USA Reisen
USA Travel
Oregon Trail [2010]
Reisestationen
Ziel | Nächte | Meilen | km | Zeit | Hotel | Stars |
San Francisco | 2 | Grand Hyatt | **** | |||
Las Vegas | 3 | 566 | 911 | Bellagio | ***** | |
Moab | 3 | 462 | 743 | Best Western Canyonlands Inn | *** | |
Monticello | 2 | 54 | 87 | Best Western Wayside Motor Inn | ** | |
Salt Lake City | 2 | 289 | 465 | The Peery Hotel | **** | |
Twin Falls | 1 | 229 | 368 | Best Western Twin Falls | ** | |
Prineville | 1 | 304 | 489 | Best Western Prineville Inn | ** | |
Hood River | 2 | 203 | 327 | Best Western Hood River Inn | ** | |
Seattle | 2 | 320 | 515 | Sheraton Seattle Hotel | *** | |
Vancouver | 3 | 141 | 227 | Shangri-La Hotel | ***** | |
Victoria | 2 | 68 | 109 | Coast Victoria Habourside Hotel & Marina | *** | |
Astoria | 1 | 235 | 378 | Holiday Inn Express Hotel & Suites | *** | |
Reno | 1 | 698 | 1.123 | Silver Legacy Resort & Casino | ** | |
Las Vegas | 2 | 543 | 874 | Aria Resort & Casino | **** | |
San Francisco | 3 | 566 | 911 | Hyatt at Fisherman's Wharf | *** | |
30 |
4.678 |
7.527 |
Reiseroute
Reisebericht
Chesler Park und Joint Canyon, eine Landschaft wie im Paradies
Über den Clarno Arch zum Columbia River [Wasserfälle Teil 1]
Wasserfall, Strand, Meer - die Wanderung zu den Alamere Falls
Prolog
[04/2010] Noch immer spuckt der isländische Gletscher-Vulkan Eyjafjallajökull unaufhörlich Rauch und Asche, die gefährliche Qualmwolke stürzt ganz Europa ins Chaos. Und wir sind mitten drin! Nicht, dass uns ein bisschen Ascheregen etwas ausmachen würde. Aber wegen dieser Aschewolke hat unser Verkehrsminister Ramsauer über ganz Deutschland ein Flugverbot verhängt. Der Urlaub stand lange auf der Kippe und als wir uns bereits damit abgefunden haben, dass das nichts mehr wird, entspannte sich die Lage.
Nein, die Aschewolke ist nicht weg, aber endlich haben alle das verbliebene Hirn benutzt und festgestellt, dass es keine Gefahr gibt. Ach ja, die Politik: Wenn ich nicht mehr weiter kann, dann leg' ich mir einen Arbeitskreis an; heute heißt es ja Expertenkommision oder "Runder Tisch". Dann sitzen da 30 Leute, jeder will sich profilieren, und keiner ist Manns genug, um eine Entscheidung zu treffen, geschweige denn Verantwortung zu übernehmen. Ganze vier Tage hat es gedauert, bis objektive und belastbare Daten für eine Entscheidung da waren. Und dann hat sich alles mehr oder weniger in Wohlgefallen aufgelöst. Wie erinnert mich das an BSE, an die Vogel- und auch an die Schweinegrippe.
Es war aber nicht der Vulkan, sondern eine andere Naturgewalt, die unseren diesjährigen USA-Urlaub entscheidend beeinflusste. El Nino heißt das Ding! Und unbestätigten Berichten zufolge hatte das "Christuskind" heuer auch an der Westküste Saison, was ungewohnt kühle Temperaturen auslöste. Am Ende kam dann endloser Regen hinzu; Flucht über drei Bundesstaaten in die Wüste. Dazu aber später mehr.
Jetzt aber los: 30 Tage Natur und wunderschöne Städte. Die Reise führt von San Francisco über Las Vegas in die Canyons bei Moab, quer durch Idaho und Oregon bis Vancouver und dann zurück. 6.262 Meilen durch Wüsten, Berge und Wälder, vorbei an "angemalten" Hügeln und gigantischen Wasserfällen. 2.743 Fotos dokumentieren Highlights südlich und nördlich des Oregon Trails. Viel Spaß!
Sonntag
München erwacht bei herrlichem Flugwetter, die Vögel zwitschern, die Aschewolke ist irgendwo und unsere Koffer haben bereits gestern die Reise mit einem Late-Check-in angetreten. Es sind noch 12 sinnlose Stunden bis zum Abflug: "If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair"!
Gegen Mittag wandern wir zur S-Bahn. Die Vorfreude vermischt sich mit dunklen Gedanken an den Flug. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe zunehmend Probleme, diese Tortour zu überstehen.
Bei der Handgepäckkontrolle erzeugt mein Equipment-Rucksack besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur der Foto hat klick zu machen, sondern auch noch einen Drogentest zu überstehen. Aber er war clean; uns haben Sie nicht getestet ;-) Als wir am speziellen USA-Gate, das heuer erstmals wieder geöffnet hat, ankamen, haben wir endlich den Eindruck gemacht, der erwartet wird. Ein freundlicher Mitarbeiter winkt uns ohne weitere Kontrolle durch. Braver Mann!
Mit 20 Minuten Verspätung dockt der Airbus 340-600 ab. Endlich geht es los; wir freuen uns heuer ganz besonders auf diesen Urlaub. Das Essen an Bord der Lufthansa-Maschine war ausnahmsweise gut. Es geht ja auch nicht darum, dass man Hunger hat. Vielmehr ist das Essen eine willkommene Abwechslung, um die Zeit totzuschlagen. Nur die letzten drei Stunden sind immer wieder eine Qual, für mich zumindest. Ich kann nicht mehr sitzen und wandere herum. Glückliche Zeitgenossen sind in der Lage zu schlafen. Das wär ja schön, aber in der Holzklasse bringe ich kein Auge zu. Aber irgendwann war es dann doch vorbei. 11 Stunden und 30 Minuten, es ist 19 Uhr Ortszeit, willkommen in San Francisco!
Die Immigration geht recht zügig, aber dann warten wir halt auf unsere Koffer. Es war auch die Vorfreude auf eine Zigarette, die das Tempo zum Ausgang bestimmte. Aber leider ist ein weiterer Boxenstopp angesagt. Die Damen und Herren der us-amerikanischen, respektive kalifornischen Agriculture-Control wollen unbedingt unsere Koffer durchleuchten. Die meinen wohl, dass jeder Bayer einen Schweinebraten einführen will, oder wie?
Ford Flex, noch nie gehört und noch nie gesehen. Hertz hat uns dieses luxuriöse Teil verpasst. Eine Choice-Line gibt es nicht. Dieser Karren hat wirklich alles, was man nicht braucht. Den Komfort werden wir aber zu schätzen lernen. Aber hässlich ist das Teil. Kommt ja fast wie ein Sarg daher.
Kurz vor der Einfahrt zur Interstate haben wir inzwischen einen kleinen Standplatz. Wir nehmen das GPS in Betrieb und parallel wird der Nikotinsucht gefrönt. Um 21 Uhr sind wir endlich im Hotel, 26. Stock mit Blick auf die Pyramide. Aber diesen Blick werden wir nicht lange genießen. Dem Wunsch nach einer guten Nacht füge ich an, dass unser Auto sich auch schlafen gelegt hat. Das "Zimmer" kostet 49 USD plus Tax. Jetzt aber leise und so lange wie möglich schlafen.
Montag
3 Uhr, der Tag beginnt naturgemäß ja immer sehr früh, - wir machen uns den ersten Kaffee und fahren um 5.30 Uhr los zum Sonnenaufgang an die Golden Gate. Es ist 6 Uhr, als wir am Hügel der "Tausend Blicke" an der Alexander Ave. stehen. Die Stadt liegt im Nebel und die Sonne kommt kaum voran. Es sieht fast gespenstisch aus. Die Wolkenkratzer, allen voran die Transamerica Pyramid, sind von oben mit der grauen Brühe zugedeckt und ein riesiges Containerschiff bahnt sich seinen Weg durch das Golden Gate, vorbei an Alcatraz, und hält auf den Hafen zu. Langsam füllt sich der Tag mit Leben und jede Minute ist kostbar.
Wir fahren weiter zum Point Bonita. Bereits am Parkplatz werden wir von der heimischen Tierwelt, ein paar Hirschkühe frühstücken gerade, empfangen. Dass sich die Viecher nur langsam aus dem Staub machen zeigt, dass sie Menschen gewöhnt sind und diese Lokation sehr touristisch ist. Aber um diese Zeit sind wir natürlich alleine. Wir wandern los und stehen nach ein paar hundert Metern vor einem Tunnel, der mit einer Tür versperrt ist. Es geht nicht weiter. Zu intensiv waren wohl die Blicke auf die Stadt und die Natur, denn ansonsten hätten wir das Schild bemerkt, das die Öffnungszeiten nennt. Nur drei Tage in der Woche und erst ab Mittag können die drei Steinbögen im Meer besucht werden. Tja, auch selten erlebt, dass der Zugang zur Natur reguliert ist. Hilft nichts, es geht weiter. Aber wir kommen zurück.
Die Highway No. 1 windet sich in endlosen Kurven am Meer entlang. Zur Ruhe kommt sie erst, als wir die Ortschaft Stinson Beach erreichen. Und nicht weit davon entfernt endet eine Nebenstraße am Palomarin Trailhead. Wir steigen zum Meer hinunter und wandern die Küste nach Norden bis eine Felsnase den Weg versperrt. Nach 1,6 Kilometern die zweite Enttäuschung; keiner der beiden hier vermuteten Sea-Arche, The Temple und das Keyhole, sind zu sehen. Aber man soll ja immer die positiven Dinge erkennen und so war es auch schön, am Meer entlang zu wandern. Das hat unsereins schließlich auch nicht alle Tage. Nach einer Stunde und 40 Minuten sind wir zurück am Auto und haben unser nächstes Ziel im Auge.
Auf dem Weg weiter die Küste entlang nach Norden kommt die Ortschaft Inverness. Nachdem das Frühstück ausgefallen ist, knurrt der Magen und ein kleines Burgerlein wandert den Schlund hinunter, um dieses Knurren zu beenden. Gut gefüllt geht es weiter und der dritte Versuch, ein Ziel zu erreichen, wird gestartet. Wir wandern über eine wunderschöne Wildblumenwiese und bemerken die drohende Gefahr von links. Hirschkühe, respektive deren Köpfe, tauchen hinter einem Hügel auf. Die Augen sind auf uns fixiert und als sie die Neugierde offensichtlich nicht mehr bremsen können und ihre mächtigen Körper aus dem Gras erheben um uns zu folgen, wird unser Wandertempo erhöht. Nicht, dass wir es mit der Angst bekommen hätten, aber unheimlich war die Situation schon. Gott sei Dank haben sie inzwischen bemerkt, dass es bei uns außer GPS-Geräten und Rucksäcken nichts zu holen gibt und sie legen sich wieder hin. Waffenstillstand! Wir erreichen die Klippen und unten peitscht das Meer gegen den Strand. Endlich sehen wir den ersten Arch, der wie ein Elefant im Wasser seinen Blick über die linke Schulter Richtung Küste richtet. Über dem Elephant Rock und über unseren Köpfen kreisen die Truthahngeier und hinter der Kuppe lauern nach wie vor die anderen Viecher. Es ist kaum auszumachen, wer nun wen beobachtet: Wir den Arch, der Elefant uns oder die Hirsche uns alle.
Wir starten den zweiten Versuch, um zum Point Bonita zu kommen. Und dieses Mal klappt es auch. Es wird klar, warum es Öffnungszeiten gibt. Eine Brücke, die zum äußersten Zipfel führt, ist wohl sehr baufällig. Zwei Ranger regeln den Fußgängerverkehr, - es dürfen jeweils nur zwei Leute rüber. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es ist, wenn hier die Hauptsaison anbricht. Vermutlich kann man einige Zigarettenpausen machen, bevor man rüber zum Leuchtturm und zum Point Bonita Arch kommt. Hier, wo das Golden Gate seinen Anfang nimmt, thront der inzwischen altersschwache Leuchtturm und der Steinbogen ragt weit unten ins Meer hinaus. Immer hörbar, sorgt das Nebelhorn mit seinen unverwechselbaren Lauten für die notwendige Stimmung. Schlecht ist das nicht. Erst auf dem Rückweg entdecken wir zwei weitere Sea-Arche: Dome- und Bonsai Arch. Einen Ranger danach gefragt, zuckt der nur mit den Schultern. Warum tue ich mir das immer wieder an. Die Burschen und Mädels wissen nichts, aber rein Garnichts, und es ist schon fast wieder lustig, wie die Abzeichen tragenden Offiziellen mit Ahnungslosigkeit über ihr Land, das sie ja täglich verwalten, gesegnet sind.
Wir werden langsam müde und es geht zurück zum Hotel, um sogleich wieder Fahrt für eine kleine Shopping-Tour aufzunehmen. Und dann gehen wir, wie letztes Jahr, in die Bar des Grand Hyatt im 36. Stock. Wie haben wir uns auf diesen Augenblick gefreut, und es war noch ein Tisch am Fenster frei, einfach traumhaft. Der Blick von hier oben auf die Stadt ist unbezahlbar, die Rechnung (fast) auch!
