar schade, nachdem wir schon so weit hochgeklettert sind, aber für heute wäre es zuviel geworden. Gibt es ein nächstes Jahr?
Der Mexikaner Miguels lässt all die Anstrengung und Verletzungen vergessen.
Dienstag
Wir machen uns auf in die Metropole Blanding. Als wir durch das Nest fahren, wird erneut deutlich, dass das Umfeld für Hiking Southwest manchmal eine Qual ist. Egal, es geht zum wandern und nach 114 Meilen haben wir im Natural Bridges National Monument unseren Eintritt bezahlt. Am Sipapu Parkplatz stehen schon ein paar Autos und fotografierende Menschen, aber das Touristengesocks wird bald der Vergangenheit angehören. Wir sind keine Touris, ausgeschlossen!
Wir steigen ab in den White Canyon. Ein felsiger Viewpoint gibt die ersten Blicke auf die gewaltige Sipapu Bridge frei. Gut gesicherte Wege führen uns zum Canyonboden. Fast andächtig möchte man werden, wenn man unter diesem Steinbogen steht. Er ist derzeit der neuntgrößte Arch der Welt. 225 Fuß, das sind immerhin fast 70 Meter, misst der Bogen, der nahezu 45 Meter über dem Canyonboden schwebt. Gigantisch, - und der Wüstenlack hat den gelblichen Stein auf der Innenseite dunkelgrau markiert. Hier sind wir inzwischen alleine, keine Sandalen und weißen Strümpfe in Sicht.
Ein gut sichtbarer Trail bringt uns weiter nach Südwesten. Vorbei am Deer Canyon kommen wir zu den Horse Collar Ruins. Nichtbeachtung, denn gegenüber steht der gleichnamige Arch. Der Horse Collar Ruin Arch klebt hoch oben am Canyonrand und am frühen Vormittag ist es nicht so einfach, ihn zu fotografieren. Ich zwänge mich in die Büsche, um nicht direktem Gegenlicht ausgesetzt zu sein. Egal, der helle Steinbogen, der direkt vor einer dunklen Abbruchkante steht, ist schön und ich vermute, dass ihn trotz des bekannten Gebietes die wenigsten kennen werden.
Bevor wir zur nächsten Brücke der Giganten kommen, entdecken wir hoch oben das Tank Window. Ja, es gibt wesentlich mehr, als die großen Naturbrücken zu sehen. Wie ein herausgeschlagener Panzer sieht das Window aus und ein zweites Loch könnte die soeben abgefeuerte Kanonenkugel sein. Na ja, wollen wir nicht zu sehr in die Sprache des Militärs verfallen, - das Fenster erinnert an den Jeep Arch im Culvert Canyon bei Moab.
Die fette Kachina Bridge erreichen wir nach rund 2,5 Meilen. Wahnsinn! Es ist schon bemerkenswert, was Wasser alles anrichten kann. Ich vermute mal, dass der Durchbruch mindestens 30 Meter dick ist. Der Spann ist fast 60 Meter weit und die daneben wachsenden Bäumen wirken wie Sträucher. Das Wasser hat einen Zebrastreifen hinterlassen, der horizontal verlaufend darauf hinweist, was diese gigantische Brücke geformt hat. Rechts dahinter steht das Wasser in den White Canyon hinein. Dort wäre noch ein Arch, aber schwimmen wollen wir jetzt nicht, obwohl die Hitze inzwischen fast unerträglich geworden ist.
Wir ziehen weiter, nun in den Amstrong Canyon, nach Südosten. Das Stück bis zur letzten Natural Bridge zieht sich. Aber nach knapp 7 Meilen und 3,5 Stunden Wanderzeit sind wir an der Owachomo Bridge. Wesentlich graziler stellt sich dieser große Steinbogen vor. Und als wir vom Tal zur Brücke aufsteigen, hocken da schon die Touris. Ich bitte dann gleich mal eine Amerikanerin, aus dem Bild zu gehen. Aber die darf man nicht fragen, nein, man muss sie anweisen. Erst dann klappt es, auch noch begleitet mit einer Entschuldigung. Geht doch! Abseits der Brücke, dort wo Schlangen und keine Touristen zuhause sind, machen wir Pause.
Unsere Canyonwanderung, trail, die alles hatte, einen guten Trail, viel Grün, tolle Felsen, keine Menschen und riesige Brücken und Arche, geht zu Ende. Leider ergibt sich das Problem, dass das Auto am anderen Ende des National Monuments steht. Also, die letzten Kräfte mobilisiert und über die Mesa die restlichen zweieinhalb Meilen gewandert. Klingt nicht so schwer, ist es aber. Denn die Sonne knallt auf die Hochebene und von Ebene kann kaum die Rede sein, denn es sind noch zwei namhafte Auf- und Abstiege in kleine Canyons, die uns im Wege stehen. Nach 5 Stunden, als das Eingangsbild mit den Socken entstand, trinken wir außerhalb des Bildausschnittes unseren noch kühlen Eistee. Schön war 's!
Eigentlich will ich selbst entscheiden, ob ich zum Abendessen ein Bier oder einen Wein trinke. Aber die Entscheidung nehmen sie einem im Homestead Steakhouse, wie auch in anderen Blanding Lokalen, ab. Es gäbe Apfelbier und ich will nicht daran denken, wie das schmeckt.
Mittwoch
Seit nun exakt drei Wochen haben wir die Wanderstiefel an. Obwohl, ein Tag in Denver und während der Nacht war ja Pause. Und heute? Die Krönung zu diesem Jubiläum? Wir werden einen Hike angehen, den wir schon seit Jahren planen. Anno 2008 stehen wir das erste Mal am Eingang zum Arch Canyon. Zumindest haben wir es gedacht. Bereits zu Beginn der Offroad-Strecke waren da so kleine Felsen, die wohl nur für einen hochgebockten Wrangler zu meistern sind. In der Erkenntnis, dass ohne Ein- und Weiterfahrt im Canyon der Hike schon sehr lang wird und damit unklar ist, ob das überhaupt zu schaffen ist, haben wir diesen Canyon trotz der zwei wunderschönen Arche die Jahre hinweg einfach liegen gelassen. Erst die Planung 2011 hat das Thema erneut aufgegriffen.
Und nun stehen wir wieder hier und es ist wie in 2008. Mental haben wir uns nicht geändert, respektive verbessert, die Felsen sind auch nicht kleiner geworden, so dass wir den Mitsubishi abstellen und per pedes vorwärts kommen. Es geht bergauf. Sie finden das ungewöhnlich für eine Canyonwanderung? Ich auch. Aber erst, als wir nach 15 Minuten an der Kante des Arch Canyons stehen und es keinen Abstieg gibt, wurde aus dem Gefühl die nackte Wahrheit. So ein Mist, das geht ja schon gut los! Als wir wieder unten sind, halten vier angestrengte Augen Ausschau. Der Canyon ist praktisch nur ein paar Meter weg, aber eine Zufahrt entdecken wir nicht.
Eine junge Frau streckt sich müde vor ihrem Zelt und mein Ruf ereilt sie ziemlich unvorbereitet. Sie erschrickt, zeigt aber auf die Frage nach dem Canyon in die Richtung aus der wir eingefahren sind. Wir ins Auto. Wie gesagt, es sind nur ein paar Meter und da stand auch schon 2008 ein riesiger Wohnwagen mit Pferdeanhänger. Nicht sehr einladend und ich warte praktisch sekündlich auf den Ruf eines Hundebesitzers: Der will doch nur spielen! Wenn ich nur an diese Worte denke, bekomme ich Gänsehaut, denn ich will überhaupt nicht spielen, sondern habe Angst. Der Magendruck steigt, aber der Schäfer für Pferde lässt sich (ohne Hund) blicken und erklärt uns sehr freundlich, wo es in den Canyon geht. Gleich rechts neben uns kommt da ein Fluss, na ja, sagen wir mal es war ein großer Bach, aus den Felsen heraus. Und der Pferdeflüsterer zeigt genau dort hin. Ja, ja, der Bach ist der Eingang zum Canyon. Aus dem Felshindernis wurde sozusagen ein Wasserhindernis. Und ich bedanke mich herzlich und gebe Gas.
Wir sind im Arch Canyon. Keine 20 cm links und rechts unseres Autos Schilf und sonstiges Wasserzeugs, aber wir kommen voran. Umdrehen geht sowieso nicht mehr. Ich hoffe jetzt nur, dass der Untergrund unser Gewicht trägt. Nachdem wir ein paar schlammige Stufen auch noch gemeistert haben, geht es anständig auf Sand weiter. Aber nach einer Meile, als die Felsen wieder die Oberhand gewinnen, parken wir neben der Straße. Eine gute Meile sind wir im Canyon, d.h. leider aber auch, es bleiben noch über 15 Meilen harte Bein- und Fußarbeit.
Wir schlendern zügig auf der Dirtroad gen Norden, überqueren mehrmals den Wasserlauf und quälen uns durch sandige Stellen. Was noch unangenehmer ist, sind die Bremsen. Diese blutsaugenden Insekten verfolgen uns. Es ist nur gut, dass die Reaktionszeit dieser Tiere länger ist als unsere. Wenn sie sich die Ärmel hochkrempeln und zu saugen beginnen, sind sie auch schon tot. Das wird Gott sei Dank besser, je tiefer wir in den Canyon eintauchen. Es bleibt wieder Zeit, während der Wanderung die Natur zu genießen. Der Canyon wird interessanter. Ein gigantischer Schokohase aus Stein beobachtet uns. Weit hinten haben riesige Alkoven damit begonnen, die massiven Felswände auszuhöhlen. Und als wir dort nach einer weiteren Stunde eintreffen: Archgebiet! Es beginnt plötzlich, dass die massiven Felswände bröckeln, aber es wird hier vermutlich noch Jahrhunderte dauern, bis weitere Steinbögen entstanden sind.
Immer weiter dringen wir in die Einsamkeit vor und nach zweieinhalb Stunden, dort, wo der Texas Canyon beginnt, geht es nach rechts zu den Steinbögen. Aus der Dirtroad wird ein Trampelpfad, der weiter am nun ausgetrockneten Fluss entlang führt.
Wir kommen der Sache näher, denn wir machen den Cathedral Arch aus. Ein wahnsinnig großes Teil steht vor einer noch größeren Felsenwand und blickt auf die zwei erschöpften und schweißgebadeten Kreaturen herab. Das Kathedralentor ist weit offen, aber den Himmel kann man hindurch leider nicht sehen. Auch so werden die gewaltigen Ausmaße deutlich. Sehr schön! Es könnte aber auch ein Hund sein und keine Kathedrale. Oder ein Wolf, der den Mond anheult oder einfach nur ein schöner Steinbogen.
Noch knapp eine Meile ist es bis zum Endpunkt unserer Reise und dann thront er hoch oben: Der Angel Arch, nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter im Salt Creek. Dieser Anblick war die 7,59 Meilen und 3 Stunden Zeitaufwand wert. Wir machen Pause und ich versuche, dem Steinbogen näher zu kommen. Ab ins Gestrüpp und über Geröll, aber so wirklich gut wäre es vermutlich auf einer Anhöhe auf der gegenüberliegenden Seite des Canyons. Aber lieber hocke ich mich jetzt erst mal hin und bestaune den Engel, der mit seinen Flügeln an der Felssäule lehnt.
Wir machen uns auf den Rückweg und als der Schokohase wieder auftaucht, kommen auch die Bremsen wieder. Beim Hinweg haben wir drei Flaschen Wasser in eine Plastiktüte verpackt und ins Wasser gelegt, aber es war nicht besonders kalt. Und eigentlich können wir kein Wasser mehr sehen. Nachdem aber die Kühlbox noch etliche Meilen weg ist, zwingen wir uns zum ein oder anderen Schluck, zumal es inzwischen weit mehr als 30 Grad haben dürfte. 15,8 Meilen und 6,5 Stunden liegen hinter uns und es ist ein sehr, sehr, sehr, sehr, sehr schönes Gefühl, als das Silber unseres Autos in der Sonne glitzert. Aus dem Eisteeprozedere wird nix! Die Bremsen sind so lästig, dass wir uns ins Auto schwingen, um mit einer Flussfahrt die Angelegenheit zu beenden. Aber als wir an der Einfahrt zur 95er stehen wird alles nachgeholt. Zwei Harleyfahrer aus Italien putzen ihre Gefährte, sie haben wohl schon irgendwo Regen abbekommen.
Das Auto und wir bekommen unsere verdiente Dusche. Wir sitzen im Old Tymer beim Abendessen: Geiles Gefühl, we hiked the Arch Canyon!
Donnerstag
Ortswechsel! Mit fast 40 Wanderkilometern aus den Blandingtagen
in den Füßen freuen wir uns, dass heute nur kleinere Hikes auf dem Programm stehen. Wir können durchaus eine Pause vertragen.
Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir die Recapture Pocket und stehen nun mitten in zusammengeklebten Steinsäulen, die in braun und weiß mal hier und mal da ihr Dasein fristen. Nur mit den Flip-Flops bewaffnet durchstreifen wir die Gebiete der zerbrechlichen Hoodoos, Arche und Figuren. Die Entdeckungstour führt in Höhlen und kleine Canyons. Es gefällt uns hier und es ist diametral anders als die letzten Tage, in denen die Natur einen unerschütterlichen Eindruck hinterlassen hat. Zwei Stunden lassen wir unserer Fantasie freien Lauf. Ekelhaft sind nur die Kletten am Boden, die sich ungefragt in die Haut hängen und manchmal nur unter Schmerzen entfernt werden können. Aber die Wanderschuhe wollen wir noch nicht anziehen.
Als wir an der Kreuzung zum Fry Canyon stehen, überlegen wir, ob wir uns und unserem Auto die ungeteerte Straße überhaupt antun wollen. Nicht, weil sie so schlecht wäre, sondern viel mehr in der Überlegung, ob wir uns und dem Mitsubishi die Luft sparen sollten. Gut, dass das Gaspedal gegenüber der Bremse den Kampf gewonnen hat. Und nachdem wir rund 5 Meilen in den Canyon vorgedrungen sind, geht es bergauf. Hoch oben steht er. Der Fry Canyon Arch. Er sieht nicht nur ungewöhnlich aus, irgendwie passt er so gar nicht in die Gegend. Ein Henkel eines Bügeleisens, ziemlich glatt geschliffener Stein, ein Fernrohr in die Ebene hoch oberhalb des Canyons. Nett und wenn man in der Nähe ist, sollte dieser kleine Abstecher unbedingt auf dem Programm stehen!
Ducket Crossing, keine Ahnung, ob das etwas mit Enten zu tun hat, wir haben keine gesehen. Auf alle Fälle ist hier ein Einstieg in den White Canyon, den wir ja vorgestern im Natural Bridges NM ziemlich lange erwandert haben. Gleich neben der Straße ein riesiger Parkplatz, aber ich will die Unterführung noch nehmen, denn jeder Schritt der gespart werden kann, ist Gold wert. Und diese Unterführung haben sie doch für uns und nicht als Kanal gebaut. Tja, ziemlich eng geht es her und als wir die Ausfahrt erreichen, ein abrupter Tritt in die Eisen. Dryfall! Nein, ein ausgetrockneter Wasserfall war es nicht gerade, aber das Nass hat einen Absatz geschaffen, der vielleicht ein paar Schrammen in den Unterboden geritzt hätte. Und nachdem an eine Wende nicht zu denken ist, fahren wir rückwärts bis zum Parkplatz zurück. Hätte man einfacher haben können, - immer dieser falsche Ehrgeiz, wegen ein paar Metern.