Dienstag
Viele von Euch werden sagen, die haben einen Vogel. Und ich kann es verstehen! Wenn man aber so oft wie wir schon vor Ort ist, dann werden die Ziele, die man nicht gesehen hat, rarer. So ergeben sich manche Fahrtage, die ein USA-Novize nicht akzeptieren würde. Im Übrigen ist so ein Autotag schon wesentlich relaxter, als in unserem Lande. Es gibt mehr zu sehen und das Speedlimit sorgt dafür, dass man sich nur über das langsame Tempo, aber nicht über die anderen Verkehrsteilnehmer aufregt. Also gut, heute ist Fahrtag - Las Vegas wir kommen!
Um 5.30 Uhr ist alles bereit. Rechter Fuß, nun gib mal Gas, auch wenn es regnet. Wir verlassen San Francisco über die Bay Bridge und machen es uns auf der Interstate 5 gemütlich. Vorbei an den grünen Hügeln und den sich endlos drehenden Windrädern bei Livermore. In Westley, es kennt kein Mensch, gibt es Frühstück und wir lassen uns die Eier schmecken.
Der Mageninhalt droht sich wieder gen Himmel zu bewegen, als wir am Rindergestank von Coalinga vorbei rauschen. Externe Luftzufuhr abdrehen und auf's Gas. Nützt alles nix, die Gestankpartikel finden Ihren Weg. Wenn man meint, es könnte gegebenenfalls frische Luft geben, dann alle Fenster auf und tief eingeatmet. Klappt vorzüglich! Nicht immer, aber meistens!
Über die CA 58 geht es nach Osten zur 99er und nach der elenden Durchfahrt durch Bakersfield rauf zum Tehachapi Pass. Die Abfahrt führt uns in die Wüste. Mojave, der Ort, in dem mehr Flugzeuge wie Autos parken, ist der Wendepunkt, - das Thermometer nimmt Anlauf nach oben. Als unser Tank nach Flüssigkeit schreit, fällt uns auf, dass es zwei verschiedene Benzinpreise gibt. Einen Bargeld-Preis und einen, natürlich höheren, Kreditkarten-Preis. War das schon letztes Jahr so? Wir können uns auf alle Fälle nicht erinnern, was an uns liegen kann.
Als wir auf der Interstate 15 die Schleife um die Sierra Nevada beenden und nach Norden fahren, rückt die Stadt, ähm, ich meinte das Kuhdorf, Baker in greifbare Nähe. Dieser Ort, der ja kurz vor dem Tal des Todes liegt, ist bekannt für seine Peaks. Hier sind keine Berge gemeint, sondern die Höchsttemperaturen. Heute hat es nur 96 Grad. Vergleichsweise warm, keine Frage, aber für Baker ist die Hürde 40 Grad Celsius immer locker genommen.
Die Staatsgrenze rückt näher. Schon von weitem sind die Casinos zu sehen, die direkt an der Naht zwischen Kalifornien und Nevada stehen. Der Wüstenwind pfeift durch die Achterbahn der Prim-Casinos und als wir in den Kessel einfahren, der Las Vegas beherbergt, wird der Wind zum Sturm. Das Bellagio, unsere Bleibe für die nächsten drei Nächte, hat die Wasserspiele eingestellt und wir bleiben im Casino an der Fontana Bar.
Zeit, sich über das Abendessen Gedanken zu machen und nachdem der Jet-Lag bei uns alten Menschen noch ein paar Tage seine Wirkung zeigen wird, haben wir im Spago reserviert. Das Essen ist gut, der Wein natürlich auch und es geht einem mental inzwischen so, wie wenn man in seiner Stammkneipe sitzt. Der Espresso war furchtbar, - aber diese Erfahrung ist nicht neu. Es wundert nur, dass wir es immer wieder probieren.
Mittwoch
Wir haben verdammt lang geschlafen, es ist schon 5.30 Uhr ;-). Es wird schön langsam. Wir werden heute der Hektik Las Vegas' entfliehen und uns auf eine Wanderung begeben, die wir schon letztes Jahr probiert haben. Es scheiterte bisher an der Baustelle am Hoover Dam, über den, um Terror-Anschläge zu vermeiden, künftig nicht mehr gefahren werden darf. Hoch oben führt dann eine Brücke abseits des zu sichernden Bauwerks die 93er entlang. Problem war und ist, dass der optimale Trailhead für unser Ziel nicht angefahren werden kann, da er kurz nach dieser Brücke ist und die Bauarbeiten den Zugang versperren. Wir hatten schon Bedenken, aber ich habe einen alternativen Zugang gefunden.
Das McDonalds in Boulder City musste für das Frühstück ausreichen. Das war alles andere als schön und gut, aber der Hiker an sich ist ja ein genügsamer Mensch. Gleich gegenüber kauften wir uns im VONS Wasser und Kekse, um für unseren 1. Hike in 2010 gerüstet zu sein.
Ja, der optimale Trailhead war wieder versperrt und so ging es ein kurzes Stück weiter zum White Canyon Trailhead. Der Parkplatz dort war offen, wenngleich unser Sarg - ich meine das gute Ford-Vehikel - einigen Baumaschinen ausweichen musste. Stiefel geschnürt, Rucksack gepackt, GPS in Betrieb genommen und schon geht's los. Unser Ziel ist der Liberty Bell Arch und ein Colorado Overlook. Wir ahnen nicht, dass wir zu einem der schönsten Wanderungen unserer USA-Wander-Laufbahn aufbrechen.
Quer durch die Steinwüste, erst parallel zur 93er zurück auf einer alten Dirt-Road stampfen wir unseren Zielen entgegen. Blumen haben die Felsen und die hohen Temperaturen überwunden und machen diese ansonsten karge und farblose Gegend zur blühenden Wüste. Vorbei an einer vermutlich seit Jahrzehnten aufgegebenen Mine geht es moderat bergauf und bergab. Als wir in ein Tal hinab steigen, eröffnet sich auf der anderen Seite der gewaltige Liberty Bell Arch. Seine Öffnung bildet eine riesige Freiheitsglocke ab. Ein gigantischer und schöner Arch. Obwohl es auf High Noon zugeht, sind die Temperaturen erträglich. Ich schwitze zwar, das liegt aber wohl daran, dass ich mich über loses Geröll nach oben zur Öffnung des Steinbogens gequält habe. Was tut man nicht alles für ein Foto. Rechts am Arch vorbei ist die nahezu fertiggestellte Brücke über den Hoover Dam zu sehen. Gut, dass wir ein Fernglas dabei haben.
Der Weg führt weiter aufwärts, aber es sind nur ein paar hundert Meter, bis wir oben auf einem Gipfel stehen. Schwindlig weit unten fließt der Colorado gemächlich dahin. Keine Blutspuren von den Turbinen des Damms erkennbar! Das Wasser nimmt seinen Weg durch die öden Felsen nach Mexiko, aber es wird das Land nie sehen. Ein toller Kontrast, eine schöne Lokation. Nur 40 Meilen von Las Vegas entfernt eine Ruhe, die seinesgleichen sucht. Und es ist kein anderer Touri in Sicht, - was will man mehr?
Für den Rückweg haben wir uns eine Variante aufgehoben, die am Schluss in und durch den White Rock Canyon führt. Kurz vor dem Parkplatz wird diese Schlucht zum Slot Canyon. Wasser hat die Steinschichten bearbeitet und es geht hin und her wie in einer Achterbahn. Nach insgesamt 3,5 Stunden sind wir wieder zurück am Auto und es geht ab in die Hektik.
Der erste Eindruck vom neuen City Center in Las Vegas ist der Geruch. Es riecht überall gut, man fühlt sich wohl, was ja auch damit bezweckt wird. Es verändert das Gesicht Las Vegas', aber es ist architektonisch absolut gelungen. Durch die schiefen Türme der Veer Tower pfeift der Wind. Und er pfeift wirklich, - fast unerträglich ist das Geräusch. Da wollen wir mal hoffen, dass das ein seltenes Ereignis bleibt und der Architekt keinen Mist gebaut hat. Wir schlendern durch die Hotels (Aria, Vdara und Oriental) und letztendlich landen wir im integrierten Shopping Center, dem Crystal. Da gibt es ein geiles Lokal, den Mastro's Ocean Club, das auf einer Holzkonstruktion mitten über dem Shopping Center schwebt. Wir haben gleich für morgen reserviert, das wollen wir ausprobieren.
Für den Abend haben wir einen Tisch im Alize im Palms Hotel, um die Aussicht auf die Spielerstadt und das Essen zu genießen, es ist alles fantastisch. Äh, - bis auf ... ratet mal.
Donnerstag
Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn man Ende April in Las Vegas zum Aufwärmen ins Casino geht. Heute ist so ein Tag. Da hat sich wohl eine Kaltfront aufgemacht, um uns zu stören. Leider werden wir noch mehr davon hören.
Mit Jacke also sind wir nach dem Frühstück unterwegs und spazieren den Strip entlang. Die Baustelle am Venetian gegenüber dem Campanile steht still. Letztes Jahr das gleiche Bild. Also entweder ist ihnen die Kohle ausgegangen oder sie haben ein statisches Problem. Sehr eigenartig!
Punkt 10 Uhr stehen wir vor dem Premium Outlet Center am Charleston Blvd.. Und natürlich werden wir schnell fündig. Coach-Taschen, kennt außer den Japanern niemand, - doch, ich kenne noch jemanden ;-). Für mich gab es dann Unterhosen, wie nett. Nächste Station Fashion Mall und hier insbesondere die jung erhaltenden Geschäfte Hollister und Abercrombie, dann in das neue Hardrock Cafe am Strip und wir sind fix und fertig. Wandern ist nicht so anstrengend wie einkaufen.
Vor dem Abendessen waren wir noch an der Citybar im Aria Hotel und leider haben wir erneut einen Espresso probiert. Na ja, mit einem Heineken war er schon runter zu kriegen. Das Essen im Masto's war echt gut, aber viel zu viel. Die Beilagen hätten für drei Essen gereicht - blödes Konzept. Der Service ist noch nicht in Schwung. Zum Brotteller war kein Messer da und für den Fisch hatten wir ein Steakmesser. Aber wie gesagt, das Essen war sehr gut. Und wir haben endlich gelernt-keinen Espresso hinterher. Vermutlich wäre er der beste ...
Als Nachtmusik endlich die wieder in Betrieb gegangenen Wasserspiele am Comer See im Bellagio.
Freitag
Die Temperaturen sinken immer weiter und bei St. George liegt frischer Schnee auf den umliegenden Bergen. Als unser Auto in Cedar City nach Futter schreit, stehe ich mit T-Shirt und Flip-Flops an der Tanke und es schneit. 33 Grad Fahrenheit, also fast 0 Grad Celsius. Als wir die Interstate 70 erreichen warnt uns ein Schild: "Icy Road". 32 Grad, das war dann der Tiefpunkt.
Das Tor zu Moab ist die 191er und als wir diese Straße nach Süden donnern, wird es doch wieder wärmer. Blinker rechts gesetzt und auf die erste Dirt-Road in den Mill Canyon. Es ist Wochenende und die roten Felsen von Moab sind umzingelt von Off-Roadern. Der Grill zum Abendessen ist bereit und die Burschen und Mädels hocken vor ihren Zelten.
Wir tauschen nun die Flip-Flops mit den Turnschuhen und wandern los. Nur ein kurzer Hike, nicht der Rede wert, aber es tut gut, sich nach dieser langen Fahrt die Füße zu vertreten. Es ist nicht einmal ein Kilometer und schon stehen wir unter dem Slickenslide Arch. Ganz nett und von hier aus sieht man wunderbar auf die Ebene rund um Green River und rüber zum Arches Nationalpark. Das Wetter macht keinen guten Eindruck und wir hoffen auf Besserung für unsere Wandertage rund um Moab und Monticello.
Die Arbeiten an der 191er und der Brücke über den Colorado kurz vor Moab sind immer noch im Gange und vermutlich war es der Baustelle geschuldet, dass ein Auto einen Radfahrer voll erwischte. Es sah nicht gut aus und das Aufgebot an Rettungs- und Ordnungskräften war furchterregend. Furchterregend war auch, wie voll Moab wieder einmal insbesondere zu den Wochenenden ist.
So, und jetzt ein paar Kalorien im ZAX (Prost Christian!), damit auch wirklich die Kraft für die Hikertage reicht.
Samstag
Strahlend blauer Himmel, aber nur 42 Grad. Gott sei Dank hat unser Auto eine Sitzheizung und so hieven wir unser wohlig warmes Hinterteil zum Trailhead des Pritchett Canyons am Kane Creek Blvd..
Keep on hiking! Eingerahmt von den mächtigen Felswänden bewegen wir uns stetig voran. Diese Off-Road-Strecke ist der Hammer. Absätze, die einen Meter locker erreichen. Teilweise sind Halterungen im Boden versenkt, an denen die Jeeps ihre Seilwinden anbringen können. Der Fels hat die Farbe gewechselt, er ist nur noch schwarz und riecht nach Gummi. Gott sei Dank sind die Motorsportler noch im Bett.
Nach knapp 6 Kilometern Fußmarsch rund um uns nur Steinbögen. Der aus einer schmalen Felsenwand herausgebrochene Window Arch zur Linken, der Slit Arch, der vor uns an der Wand klebt und hoch oben ist der Pritchett Arch zu erkennen. Ein gewaltiger Hoodoo, der von manchen Seiten wie ein Lama aussieht, steht mitten drin. An diesem Punkt haben wir auch die Off-Road-Strecke durch den Pritchett Canyon hinter uns gelassen und es wird unzivilisiert.