Die Wanderschuhe laufen wie von selbst in den Canyon hinein, aber aus der anfänglichen Geschwindigkeit wird bald ein unermüdliches Stapfen gegen den Wind und gegen den Sand. Eine anstrengende halbe Meile sind wir unterwegs, als rechts oben ein Steinbogen auftaucht. Nach dem Bild, das wir dabei haben, müsste es der Ducket Arch sein, aber die GPS-Daten stimmen nicht. Eine weitere halbe Meile und die GPS-Daten des Ducket Arch zeigen auf einen Steinbogen, den wir nicht identifizieren können. Aber der ist viel größer und schöner. Erst daheim löst sich das Rätsel, denn die Daten für den Ducket waren die Daten für den Big Arrowhead Arch. Alles verstanden? Gleich daneben die Grotto. Das Wasser und der Wind haben in zirka 2 Metern Höhe einen Hohlraum geformt, der mit Steinsäulen abgestützt ist. Sehr ungewöhnlich und interessant. Hineingehen will ich, aber jeglicher Versuch scheitert am glatten Felsen und an der Erdanziehungskraft. Das Seil will ich nicht auspacken, sonst läuft der Rucksack voll Sand. Dann halt eben nicht!
Unter Sandstrahlen (engl. sandblasting, abrasive blasting) versteht man die Oberflächenbehandlung eines Materials oder Werkstücks durch Einwirkung von Sand als Schleifmittel gegen Rost, Verschmutzungen, Farbe, Zunder und andere Verunreinigungen. Wir sind jetzt sozusagen sauber! Der Wind pfeift unerbittlich durch den Canyon und wir finden einen Aufstieg zum Big Arrowhead Arch. Cool ist es hier, - keine Sonne, kein Wind, kein Sand! Auf dem Rückweg quäle ich mich noch hoch zum Ducket Arch. Einen Schritt vor, zwei zurück oder so ähnlich. Es sind nur ein paar Höhenmeter, die jedoch sehr anstrengend sind. Geschafft, - ich stehe schweißgebadet mitten drin und kann endlich ein paar vernünftige Fotos machen. Warum tu ich mir das immer an. Nach eineinhalb Stunden sind wir zurück am Auto. Die Zähne knirschen und müssen gespült werden.
Wir fahren über Hanksville die 24 und es ist immer wieder erstaunlich, welche Vielfalt hier die Natur zu Tage legt. Tolle Badlands, riesige Sandberge, üppiges Grün entlang des Fremont Rivers, durch den wunderbaren Capitol Reef Nationalpark, wo plötzlich die rosafarbenen und roten Felsen auftauchen. Ab Torrey geht es weiter auf der 12er und jetzt quält sich die Straße nach oben. Wälder und Espen, die immer noch keine Blätter haben. Von der Wüste zu den Felsen und zur Bergwelt, das gibt es nur hier innerhalb von ein paar Meilen.
Das Staunen und die Freude über die Landschaft erstarren. Oben am Pass ist ein schwerer Verkehrsunfall, Motorräder sind beteiligt und im Straßengraben liegt ein fast nicht mehr erkennbares Motorrad und eine Frau, die bereits mit einer Decke zugedeckt ist. Es ist schrecklich und ich denke, wenn man selbst Motorradfahrer ist, erlebt man das noch viel intensiver. Wir sind geschockt. Es hilft nur Selbstmotivation: So schnell kann es gehen, also genieße es! Aber es hilft momentan nicht wirklich.
In der Boulder Mountain Lodge bekommen wir ein schönes Zimmer mit Balkon zum See. Das Abendessen im angeschlossenen Restaurant - Hells Backbone - ist nicht nur gut, sondern die Küche ist eine sehr willkommene Abwechslung zum amerikanischen Standardessen der letzten Tage.
Freitag
Es war ein Fehler, im Restaurant zu frühstücken, denn es dauerte einfach zu lange. Eine geschlagene Stunde haben wir dort verbracht, statt sich der Natur rund um Boulder und Escalante zu widmen. Außerdem war es zu teuer. Aber gut, Fehler macht man, um daraus zu lernen. Der Tag geht eigenartig weiter, denn das Auto-GPS meldet sich nicht mehr. Es lässt sich nicht einschalten. An die Batterien habe ich zuletzt gedacht, denn gestern war der Ladezustand einwandfrei. War wohl die Kälte im Auto, die die kleinen Kraftwerke zerstört hat.
Wir fahren auf dem Burr Trail in den Long Canyon hinunter. Die knallroten Felsen glühen in der Morgenstunde. Traumhaft diese Felsenlandschaft! Nach 24 Meilen geht es nach links ab in die Prärie. Die ungeteerte Lampstand Road führt uns über eine weite Mesa, die ihr unverwechselbares Sage-Grün in der Morgensonne auf dem roten Untergrund zum Leuchten bringt. Mitten im Grün der Hochebene entdecken wir einen schneeweißen Arch. Toll sieht er aus und es wäre interessant zu wissen, wie so ein weißer Felsen mitten in die Landschaft kommt. Außerirdische? Wir taufen ihn auf den Namen Little White Arch. Kreativer wird es nicht.
Eigenartig wird zum Wort des Tages. Etwas anderes fällt uns dazu nicht ein, als eine Gruppe Jugendlicher in weißer Kleidung, auf dem Kopf einen Hut und über die Schulter ein Tuch gespannt, das vor dem Körper als Rucksack diente, uns in dieser Abgeschiedenheit entgegen kommt. Bootcamp oder Sekte, - keine Ahnung. Wie gesagt, einfach eigenartig. Nach 11,5 Meilen gut zu befahrender Dirtroad stellen wir unser Auto ab.
Der Hike beginnt relativ relaxed, als es eine alte Straße entlang in den Canyon geht. Aber irgendwann, nach einer knappen Meile, ist Ende Gelände. Kein Weg mehr sichtbar. Wir pirschen uns über Wildwechselpfade voran, aber das ist auch bald vorbei. Und so kämpfen wir uns querfeldein durch die Büsche. Immer dichter wird das Gestrüpp und der Plan, sich am Canyonrand, dort, wo das Grün den Felsen weicht, zu bewegen, geht nicht auf. 50 Minuten haben wir gekämpft und mussten dann auch unter Betrachtung der Reststrecke feststellen, dass das nichts wird. Lamanite Bridge, du bleibst unerreichbar, - für heute zumindest. Abbruch!
Nach insgesamt 3,5 Meilen waren wir wieder am Auto und beschlossen, die Hells Backbone Road zu fahren. Der Tag war noch jung und wir wollten diese legendäre Straße schon immer mal erkunden. Nur leider fehlte bisher die Zeit. 40 Meilen ungeteert, da weißt du anschließend auch, was du getan hast. Der größte Teil der Strecke führt durch den Wald und es wird erst spannend, als wir das Felsengewirr unterhalb der Hells Backbone Bridge erreichen. Einzigartig, wie sich die Felsbrocken in den verschiedensten Farben präsentieren und übereinander schieben. Fels wohin das Auge reicht und irgendwie erinnert es mich an Berchtesgaden.
Die Straße von Escalante nach Boulder ist immer wieder der Hammer. Oben am Kamm, links und rechts die Schluchten, nicht auszudenken, wo der, der hier eine Kurve nicht erwischt, landen würde.
Mit einem sehr guten Essen ging auch dieser Tag zu Ende.
Samstag
Im Boulder Mesa
Restaurant, direkt neben der Lodge, ist es unkomplizierter, günstiger und schneller, das Frühstück meine ich. Erneut ist es der Burr Trail, der uns die Richtung für unsere heutige Wanderung vorgibt. Nach gut 18 Meilen sind wir bereits auf einer anfangs gut zu befahrenden Dirt Road. Nur die letzten zwei Meilen zum Trailhead waren etwas ruppig, aber mit Ruhe und Geduld gut zu meistern.
LDH ist nicht das Kürzel eines Flughafens - vielleicht auch -, sondern die Minisprachvariante für Little Death Hollow. Die kleine Todesschlucht könnte ihren Namen fast zurecht tragen, wenn man die Spuren im Sand sieht. Aber dazu später mehr.
Zuerst einmal geht es völlig stressfrei in den hier noch sehr breiten Canyon. Es sind kaum Höhenunterschiede zu überwinden. Links und rechts drohen die roten Felswände noch nicht einmal. Eine Stunde lang tut sich nichts, außer dass man einen Monolithen an der Felswand als Indianerhäuptling identifizieren könnte. Nach eineinhalb Meilen liegt da noch ein riesiger Boulder neben dem wirklich sehr gut sichtbaren Trail. Kurz ausgeschert: Indianerzeichnungen; und ich ergänze dann immer, vielleicht waren es aber auch nur Kinder.
Es wird zunehmend enger, aber selbst ein mit Klaustrophobie geplagter Mensch dürfte hier noch seine Freude haben. Als Willkommensgeschenk für den folgenden Slot Canyon steht nach 3,6 Meilen links oben ein durchaus ansehnlicher Steinbogen. Der Little Death Hollow Arch ist sozusagen der Marker dafür, dass es nun zur Sache geht. Das eigentliche Slotabenteuer beginnt. Die Wände sind voll mit Löchern, ganze Kunstwerke hat die Natur geschaffen. Und dann kratzt ab und zu der Rucksack und das Stativ an den Wänden. Aus der Wanderung nebeneinander wird ein Gänsemarsch. Wir sind mitten im engen, vom Wasser geformten Canyon. Je enger es wird, desto roter leuchten die Felsen. Es gibt keinen Ausweg mehr und als uns ein rund 2 Meter tiefer, von hängengebliebenen Steinen gebildeter Absatz droht, machen wir Pause.
Es mag ja gen Himmel geraucht haben, aber das sind keine Indianer, sondern ich. Zu unserem Entsetzen finden wir allerdings eine andere Spur der Beunruhigung. Handgroße Tatzen haben sich in den Sand gedrückt, sie sind ziemlich frisch und es dürfte sich kaum um die Katzen-Exemplare handeln, die so manch einer von uns zuhause hält. Bobcat? Puma? Egal, - alleine die Vorstellung, dass weder wir noch er oder vielleicht auch sie nicht mehr ausweichen können, ist nicht angenehm.
Das war aber nicht der Grund, warum wir hier den Rückweg angetreten haben. Schließlich sind wir schon fast 5,5 Meilen und länger als drei Stunden unterwegs. Nach gut sechseinhalb Stunden sind wir zurück am Auto. Es war ein schöner Slot, aber der Anlauf dorthin ist doch recht weit.
Das Abendessen im Boulder Mesa Restaurant war ok. Dabei haben wir ein neues State Law von Utah erfahren. Ich bekomme erst eine neue Flasche Bier, wenn ich die alte ausgetrunken habe. Das finden wir Bayern ganz besonders lustig!
Sonntag
Es ist bereits 8.30 Uhr, als wir nach Escalante aufbrechen. Wir nehmen aber 5 Meilen davor die Hole in the Rock Road; lange waren wir jetzt nicht mehr hier. Und als wir Richtung Harris Wash abbiegen wundern wir uns, wie gut doch so eine Dirtroad an der HITRR sein kann. Das haben wir ganz anders in Erinnerung. Nach knapp 8 Meilen parken wir unser Auto, da so ein Drainage-Rohr zusammengebrochen ist und ein kleiner Absatz die Mietwagenweiterfahrt als zu gefährlich erscheinen lässt.
Der Schild des Red Breaks Vulkan ist bereits von weitem sichtbar. Aber wir quälen uns noch über die sandige Straße und auch der Anlauf zum Felsen hätte eher Schnee- denn Wanderschuhe gebraucht. Eine Wohltat, als wir den harten Untergrund erreichen. Dafür geht es jetzt schweißtreibend bergauf.
Der Volcano, ein Aschenbecher des Teufels, nur, dass die Asche rot ist, ist toll. Ein Riesenloch, in der Mitte ein großer Felsblock, der ehemalige Lavadome, und rund herum roter Sand. Als ich die ersten Fotos von dem Teil gesehen habe, dachte ich, es wäre Wasser. Dort, wo wir an den Kraterrand gespült wurden, sehen wir auf der anderen Seite die Moki Steps. Das Seil wäre im Rucksack, aber um auf die andere Seite zu kommen, bedarf es offensichtlich ein weiträumiges Umgehen des Kraters. Nö!
Also erkunden wir mal diese Lokation. Nicht weit sind sogenannte Pipes, die aus einem gelblichen Felsen ragen. Sieht aus wie bei den Mokis. Eigentlich wollte ich andere Fotos machen, als die, die man vom Volcano im Web so sieht, aber das senkrechte Gefälle macht mir nicht gerade Mut. Also robbe ich auf dem Bauch zur Kante und halte den Foto darüber. Na ja, nicht so prickelnd.
Auf dem Rückweg überfliegt uns ein Adler dermaßen nah, dass das Pfeifen der Schwingen in der Luft deutlich hörbar wird. Das Teil wird von der Nähe dermaßen groß, unglaublich! Aber, anstatt dass uns der Adler angreift, kommen die Bremsen, und das obwohl kein Wasser in der Nähe scheint. Sie haben es mit dem Leben bezahlt, - das kommt davon!
Über den Bryce Canyon zur US 89. Ich sage immer, die Straße des Glücks, denn links und rechts davon gibt es dermaßen tolle Sachen zu entdecken. Und dann quälen wir uns durch den Zion. Von Jahr zu Jahr kommen mehr Leute und den Höhepunkt erleben wir am Visitor Center. Wir müssen unsere Subway Permits abholen, aber zunächst gibt es Probleme, einen Parkplatz zu finden. Der Parkplatz, der wohl mehrere Fußballfelder groß ist, ist proppenvoll. Menschenmassen im Center und selbst vor dem Hiker-Schalter eine Schlange. Dann noch die unsinnigen Fragen der Leute vor uns. Mensch, das ist alles im Internet nachzulesen. Nach einer halben Stunde haben wir es dann geschafft und nach dem üblichen Klatteradatsch und gefühlten 1000 Unterschriften, sagt die gute Frau: Passt auf, die Subway ist dermaßen voll Wasser, wie sie das schon lange nicht mehr erlebt hätte. Und außerdem wird das Wetter morgen nicht so gut. Na toll, wir machen diese Lokation das zweite Mal, was ja eigentlich nicht so unsere Art ist, da beim ersten Trip in 2006 der Wasserstand sehr hoch war. Wir werden morgen entscheiden, ob wir uns das unter diesen Voraussetzungen antun.
Eine sehr positive Überraschung: Das Desert Pearl Inn. Wir haben es uns beim letzten Besuch ausgesucht, da es von außen einen sehr guten Eindruck machte. Und auch das Zimmer ist sehr schön und hat einen großen Balkon zum Virgin River. Sehr positiv war auch unser Essenslokal, das Parallel 88 in der Driftwood Lodge. Wir waren zu früh und hatten dann gleich mal eine nette und lustige Unterhaltung an der Bar. Ein Ehepaar, Wohnsitz Las Vegas, Zweitwohnsitz Springdale. Am Ende haben sie uns nach Las Vegas eingeladen und wir haben eMail-Adressen ausgetauscht. Fritz, let's make a big party, that could be funny! Das Essen war fantastisch!