Wir wandern in einen Seitencanyon, wo uns ziemlich schnell ein sogenannter Dry Fall den Weg versperrt. Nach links oben führt der Pfad und ein kleiner Absatz zwingt uns, die Hände zu Hilfe zu nehmen. In diesen Situationen denke ich immer auch an den Rückweg, aber die 3 Meter werden wir locker auch nach unten kommen. Keine Lebensgefahr! Kaum haben wir die Köpfe über die Kante gestreckt ist sie schon auszumachen. Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir die Hall Bridge, eine gewaltige und wunderschöne Steinbrücke. Schon allein dafür hat sich der Weg gelohnt. Brotzeit und natürlich klick, klick, klick!
Es geht zurück und inzwischen sind auch die Motorsportler aufgewacht. Durchaus bewundernswert, wie sie Ihre Gefährte nach oben ziehen. Es knarrt und kracht, sicher auch ein sehr kostenintensives Hobby. Die geführten Touren haben auch immer eine Kamera dabei, damit nicht nur der Umsatz gesteigert wird, sondern auch der Teilnehmer seinen Lieben zuhause etwas vorführen kann. Na ja, meines wäre es nicht und die Natur denkt bestimmt genauso.
Der Schweiß fließt, es ist inzwischen sehr warm geworden. Aber was ist das, Tropfen werden zur Wasserspur und das Nass kommt aus dem Rucksack von Monika. Wohl zu scharf an die Felsen gewandert. Auf alle Fälle hat eine Wasserflasche einen Riss und so bekommt auch der Rucksack seine verdiente Kühlung.
Auf halbem Wege zurück geht es nach rechts in einen weiteren der unzähligen Seitencanyons. Eine alte, inzwischen nicht mehr benutzte Dirt-Road führt oberhalb des Creeks moderat, aber stetig bergauf. Wir hätten sie fast übersehen, aber das GPS hat richtig angeschlagen. Wir stehen oberhalb der Troll Bridge. Tja, wie kommen wir jetzt da runter? Die gegenüber liegende Seite sieht einfacher aus und so beschließen wir, die Brücke als Brücke zu benutzen und balancieren darüber. Na ja, so schlimm war das auch wieder nicht, aber ich darf da nicht in die Tiefe schauen und muss mich sehr auf den schmalen Steg konzentrieren. Dann wird es ganz einfach und nach nur ein paar Minuten sind wir am Canyonboden und stehen unter der Troll Bridge. Der Schatten tut gut!
Vielleicht war es der Respekt vor der erneuten Überquerung der Brücke. Auf alle Fälle sind wir dem Canyon weiter im Creek gefolgt. Das brachte aber nichts, denn es wurde zunehmend schmäler und verwinkelter. Wir suchen einen Ausstieg. Mit ein bisschen Kletterei hat es dann auch geklappt und wir treffen wieder auf die Straße.
Dort, wo eine Felsenwand von vorne direkt in den Canyon ragt, sind der Dead End und der Turtle Head Arch. Da noch ein drittes Loch sichtbar wird, haben wir lange gerätselt, was nun einer Schildkröte am ähnlichsten sieht. Das Ergebnis ist nach wie vor ausstehend, was als nebensächlich abzuhaken ist. Es ist genug, also zurück zum Auto.
Wir hätten noch GPS-Daten von vielen weiteren Steinbögen links und rechts des Pritchett Canyons, aber die sind entweder nicht auszumachen oder unerreichbar, da sie hinter gewaltigen Felswänden lauern. Aber wir haben für heute genug gesehen und als wir nach über 16 Kilometern und 7 Stunden zurück am Auto sind, fließt der kühle Iced-Tea nur so durch die Gurgel.
Auf dem Rückweg ins Hotel sind wir noch schnell zum Sunset Grill raufgefahren, die Straße ist immer noch elend, und haben für das Abendessen reserviert. Das Essen war dann gut wie immer, aber inzwischen haben die Wirtsleute den Touris die Höhe des Trinkgeldes aufgezwungen. 15 %, ich nenne es immer Tourist-Fee, sind bereits in die Rechnung eingearbeitet.
Sonntag
Dunkle Wolken umkreisen Moab wie die Geier. Das Thermometer
fällt und fällt und als wir im Arches Nationalpark kurz vor dem Trailhead am Devils Garden sind, fängt es an zu schütten. Wir befürchten das Schlimmste, aber als wir vor Ort parken, sind die Tropfen für's Erste verschwunden. Unbeirrt wandern wir los, immer entlang des Touristenpfades, vorbei an den unzähligen Steinbögen.
Tunnel Arch, Pine Tree Arch, alles wunderbar und wir waren lange nicht mehr hier. Es ist was anderes, im freien Feld nach Steinbögen zu jagen, aber einfacher ist es natürlich, die gut ausgebauten Wege eines Nationalparks zu nutzen. Obwohl man es nicht darf, verlassen wir kurzzeitig den Weg, um den Ledge Arch zu suchen. Sandiger Boden und reichlich vorhandene Alternativen lassen uns diese Suche aber bald abbrechen. Ein Gutes hat's! Wir finden einen tollen neuen Blickwinkel auf einen der größten Arche auf dieser Welt, den Landscape Arch.
Ein etwas mühsamer, jedoch kleiner Aufstieg neben dem inzwischen zusammengebrochenen Wall Arch zum Partition und zum Navajo Arch treibt uns die ersten Schweißperlen ins Gesicht. Es ist wirklich alles sehr sehenswert und das Wetter hält.
Als wir am Black Arch Overlook stehen, kommt sogar kurzzeitig die Sonne hervor. Am Double-O-Arch ist Pause, und dass man hier Ruhe findet, ist eher ausgeschlossen. Aber das werden wir ändern.
Unser Weg führt weiter zum Shadow Box Arch, der etwas abseits des Trails liegt und gar nicht so leicht zu finden ist. Jetzt orientieren wir uns zum Dark Angel, einem riesiger Hoodoo. Dort machen wir nochmal kurze Rast und dann ist es vorbei mit den Touris. Wir schlagen uns weiter nach Norden durch. Hier verirrt sich Gott sei Dank niemand mehr, es gibt keinen Trail. Angenehm! Alles andere als angenehm ist, dass auf halbem Weg zum Ziel die Schneeflocken Richtung Boden schweben. Haben wir es uns nicht immer gewünscht? Weißer Schnee und rote Steine. Aber jetzt doch nicht, - auch egal!
Wir sind bereits 3,5 Stunden für knapp 9 Kilometer unterwegs, als wir am Big Eye Arch sind. Das große Auge blickt in die Weite der Canyonlands und erspäht nur die Natur. Hier ist es wie in einem Versteck für Bankräuber oder Viehdiebe aus den Cowboy- und Indianer-Filmen der 1960er Jahre. Der Schneefall hat nachgelassen und die Pause unter dem Arch und ohne das Geschrei der Amerikaner tut gut.
Auf der Suche nach dem Pistol Arch sind wir verloren. Verloren im Dickicht der Felsenfinnen, verloren abseits des Trails und wir haben enorme Mühe, uns wieder in die touristischen Gefilde des Arches Nationalparks einzusortieren. Aber es gelingt, leider mit ein paar Schrammen und ohne den Pistol Arch gefunden zu haben.
Nach knapp 13 Kilometer sind wir am Privat Arch, einem sehr großen und schönen Steinbogen.
Als wir schon knapp 6 Stunden unterwegs sind, begrüßt uns bei inzwischen strahlendem Sonnenschein das Top Story Window und der Helmet Arch von oben. Der Hidden Arch war so gut versteckt und wir waren nicht mehr so motiviert, so dass wir ihn in seinem Versteck in Ruhe gelassen haben.
Der Trail zurück zum Parkplatz birgt zwei etwas schwierigere Passagen, aber die Landschaft hier ist überwältigend. Teilweise sieht es so aus wie im Chesler Park mit den Schloten und Finnen, dahinter die Mesas und die tiefverschneiten La Sal Mountains. Die letzten Arche auf unserer Runde schaffen wir nicht mehr, denn nach gut 17 Kilometern in 7 Stunden und 19 Minuten sind wir im wahrsten Sinne des Wortes am Ende.
Das war ein toller Tag mit 13 Steinbögen; und den beschließen wir an der Bar der Moab Brewery. Ich sage nur Elephant Hill Hefeweizen ;-)
Montag
Das Frühstück im Pancake House war nicht gut, der Kaffee ungenießbar und der Tag fängt damit nicht so an, wie es sein sollte. Aber das wird sich schlagartig ändern.
Wir verlassen Moab auf der 191er nach Süden bei strahlend blauem Himmel und sind nach 1,5 Stunden am Confluence Overlook Trailhead am Ende der UT 211. Runter in die Tiefe der Canyons im Needles District des Canyonlands Nationalparks orientieren wir uns nach links. Aber erst nach 1,5 Kilometern merken wir, dass wir uns immer mehr von unserer GPS-Route entfernen und kehren um. Als wir zurück beim Ausstieg aus der Wash ankommen, können wir es nicht glauben, dass wir da vorbei gelaufen sind. Ein ganzer Steinhaufen markiert den Trail und es ist unfassbar, dass wir es übersehen konnten. Wir werden alt ;-)
Der Weg geht dann gleich ziemlich steil nach oben und manchmal müssen sogar die Hände herhalten, um nicht abzustürzen. Es klingt dramatischer als es ist, aber gutes Schuhwerk ist hier Pflicht. Der Schweiß fließt bei mir inzwischen in Strömen. Insgesamt ist der Weg aber sehr abwechslungsreich und interessant. Ein paar schwierigere Stellen sind zu meistern, aber grundsätzlich bewegen wir uns in der Ebene zügig voran. Die Panorama-Aussichten von den Hochplateaus sind gigantisch. Rechts die roten Butten und Felsenwände des Island in the Sky, schräg dahinter der Maze District mit seinen eher braunen Felsen mit weißen Kappen und links die Felsnadeln des Needles Districts. Im Rücken treiben uns die verschneiten La Sal Berge unserem Ziel entgegen.
Im letzten Fünftel des Weges treffen wir (leider) auf eine Dirt-Road, der wir folgen müssen. Noch ein letzter Anstieg und wir sind am Ziel. Da stehen wir nun, hoch oben über den Flüssen Colorado und Green River, dessen grünes Wasser auf die braune Brühe des Colorados trifft. Wie Mutter und Kind nehmen sich die Wassermassen in die Arme und zumindest vom Namen her haucht der Colorado dem Green River das Leben aus. Und das, obwohl der Green River eigentlich der größere Fluß ist. Das Leben ist manchmal ungerecht.
Beim Abstieg kommen uns zwei Abercrombie-Typen mit ihren gestylten Mädels entgegen. Eine Frau hatte doch tatsächlich eine Handtasche dabei. Wie das geht wird schnell klar, denn dort, wo die Dirt-Road endet, stehen zwei Jeeps. Hiking by Car, ätzend und doof!
Es ist schön warm, die Luft flimmert sogar ein bisschen und das ist nach dem Schneefall gestern durchaus erstaunlich. Wir genießen auch den Rückweg, wenngleich wir nach fast 19 Kilometern Powerhiking sehr froh sind, als das Auto in Sicht kommt. Das war eine sehr, sehr schöne Wanderung.
Da wir morgen erneut im Needles District marschieren wollen, haben wir uns für zwei Nächte in Monticello einquartiert. Das gebuchte Best Western Wayside Motor Inn ist inzwischen kein Best Western mehr und als wir die Türe zu unserem Zimmer aufsperren wird klar, warum. Es stinkt bestialisch und wir sind sofort wieder abgereist. Das Inn at the Canyons hat ein vernünftiges Zimmer und ist einigermaßen sauber.
Der Hotelbesitzer empfiehlt uns ein Steakhouse mit dem Namen Line Camp, das außerhalb des Ortes und abseits der Straße ziemlich versteckt im Wald liegt. Das Ambiente ist nett, man kommt sich vor wie in einem Saloon in den Cowboyfilmen. Auch das Essen beginnt sehr gut, aber die Hauptspeise war dann nur noch schrecklich.
Dienstag
Es gibt hier eine Kaffeemaschine, zentral aufgestellt, die mit Pads wirklich hervorragenden Kaffee macht. Das Continental Breakfast ist, na ja ...
Der Ford Flex findet den Weg zum Elephant Hill Trailhead sofort und ohne zu zucken. Von Monticello sind es rund 30 Meilen, also über 45 Kilometer, weniger als von Moab. Aber wenn ich das recht überlege, hat sich der Umzug nicht rentiert, zumal das Leben in Moab viel beschwingter als in dem Elendsnest Monticello ist. Das werden wir nicht mehr machen, lieber fahren wir ein bisschen weiter.
Wir montieren von unseren Wanderklamotten die Hosenbeine ab, es ist warm. Der Trail führt in die Canyonlands, runter in eine Wash, die zum Druid Arch führen würde, und dann hinauf zur Hochebene, dem Chesler Park. Nach 1,5 Stunden für gute 4 Kilometer sind wir oben. Es ist einfach herrlich hier. Eingerahmt von Felswänden die meist satt-grüne Wiese, nur unterbrochen von einer Felsformation, die wirklich mitten in der Ebene steht. Diese werden wir nun umrunden.
Bereits am Anfang scheint die Sonne den Chesler Park Arch in den Rücken. Die Strahlen bahnen sich ihren Weg durch den Steinbogen und leuchten die Szenerie aus. Das Panorama ist wunderschön, man kann sich gar nicht satt sehen an den Naturschönheiten rundherum. Zwei winzige Punkte, wir, hiken durch das Paradies, das uns momentan alleine gehört. Und als links ein Einschnitt kommt, der den Zaun von Felswänden um den Park durchbricht, wird es Zeit für eine kleine Pause. Die Blicke wandern hinüber, hinweg über die Felsnadeln, zu den La Sal Mountains. Es ist fast unbeschreiblich!