Montag
Linkes Auge auf, rechtes Auge auf und die Ohren gespitzt! Es könnte der Virgin River sein. Linker Fuß raus, rechter Fuß raus und auf den Balkon. Der Jetstream ist zurück und peitscht die Wolken über Springdale. Die Temperaturen sind im Keller und ich gehe zurück in die Wärme. Lagebericht! Also, wir haben starken Wind, es ist eiskalt und die Wasserstände sind hoch. Regen ist nicht auszuschließen. Und wir haben eine Wanderung, die 8 bis 10 Stunden dauert und nasse Füße garantiert. Eindeutige Parameter für die Entscheidung: Forget it - no subway!
Wir sitzen völlig entspannt im Mean and Bean, das Frühstück ist gut, das Ambiente erinnert eher an eine Studentenkneipe, und planen den Tag. Der Flanigan Arch steht seit Jahren auf der Agenda und ist über Cedar City zu erreichen. Die GPS-Daten haben wir auch dabei, so dass es kein Problem geben dürfte. Also, Schnauze abgeputzt und auf die Interstate gehockt. Und als wir kurz vor Cedar City eine Pause machen, staunen wir nicht schlecht. Die Temperaturen sind ja nahezu eisig geworden und der starke Wind hat sich zum Sturm gewandelt. Springdale liegt auf zirka 3800 Fuß, Cedar City auf rund 5800 Fuß und Cedar Breaks auf rund 10000 Fuß. Und irgendwo dazwischen ist unser Hike zum Flanigan Arch. Das wird lustig. So gondeln wir auf der UT 14 in immer höhere Gefilde. Ein Schild, Totalsperrung der Cedar Breaks Road wegen Schnee, macht wenig Hoffnung. Und als das GPS den Trailhead anzeigt, auch noch eine Baustelle, halten verboten und nicht möglich, da links und rechts der Fahrbahn Betonwände errichtet wurden. Und diese blöde Baustelle hört nicht auf, und als wir schon 4 Meilen vom Startpunkt der Wanderung sind, ist es vorbei.
Wir stoppen am Navajo Lake, es sieht aus wie in Sibirien, der noch ziemlich zugefroren ist. Schnell ein paar Fotos und wieder rein ins Auto. Es versteht sich von selbst, dass die Heizung inzwischen auf Hochtouren läuft. Runter ins Tal, das Wetter hat sich Gott sei Dank beruhigt, und auf der 89er wieder zurück. Irgendwo muss noch eine Wanderung her.
Die orange-gelben Felsen des Bryce Canyons, der ja eigentlich kein Canyon, sondern eine Abbruchkante ist, ziehen sich auch entlang der US 89. Links und rechts der Straße entdeckt man immer wieder die Cliffs, die so toll aus dem dunklen Grün der Wälder herausleuchten. Und seit Jahren bewundern wir just so ein Cliff kurz vor Glendale. Es liegt hinter dem KOA Campingplatz. Und als uns dieses leuchtende Orange jetzt wieder in die Augen sticht, beschließen wir zu versuchen, diesem kleinen Bryce Canyon näher zu kommen. Also rein in den Campingplatz, den Oberaufseher nach einem möglichen Weg gefragt, aber der hatte mal wieder keine Ahnung. Aber die Entscheidung fällt nicht schwer, denn genau gegenüber der Zeltplatzrezeption geht der einzige Weg in die richtige Richtung. Alles andere sind schon wieder Privatstraßen: No Trespassing!
Wir parken am Pool, ja genau, und stiefeln los. Ein namenloser Einschnitt führt auf einem gut sichtbaren Weg nach Norden. Moderat geht es zuerst dahin, aber irgendwann ist kein Trail mehr zu sehen. Jetzt stehen wir praktisch fast noch am Canyongrund, davor die Berge und die orange-gelb-weißen Zinnen stehen dahinter. Ich schiele nach oben und dem Blick folgen die Beine. Querfeldein, wie ist das schön, und zwar auf allen Vieren. Geröll rutscht an uns vorbei, Äste werden weggeknickt, kleine Boulder überwunden. Der Ehrgeiz hat uns gepackt, auch wenn die Waden brennen. Und bald brennen auch die Arme. Ich sag' nur soviel: Das wunderschöne Pflasterfoto am Anfang dieses Berichts wird hier geboren. Es ist sehr schön und einsam hier oben. Nach einer Meile harten Kampfes haben wir einen Viewpoint erreicht, rasten und fotografieren und taufen die orangenen Cliffs 89-Bryce. Oft hat er uns entgegen geleuchtet, meist auf dem Weg nach Page, und endlich sind wir mal hochgestiegen. Nach 1,5 Stunden sind wir zurück in der Zivilisation.
Nachdem wir uns erneut durch die Crowded-Area-Zion gekämpft haben, besuchen wir die neue Location von Fatali. Die Fotos sind immer wieder toll, wie die Preise dafür auch. Den Rest des Nachmittags verbringen wir lesend am Balkon. Der Körper kommt zu seinem Recht.
Das Abendessen im Switchback war ok. Und man wird gefragt, ob man die Service-Charge gleich auf der Rechnung haben will. Das ist eine akzeptable Variante. Die letzten Sonnenstrahlen begleiten uns auf dem Heimweg und sie bringen die rote Bergwelt zum Glühen. Heute wurden unsere Planungen ziemlich über den Haufen geschmissen. Aber das macht gar nichts. So ein ungeplanter Tag hat auch manchmal seine Reize. Und der 89-Bryce war schön und die Wunden des Tages sind morgen nicht mehr der Rede wert.
Dienstag
Sie ist schon beeindruckend, die gigantische Felsenlandschaft des Zion Nationalparks. Bei bestem Wetter quält sich unser Auto hinauf zum Tunnel und immer wenn die WoMos im Tunnel sind, dann heißt es warten. Gelegenheit, die Landschaft weiter zu genießen.
Immer schneller drehen sich die Räder, als wir auf der 89er in Richtung Page donnern. Die Vermilion Cliffs kommen in Sicht und damit wohl eines der schönsten Gebiete im Südwesten. Wir biegen ein in die House Rock Valley Road und das Rattern der Straße lässt sich weder langsam noch im schnellen Tempo abstellen. Tatort Buckskin Gulch Trailhead, - 6 Dollar pro Person und schon sind wir auf den Beinen. Der Eingang zur Gulch ist selbst am späten Vormittag mit leuchtendem Rot am Türrahmen beeindruckend, auch wenn sich der Canyon anschließend wieder weitet. Die Sonne, die immer höher steht, brennt unerbittlich und erzeugt hohe Temperaturen. Aber der farblichen Schönheit tut sie kaum weh. Links weg vom Trail und wir finden uns in einer sehr sandigen Wash wieder. Dort, wo der Wind den Sand hinweht und presst, geht es einigermaßen voran, ohne dass die Wanderschuhe im Sand verschwinden.
Nach zweieinviertel Meilen sind wir mitten in den roten und weißen Brainrocks des Edmaiers Secret. Wir haben es uns nicht so toll vorgestellt. Brainrockfelder findet man in dieser Gegend ja zur Genüge. Aber hier sind sie schon gewaltig und wie gesagt unerwartet schön. Ein paar tote Tiere liegen hier auch faul herum. Ich meine damit nicht Lebewesen, die in den weiten dieser Landschaft das Zeitliche gesegnet haben. Nein, es sind Steingebilde, die aussehen wie eine Raupe, ein Krokodil, eine Laus oder eine Schildkröte. Finnen, die wie das Rückgrat eines versteinerten Dinosauriers sich unvermittelt aus dem Boden erheben. Begeisterung!