Auf unserem Weg zum Joint Canyon treffen wir zwei weitere Arche: Still Together und Strong Together. Links und rechts des Weges blühen die Sträucher und Blumen und weisen uns den Weg zum Slot. Es geht hinunter in die Spalte, die kalt und dunkel auf uns wartet. Sandiger Boden führt durch diesen Slot, dessen ungefähr 10 Meter hohe Wände zu Beginn absolut glatt sind. Das lässt vermuten, dass nicht Wasser, sondern Erdbewegungen die Ursache für diesen herrlichen Canyon war. Durch diese Spalte geht es in eine Höhle, die nach rechts verzweigt und hier haben sich die Hiker verewigt. Steinmännchen über Steinmännchen haben die gebaut und der schwach ausgeleuchtete Tunnel erzeugt ein Gefühl, wie wenn man in einem Märchenland spaziert.
Der Wahnsinn ist überall und es war uns erst ein absolutes Rätsel, als ein junger Bursche ein riesiges Teil, verpackt in Plastiksäcke, durch den Joint Canyon trägt. Aber dann hat er es ausgepackt und aufgestellt. For sale steht drauf. Es blieb ein Rätsel, was er verkaufen wollte. Zumindest hat er offensichtlich was verloren, nämlich seinen Verstand. Unglaublich!
Als wir wieder ins gleißende Sonnenlicht eintauchen, führt der Weg durch die Felsen zurück zur Hochebene. Bergauf und bergab geht es letztendlich moderat hinunter, bis wir auf eine Dirt-Road treffen. Und da steht auch schon ein Jeep. Unter einem Baum sitzt der betagte Besitzer und macht Brotzeit. Auch eine Variante.
Das letzte Drittel unseres Rundweges wird steinig, es geht teilweise steil bergauf und wir treffen doch tatsächlich zwei Pärchen, die gestern am Confluence auch schon gewandert sind. Als wir vor dem Abstieg noch eine kleine Pause einlegen, sitzen wir hoch oben an einer Felskante und der Blick schweift über Mushrom-Rocks, der Bayer würde Schwammerl dazu sagen, deren Kappen so nahe zusammen sind, das man, so meine Einschätzung, von Schwammerl zu Schwammerl hüpfen könnte.
Nach knapp 16,5 Kilometer, für die wir fast 7 Stunden gebraucht haben, haben wir es geschafft. Es war manchmal etwas anstrengend, aber unheimlich toll. Zurück sind wir die Draw Road über die Berge nach Monticello gefahren, - eine schöne und abwechslungsreiche Strecke.
Das Abendessen bekommen wir heute im R + F Restaurant, einer typischen Burgerbude mitten in Monticello. Caesars und Burger waren sehr gut, Alkohol wurde keiner ausgeschenkt. Wir haben trotzdem gut geschlafen.
Mittwoch
Kurz vor 8 Uhr, - wir sind reisefertig! Ab heute geht es nach Norden, immer dem Oregon Trail entgegen. Die nächste Station ist Salt Lake City, aber so einfach wollen wir es uns nicht machen. Es wartet ein Frühstück und zwei schöne Steinbögen auf uns und unsere Wanderschuhe.
Nachdem wir im Moab Diner fantastisch gefrühstückt haben, pfeift unser Auto vorbei an den sich sammelnden Off-Roadern die 191er bis zur Interstate 70. Bereits nach wenigen Meilen würde der Abzweig nach Salt Lake sein, aber es geht für uns weiter auf dieser Autobahn, die nach Green River sehr, sehr einsam wird. 100 Meilen kein Service, aber das kennen wir, so dass der Ford randgefüllt mit Sprit ist. Nach über 200 Meilen setzen wir den Blinker rechts und es geht durch Salinas immer die 89er nach Norden. Nach dem Ort Ephraim, ja, die Gegend wird immer mormonischer, biegen wir in die Prärie ab: Vorbei an Truthahn-Farmen im Zick-Zack-Kurs bis zum Maple Canyon.
Die Wanderung führt entlang von Felsformationen, die aus zusammengeklebten Steinen in Faustgröße besteht. Bereits jetzt wird klar, dass ein Felsbogen in dieser Gegend etwas Besonderes ist, zumal er vermutlich nicht lange existieren wird. Sukzessive kommen wir dem GPS-Zielsignal näher. Da dieses Datum aber nicht mit abschließender Sicherheit gewählt werden konnte, steigt die Spannung. Wir stampfen teilweise durch Schnee und plötzlich schlägt der Richtungsanzeiger nach links aus. Aber durch den dichten Wald ist nichts zu erkennen. Zudem geht es hier steil nach oben, was aber schon passt, wenn wir die Höhenlinien auf der topographischen Karte deuten.
Also lockere ich meine Muskeln und quäle mich gen Himmel. Monika bewundert meine Kondition und ich lass' mir einfach nichts anmerken, dass ich schon fast am Ende bin. Aber ihr wisst ja, wenn es um Arche geht, dann wird alles gegeben. Ich treffe auf einen Trail, der von hinten her auf meine Wanderlinie trifft. Ich habe also praktisch einen Short-Cut gefunden, - juhu! Ob er zum Ziel führt, ist dann wieder eine ganz andere Frage. Schnauf, schnauf, - Monika folgt. Der Weg wird immer steiler, aber plötzlich schimmert der Maple Canyon Arch durch die Bäume. Von hinten strahlt die Sonne durch den Steinbogen und was an Licht durchgelassen wird, endet im Wald. Wir durchsteigen den Arch und an der angrenzenden Felsenwand liegt noch rund 30 Zentimeter Schnee. Auch gut, werden wenigstens die Wanderschuhe wieder sauber.
Bevor es zurück geht, genießen wir den außergewöhnlichen Steinbogen. Er sieht aus, als ob er Warzen hätte und auf ihm wächst ein Baum. Das Teil hat außerdem schon Moos angesetzt, aber wie gesagt ist es eher wahrscheinlich, dass er sein Leben nicht mehr lange genießen kann.
Nach weit über 300 Meilen biegen wir in die Diamond Fork ein. Das Gebiet ist echt wunderschön, es sieht aus wie in Sedona. Und als wir den Diamond Fork Arch erreichen, hat das Gestein zusätzlich noch weiße Linien. Wer den Hope Arch kennt, der weiß, wovon ich schreibe.
Jetzt aber auf kürzestem Wege nach Salt Lake City ins Peery Hotel, das im alten Stil mit Himmelbett auf uns wartet. Den Abend beschließen wir im Market Street Grill. Fisch und Wein waren sehr lecker.
Donnerstag
Heute früh hat es nur 38 Grad, es ist saukalt und wir flüchten gleich mal ins Hotel Monaco, übrigens sehr einladend, zum Frühstück. Sogar der Kaffee war gut!
Wir schlendern - eigentlich ist das ein falsches Wort, denn schlendern können wir gar nicht - durch die Straßen von Salt Lake City, dessen Stadtbild keine außergewöhnlichen Attraktionen zu bieten hat. Eine von zwei Ausnahmen bildet das Capitol, denn Salt Lake ist ja die Hauptstadt von Utah. Dieses Bauwerk ist beeindruckend, aber vor allen Dingen ist es innen schön warm. Wir besichtigen den Plenarsaal und ein wirklich schönes Zimmer, in dem Trauungen durchgeführt werden.
Weiter geht es zu den freundlichen Mormonen am Temple Square. Lauter nette Gutmenschen, die uns jederzeit herzlich willkommen heißen. In den sogenannten Tabernacle trauen wir uns dieses Mal nicht, denn bei unserem letzten Besuch wären wir fast nicht mehr hinaus gekommen, als zum Gottesdienst die Türen verschlossen wurden. Der Square hat schöne Gebäude, tolle Blumen und wie gesagt, anständige und freundliche Zeitgenossen. Es war ganz nett!
Als wir zum alten Bahnhof der Union Pacific Railroad kommen, verbirgt sich dahinter ein großes Einkaufszentrum (Gateway Shopping Center). Zuerst haben wir uns im Starbucks wieder aufgewärmt und sind dann durch die Passagen. Natürlich mussten wir noch ein bisschen einkaufen, aber entscheidend neue Ware haben wir nicht entdeckt.
Auf dem Rückweg zum Hotel wird unsere Stadtrunde geschlossen und es wurde allerhöchste Zeit, denn es beginnt zu schneien. Wir beschließen, dem Great Salt Lake einen Besuch abzustatten. Als wir zuerst an der Marina landen ist festzustellen, dass es nicht ganz so penetrant stinkt, als beim letzten Besuch. Die Stimmung auf dem See ist allerdings toll und die Grenze zwischen Salzstrand und Salzsee ist aufgrund des Wellenganges gut auszumachen. Nach unten links umrunden wir den südlichen Teil, um direkt ans Wasser zu kommen und landen wirklich im Innenhof einer Magnesium-Titanium-Fabrik. Das war's, 129 Meilen für ... die Katz. Na ja, so schlimm war es auch wieder nicht.
Joe, der sehr aufmerksame Page, empfiehlt uns die Sugarhouse BBQ Company, verschweigt uns aber, dass diese Bretterbude weit außerhalb des Zentrums liegt. Taxi! So wurde das Essen natürlich teurer, aber die Rippen waren es wert. Es bleibt das Fazit, dass ein ganzer Tag SLC nicht sein muss, ein Nachmittag hätte gereicht.
Freitag
Wir verlassen Salt Lake City über die Interstate 15. Nach 70 Meilen liegt rechts Elwood Town. Man muss es nicht kennen und es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum wir gerade hier nach einem Frühstückslokal gesucht haben. Wir haben es gefunden, den JC's Country Diner, eine Bretterbude neben der Landstraße. Die Hiesigen waren schon da, aber ein Plätzchen war für uns noch frei. Nett und familiär ist es hier und das Frühstück kann mit so manchem 4-Sterne-Bunker mithalten. Locker!
Der Magen ist voll, wir sind inzwischen auf der Interstate 84, das Land wird weit, die Zivilisation ist nicht mehr auszumachen und die Einsamkeit kündigt den Bauernstaat Idaho an. Wir biegen auf die noch einsamere Highway 30 ab und irgendwann nach 146 Meilen und mehreren Bauernhofdurchfahrten, sind wir an einem der ausgewiesenen Campingplätze der City of Rocks.
Trails sind noch keine auszumachen und wir folgen querfeldein unserem GPS, das uns zu einer Arch-Parade führt. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Der schönste ist der Window Rock, aber auch die anderen Löcher, Piano Leg Arch, Boulder Arch und viele mehr, können sich sehen lassen. Dieser Anfangserfolg macht uns Lust auf mehr und wir steigen zu einem Bach hinunter. Nicht freiwillig, nein. Aber das ist wohl die Richtung, die wir einschlagen müssen; sagt die Technik zumindest. Dreck an den Füßen und Händen, aber das Schuhwerk und die Hosen werden nur äußerlich nass. So steil wie es bergab ging, so steil geht es auch schon wieder nach oben. Ob wir hier richtig sind? Die Frage ist aber bald beantwortet, da sehr schnell ein sichtbarer und ausgebauter Trail das Vorankommen erleichtert. Wir steigen weiter auf, kommen an einer gigantischen Felsenwand an, der wir seitwärts folgen. Das GPS versagt, die Wand schützt die Satelliten, aber die Richtung stimmt. Ziemlich oben ist die Wand durchbrochen und es öffnet sich praktisch ein Tor, um erneut abzusteigen. Das was wir finden wollten haben wir nicht gefunden, aber die Stadt der Steine ist so reich an Steinbögen, dass wir andere Arche entdecken. Der Miss Piggy Arch hat doch tatsächlich einen Schweinsfuß mitten in seiner Öffnung. Und der Slot Arch, der uns begegnet, als wir schon wieder fast am Auto sind, ist eine enge Höhle, die in zwei Richtungen geöffnet ist. Übergewicht ist hier ein Problem, mit Rucksack bin ich nicht in das Teil gekommen. Aber der Foto war natürlich dabei. Nach knapp 2,5 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung und es ist schade, dass wir nicht mehr Zeit haben. Es gäbe noch vieles zu sehen und tolle Wanderungen sind in diesem Gebiet garantiert.
Unser Auto fährt zwischen grasbewachsenen Bergen wieder der Interstate 84 entgegen. Es geht weiter nach Nordosten und nach 261 Meilen sind wir in Twin Falls. Olivia, so hieß die Freundin von Popeye und die unfreundliche Rezeptionistin des Best Western. So eine ...
Unsere nächsten Ziele sind Wasserfälle. Es ist nicht weit zu den Perrine Coulee Falls, aber es braucht den Mut, sich verbotener Weise in eine Tornante (zu Deutsch: Kehre) zu stellen. Genau in dieser Kurve kann man bis unter die Fälle gehen. Voraussetzung ist, dass es einem nichts ausmacht, nass zu werden. Ein toller, hoher Wasserfall.
Wir fahren weiter zu den Niagarafällen des Westens, den Shoshone Falls. Schön, zugegeben etwas kleiner als die Originale, aber wirklich, wirklich schön. Und das Beste ist, wir haben dort einen Arch entdeckt. Ist das nicht eine perfekte Überleitung, sozusagen von den Steinbögen zu den Wasserfällen. Die Sonne strahlt die gigantischen Wassermassen, die sich über verschiedene Stufen und Verzweigungen nach unten quälen an. Für diese Attraktion sind auch wenige Leute vor Ort, was uns nur Recht sein soll.
Einen haben wir noch. Den Fall, der der Stadt den Namen gegeben hat. Wir sind an den Twin Falls und einigermaßen enttäuscht. Einen der Zwillinge haben sie in Turbinen gezwungen. Er kommt nicht mehr an die Öffentlichkeit. Na ja, - Energie muss sein! Wir suchen noch die Pillar Falls, aber offensichtlich gibt es keinen Zugang mehr. Zumindest keinen, den ein Nicht-Insider finden würde. Was soll's, nach 10 Stunden reicht es uns sowieso. Wir gehen zu Chillis, das Essen war gut.
Samstag
In Idaho gibt es wirklich nur Rindviecher, Wiesen und Berge. Obwohl, es muss auch viele Kartoffeln geben, denn das Nummernschild proklamiert seine "Famous Potatoes". Ob die an McDonalds liefern?
Kurz vor Oregon zeigt das Thermometer 60° Fahrenheit, juhu! Mit so wenig sind wir schon zufrieden in diesem Urlaub. Und das, obwohl wir direkt neben der Autobahn Sanddünen entdecken. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es sich um die berühmten Sanddünen von Weiser handelt. Noch nie gehört? Macht nichts, wir auch nicht. Interessant ist, dass die Zeitzone nicht mit der Grenze zwischen Idaho und Oregon übereinstimmt. Wir sind schon zirka 30 Meilen in Oregon unterwegs, als wir die Pacific-Time-Zone erreichen. Der Tag wird eine Stunde länger.
Nach 270 Kilometer erreichen wir Baker. Dieses nette Städtchen wollten wir uns eigentlich ansehen, aber die Temperaturen fallen erneut in den Keller und es regnet. Also nur schnell einen Kaffee und weiter geht es. Die Oregon 7 South ist als Scenic Byway gekennzeichnet und führt wirklich durch schöne Landschaften, und durch die Berge und Wälder Oregons. Auf dieser einsamen Straße entdecken wir dann doch tatsächlich einen Arch, von dem keiner weiß wie er heißt. Aber ein Name ist schnell gefunden und wir taufen ihn Fallen Rock Arch. Die Kollegen von der Natural Arch and Bridge Society mögen mir verzeihen, denn die sehen es nicht gerne, wenn man eigene Namen vergibt. Aber ruhig Freunde, ich werde nachfragen und wenn er schon einen hat, einen Name meine ich, dann wird der natürlich verwendet.
Als wir auf die US 26 einbiegen und unseren Weg weiter nach Westen fortsetzen, beginnt es zu schneien. Es kann also nur noch besser werden. Und so ist es Gott sei Dank dann auch. Wir erreichen nach 429 Meilen die Painted Hills im John Day Fossil Beds National Monument. Das Durchhalten hat sich gelohnt, es ist einfach herrlich hier und die Sonne scheint. Die Hügel strahlen in grün-gelben und roten Farben und je weiter sich die Sonne dem Horizont nähert, desto intensiver leuchten diese Badlands. Red Hill, Painted Cove, - die Namen zeigen schon, um was es hier geht. Einzigartig! Wir halten uns zwei Stunden hier auf, obwohl das Gebiet überschaubar, d.h. nicht sehr weitläufig ist. Alle Perspektiven sind mit dem Auto zu erreichen, was zwar sehr angenehm ist, aber auch große Nachteile hat. Da steht halt so ein Zeitgenosse mit geschlitzten Augen, hört Musik in seinem Auto, ohne sich die Natur zu betrachten. Das ist seine Sache, keine Frage. Aber er lässt den Motor laufen und denkt sich nicht einmal was dabei. An einem anderen Parkplatz ein Amerikaner, der einen neuen Z4 hat. Er verlässt das Fahrzeug, lässt den Schlüssel stecken, geht mit seiner Freundin auf einen Hügel und fotografiert den BMW. Der Motor läuft. Man hätte einsteigen und wegfahren sollen, denn die Sehenswürdigkeit, die Painted Cove, hat er sich nicht angesehen, der Depp! Barack, es gibt noch viel zu tun. Aber dieser Park hat sich trotzdem gelohnt.
Nach 11 Stunden und knapp 500 Meilen checken wir im Best Western Prineville ein. Gleich neben dem Hotel ist das Restaurant Apple Peddler, das Essen war nicht gut. Das war ein langer, anstrengender und erlebnisreicher Tag mit tollen Höhepunkten am Ende. Die Painted Hills waren bisher das, zumindest ein Highlight des Urlaubs.
Sonntag
Blauer Himmel, kalt und Frühstück mit Gutschein des BW im Aplle Peddler. Auf der 26er West passieren wir Madras und bald kommt der Mount Hood in Sicht. Ein gewaltiger Berg, aber er muss noch warten. Wir sind wieder im Nirwana, nur grüne Hügel und Blumenwiesen. Einsam, aber schön. Nach 73 Meilen überqueren wir bei Clarno den gar nicht so kleinen John Day River und dann sind wir auch schon da. Die Clarno Unit des National Monuments hat einen Steinbogen, der ebenfalls nach dem Dorf Clarno benamst ist. Nur 10 Minuten wandern, allerdings geht es ziemlich bergauf, und wir stehen unter dem Arch, der eigentlich ein Durchbruch einer ausgeschwemmten Felsenwand ist. Diese Felsen in der Clarno Unit sind sehr schön, sie tauchen auf einmal auf, nachdem man nur durch und über grasbewachsene Hügel fährt. Es war ganz nett hier.
Nach 108 Meilen sind wir wieder auf der 97er und hier steht am Wegrand ein Mount Identifier. Bedrohlich stehen sie hinter den zarten Hügellandschaften und endlich erfahren wir die Namen der riesigen Berge, die sich wie eine Perlenschnur vor uns aufreihen. Es sind die Cascade Ranges mit
- Broker Top, 9.152 Feet
- Three Sisters, 10.004 Feet
- Mount Washington, 7.802 Feet
- Three Finger Jack, 7.841 Feet
- Mount. Jefferson 10.445 Feet
- Mount Hood, 11.240 Feet
- Mount Adams, 12.307 Feet
10.000 Fuß sind immerhin über 3.000 Meter. Schon gigantisch! Später kommt auch noch der Mount St. Helens, der Unglücksberg, in Sicht. Nach 174 Meilen erreichen wir den mächtigen Columbia River, der auch die Staatsgrenze zu Washington ist. Wir werden die Wasserfälle am südlichen Ufer erkunden. Und nachdem es sehr viel zu sehen gibt, werden wir heute gleich damit anfangen.
Also, die Wanderschuhe geschnürt und schon geht es ab in den Eagle Creek. Hier ist ganz schön was los, aber das ist auch kein Wunder, denn heute ist Sonntag und es ist Muttertag. Glückwunsch Mamas, aber warum seid ihr nicht beim Essen?
Es geht am Wasser entlang, durch einen Zauberwald, dessen bemooste Bäume, durch die das Sonnenlicht einfällt, die Szenerie mystisch erscheinen lassen. Eine tolle Stimmung. Teilweise ist der Wald jedoch abgerutscht und der Blick nach unten zum Creek wird frei. Schwindelerregende Höhen. Und als links am Berg das Wasser aus einer sogenannten Weaping Wall austritt, wird man lieber nass, als sich der Gefahr auszusetzen, die 50 Meter nach unten im freien Fall zu riskieren.
Die ersten Fälle sind die Metlako Falls, nach zirka 50 Minuten sind wir da. Schade, dass man nicht sehr nahe an die Fälle kommt, dafür aber an die Lower Punchbowl Falls, die wir nach einer Stunde erreichen. Eher gemächlich stürzt hier das Wasser dem Columbia River entgegen. Noch besser sind aber die Upper Falls. Durch einen engen Felsenkanal beschleunigt das Wasser und ergießt sich in einen Pool, der eigentlich zum Baden einladen würde. Aber das lassen wir mal bleiben, denn das Wasser ist bestimmt sehr kalt. Nach knapp drei Stunden sind wir wieder am Auto. Es hat immer noch über 70 Grad und wir fragen uns, warum wir so weit nach Norden fahren müssen, um einigermaßen Temperaturen zu bekommen. Aber nicht lästern, es ist herrlichstes Wanderwetter und für heute ist es genug.
Das Best Western in Hood River ist ansprechend, die Hotelbar ist noch besser und der Riverside Grill hat zumindest eine schöne Aussicht auf den gigantischen Columbia Fluß. Das Essen war ok.
Montag
Heute ist schlechtes Wetter angesagt, aber Regen passt zu unserem Vorhaben, die Wasserfälle weiter zu erkunden. Nach dem kostenlosen, respektive im Zimmerpreis enthaltenen, guten Frühstück fahren wir auf der Interstate 84 zum Tanner Creek. Es regnet nicht mehr!
Bereits nach ein paar hundert Metern kommen links die Munra Falls aus dem Berg. Es pritschelt ganz schön und der Holzsteg, der über das Wasser führt und gleichzeitig als Aussichtspunkt dient, ist sehr nahe am Wasserfall. Es regnet also wieder, aber nicht von oben, sondern von der Seite. Nach knapp einer halben Stunde sind wir dann an den Wahclella Falls. Wieso haben die eigentlich so komische Namen. Das kann sich doch kein Mensch merken! Diese Fälle sind ganz toll und bestehen aus zwei Stufen. Das Wasser fällt aus dem Berg, macht eine 90-Grad-Wendung nach rechts, um sich erneut in einen Pool hinabzustürzen. Die Umgebung ist schön. Mit Moos bewachsene Bäume, Farne ohne Ende, ein Grün in allen Varianten, die die Farbpalette zu bieten hat. Mitten drin das weiße, schäumende Wasser. Selbst auf den Felsen üppige Vegetation. Und wir sind ganz alleine in dieser verzaubernden Gegend. Nach dem Menschenauflauf von gestern tut das besonders gut.
Es geht weiter in den McCord Creek. Hier führt der Trail nicht an einem Fluss entlang, sondern fast an der Interstate. Wir kommen zu einer Gabelung und entscheiden uns, zuerst zu den Elowah Falls zu gehen. Überall aus den Seiten plätschert das Wasser, die Farne gedeihen hier wie Unkraut. Bereits nach gut 20 Minuten haben wir die Fälle erreicht und die Gischt peitscht uns ins Gesicht. Wie an der Schnur gezogen fällt das Wasser Richtung Boden, um dort mit lautem Getöse aufzutreffen und gemächlich seinen Weg zum Columbia River fortzusetzen.
Als wir zurück bei der Gabelung sind, geht es hoch hinauf. Als wir sozusagen mitten in der Wand stehen, werden die Bäume rarer und der Blick auf die Interstate, den Columbia River, wie er so gemächlich nach Westen fließt, ist fantastisch. Dahinter liegt die Bergwelt von Washington. Wir erreichen die McCord Wasserfälle nach gut einer Stunde. Die Natur hat sie in zwei Teile geteilt, die durchaus ansehnlich breit zu Boden stürzen. Es ist super hier, unbeschreiblich.
Die nächsten Fälle erreichen wir über die Historic Route 30, eine schöne, gut erhaltene alte Straße. Wir kommen zu den Horsetail Falls, die praktisch direkt neben dem Parkplatz ins Tal donnern. Der Name ist Programm, von der Seite sieht es wirklich aus, wie ein sich im Wind auffächerndes Hinterteil eines Pferdes. Hier sind inzwischen ein paar Menschen unterwegs, aber als wir den Trail in Angriff nehmen, wird es ruhiger. Knapp 20 Minuten sind wir unterwegs, als der kleinere Bruder, die Pony Tail Falls, auftaucht. Ganz fantastisch ist, dass wir hinter den Wasserfall kommen. Ein riesiger Alkoven, ausgehöhlt vom Wasser, macht es möglich. Der Weg führt direkt hinter dem tosenden Wasserfall vorbei. Nicht schlecht!
Eigentlich sollte hier dieser Hike enden, aber als wir bei eine kleinen Pause die Karte studieren, entdeckt Monika weiter oben einen Hinweis auf zwei weitere Wasserfälle; die Oneonta und Triple Falls liegen am Weg. Und so wird unser Marsch ein ziemlich langer. Die Oneonta Fälle münden in einer engen Schlucht, das sieht toll aus. Aber die Triple Falls, und hier sind wir uns einig, sind dann mit Abstand die schönsten Wasserfälle unserer Tour. Und die Umgebung hier, die inzwischen sogar von der Sonne angestrahlt wird, ist einfach fantastisch und unschlagbar. Diese Wälder sehen fast unwirklich aus und wenn der Planet durch die Wipfel schein, dann strahlt das Grün noch viel intensiver. Als wir wieder am Auto sind, beenden wir nach knapp 2,5 Stunden unseren heute längsten Hike.
Wir fahren die 30er weiter und die führt uns zu den gigantischen Multnomah Falls. Ein Wahnsinn, wie hoch die sind. Wir gehen einen kurzen Trail, um noch näher an das Ungetüm heran zu kommen. Eine Brücke führt über die Schlucht und man steht fast ehrfurchtsvoll vor diesem Giganten. Nachdem hier der Weg auch mit Flip-Flops zu bewältigen ist, ist natürlich sehr viel los. Am Fuße der Wasserfälle steht ein Restaurant, die Touris müssen sich stärken, damit die Wampe nicht kleiner wird.