Als wir wieder zurück sind, geht es weiter zur Bobbahn. Ja, richtig gelesen! Der inzwischen sehr heiße Südwesten hat nicht nur viel, sondern ganz außergewöhnliche und spektakuläre Dinge zu bieten. Grauer und weißer Fels hat die Herrschaft übernommen. Aus Ketchup wird Mayonnaise. Und dann wird der Stein wie Schnee. Der Nautilus hat sich mit seinen Fangarmen in diesen Fels gebohrt und einen Slot hinterlassen, den wir noch nie gesehen haben. Wie eine Bobbahn geht es hinunter. Schneeweiße Windungen, durchzogen mit hellbraunen und hellgelben (Kufen-)Spuren. Es ist unglaublich, es ist einzigartig, es ist einfach nur toll. Zweimal sind wir runter und rauf und immer wieder fasziniert diese Lokation: The Nautilus!
Der Abschied fällt schwer, aber wir sind hungrig nach mehr und nehmen den Weg kurz vor der Staatsgrenze nach rechts.
Aus einer Teerstraße, die den Namen nicht mehr verdient, wird eine sehr sandige Dirtroad und ganz oben wird sie auch noch ziemlich steil. Aber unser Allrad verrichtet souverän seine Arbeit und dann stehen wir mit dem Auto hoch oben über der US 89. Stud Horse Point: Weiße Hoodoos mit dunklen Kappen in namhafter Größe, bilden den Rahmen für den Blick auf den Lake Powell. Das Wasser hat sich leider seit Jahren zurückgezogen, aber auch so ist die Aussicht phänomenal. Und diese Hoodoos sind es auch. Es ist später Nachmittag und als Abschluss genau das Richtige.
Jetzt freuen wir uns auf eine Dusche, die Bar, etwas zu Essen und auf Christian. Ein netter Abend beschließt einen sehr schönen Tag im einzigartigen Südwesten.
Mittwoch
Warum der Faraway Arch nicht nur zu den Zielen, sondern schon fast zu unseren Sehnsüchten gehört, ist objektiv kaum zu begründen. Gleichwohl gibt es einen Punkt, der dafür spricht und gegebenenfalls der Auslöser sein könnte. Er ist für uns nicht zu erwandern, da er von allen vier Seiten von fast senkrechten Klippen umgeben ist. Und ist es nicht oft so, dass es gerade das ist, was man nicht haben kann, was einen fasziniert?
Lieber Christian,
herzlichen Dank für Dein spontanes Angebot, uns zum Faraway Arch zu fliegen. Aber nachdem Spontanität nicht zu unseren Stärken zählt, wie Du ja gemerkt hast, und wir Dir auch nicht spontan "auf die Socken gehen" wollten, lass' es uns im Auge behalten und die nächsten Jahre realisieren. Wir haben weiter einen Traum, aber wir zählen weiter auf Dich und Deinen Vogel!
Und so machen wir uns bei herrlichstem Wetter auf den Weg, denn es ist noch nicht vorbei: Hiking Southwest! Der Sitting Lizard Arch liegt links neben der 98er und dort muss er auch bleiben. Mehrere Anfahrversuche scheitern, denn das Teil ist von den Indianern abgeschottet, d.h. jede Zufahrtsstraße ist verriegelt. Werdet glücklich!
Aber 27 Meilen weiter sieht das schon ganz anders aus. Wir fahren im Indianergebiet solange bis uns Steinstufen stoppen.
Immer weiter die Dirtroad entlang, durchstreifen wir das Land der Navajo. Schön ist es hier. Die Aussicht ist gigantisch und so vergehen die Meilen nur so im Flug. Aus dem Sandgewusel wird am Ende ein Hike über eine Felskuppe. Von dort oben wirkt der Toenleshushe Canyon noch klein. Aber je näher wir kommen, desto mächtiger wird diese Schlucht. Knapp drei Meilen sind vergangen und wir stehen fast ehrfurchtsvoll vor dem Eggshell Arch. Es ist unbeschreiblich, wie dieser große Steinbogen diese gewaltige Tiefe überspannt. Der Wind pfeift von unten wie durch einen Kamin. Die Fotos, die wir kennen, geben kaum wieder, welch ein gigantisches Gebilde dieser Arch ist. Top!
Kurz nach dem Abbiegen von der 160er auf die Indian Road 6731 entdecken wir auf der rechten Seite unseren eigenen Blue Canyon. Fast zaghaft entschlüpfen hier toll geformte und gezeichnete Formationen die Badlands. Rot und weiß, wobei das Weiß einen bläulichen Stich hat, stehen sie da. Leider sind die Tuba Blues umgeben von Müll, aber das wollen wir nicht weiter erörtern.
Wie mit Schleifpapier bearbeitet, erinnern sie an Holzwerkstücke moderner Möbeldesigner. Schiffe, die ihre Segel gehisst haben und in die Weltmeere hinaus ziehen oder einfach nur Stühle, die geeignet wären, uns älteren Menschen die ein oder andere Stunde Schlaf zu gönnen. Die Tuba Blues muss man sehen, wenn man auf dem Weg ist.
Auf dem Weg und nur ein paar Meter weiter passieren wir eine Brücke, die nicht besonders vertrauenerweckend ist. Aber sie hat uns ausgehalten, so dass wir unbeschadet am Trailhead zum Tuba Arch ankommen. Das Auto parkt neben der Straße, die ist breit genug. Von weitem donnern die Maschinen der Sewage Deposal Ponds. Wir sind in der Moenkopi Wash, die noch so viele tolle Ziele bereit hält. Und wir marschieren nur 0,3 Meilen einen Seitencanyon hinein und sind am Tuba Arch. Gebrechlich sieht er aus, der Bursche. Das wird wohl nicht mehr lange gut gehen. Aber am Boden hat er sich zumindest geschützt, denn diese ekligen Stachelsträucher, längst abgestorben und Spielball des Windes, liegen überall. Aber sie können uns nicht aufhalten! Ringsrum sprießen die Zipfelmützen nur so aus dem Lehm heraus. In ein paar Jahren kommen wir zurück.
Der Wald brennt, als wir kurz vor den Toren von Flagstaff sind. Hubschrauber kreisen und versuchen den Kampf zu gewinnen. Es wird noch länger rauchen, aber zumindest hier haben sie die Brände unter Kontrolle. Unser Hotelzimmer hat (auch) einen Raucherbalkon und dabei entdecke ich gleich gegenüber ein nettes Lokal (1899 Bar & Grill). Bier und Wein, das schmeckt fein, Wein und Bier, das rat' ich Dir! Das Abendessen war sehr gut.
Donnerstag
Wir sind nicht nur nach Flagstaff
"ausgewandert", weil wir ein bisschen Zivilisation wollten. Nein, bisher war uns kein vernünftiges Hotel in Tuba City bekannt. Aber es gibt jetzt offensichtlich eines, das nicht nur von außen ganz ok aussieht, sondern auch im Netz gute Kritiken erntet. Egal, wir sind auf alle Fälle wieder da, fahren bis kurz vor die Elefantenfüße, was die kennt Ihr nicht, und rechts ab Richtung Blue Canyon. Blöde Entscheidung, denn die Straße von Süden wäre viel besser gewesen. Und so rattert es unaufhörlich und keine Geschwindigkeit der Welt kann die Vibrationen eliminieren. Nach 16,5 Meilen auf dieser Elendspiste sind wir an der Zwergenarmee, die mit ihren roten Zipfelmützen aussieht, wie die Invasion bei Herr der Ringe, Teil schießmichtot!
Vorbei an den fünf Padres, die inzwischen weniger geworden sind, weiter die Dirtroad nach Osten. Immer tiefer kommen wir in die Moenkopi Wash und irgendwann versperrt ein Seitenarm den Weg. Aber wir sind eh weiter gekommen, als wir dachten.
Pillars of Hercules, also die Steinsäulen des Giganten, die sind unser Ziel. Was wir kannten war ein Hinweis in der topographischen Karte, sonst nichts. Also marschieren wir querfeldein runter in den Seitenarm, dann wieder rauf und zwischen Sträuchern weiter und immer weiter. Ein kleines Problemchen steht an. Der GPS-Punkt ist genau auf der anderen Seite der Hauptwash. Und wer die kennt, der weiß, dass es hier rund drei bis fünf Meter abwärts bzw. aufwärts geht und zwar in der Regel fast senkrecht. Wir suchen nach einem Abstieg und finden ihn auch. Gut, das bisschen Sand in den Schuhen, wen stört 's. Und drüben wieder rauf, was noch ekelhafter war. One step up and two steps down. Natürlich nicht immer, sonst würden wir ja rückwärts gehen. Aber schön war das nicht. Auf alle Fälle kommen wir oben an und da steht tatsächlich eine fette Steinsäule. Die ist aber eher belanglos, ich will jetzt nicht das Wort hässlich in den Mund nehmen, und eigentlich ist es nicht vorstellbar, dass etwas in der Karte eingezeichnet ist und so trivial aussieht. Wir erkunden dann noch einen Seitencanyon, aber so ein richtiger Tatort ist und wird das nicht.
Enttäuscht kehren wir zurück. Und als wir am Auto sind, entdecken wir gegenüber, also leider wieder auf der anderen Seite der Hauptwash, die Brüder und Schwestern der Wahweap Hoodoos, auch bekannt als die White Ghosts. Problem, dort wo man runter kommt, versperren die ekligen Stachelsträucher den Weg. Mit etwas hüpfen kommen wir dann hinter den Teilen raus und zurück wird es schon irgendwie gehen. Wir queren das Flussbett und kämpfen uns durch Buschwerk, um einen Aufstieg zu finden. Es hat etwas gedauert, aber dann sind wir hochgekrabbelt. Und nun stehen wir vor diesen hohen Steinsäulen. Es sind drei große und der schönste Hoodoo ist so glatt geschliffen, dass man fast meint, es ist der Hals von Nessie. Loch Ness kennt ihr doch, oder? Wir haben die Pillars of Hercules tatsächlich noch gefunden. Und dem Kartografen wünsche ich Blasen an den Füßen. Fazit: Diese Hoodoos sind toll und wir danken Hercules, dass er sie hier deponiert hat.
Ein kurzer Spaziergang durch die Historic Town von Flagstaff bringt nichts besonderes zu Tage, außer die Lumberyard Brewery. Essen war typisch, aber gut! Das Weißbier war ... bäh!
Freitag
My famous last words
Are laying around in tatters
Sounding absurd
Whatever I try
But I love you
And that's all that really matters
If this is good bye
If this is good bye
Mark Knopfler und Emmylou Harris haben hier natürlich nicht die Natur des Südwestens besungen, aber heute ist der Tag, um Good Bye zu sagen. Einen kleinen, aber schönen Hike haben wir zwar noch, aber erst am Sonntag. Als Erstes machen wir unser Auto hübsch. Die University Carwash ist teuer, aber wir wollen doch adrett in Las Vegas erscheinen. Endlich Stadt, endlich Leben. Wir freuen uns sehr!
Als die Geschichte der Route 66 in den 1920er Jahren begann, war sie die einzigartige Verbindung zwischen dem Osten und dem Westen der USA. Heute hat sie die Interstate 40 fast platt gemacht. Die Hinweisschilder auf die Historic Route sind wohl noch das Interessanteste, was es in dem Zusammenhang zu sehen gibt. Die kläglichen Versuche, den Mythos weiter aufrecht zu erhalten, bestaunen wir gerade in Seligman. Horden von Bussen karren die Touristen an den Ort und einige altgediente Harleyfahrer verstehen sich als geschichtliches Beiwerk. Sorry, ich finde, es mutet fast lächerlich an. Aber es ist in Ordnung, wenn sich ein paar Geschäftsleute mit Nepp ein paar Dollar verdienen wollen. Wir haben auch was gekauft.
Die Wüste wartet und der glühend heiße Planet brennt unerbittlich auf das ausgedörrte Land. Aus Wiesen und Wäldern werden in kürzesten Abständen Sand, Steine und ausgetrocknete Seen. Die Täler und ehemaligen Wasserlöcher hat der Wind mit Sand zugeschüttet und zu vollkommen flachen Ebenen geformt. Sandteufel ziehen als Minitornados durch die Luft. Ja, so kündigt sich Las Vegas an. Wir rasten am Trailhead zum Liberty Bell Arch. Erst vor zwei Jahren haben wir die tolle Wanderung gemacht und der White Rock Trailhead war damals noch eine Steinebene. Heute, nachdem die US 93 im Zuge der Brücke über den Hoover Dam renoviert ist, ist er ein geteerter Parkplatz, der den Dingern vor dem Walmart in keinster Weise nachsteht. Hinweistafel und Schilder verraten dem Interessierten, wohin er wandern kann und was es zu sehen gibt.
Wir schnaufen die Treppe zur Brücke über den Hoover Dam hoch. Hunderte von Gleichgesinnten begleiten uns. Nun liegt die Talsperre weit unter uns. Ein toller Blick auf den Lake Mead, die Berge und den Damm. Der Wind pfeift stark und hörbar herauf, die Autos donnern zwei Meter neben dem Fußweg in Richtung Las Vegas. Und das werden wir jetzt auch tun. Zwar war noch eine Wanderung in den Goldstrike Canyon eingeplant, aber wir brauchen jetzt diese Stadt und sind auf das neue Cosmopolitan gespannt. Vor allen Dingen, ob unsere Bemühungen, einen Blick auf die Seite des Comer Sees (Bellagio) zu ergattern, Erfolg hatten.
Nomaden wandern mit ihren Kamelen tagelang durch die Wüste und unten im Tal sehen sie die grüne Oase, die das lebensrettende Wasser hat, das sie so notwenig brauchen. So ist es, das Gefühl, wenn man auf die Stadt zufährt. Zwar ist Las Vegas alles andere als grün, aber für das Feeling reicht es allemal. 2010 hat das Cosmopolitan, nachdem die Deutsche Bank nachgeholfen hat, endlich seine Pforten geöffnet und das neue City Center nähert sich seiner Fertigstellung. Und als wir unsere geräumige Suite betreten wird eines klar. Die Entscheidung, die guten Eröffnungsangebote zu nutzen, war richtig. Ein riesiger Balkon, etwas, was es in Las Vegas noch nie gab, Blick auf die Fountains des Bellagios, einfach nur toll. Als wir die Balkontüre öffnen und der warme Wüstenwind ins Zimmer schleicht, sind wir einfach nur begeistert.
Das erste Bier an der Vesper Bar, gutes Essen im Spago und dann dröhnt die Musik der Wasserspiele auf unseren Balkon. Nach über vier Wochen purer Natur haben wir uns das verdient.
Samstag
Hiking Las Vegas: Durch die Hotels, die Geschäfte und die Bars. Relaxen am Pool unter (künstlichen) Palmen, ein Buch lesend, welch ein Gegensatz. Und abends waren wir im Golden Nugget am alten Strip im Charthouse. Das Essen war fantastisch.
Und als wir spät abends wieder auf unserem Balkon sitzen, dringt die Hektik des Las Vegas Strips, Hupen, Gegröle, Polizeisirenen, zu uns herauf. Jedoch immer wenn sich die Wasserspiele in Bewegung setzen, ist es nur noch wie im Konzertsaal, - erste Reihe versteht sich.