Es ist noch nicht zu Ende. Auch die Wahkeena Fälle sind nach einem kurzen Weg erreicht und zu guter Letzt kommen wir zu den Latourell Falls. Sie fallen über einen sehr hohen Absatz in die Tiefe. Eine neue Farbe kommt ins Spiel; die Felswand ist mit gelbem Moos geschmückt.
Einer schöner als der andere möchte man sagen und mit dem Wetter hatten wir auch Glück, denn erst auf dem Rückweg zum Hotel beginnt es wieder zu regnen. Wir verlassen die Interstate einen Exit früher und entdecken, dass die Altstadt von Hood River ganz nett ist. Ein toller Tag geht mit dem Abendessen an der Bar zu Ende. Das Rauschen unzähliger Wasserfälle begleitet uns in die Nacht.
Dienstag
Die Sonne scheint, aber es ist frisch. Nach einem guten Frühstück verlassen wir Hood River und wir haben das erste Mal freie Sicht auf den Mount Hood. Der Columbia River ist heute alles andere als ein ruhiger, gemächlicher Fluß. Die Regenfälle der letzten Tage haben dafür gesorgt, dass die Wassermassen noch mehr geworden sind und der Wind peitscht die Wellen gegen die Fließrichtung. In den Bergen von Washington hängt immer noch das schlechte Wetter, das sieht nicht gut aus für unser Ziel, den Mount St. Helens.
Dort, wo früher ein gewaltiger Steinbogen, die Bridge of the Gods, in den Columbia ragte, verlassen wir Oregon, queren den Fluss und fahren in die unendlichen Bergwälder von Washington ein. Entsprechend sind die Straßen. Endlose Kurven, Moos auf der Fahrbahn und nennenswerte Höhenunterschiede sorgen dafür, dass es nur langsam voran geht. Irgendwann führt uns das GPS in den Curly Creek. Oben am Trailhead markiert ein mit Moos umschlungenes Klo-Häuschen den Start für unseren nächsten Hike. Es geht aber nur ein paar Meter zum Canyon, auf dessen gegenüberliegende Seite die Curly Creek Falls ins Tal stürzen. Permanente Wasserkraft hat eine Steinbrücke geformt, den Curly Creek Arch, der ja eigentlich eine Bridge ist. Das Nass ist derzeit daran, einen zweiten Steinbogen zu bilden. Ich quäle mich etwas den rutschigen Abhang hinunter, um noch bessere Perspektiven für ein Foto zu bekommen. Jetzt sind die Schuhe wenigstens wieder dreckig.
Auf unserem Weg zum Mount St. Helens kommen wir auf eine Gebirgsstraße, die eine Abkürzung sein sollte, aber bereits nach wenigen Meilen ist Schluss mit lustig. Wir stehen mit 4 Rädern im Schnee. Vor uns versperrt ein Räumfahrzeug den Weg, an ein Weiterkommen ist nicht zu denken. Mist! Alles zurück, um den Umweg über die Interstate 5 zu nehmen. Erst nach 160 Meilen Fahrt geht es hinauf, wir wollen zum Johnston Ridge Conservatorium, um den Berg, über den wir schon 1997 mit dem Hubschrauber geflogen sind, anzusehen.
Am 18. Mai 1980 begannen die Seismographen der University of Washington verrückt zu spielen. Man registrierte ein Erdbeben der Stärke 5,1 auf der Richterskala. Was vor Ort am Mount St. Helens passierte, war in seiner Dramatik nicht zu überbieten. Eine Eruption von unvorstellbarer Gewalt sprengte den Gipfelbereich und einen großen Teil der nördlichen Flanke des Berges weg. Asche und Gestein bedeckten eine Fläche von rund 550 Quadratkilometern. Innerhalb einer Zone von 10 km um den Berg erlosch nahezu alles Leben. Das Leben ist inzwischen zurückgekehrt, aber die Wolken verdecken leider die Narben, die dieser Vulkanausbruch hinterlassen hat. Eine Schneiderfahrt also, schade.
Je näher wir Seattle kommen, umso schöner und wärmer wird das Wetter. Wir checken im Sheraton ein und genießen nach mehreren kleinen Orten und Natur ohne Ende das Stadtleben. Blue Acre Seafood - lecker!
Mittwoch
Heute ist Seattle Sightseeing angesagt. Wir wollten unterwegs frühstücken, aber wie in jeder großen Stadt sind wir einfach zu früh dran. Um 8.30 Uhr hat noch alles zu und so wandern wir mit leerem Magen die leere Pike Street hinunter. Auf dem Weg liegt das Hard Rock Café, das wir später noch von innen sehen werden.
Am Pike Street Market, dort wo die Fische fliegen, ist es auch noch ziemlich ruhig, aber die Fischtheken sind dekoriert und haben geöffnet. Wir marschieren weiter die Waterfront entlang bis zu den zwei Stadien (Safeco Field, Baseball und QWest-Field, American Football). Von dort haben wir einen ersten schönen Blick auf die Skyline, die im frühen Licht des Tages zu leuchten beginnt. Als wir zurück im Zentrum am Pioneer Square sind, säumen die alten Ziegelbauten den Weg. Ein schöner Kontrast zu den Wolkenkratzern.
Ziemlich nah ist das Smith Building und auf dem gibt es ein Observation Deck im 35. Stock, das wir über einen historischen Fahrstuhl erreichen. Die 7,50 USD pro Person haben sich gelohnt. Von hier hat man einen tollen Überblick über Seattle und zwischen den Straßenschluchten blinzelt die Space Needle durch. Nur der Mount Rainier zeigt sich nicht, die Wolken versperren die Sicht.
Unser Weg führt uns weiter quer durch die Halbe-Million-Einwohner-Metropole. Interessante, teilweise schöne Neubauten liegen links und rechts von der Straße. Wir haben Seattle durchquert, als wir an der Space Needle ankommen. Die Schlange zur Erstürmung dieses 185 Meter hohen Wahrzeichens war uns aber zu lange und wir erwandern den Park, der anlässlich der Weltausstellung 1962 angelegt wurde.
Nachdem ein paar Einkäufe im Hotelzimmer deponiert sind, machen wir uns wieder auf den Weg zum Pier 52. Von dort fahren die Washington State Ferries nach Bainbridge Island. Diese Fähre, die nur 6,90 USD kostet, der Rückweg ist kostenlos, kann ich nur empfehlen. Das Schiff entfernt sich von der Stadt und irgendwann genügt ein Blick, um die komplette Skyline zu sehen. Das ist jetzt, als sich der Tag seinem Ende entgegen neigt, einfach fantastisch. Die Überfahrt dauert 30 Minuten. Wir sind dann nur kurz ausgestiegen, um gleich wieder für die Rückfahrt an Bord zu gehen.
Das Seaton Restaurant im stylischen Pan Pacific Hotel ist schwer zu finden. Das Essen und der Wein waren hervorragend, wenn gleich es ein nicht ganz billiges Vergnügen ist!
Donnerstag
Die Zeit rast nur so dahin. Wir müssen Seattle schon wieder verlassen und steuern auf die Landesgrenze zu. Blauer Himmel, ich trage zum ersten Mal eine kurze Hose und wir machen es uns auf der Interstate 5 gemütlich. Der Mount Rainier lässt sich endlich blicken, gigantisch und schön sieht er aus. Auf nach Vancouver!
Auf der Interstate 90 finden wir endlich einen Denny's, der die verbrauchten Kalorien unseres gestrigen ausgedehnten Stadtspazierganges wieder wett macht. Es ist der Exit 25, der uns zu einem kleinen Umweg verleitet. Wir fahren zu den Snoqualmie Falls. Zwar haben wir inzwischen genug Wasserfälle gesehen, aber das soll nun der Abschluss sein. Gigantische Wassermassen, die im freien Fall einen kräftigen Regenbogen erzeugen, werden von der Erdanziehung zurück auf Grund und Boden geholt. Diesen kleinen Abstecher war es wert. Und weil wir dann dachten, dass Cedar Falls auch noch einen Wasserfall in erreichbarer Nähe bietet, sind wir dort auch noch hingefahren. Aber wir hätten einen längeren Wandertag gebraucht. Beim Exit 38 würden noch die Twin Falls auf uns warten, aber jetzt haben wir wirklich genug.
Wieder zurück auf der Interstate 5 erreichen wir bald die kanadische Grenze. Als aber akkurat kurz vorher ein Schild an der Autobahn steht, das einen Peace Arch proklamiert, werden wir unruhig. Blinker gesetzt und mitten in einer Baustelle gelandet. Aber ihr wisst ja, das Wort Arch erzeugt bei uns immer ungeahnte Energieschübe. Vielleicht ist es ein Steinbogen im Meer und wir hätten uns in den Allerwertesten gebissen, wenn wir ihn nicht gesehen hätten. Nach einmal fragen haben wir auch die Baustelle irgendwie umschifft und sind in einem sehr gepflegten Park geraten. Am Parkplatz steht die Border-Control und ich zünde mir jetzt gleich mal eine Zigarette an, bevor es Richtung Strand geht, immer den Pfeilen zum Peace Arch folgend. Und dann sehen wir ihn. So eine Kacke! Der Friedensbogen ist ein Monument an der kanadisch-amerikanischen Grenze, zwischen den Städten Surrey in der Provinz British Columbia und Blaine im Bundesstaat Washington. Er befindet sich exakt an der Grenzlinie im Peace Arch Park, direkt im Mittelstreifen der Autobahn. Tja ...
Die Einreise nach Kanada ging schnell und problemlos. Die üblichen paar blöden Fragen und schon donnern wir mit Stempel im Pass weiter nach Norden. Achtung, die Meilenangaben sind jetzt Kilometern gewichen und nachdem ich weitsichtig bin und die Kilometerangaben auf der us-amerikanischen Tachoscheibe sehr, sehr klein sind, ist große Vorsicht geboten. Von donnern kann bei 100 km/h also keine Rede sein.
Vancouver sieht schon bei der Anfahrt toll aus und seit wir das letzte Mal in 1997 hier waren, hat sich natürlich viel getan. Die Olympischen Winterspiele dieses Jahr haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Schönheit dieser Stadt in einem Atemzug mit San Francisco genannt werden muss (nicht ganz, aber fast). Wir suchen etwas unser Hotel und sind völlig aus dem Häuschen, als wir unser Zimmer im Shangri-La beziehen. Einfach nur fantastisch. Wir haben eine Suite vom Feinsten mit allem, was man sich nur denken kann, auch wenn man es nicht braucht.
Bald schlendern wir noch ein Stück die Robson Street, die Einkaufsstraße in Vancouver, entlang zum Hafen runter, an der Küste entlang und über die Medal Plaza. Dort, wo die Siegerehrungen bei Olympia stattfanden, entsteht ein Brunnen. Zurück ins Hotel. Durst, die Hotelbar kommt wie gerufen. Wir essen im Coast Restaurant, - es war etwas hektisch und laut, aber das Essen war gut. Bereits jetzt steht fest, Vancouver ist eine Reise wert.
Freitag
Unsere Bedienung beim Frühstück im Hotel war aus Regensburg, aber nach 25 Jahren Abstinenz von der Oberpfalz, das ist ein Regierungsbezirk in Bayern, hörte sich das alles eher nach Österreich an. Sie hat mir meine Fehleinschätzung verziehen und hat ein gutes Frühstück serviert.
Wir gehen zu Fuß zur Waterfront, wo mittlerweile drei große Kreuzfahrtschiffe liegen. Der Blick auf die Bay und die gegenüberliegenden Berge ist schön. Im Morgenlicht wirkt der Kreuzfahrthafen mit seinen blütenweißen Zeltdächern modern, ja fast futuristisch. Alles andere als modern ist die Gastown. Wir gehen durch die Gassen, vorbei an der dampfbetriebenen Uhr und der Statue von "Gassy" Jack, der dem Bezirk seinen Namen gab. Es ist zwar nach wie vor eine Touristenanlaufstelle, aber ich finde, die Zeit ist vorbei und das nicht sehr saubere Viertel wirkt alles andere als einladend. Durch Chinatown, das von der Größe und Intensität nicht mit us-amerikanischen Städten mithalten kann, erreichen wir das BC Place Stadion. Gegenüber steht auch ein zentraler Schauplatz der Olympischen Spiele, nämlich das olympische Dorf. Es ist nach wie vor schönes Wetter, aber im Schatten tut eine leichte Jacke gut.
Als wir wieder im Hotel sind, steigen wir ins Auto und fahren zum Stanley Park. Es sind mehr die Blickwinkel auf die Stadt, die hier begeistern. Die "9 O'clock Gun" ist total eingezäunt, der Leuchtturm wird gerade renoviert und die Totempfähle, na ja, man hat sie schon oft gesehen, unser Ding ist das nicht.
Es geht weiter über die schöne Lions Gate Bridge nach West Vancouver. Über den Marine Drive, hier stehen wohl die teuersten Häuser von Vancouver, kommen wir zum Lighthouse Park. Der Vorort nennt sich Amble-Side und ist echt nett, mit kleinen Geschäften und einem großen Shoppingcenter. Nach einer kleinen Wanderung durch den Wald erreichen wir die Küstenlinie und den Leuchtturm. In der Bucht liegen riesige Frachtschiffe, die auf ihren Einlass in den Hafen von Vancouver warten. Der Blick von hier auf die Skyline ist fantastisch und empfehlenswert.