Sonntag
Der DJ am Pool nervt! Wir haben genug und ziehen uns auf den Balkon zurück. Die Hikerklamotten stehen bereit, denn heute wollen wir im Valley of Fire noch zwei Wanderungen machen. Durchaus motiviert machen wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg. Windy Windows, nein, kein neues Betriebssystem von Microsoft, sondern ein Arch. Die elende Dirtroad ist fast 8 Meilen lang, wir sind eine dreiviertel Stunde unterwegs. Und der Trail war leider nicht viel besser. Aber schön ist es hier, auch wenn die Farben der Felsen die uns eingekreist haben, nicht so intensiv sind, wie die Hauptattraktionen im Feuertal. Just, als unsere Füße die Trägheit von Las Vegas abgeschüttelt haben, ist der Weg durch ein enges Tal versperrt. Gigantische Felsbrocken stellen sich in den Weg. Es wäre mühsam und zeitraubend geworden. Um unser nächstes Ziel, die Fire Wave, noch rechzeitig vor Sonnenuntergang zu erreichen, brechen wir die Wanderung ab. Unser toller Mitsubishi bringt uns wohlbehalten zurück auf die Straße und ins Valley of Fire.
Die Zahlstation hatte schon geschlossen, - und wir haben natürlich nicht das passende Kleingeld dabei. Es versteht sich von selbst, dass wir mehr bezahlt haben.
Als die Sonne sich immer weiter dem Horizont nähert, beginnt das Feuer im Tal. Glühend rote Felsen leuchten uns entgegen und als wir im Gebiet der Rainbow Vista ankommen, wird aus dem Rot ein Lila, ein Gelb und ein Weiß. Es ist schon eine außergewöhnliche Lokation hier und es steht den Coyotes Buttes oder der White Pocket nicht nach.
Durch einen kleinen, sandigen Slot geht es nur 15 Minuten zur Wave. Ein versöhnlicher Abschluss. Wir sitzen in der Welle und die rot-weißen Streifen, die sich wie ausgedrückte Zahnpasta zur Krone der Welle bündeln, sind einfach nur toll. Langsam frisst der Schatten die Rainbow Wave auf. Wir genießen die Stille der Natur, nur kurz "stört" ein Holländer, und diesen krassen Gegensatz zum hektischen Las Vegas. Die Golden Hour nimmt sein Ende und wir nehmen unseren Hut.
Nein, wir wollen niemanden kennenlernen, aber der Ober im Mastro's Oceanclub meint unbedingt, dass wir wissen müssen, dass am Nachbartisch Münchner angekommen sind. Der Hammer ist, wir haben die Leute gekannt. Das Essen war nicht gut und wie schon letztes Jahr viel zu viel.
Montag
Obwohl wir durch die Hotels gegangen sind, dort, wo die Klimaanlagen ein angenehmes Ambiente erzeugen, sind wir durchgeschwitzt, als wir in der Fashion Mall ankommen. Und der Rückweg, vollbepackt mit Tüten, war nicht minder heiß. Die Mexikaner schnalzen mit Ihren Zetteln und Zeitschriften den Strip entlang. Von allen Seiten ertönt ein "Icecold water, one Dollar!" und wir sind froh, als wir unser Hotel erreichen.
Das Abendessen im Carnevino im Palazzo war überteuert und eine Frechheit. Die Beilagen haben extra Preise und selbst die Soße hat gesondert gekostet. Die Nachspeise, eine Pina Colada an der La Siena Bar im Venetian, war dann schon besser. Und dass am Ende des Tages noch eine Strawberry Margharita von Fat Tuesday her musste war klar, nachdem so viele USA-Freunde von dem Teil schwärmten.
Dienstag
Das Premium Outlet am Charleston Boulevard gehört für uns die letzten Jahre zum Pflichtprogramm. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass im Parkhaus, 3. Stock, rechts neben der Aufzugstür ein riesiger Abfalleimer steht. Der Eimer ist es nicht, der vielleicht neugierig macht, aber dessen Inhalt. Meine Wanderschuhe werden den Rückweg nach Deutschland nicht mehr antreten. Gibt es eine passendere Stelle, um ihnen den Todesstoß zu versetzen?
Pokern an einer der vielen Bars macht Spaß, man kann nicht viel verlieren, bekommt umsonst seine Drinks und wir sind 40 Dollar im Plus. Leider reicht das für das Abendessen im Alize on the Top nicht aus. Hier oben im Palms gibt es zum guten Essen auch einen fantastischen Ausblick auf die Stadt. Und erst zur Nachtzeit wird deutlich, wie weitläufig Las Vegas inzwischen ist. Nur die Berge begrenzen die rasante Ausdehnung und im Hintergrund thront die größte Straßenlaterne der Stadt kugelrund: Der Mond!
Die letzte Fountainshow beendet nicht nur das Programm des Bellagios. Nein, auch unser Urlaub neigt sich dem Ende, denn morgen geht es zurück nach Los Angeles. LAX is waiting!
Mittwoch
Guten Morgen Las Vegas!
Nachdem wir in Paris die letzten Eier, vielleicht auch die ein oder andere Träne verdrückt haben, geht das Packen ganz flott. Wir müssen Gott sei Dank nicht auf das Gewicht unserer Koffer achten, denn wir haben uns mit Meilen einen Rückflug in der Business verdient.
Seit die Lufthansa vor Jahren die Flüge auf den Abend verlegt hat, steht der letzte Urlaubstag voll zur Verfügung. Theoretisch zumindest, denn ein großes Powwow ist nicht mehr drin, denn man muss auschecken und wo sollte man sich z.B. nach einer Wanderung, duschen. Eine Aufbruchsstimmung ist auch nicht so leicht herzustellen, so dass man irgendwo abhängt, ohne eine große Freude zu haben. Deshalb sind wir vor Jahren schon zum Flugplatz angereist. Es war einmal von Palm Springs nach LAX, aber das waren nur 120 Meilen, also viel zu kurz. Letztes Jahr hat es auch noch geregnet und wir sind rund um die Bay gefahren. War auch nicht so der Hit. Also haben wir für heuer entschieden, von Las Vegas nach Los Angeles zu fahren. Immer vorausgesetzt, dass nichts passiert, ist das eine gute Entfernung.
Um 10.30 Uhr setzen wir uns auf die Interstate 15, genießen die Reise und die Landschaft. Erst auf der Interstate 10 standen wir im Stau, aber es ist kein zeitliches Problem zu erkennen. Bei Nebel erreichen wir Venice Beach, schenken dem Parkwächter unsere Kühlbox und marschieren durch die Gasse der Verrückten. Venice Beach ist inzwischen unserer Ansicht nach nur noch heruntergekommen. Die Hälfte der Leute sind dermaßen krass auf Drogen und die Läden total versifft. Medizinisches Marijuana, ich lach' mich tot, wird alle 5 Meter angeboten. Das muss nur nicht sein, sondern wir finden es einfach furchtbar.
Als wir dann gegen 16.30 Uhr bei Hertz eintrudeln, werden wir gleich von einem Mitarbeiter abgefangen. Er fragt, ob wir zum Flughafen müssen. Ja klar! Und dann fährt er uns mit unserem Mitsubishi direkt vor das Terminal. Toller Service. Bin wohl zum HON Circle geworden, oder wie? Das wäre schön, aber nicht bezahlbar. Wir vertreiben uns die restliche Zeit in der Business-Lounge und kaufen noch ein paar Dinge ein. Um 21.35 Uhr ist Take Off! Das Abendessen haben wir noch mitbekommen, dann gab es eine Schlaftablette und über England sind wir wieder aufgewacht. Business ist schon toll, aber bezahlen würden wir es nie.
Awesome, das Lieblingswort der Amerikaner der letzten Jahre, ist sicher angebracht, wenn man diesen Urlaub mit einem Wort umschreiben müsste. Optimal wäre es gewesen, wenn Denver New York oder Chicago wäre, denn eine schöne Pause in der Mitte hat gefehlt. Ansonsten haben wir viel gesehen und viel erlebt. Es war wie immer eine Reise wert und wir kommen wieder, versprochen!