Unsere Tour geht nun zur Capilano-Suspension Bridge. Die haben echt einen Vogel. 5 Dollar für's Parken und 29,95 Dollar plus Tax pro Person Eintritt. Wobei die Brücke schon nett ist. Dahinter ein Labyrinth von Holzstegen, die hoch in die Bäume gebaut sind. Für Kinder vermutlich ein Paradies. Wir genießen das Schaukeln der Hängebrücke und die Gesichter von ängstlichen Menschen, die fast taumelnd und schmerzverzerrt ihre Angst zum Ausdruck bringen. Schisser!
So, es ist Zeit für einen Bergmarsch. Wir fahren zur Talstation des Grouse (sprich: graus) Mountain, schnüren unsere Wanderschuhe und wollen den berühmten Trail nach oben. Mit der Seilbahn wäre es einfacher, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Wasser eingepackt und auf zum Trailhead. Aber siehe da, oh Graus, ein überdimensionaler Zaun versperrt den Weg. Alles rütteln hilf nichts, es ist abgesperrt. Auf die Frage in der Talstation, was das soll, bekommen wir die Auskunft, dass die Winterschäden an dem Weg noch beseitigt werden müssen. Das sollten die mal in unseren Alpen probieren. So ein Mist, unglaublich. Wir sind stinksauer. Aber mit der Seilbahn fahren wir auch nicht hoch, das lässt die Bergsteigerehre nicht zu, obwohl es von oben einzigartig ist, auf Vancouver herabzublicken. Aber wir waren ja schon mal oben.
Die spontane Idee, mit dem Auto nach Whistler zu fahren, um einen weiteren Ort der Olympischen Spiele näher kennenzulernen, entpuppt sich bald als undurchführbar. Es geht zu langsam voran und es wären doch 100 Kilometer bis dort hin. Also genießen wir die schöne Landschaft und drehen dann irgendwann um. Bei der Horseshoebay kommen wir wieder auf den Marine Drive und entdecken eine Zufahrt, über die ein kurzer Weg wieder ans Meer führt. Nachdem es bereits später Nachmittag ist, leuchtet die langsam untergehende Sonne Vancouver an. Es ist schön hier und die Aussicht ist perfekt.
Es ist eine Qual zurück durch die links und rechts stehenden Villen der Reichen und vermutlich Schönen und je näher wir der Lions Gate Bridge kommen, desto mehr Stop-and-Go. Dann ein elender Stau und als wir die Brücke endlich erreichen, wird klar warum. Von zwei Seiten kommen vier Fahrspuren zusammen und quetschen sich auf eine Spur über die Brücke. Das kann nicht gut gehen. Gut, dass auch die Kanadier Gutmenschen sind, bei uns würde es Mord und Totschlag geben.
Zurück im Hotel, beim Concierge für das Abendessen reservieren lassen und nach der Körperpflege eine Bar gesucht. Wir wollten eigentlich ins Hard Rock Cafe, das 1997 hier in der Nähe irgendwo stand, aber offensichtlich gibt es die Bude nicht mehr. Also suchen wir, am Freitagabend ist natürlich alles voll. Im Grand Hyatt haben wir Glück und so kann ein nicht so erfolgreicher Tag ein friedliches Ende zu nehmen.
Das Hy's, ein Steakhouse, ist trotz genauer Adresse kaum zu finden, da nur auf dem Fußabstreifer vor dem Lokal der Name steht. Elitäres Gehabe! Aber mit einmal fragen war es entdeckt. Das Lokal erinnert an ein Schloss, das Essen war wirklich super!
Samstag
Heute lassen wir das Frühstück ausfallen, wir sind noch so voll von gestern abend.
Es geht die Burrard Street entlang und über die gleichnamige Brücke zum Vania Park. Der ist ganz nett und von hier hat man einen schönen Blick auf die Stadt. Eigenwillige Kunstwerke stehen sozusagen als Rahmen für die Kulisse da.
Granville Island, die Halbinsel, vollgepfropft mit Geschäften mit allen möglichen und unmöglichen Dingen, ist unser nächstes Ziel. Es ist schon ziemlich was los. Im Market Place haben uns zwei Wiener angelacht, jetzt nichts Falsches denken, denn Wiener sind bei uns in Bayern Frankfurter. Egal wie man sie nennt, aber die waren wirklich gut. Dazu ein Baguette, schöne Brotzeit. Nachdem wir das ganze Areal abgegangen sind, entern wir den Aquabus zu Stamps Landing. Die Boote sind heiß, Nussschalen mit Motor, sie kommen mir vor, wie aus einem Mickey-Mouse-Heft. Wir tuckern entlang des False Creeks, umrahmt von Vancouver.
Kaum 100 Jahre ist Vancouver alt, und doch ist es heute mit gut 1,6 Millionen Einwohnern die größte Metropole Westkanadas. Die einstige Bahnstation am Ende der Transkanada-Linie hat sich zum kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des Westens gemausert - und zur unbestritten schönsten Stadt des ganzen Landes. Zwischen Fjorden und grünen Bergen entstand eine lebensfrohe und durch den starken Bezug zu Asien auch sehr kosmopolitische City. Und es gibt hier weniger dicke Menschen als in den USA. Man sieht auch kaum Fast-Food-Restaurants, aber es liegt wohl eher an den zahllosen Sportmöglichkeiten, die das Wasser und die Berge bieten.
Wir haben Glück als wir am Olympischen Dorf sind, heute ist nämlich großer Verkaufstag für die Wohnungen. Das heißt, es ist was los, aber vor allen Dingen, es ist offen. 425.000 CDN bis 8.000.000 CDN kosten die Immobilien. Ganz schön happig, aber die Lage ist natürlich schon fantastisch und das Dorf ganz toll angelegt. Unten am Fluss ist ein Drachenboot-Rennen. Die rund 20 Ruderer pro Boot hauen sich mächtig rein und erzeugen nicht geahnte Geschwindigkeit. Am Ende des False Creek, dort wo die in der Sonne leuchtende Kugel der Sience World steht, ist das Ziel.
Wir gehen über Chinatown und Gastown zurück ins Hotel und nachdem ein paar Nebensächlichkeiten erledigt sind, sind wir wieder auf der Robson Street unterwegs. Aber in Kanada ist das Shopping teuer, vergleichbar mit den Preisen zuhause. Also kein Grund, sich etwas Nutzloses zu gönnen.
Gegenüber Granville Island, also auf der anderen Seite des False Creek, ist das Restaurant C. Das Essen war sehr gut.
Sonntag
Heute wird Boot gefahren und zwar mit Kind und Kegel und dem Auto. Wir brauchen 35 Minuten, bis wir den Fährhafen in Tsawassen erreicht haben. Pünktlich heißt es Leinen los und wir tuckern in südliche Richtung Vancouver Island entgegen. Die hohen, schneebedeckten Berge der Olympic Mountains kommen näher, Begegnungen mit anderen Fähren und Schiffen machen die Fahrt sehr kurzweilig. Das Fernglas ist immer im Anschlag, denn vielleicht hüpft ja ein Killerwal über den Bug. Aber es bleibt leider ruhig und wir hoffen, dass sich die Ungetüme morgen beim Whalewatching sehen lassen. Deshalb sind wir schließlich auch hier.
Als unsere Pneus wieder Teer unter den Füßen haben, geht es den Transcanadian Highway No. 1 in Richtung Küste bis nach Sooke, das wir nach gut einer Stunde Fahrt erreichen. Mitten im Urwald parken wir unser Auto und schnüren unsere Wanderschuhe. Der Regen hat aufgehört und durch die Baumwipfel blinzeln die ersten Sonnenstrahlen, es wird sogar warm.
Der Weg führt rund 1,5 Kilometer durch einen schönen Regenwald mit tausenden von Farnen und bizarren Bäumen. Nach gut 20 Minuten haben wir die Küste erreicht. Ein tolles Panorama öffnet sich. Die gigantischen Olympic Mountains scheinen das Meer zu umschlingen, kleine vorgelagerte Inseln geben der Küste ihr Profil. Wir wandern den Coast Trail entlang, immer wieder unterbrochen von Pausen, um die Aussicht zu genießen und Ausschau nach Walen zu halten. Aber nur eine Robbe steckt ihren Schädel aus dem Wasser, um uns mit Gleichgültigkeit zu begrüßen und sogleich wieder abzutauchen. Ideales Walfutter, aber die Orcas sind irgendwo, nur nicht hier. Nach zwei Stunden sind wir zurück am Auto.
Unser Hotel liegt etwas abseits vom Zentrum Victorias, aber es ist bewusst gewählt, da morgen direkt vor dem Hotel unsere Whalewatching-Tour abgeht. Vom Zimmer haben wir einen schönen Blick auf die Bay, Victoria und auf einen Flugplatz. Ja, ehrlich, denn just hier landen und starten Wasserflugzeuge. Es ist interessant sie zu beobachten, wie die Maschinen mit Getöse das Wasser durchschneiden und abheben. Dass sie das bereits um 7 Uhr morgens tun, ist nicht so der Hit.
Wir machen erste Erkundungen durch Victoria und beschließen den Tag mit einem guten Abendessen im Pescatore, einem Italiener nahe dem Empress Hotel.
Montag
Als um 7 Uhr die ersten Wasserflugzeuge
durch unser Hotelzimmer donnern, kündigt sich der Tag bereits gut an. Noch freuen wir uns auf die ersten Orkas, auch wenn es noch etwas dauern wird. Gestern bekamen wir den Anruf, dass der Start unserer Tour von 9 auf 13 Uhr verschoben wird. Blöd, da der Tag total auseinander gerissen ist.
Als die ersten Wal-Sichtungstrupps der hiesigen Veranstalter wieder in den Hafen einlaufen, sind wir bereits auf den Beinen und gehen zum Fishermans Wharf. Das kleine Dorf aus Hausbooten ist wirklich nett. Schön geschmückte und angemalte Häuser gaukeln dem Touristen eine heile, ungewöhnliche Welt vor. Geschäfte und Restaurants ergänzen die malerische Idylle. Es lohnt sich wirklich, sich das anzuschauen. Nach einem kleinen Frühstück ziehen wir weiter zum Inner Harbor und zum Empress Hotel. Es sieht aus wie ein Schloss und innen fühlt man sich wie im 19. Jahrhundert. Aber nun zurück zum Hotel, warm anziehen und dann geht es auf.
Einchecken und Leinen los, - mir kommt das Buch von Frank Schätzing, der Schwarm, in den Sinn, als die Orkas, fälschlicherweise auch Killerwale genannt, die Boote und Menschen angreifen. Das muss nicht sein, aber natürlich wäre es schön, wenn die Ungetüme sehr nahe kommen. Je weiter wir uns vom Land entfernen, desto kälter wird es. Und, wie könnte es anders sein, es beginnt zu regnen. Gott sei Dank hat unser Vessel auch eine Kabine, so dass man sich immer wieder mit einem Kaffee aufwärmen und trocknen kann. Und so tuckern 9 Personen, unser Guide war eine Deutsch-Studentin, hat aber kaum ein Wort Deutsch gesprochen, auf das offene Meer.
Schweinswale ins Sicht. Die Teile sind eher Delfine und ihre winzigen Rückenfinnen sind alles andere als interessant und schon gar nicht für ein Foto geeignet. Wo sind die Orcas. Diese Frage stellt sich auch unser Kapitän und er funkt mit seinen Kollegen, um den Platz zu finden. Es geht mit Vollgas voran, dann wird der Motor abgestellt und wir treiben im offenen Meer. Der Kapitän hält mit dem Fernglas Ausschau und mein rechter Zeigefinger klebt vermutlich schon am Auslöser der Kamera fest. Immer wieder Positionswechsel, aber nichts. Vermutlich haben sie dann irgendwann auf das Ersatzprogramm umgeschaltet und uns, an einem Leuchtturm vorbei, zu Seelöwen und Seeelefanten gekarrt. Aber die sehe ich im Münchner Tierpark auch. Der wirkliche Höhepunkt war ein Weißkopfseeadler, der auf einer kleinen Insel wohl auch Ausschau auf die Killerwale gehalten hat. Nach 3,5 Stunden ist Schluss, eine absolute Enttäuschung. Werden diese Guides eigentlich nicht psychologisch geschult? Vermutlich nicht, denn sonst hätte sie nicht versucht, diese Enttäuschung klein zu reden. Es sei doch ein Erfolg gewesen, - rede keinen Mist, Mädel.
Wir machen uns das 3. Mal auf den Weg in die Stadt und sehen uns Downtown und den Bastion Square an. Victoria ist schon eine nette kleine Stadt und die imposanten Gebäude des Empress Hotels und des Staatspalastes sind sehr schön. Nach dem sehr guten Essen im Earl's gehen wir zurück ins Hotel, holen das Stativ und bewundern nach Einbruch der Dunkelheit das beleuchtete Empress und das mit Lichterketten geschmückte Parlamentsgebäude. Es lohnt sich wirklich und als sich die Skyline im Wasser spiegelt, ist die Enttäuschung des Tages schon fast vergessen.
Dienstag
Es regnet und hat 12 Grad Celsius. Wird es Winter? Es geht zurück in die USA und nachdem die bekannten Reiseformalitäten auch bei der Einreise aus Kanada durchgeführt werden müssen, lotsen sie uns bereits 90 Minuten vor Abfahrt an die Fähre.
Als wir die Strait of Juan de Fuca in Richtung USA queren, ist unsere letzte Chance doch noch Orkas zu sehen, gekommen. Aber wir haben erneut Pech und so steuern wir durch schlechtes Wetter dem Olympic National Park entgegen. Nach einer Stunde und 40 Minuten sind wir in Port Angeles. Der Regen setzt ein und noch ist nicht vorhersehbar, dass mit diesem Regen eine Odyssee beginnt. Alle Tagesziele sind gestrichen. Die Hurricane Ridge ist wegen Schnee nicht erreichbar und die sonstigen Sehenswürdigkeiten sind nicht so der Hit, dass es lohnen würde. Und so fahren wir immer die US 101 nach Süden in der Hoffnung, dass das Wetter besser wird. Links und rechts Wald, der bei diesem Wetter noch eintöniger wirkt. An den Marymere Falls hätten wir 1,5 Stunden wandern müssen, aber nicht bei diesem Wetter.
Als wir nach 232 Meilen den Columbia River erreichen, haben wir den Staat Washington komplett durchquert. Die imposante und schöne Megler Bridge führt über den Fluss nach Astoria. Wir checken ein und ziehen los.
Astoria ist erst auf den zweiten Blick ein ganz netter Ort mit einer kleinen Oldtown und einigen netten Häusern. Es gibt einen Trolley, der an der Riverfront entlang fährt und einige kleine Lokale und Cafes. Wir entscheiden uns für die Fort George Brewery, etwas abseits in der Duane Street. Gutes Bier und anständiges Essen beschließen den Tag.
Mittwoch
Die Sonne scheint noch, aber die Vorhersage ab Mittag ist grausam, vor allem an der Küste. Nach einem kleinen Frühstück starten wir zu unserer Sea-Arch-Rally; wir wollen die nächsten zwei Tage unzählige Steinbögen, die im Meer stehen, besuchen. Noch ahnt niemand, dass der heutige Tag ... aber dazu später mehr.
Es geht die 101er nach Süden und bereits nach gut 20 Meilen sind wir im Ecola State Park. Die 5 Dollar Gebühr sparen wir uns, denn wir haben keinen passenden Schein und die Kreditkartenfunktion des Automaten ist wohl dem nasskalten Wetter zum Opfer gefallen. Als wir am Parkplatz angekommen sind, ist der Sea Lion Rock bereits auszumachen. Wir gehen zum Strand und wandern nach Süden. Kleine Kletterei, um ein paar Felsen zu überwinden und dann einen Hügel hinauf, der nach den Regenfällen alles andere als gut zu erklimmen ist. Aber diese Perspektive lohnt. Ein schöner Steinbogen und Sea-Arche haben zudem sowieso etwas besonderes.
Es geht weiter voran, aber das Wetter wird immer schlechter. Als wir im Dorf Twin Rocks sind, wird der kurze Weg zum Strand eine nasse Angelegenheit. Der linke der Zwillingsfelsen ist ein Arch und beide stehen so robust in der Meeresbrandung, dass so ein bisschen Regen nicht tragisch ist. Weitere 3 Meilen südlich steht der Crab Rock. Ein ganz anderer Felsen, der direkt neben der 101er steht.
Weiter nach Süden. In Tillamook geht es ab zum Cape Meares an die Agate Beach. Hier stehen die Three Arch Rocks und weitere Steinbögen. Aber der Regen ist inzwischen zum Wasserfall mutiert. Als wir an der Küste stehen und die Blicke zu einem Seaarch richten, ist nichts mehr außer Umrisse zu erkennen. Es ist grausam und vor allen Dingen soll es die nächsten Tage so bleiben.
Es ist 12.35 Uhr Ortszeit. Als die Zigarette nicht mehr brennen will, da sie der Regen mehr oder weniger auslöscht, treffen wir eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der den Regen nicht erlebt hat. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der eine Flucht nicht als Abenteuer empfindet. Eine Entscheidung, die unvernünftig, aber unumgänglich ist: Unser nächstes Ziel liegt knapp 1.800 Kilometer südlicher. Rein ins Auto, wir fahren nach Las Vegas!
Die Oregon 22 bringt uns nach Osten. Es geht leider nicht schnell voran, denn es ist eine kleine Landstraße. Es schüttet weiter und in Salem erreichen wir endlich die Interstate 5, kurz bevor die Welt untergeht. So ein Unwetter hatten wir hier noch nie, auf nach Süden. Nach knapp 200 Meilen scheint zum ersten Mal wieder die Sonne, aber es regnet immer wieder. Irgendwann gibt es endlich Berge ohne Bäume, - juhu! Nach 486 Meilen biegen wir auf die CA 89 und diese Straße führt meilenweit und schnurgerade durch den Wald. Es dämmert inzwischen und es erfordert höchste Konzentration, das Wild am Straßenrand zu beobachten: Wildwechsel! Außerdem regnet es wieder, so dass unsere Flucht alles andere als spaßig ist.
Nach 14,5 Stunden, ja, das Leben kann manchmal hart sein, und 700 Meilen haben wir es bis Reno geschafft und checken ins Silver Legacy für eine Nacht ein. Der Himmel ist sternenklar, Zwischenziel erreicht! Ich setze mich noch kurz an meinen PC und buche ein Hotel in Las Vegas. Das Aria im neuen City Center haben wir vor drei Wochen schon besichtigt und jetzt wollen wir in diesem neuen Hotel wohnen. Das haben wir uns verdient, denn von Astoria nach Reno in einem Tag mit Sightseeing am Vormittag, das macht uns so schnell keiner nach.
Donnerstag
Erst heute früh entdecken wir den tollen Blick aus unserem Hotelfenster auf die Berge. Wir haben herrlichstes Wetter. Na, wer sagt's denn!
Zehrer's auf der Flucht Teil II kann beginnen.
Sehr entspannt setzen wir unseren Ford Flex auf die Interstate 80 nach Osten und nachdem das Abendessen gestern ausgefallen ist, freuen wir uns auf ein Frühstück. Leider übersehen wir den Dennys am Stadtrand und dann kommt lange nichts mehr. Wir verlassen die Berge rund um Reno und biegen auf die Nevada 50 nach Süden in die Wüste ab. In Fallon gibt es dann das lang ersehnte Futter. Jerrys Restaurant, ein typisch amerikanisches Diner, war den Stopp wert.
Die US 95 ist neu geteert und so geht es ziemlich zügig voran. Kurz bevor die 95er mit der 6er zusammenläuft, kommt rechts die Columbus Salt Marsh. Der Salzsee sieht toll aus vor den rot-braunen Felsen, im Hintergrund die hohen schneebedeckten Berge der Sierra Nevada. Nun sind wir endlich wieder in den USA angekommen, wie wir es lieben. Goldfield, ein noch lebendes Museum, wird bald zur Ghost-Town abkacken. Die Wüste blüht in den schönsten Farben. In Beatty haben wir schon 85 Grad und die Trauer um die verpassten Sea-Arche ist verschwunden. Der Meilenzähler springt auf 5.000. Und just in diesem Moment beginnt es im Auto zu klingeln. Der Ölwechsel ist fällig, aber die können mich mal.
Als wir auf der Interstate 15 im fünfspurigen Stau stehen und das Thermometer 101 Grad Fahrenheit anzeigt, ist unsere Flucht vorbei. Wir bekommen ein schönes Zimmer im 19. Stock des Aria Hotels. Die Aussicht ist gigantisch und das Hotel ist wunderschön. Alles neu, denn die Eröffnung war erst im September 2009.
Erster Drink an der View Bar, Abendessen im Sensi im Bellagio und dann an die La Scena Bar im Venetian mit toller Live-Musik. Einfach super, wir sind zuhause!
Freitag
Blauer Himmel, Sonne, Palmen und Pool, es ist perfekt!
Erst mittags, als der Wind zunimmt, verschwinden wir im Fashion Island, um Einkäufe zu machen. Wir reservieren im American Fish im Aria zum Abendessen und ich ziehe nochmal los, um das neue City Center zu fotografieren.
Samstag
Der kleine Umweg hat natürlich zusätzlich den Nachteil, dass der Weg nach San Francisco länger als geplant wird. Wir verlassen Las Vegas und hatten Glück mit dem gestrigen Tag, da das Wetter heute umschlägt.
Frühstück bei Denny's und dann die Fahrt nach San Francisco, für die wir inzwischen weder eine Karte, noch ein GPS brauchen. Wir umrunden die Sierra Nevada und fahren dann auf der Interstate 5 nach Norden. Über die Oakland Bay Bridge sind wir nach 561 Meilen im Hotel. Und als wir nach dem Abendessen im Knuckles noch einen Spaziergang auf dem Fishermans Wharf machen, ist es schon wieder ziemlich kalt. Aber es regnet nicht.
Sonntag
Als wir aufwachen ist keine Wolke am Himmel zu sehen. So ist San Francisco zu uns, ein Traum. Es ist zwar weiterhin nicht warm, aber das nehmen wir dankend an, wenn es nur nicht regnet.
Unsere letzte Wanderung in diesem Urlaub führt uns zu den Alamere Falls. Aber zuerst Frühstück in Mel's Diner auf der Lombard Street, bevor wir über die Golden Gate Bridge und die Highway No. 1 nach Stinson Beach fahren. Nach gut 30 Meilen sind wir am Palomarin Trailhead.
Links von den Toiletten startet der Weg, der Coast Trail. Wir folgen immer den Schildern zum Wild Cat Camp. Es beginnt die Wanderung durch einen Zauberwald, der schon bei ein bisschen Wind knarrt und knurrt. Dann geht es an der Küste entlang, - es ist wunderschön hier. Um einen Einschnitt zu umgehen, nimmt der Weg Abschied von der Küste und führt dann an zwei wunderbaren Seen vorbei (Bass- und Pelikan Lake). Erst kurz von den Fällen sind sie auf einem Schild angeschlagen; es geht durch Gebüsch Richtung Meer.
Zuerst treffen wir auf die Upper Falls, die schon sehr schön sind. Und dann geht es hinab zum Meer. Dieses kurze Stück ist ein bisschen knifflig. Gute Wanderschuhe sind Pflicht. Aber wir schaffen das mit Ruhe, Geduld und Vorsicht. Fast ehrfurchtsvoll stehen wir jetzt am Strand, dort wo die Wasserfälle vor uns ins Meer fallen. Eine gigantische Szenerie: Wasserfälle, Strand und das tosende Meer. Einfach nur toll!
Wir sind fast 4 Stunden unterwegs, als wir nach gut 14 Kilometern wieder am inzwischen überfüllten Parkplatz ankommen.
Ein Ziel haben wir noch, den Sailing Arch. Aber der liegt südlich von San Francisco. Leider wurde es eine Schneiderfahrt, da Martins Beach wegen Bauarbeiten geschlossen ist. Wir suchen alternative Zugänge, aber es klappt nicht. Dafür kaufen wir uns auf der Rückfahrt Erdbeeren und Pfirsiche direkt vom Bauern, der an der Straße sein Geschäft aufgeschlagen hat. Es scheint ein einträgliches Geschäft zu sein, denn es ist ziemlich was los.
Wir haben einen Tisch in der Waterbar am Embarcadero reserviert. Das Lokal liegt fast unter der Oakland Bay Bridge und so haben wir natürlich einen herrlichen Ausblick auf die Bay. Coole Location, gutes Essen, guter Wein.
Montag
Heute ist unser City-Tag in San Francisco, die letzten Einkäufe werden erledigt und wir marschieren wieder ein paar Meilen kreuz und quer durch diese wunderbare Stadt.
Vom Concierge lassen wir uns ein Steak-Lokal empfehlen. Wir wollten zwar ein einfaches Lokal, aber auf der Reservierungsbestätigung haben wir gelesen, dass ein Hemd angebracht ist. Na ja, im Endeffekt ist es, insbesondere in den USA, fast egal, mit was man auftaucht. Das Essen war sehr gut.
Dienstag
Es war gestern so angenehm warm in San Francisco, dass uns der heutige Nieselregen etwas enttäuscht. Aber der Himmel weint halt, denn 4 Wochen USA gehen zu Ende. Wir unternehmen noch einen Versuch, den Sailing Arch zu erreichen, aber leider keine Chance an die Martins Beach zu kommen. Dafür gönnen wir uns ein ausgezeichnetes Frühstück in Joes Restaurant in der Half Moon Bay.
Es geht zurück zum Hotel, duschen und die letzten Sachen packen. Es fängt wieder an zu regnen, als wir das Auto beladen, so dass an einen Spaziergang nicht zu denken ist. Also machen wir halt eine Spazierfahrt und nehmen eine große Runde um die Bay. Irgendwann sind wir wieder in Sausalito und nehmen im Horizon, einem Lokal direkt am Meer mit wunderbarem Blick auf die Skyline von San Francisco, einen Caesars. Den haben wir allerdings vom letzten Jahr schmackhafter in Erinnerung.
Als wir wie immer zu früh am Flughafen ankommen, erfahren wir, dass unser Flug 1 Stunde und 40 Minuten Verspätung hat, da der Flieger aus München wegen technischer Probleme schon 2 Stunden zu spät in SFO landet. Wir schlagen uns in der Business Lounge den Bauch voll, nicht weil wir Hunger haben, sondern nur, um die Zeit zu überbrücken. Wir haben uns vorgenommen, den letzten Tag künftig besser zu planen und auch für Regenwetter Alternativen zu erarbeiten.
Die Verspätung ist auf 3,5 Stunden angewachsen und um 0.30 Uhr starten wir endlich, nachdem der Pilot einmal wieder auf die Halteposition zurück fährt und ein Techniker am Flugzeug Hand anlegt. Das Abendessen kommt sehr schnell, aber es hat nur noch die Vorspeise Platz. Zur Nachspeise gibt es eine Schlaftablette und schwupps, nach 7 Stunden, wachen wir erholt wieder auf. Die restliche Zeit, nur noch 2 Stunden, ist ein Klacks in der Business Class.
Die Planung 2011 läuft!